Hagakure. Jocho Yamamoto
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Название: Hagakure

Автор: Jocho Yamamoto

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783159618241

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СКАЧАТЬ geboren. Er zeigte früh literarisches Talent und wurde deshalb 1696 Sekretär Fürst Tsunashiges. Nach dessen Tod im 12. Monat 1706 setzte er seine Arbeit für den vierten Nabeshima-Fürsten Yoshishige fort, wurde aber im 5. Monat 1709 aus unbekannten Gründen seines Postens und seines Lehens enthoben. Weil es rōnin verboten war, in der Nähe der Burg Saga zu wohnen, zog er nach Gongenbaru im Dorf Kanadate, etwa anderthalb Kilometer von Jōchōs Einsiedelei entfernt. Dadurch kam es am 5. Tag des 3. Monats 1710 zum ersten Besuch Tsuramotos bei Jōchō: Die Notierung und Zusammenstellung des Hagakure nahm seinen Anfang. Im Verlauf der nächsten sechs bis sieben Jahre machte sich Tsuramoto Notizen von ihren Konversationen und fasste diese Notizen bis 1716 (also drei Jahre vor Jōchōs Tod) hauptsächlich in den ersten beiden Bänden des Hagakure zusammen.

      Jōchō verstarb schließlich im Alter von 60 Jahren am 10. Tag des 10. Monats 1719. Seinem Wunsch gemäß wurden bei seiner Einäscherung keine rituellen Gebete gesprochen. Dies führt Koga Hideo (1917–2002) auf die religiöse Überzeugung zurück, dass solche Gebete die Seele ins buddhistische Paradies führen würden. Aber in der Einleitung zum Hagakure hatte Jōchō darauf bestanden, siebenmal als Samurai des Nabeshima-Klans wiedergeboren zu werden, um auch in Zukunft dem Fürstenhaus dienen zu können.49

      Tashiro Tsuramoto dagegen wurde im 8. Monat 1731 zum Sekretär des fünften daimyō von Saga Muneshige ernannt, dem Jōchō 16 Jahre zuvor sein »Vermächtnis« überreicht hatte. Als offizieller Protokollant und geheimer Dokumentenbeschaffer wurde Tsuramoto dann in Edo stationiert: Dort wurde er für seine Verdienste belobigt und erhielt eine erhebliche Gehaltserhöhung. 1748 verstarb er im Alter von 70 Jahren.

      Die Überlieferung des Hagakure

      Bis heute konnte kein Originalmanuskript von Tashiro Tsuramoto gefunden werden, aber aus der Tatsache, dass über 40 handschriftliche Kopien existieren, geht klar hervor, dass das Hagakure bis zum Ende der Edo-Zeit unter dem Kriegeradel Sagas relativ verbreitet war.50 Dabei werden die verschiedenen Versionen des Hagakure in drei Zweige oder Strömungen unterteilt, nämlich in die Kashima-Fassung, die Koyama-Fassung und die Kōhaku-Fassung, die sich jeweils in einzelnen Details, wie z. B. der Zahl der Paragraphen, oder auch in einzelnen Schriftzeichen, die beim Kopieren missverstanden und falsch abgeschrieben wurden, unterscheiden.51

      Die Tatsache, dass das Werk bis Ende der Meiji-Zeit nie gedruckt, sondern durch handschriftliches Kopieren und Weiterreichen überliefert wurde, bedeutet aber auch, dass über den genauen Abschluss der Arbeit am Manuskript nichts bekannt ist. Aus Daten, die in manchen Manuskripten vermerkt sind, wird angenommen, dass es zum großen Teil zwischen 1710 und 1716 geschrieben wurde, aber erstens lässt sich für das Jahr 1716 keine Bestätigung finden, und zweitens zeigt die Nennung eines Datums aus dem Jahre 1740 im fünften Band, dass das Hagakure keineswegs 1716 fertiggestellt war. Darum wird davon ausgegangen, dass die kompletten elf Bände irgendwann in den 30 Jahren zwischen 1716 und 1748 zustande gekommen sind.52

      Anfangs scheint der Text nur von einzelnen Personen kopiert worden zu sein, bis es sich weit genug verbreitete, dass zum Beispiel unter den Truppführern der Wachmannschaften in Nagasaki regelmäßige Lesegruppen organisiert wurden. Gegen Ende der Edo-Zeit wurden in der Saga-Domäne dann auch Studiengruppen eingeführt, die möglicherweise aufgrund der ausländischen Gefahr, wie sie sich durch immer öfter eintreffende Schiffe der europäischen Kolonialmächte bemerkbar machte, eine spirituelle Stärkung des Militärs zur Absicht hatten.53 Allerdings, so ist zu bedenken, gibt es einerseits keinen Hinweis darauf, dass das Hagakure über die Grenzen Sagas hinaus bekannt gewesen wäre, und andererseits wurde das Hagakure nicht einmal als Lehrbuch des Kōdōkan akzeptiert, der 1781 gegründeten Domänenschule Sagas, die hauptsächlich ein konfuzianisches Curriculum verfolgte und sich die Ausbildung von »Führern der menschlichen Moral« zum Ziel gesetzt hatte. Als Gründe für die Ablehnung könnte man die Kritik ausländischer Lehren, zu denen ja auch der Konfuzianismus gehörte, die gotteslästerlichen Aussagen und das Ideal des verwegenen Haudegens im Hagakure verstehen, die nicht mit den Idealen einer konfuzianischen Ausbildung zu vereinbaren waren.54

      Aber es dauerte bis 1906, bis Nakamura Ikuichi die erste allgemein erhältliche, gedruckte Version des Hagakure herausgab, die allerdings nur ungefähr ein Fünftel des Gesamttexts umfasste und wenig Beachtung fand. Erst ein Jahr zuvor hatte dagegen der einflussreiche Philosophieprofessor Inoue Tetsujirō (1856–1944) eine umfassende Sammlung von Bushidō-Texten der Edo-Zeit in drei Bänden publiziert, in der das Hagakure aber gar nicht erwähnt wurde.55

      1935 veröffentlichte dann der aus Saga stammende Kurihara Kōya mit dem Hagakure-no Shinzui (»Die Essenz des Hagakure«) die erste umfassende Interpretation des Werkes und brachte 1940 mit dem Hagakure Kōchū (»Das revidierte Hagakure mit Anmerkungen«) sowohl die erste Gesamtversion als auch die erste Fassung mit umfassenden Anmerkungen heraus. Doch erst mit der Ausgabe des berühmten Moralphilosophen und Nationalideologen Watsuji Tetsurō (1889–1960) bei Iwanami Bunko – der japanischen Entsprechung des Reclam Verlags –, auf der auch die vorliegende Übersetzung basiert, wurde das Hagakure noch im gleichen Jahr 1940 einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

      Das auf diese Weise erwachte breite Interesse führte zu einer Welle von Veröffentlichungen, die sich auf das Hagakure bezogen, wie etwa auch Lesebücher für Schulen. Die Fülle an Publikationen in der zweiten Hälfte der 1930er und Anfang der 1940er Jahre zeugt von der um sich greifenden Einflussnahme des japanischen Militärs auf alle Aspekte der japanischen Gesellschaft. Dies äußerte sich zum Beispiel auch in dem Putschversuch vom 26. Februar 1936, bei dem mehrere Staatsminister ermordet wurden und der trotz seines Scheiterns die fortschreitende Kontrolle des Militärs über die japanische Politik zur Folge hatte, was Ende 1941 zum Angriff auf Pearl Harbor und damit zum Eintritt Japans in den Zweiten Weltkrieg führen sollte. In diesem Zusammenhang argumentiert Yamamoto Hirofumi (geb. 1957), dass das »Ideal des draufgängerischen Haudegens«, wie es im Hagakure vertreten wird, im Zweiten Weltkrieg hervorragend zur Denkart des japanischen Militarismus gepasst habe, weil man Soldaten und Untertanen brauchte, die auch in einem verzweifelten, hoffnungslosen Kampf nicht aufhören würden zu kämpfen.56

      Mit der japanischen Kapitulation sowie der Entmilitarisierung Japans nach 1945 durch die amerikanischen Besatzungsstreitkräfte wurden die martialischen Traditionen im Allgemeinen und angeblich militaristisches Schriftgut wie das Hagakure im Besonderen verboten, während wirtschaftliche Not das generelle Interesse an kriegerischem Gedankengut zum Erliegen brachte. Und obwohl der Iwanami-Verlag 1965 eine revidierte Fassung von Watsujis Buch von 1940 herausgab57 – eine Fassung, die im Jahre 2006 ihre 35. Auflage erreicht hat –, fand das Hagakure nach dem Zweiten Weltkrieg erst wieder mit dem Putschversuch Mishima Yukios (1925–1970), der von vielen Kritikern für den wichtigsten japanischen Romanautor des 20. Jahrhunderts gehalten wird, weitere Beachtung.

      In seiner literarischen Karriere hatte Mishima eine immer stärker werdende Obsession für Blut, Tod und Selbstmord, ein Interesse an selbstzerstörerischen Charakteren und einen Widerwillen gegen die Langeweile und Sterilität des modernen Lebens gezeigt. Er fühlte sich stark angezogen von dem strengen, unbeugsamen Patriotismus und dem martialischen Geist der japanischen Vergangenheit. Daher gründete er 1968, ein Jahr nach einem zweimonatigen Erfahrungskurs58 in den japanischen Selbstverteidigungsstreitkräften, eine Privatmiliz mit dem Namen Tate-no-Kai, die »Schildgesellschaft«, die sich darauf verschwor, den Kaiser als die Essenz der japanischen Nation zu beschützen. Am 25. November 1970 übernahm Mishima mit vier ausgesuchten Mitgliedern seiner Schildgesellschaft die Kontrolle über das Büro des kommandierenden Generals im Zentrum Tōkyōs, von wo aus er vor tausend Soldaten vergeblich zum Sturz der japanischen Nachkriegsverfassung mit ihrem festgeschriebenen Verzicht auf Krieg und Militär aufrief. Nach dem Scheitern des Putsches, mit dem er vielleicht von Anfang an gerechnet hatte, beging Mishima seppuku. Dieser schockierende Vorfall lenkte die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit unter anderem auf den 1967 von ihm veröffentlichten Kommentar Hagakure Nyūmon (»Einführung СКАЧАТЬ