Название: Kuchen für die Aliens
Автор: Melisande Arven
Издательство: Bookwire
Жанр: Книги для детей: прочее
isbn: 9783969443095
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„Mugu“, sagte Ino Mmah und brach die Ringfrucht auseinander.
Sofort rann ein gelbes Mus heraus und er forderte Kaya auf es heraus zu lutschen. Mugu schmeckte süßlich-herb. Kaya fielen sofort unzählige Kuchenrezepte ein, wozu das gut passen würde. Ino aß ausschließlich Muffins. Kaya hätte sich gerne mit ihm unterhalten. Was er wohl dachte? Er sah ernst und irgendwie verbissen aus. Machte er sich Sorgen? Sein blauer Blick glitt oft minutenlang ins Leere. Ob er an seine Leute auf dem Raumschiff im Orbit dachte? Waren dort oben Personen, die ihm sehr lieb waren?
Kaya konnte es selbst kaum beschreiben. Dieses Volk faszinierte sie und ohne dass sie es wusste oder beabsichtigt hatte, waren sie der Schlüssel dazu geworden, dass Kaya sich veränderte. Oder dass sie verrückt wurde.
Sie lehnte sich nach vorne und legte dem Prinzen die Hand auf den Ärmel.
„Ich werde Ihnen helfen, Äile Ino Mmah. Ich weiß, Sie können mich nicht verstehen, aber ich lerne superschnell. Ich werde alles dransetzen, dass ich Eure Sprache beherrsche und dann werde ich für Euch übersetzen. Ich bin davon überzeugt, dass Ihr keine bösen Absichten habt.“
Nun, damit lehnte sie sich weit aus dem Fenster und ein Stückchen Restzweifel blieb. Ino Mmah sah sie an, als hätte er vergessen, dass sie noch da war. Er blinzelte zweimal. Der Goldschimmer leuchtete auf. Dann neigte er den Kopf zu Kaya und bedachte sie mit einem Wortschwall im Flüsterton, dass seine dunkle Stimme zwischen ihnen beiden sanft wummerte. Ino Mmah sprach so schnell, dass er sich wohl eine Menge von der grünen Seele redete und Kaya schon Angst hatte, er würde wieder an Atemnot leiden. Sie wusste, keines seiner Worte würde sie je wieder vergessen und sie hoffte, dass sie eines nahen Tages abrufen konnte, was er ihr soeben anvertraut hatte.
Plötzlich gab es Gepolter auf der Treppe. Ino Mmah drehte sich sofort alarmiert um. Solche Eile bedeutete im Allgemeinen nichts Gutes und Kaya bekam einen Klumpen im Magen. Ein Besatzungsmitglied in voller Montur rannte nach oben und klappte das Visier zurück. Es gab einen schnellen Wortwechsel zwischen ihm und dem Prinzen, während der Kerl im Anzug immer wieder zu Kaya schielte. Ino Mmah winkte sie schließlich heran, aktivierte einen Monitor der Außenkameras und ruckte mit dem Kinn auf das bewegte Bild. Kaya entdeckte in den Schneewehen eine Gestalt in roter Jacke. Sie stapfte gebückt mit Wärmesensor durch die Naturgewalt. Kaya legte unbewusst die Hand an den Rahmen des Bildschirms.
„Vater!“
Er war losgezogen, um sie zu suchen. Natürlich war er das. Er riskierte sein Leben für seine Tochter, da es hier oben kein anderer tun konnte und er es auch keinem anderen erlauben würde. Außerdem konnte er über keine Leitung einen Rettungsdienst verständigen.
In diesem Moment fiel Kaya ein, was die weltweite Situation bedingt durch die Störung der Satelliten undenkbare Katastrophen auslösen musste.
Ino Mmah schien die Geduld verlassen zu haben. Er tippte Kaya forsch gegen die Schulter und sein Gesichtsausdruck war grimmig.
„Vater“, sagte Kaya und klopfte auf ihr Herz. „Das ist mein Vater.“
Natürlich wusste sie nicht, ob die Ssorsa mit dem Herzen tiefe Gefühle verbanden. Sie konnte nicht einmal sagen, ob bei ihnen ein entsprechendes Organ an derselben Stelle schlug. Ino Mmahs Blick kehrte zum Monitor zurück
„?“
Kaya zuckte mit den Schultern. Sie erinnerte sich an Worte, die sie schon gehört hatte.
„ (Kann ich hinaus)?“
Ino Mmah sah ihr fest in die Augen. Schließlich nickte er.
Kaya holte sich Jacke und Stiefel und rannte in den Schnee, bevor Kevin Michaels das Magnetfeld oder noch schlimmer, das Raumschiff fand. Der Sturm war ein Glück für die Ssorsa. Ohne ihn hätte er sie längst entdeckt.
Kaya kämpfte gegen den Wind an und rief nach ihrem Vater. Nach dem Erklimmen des Hügels sah sie seinen roten Anorak. Vater hatte immer darauf bestanden, dass die Familie farbenfrohe Kleidung trug, wenn das Wetter so tobte.
„Vater!“
Wahrscheinlich hörte er sie immer noch nicht, aber da sie endlich nah genug an ihn herangekommen war, schlug der Wärmesensor an. Kevin drehte sich so heftig herum, dass er das Gleichgewicht verlor.
„Kaya!“
Sie kämpfte sich zu ihm, während er wieder auf die Beine kam und wenig später fühlte sie seine eiskalte Umarmung.
Der Austausch von Zärtlichkeiten und das Bekunden von Erleichterung endeten jäh, als sie nass und triefend im Wohnzimmer standen.
„Ich bin ja sowas von sauer. Was denkst du dir eigentlich?“
Immer noch außer Atem hörte sich Kaya den ersten Anschiss ihres Lebens an. Und sie war glücklich. Linette und Bekka waren nicht weniger aufgelöst, ließen aber das Brüllen sein.
„Das war absolut unverantwortlich. Das bist doch nicht du.“
Kaya sah auf und hoffte, dass sie nicht grinste. Doch der väterliche Schmerz der Kevin ins Gesicht geschrieben war, löschte ihre Euphorie mit einem Schlag.
„Es tut mir aufrichtig leid, Papa. Mama. Bekka. Ich wollte auf keinen Fall, dass ihr euch Sorgen macht. Ich habe etwas furchtbar Dummes angestellt. Und es tut mir leid, dass ich es gerade so genossen habe endlich eine stinknormale Standpauke zu bekommen. Du hast dich für mich in Gefahr begeben, Papa. Ich habe Mist gebaut. Es tut mir wirklich leid.“
Die Familie sah sie an wie vom Donner gerührt. So lange Sätze formulierte Kaya eigentlich nicht. Bekka war die Erste, die wieder Luft holte.
„Wenn du weiterhin so redest, kannst du gerne jeden Tag abhauen.“
„Bekka!“ rief Linette. „Sag nicht so einen Unsinn. Und du, Kaya, geh dich trocken legen. Du machst den Teppich ganz nass.“
Kaya ging in die Waschküche und zog sich aus. Nachdem sie den Trockner angeworfen hatte, verlief der Tag ereignislos. Vater Kevins Militärsender stellte nur wenige unaufgeregte Nachrichten durch und brabbelte er was von gutem Rutsch.
Es war Freitag, der 31.12.2118.
Das Familienfeuerwerk war längst verraucht und das kleine, dennoch liebevoll angerichtete Festmahl verputzt. Die Michaels waren schließlich in den frühen Morgenstunden schlafen gegangen. Laut dem Militärradio hatte es eine globale Anweisung gegeben, keine Raketen in dieser Silvesternacht zu zünden.
Kaya hatten nicht nachprüfen können, ob sich jemand daran gehalten hatte. Als sie den bunten Lichterregen beobachtete hatte, musste sie an die Ssorsa denken und hoffte, dass die nicht meinten, mit irgendetwas beschossen zu werden. Aber sie tauchten nicht auf und verbrannten niemandem das Hirn mit Laserpistolen.
Kaya pustete genervt durch ihre verstopften Nasenlöcher. Sie hatte sich leicht erkältet. Grummelnd rollte sie zur Seite, um nach dem Nasenspray zu suchen. Verflixt, jetzt war sie tatsächlich wach geworden. Die Anzeige des Weckers reagierte auf ihre Bewegung und projizierte die Uhrzeit in blauen Ziffern an der Zimmerdecke.
03:16 Uhr
Kaya СКАЧАТЬ