Die Tote vom Dublin Port. Mara Laue
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Название: Die Tote vom Dublin Port

Автор: Mara Laue

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: BritCrime

isbn: 9783948483128

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СКАЧАТЬ blickte dem jungen Mann hart in die Augen. Was den einen Schritt zurücktreten ließ. Immerhin war Russel einen halben Kopf größer als er, ungefähr zehn Jahre älter und besaß sichtbar mehr Muskeln, weil er regelmäßig Selbstverteidigung trainierte. Schließlich musste er sich wehren können, wenn es mal brenzlig wurde, und als Privatermittler durfte er keine Schusswaffe tragen.

      »Eine Ihrer Kommilitoninnen ist seit vier Tagen verschwunden«, erklärte er und ließ seine Stimme betont kalt klingen. »Und entgegen ihrer Behauptung«, Russel starrte die Italienerin sekundenlang eisig an, »weiß Miss Rossi etwas über ihren Verbleib. Möglicherweise liegt ein Verbrechen vor. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie mich ernsthaft daran hindern wollen, die Verschwundene zu finden.«

      Der junge Mann schluckte und machte einen weiteren Schritt rückwärts. Die drei anderen Studenten hielten sich klugerweise aus dem Disput heraus, traten aber auch etwas zurück. Was Gina Rossi signalisierte, dass von ihnen keine allzu große Unterstützung zu erwarten war.

      »Ich weiß nichts, das habe ich doch schon gesagt«, betonte sie. Aber das klang nicht mehr halb so sicher wie ihre vorherige Behauptung.

      »Miss Rossi, Sie lügen. Und wenn Sie mir nicht die Wahrheit sagen wollen, können wir die Angelegenheit gern im Büro von Provost Pollock besprechen. Er hat mir gestattet, Sie zu befragen, weil auch er die Angelegenheit geklärt haben möchte.«

      Die reine Wahrheit, denn Russel hatte den Leiter des Colleges im Vorfeld aufgesucht, ihm sein Anliegen geschildert und um Erlaubnis gebeten, auf dem Campus Nachforschungen anstellen zu dürfen. Unter der Auflage, diskret vorzugehen, hatte Pollock dem zugestimmt.

      »Oder ich gebe der Polizei den Tipp, dass Sie offenbar etwas wissen, das aber verschweigen«, ergänzte Russel, als die junge Frau schwieg und sichtlich überlegte, ob er nicht nur bluffte. »Miss Rossi, Edana ist doch Ihre beste Freundin. Und ihre Eltern sterben fast vor Sorge. Ich habe Verständnis dafür, dass Sie Ihre Freundin decken wollen, aber sie hat sich seit vier Tagen bei niemandem mehr gemeldet. Das stellt den Verdacht in den Raum, dass sie einem Verbrechen zum Opfer gefallen sein könnte. Was dann Sache der Polizei wäre. Und Polizei hier auf dem Campus – ich glaube nicht, dass Provost Pollock davon erbaut wäre. Sie sind Austauschstudentin. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie einen Rauswurf riskieren wollen, nur weil Ihre Freundin Ihnen aufgetragen hat, den Mund zu halten.«

      »Schon gut«, knickte sie ein. Sie nickte ihren Begleitern zu. »Geht schon mal vor. Ich komme gleich nach.«

      Die Gruppe setzte sich zögernd in Bewegung und trollte sich mit unsicheren Blicken zu Gina und Russel. Gina deutete mit dem Kopf zu einer Bank, ging hin und setzte sich. Russel nahm in gebührendem Abstand neben ihr Platz und sah sie erwartungsvoll an.

      »Eddie ist nur ein paar Tage abgetaucht, um mal was Neues auszuprobieren«, gab sie zu. »Etwas, das nichts mit Studium und Mathe und sonstigen Wissenschaften zu tun hat.« Sie sah Russel in einer Weise an, die ihm zeigte, dass sie hoffte, er werde sich damit zufriedengeben.

      »Aber das ist doch kein Grund, sich vier Tage lang bei niemandem zu melden. Ich hatte von ihren Eltern den Eindruck, dass das ganz vernünftige Leute sind, die ihrer Tochter bestimmt nicht verbieten würden, sich selbst mal für ein paar Tage außerhalb des Studiums auszuprobieren.«

      »Bei dieser Sache schon«, war Gina überzeugt und blickte zur Seite.

      Russel wartete einen Moment, aber sie war offenbar nicht gewillt fortzufahren. »Was für eine Sache? – Bitte, Miss Rossi, Ihre Freundin schwebt möglicherweise in Gefahr. Oder warum sollte sie sonst einen Grund haben, vier Tage lang keine einzige Silbe in den sozialen Medien zu posten? Haben Sie das schon jemals bei ihr erlebt?«

      Das Argument überzeugte sie endlich. »Nein. Aber …« Sie zuckte mit den Schultern.

      Russel hätte sie am liebsten gepackt und eine vernünftige Antwort aus ihr herausgeschüttelt. Er fasste sich in Geduld.

      »Sie hat da diesen tollen Typen kennengelernt. Ganz anderes Kaliber als Toby, ihr Freund. Hat echt Knete, der Mann. Und so ein tolles Auto!« Ihre Augen leuchteten.

      Russel hörte aber auch einen Hauch von Neid in ihrer Stimme. »Und mit diesem tollen Typen will sie ein paar unbeschwerte Tage verbringen?«, gab er ein Stichwort, als Gina keinen Anstalten machte, von selbst fortzufahren.

      »Nein. Jedenfalls nicht so. Er ist Fotograf für ein Modemagazin und hat Eddie wegen ihrer megatollen Haare ausgesucht. Und wohl auch wegen«, sie zuckte mit den Schultern, »na ja, allem anderen.«

      Diesmal klang der Neid unverhohlen durch. Und Russel ahnte, wie die Geschichte weiterging.

      »Jedenfalls ist sie mit ihm zu einem Fotoshooting gefahren.«

      Er verkniff sich, missbilligend den Kopf zu schütteln. Nicht zum ersten Mal fragte er sich, wie es möglich war, dass intelligente junge und auch manche etwas ältere Frauen so dämlich sein konnten, auf diese Masche reinzufallen. Diejenigen, denen es nicht auf den damit verbundenen »Ruhm« ankam, lockte das scheinbar schnell und leicht verdiente Geld. Was offenbar Grund genug war, ihren Verstand auf Urlaub zu schicken und ernsthaft zu glauben, echte Profi-Fotografen würden irgendwelche Frauen von der Straße weg engagieren. Frauen, die vom Modeln keine Ahnung hatten und nicht einmal umwerfend aussahen. Denn Edana Rafferty war zwar recht hübsch, konnte aber mit den Profi-Models nicht konkurrieren.

      »Und hat sie sich seitdem bei Ihnen gemeldet?«, wollte Russel wissen, obwohl er die Antwort zu kennen glaubte. Wer tagelang in den sozialen Medien schwieg, tat das auch gegenüber der besten Freundin, wenn auch nicht unbedingt freiwillig.

      Gina Rossi sah ihn unsicher an. »Eh, nein.«

      »Und das hat Sie nicht misstrauisch gemacht?«

      Sie bekam große Augen. Offenbar dämmerte ihr endlich, dass ihre Freundin tatsächlich in Gefahr sein könnte.

      »Haben Sie sie zu erreichen versucht?«

      »Ja, aber sie hat ihr Handy ausgeschaltet.«

      Noch ein Alarmzeichen. »Und auch das hat Sie nicht misstrauisch gemacht«, resümierte Russel.

      Gina wurde blass. »Per amor di Dio! Bei der Liebe Gottes! Sie glauben wirklich, ihr ist etwas passiert?«

      »Danach sieht es aus.« Russel sah keine Veranlassung, die junge Frau zu schonen. »Wissen Sie, wie der Mann heißt? Oder wo er wohnt? Wo Eddie sich mit ihm treffen wollte? Das Autokennzeichen – oder irgendetwas?«

      Gina setzte ihren Rucksack ab, kramte darin herum und förderte schließlich eine zerknautschte Visitenkarte zutage. Sie reichte sie Russel. »Die hat er uns gegeben.«

      Wieder fragte er sich, wo Edana Rafferty und auch Gina Rossi ihren Verstand gelassen hatten, denn die Karte gab bis auf den Namen »Ron Cooper« nur sehr dürftige Auskunft: Fotograf als Beruf und eine Handynummer. Kleingedruckt darunter: »Modeagentur NorRep« und ebenfalls eine Mobilnummer. Keine Adresse, nicht einmal eine E-Mail-Adresse. Für Russel ein auf den ersten Blick erkennbarer Fake. NorRep – buchstabierte man Ron rückwärts, erhielt man »Nor«. Tat man dasselbe mit der letzten Silbe von »Cooper«, erhielt man »rep«.

      Er nahm sein Smartphone und rief die Nummer von Cooper an. Sein Anruf wurde auf eine Mailbox umgeleitet, deren Ansage ihm mitteilte, dass der Inhaber der gewählten Nummer derzeit nicht erreichbar sei, man aber eine Nachricht hinterlassen könne. Dasselbe bei der angeblichen Agentur. Eine echte Mode- oder СКАЧАТЬ