Die Tote vom Dublin Port. Mara Laue
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Название: Die Tote vom Dublin Port

Автор: Mara Laue

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: BritCrime

isbn: 9783948483128

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СКАЧАТЬ Sie brach in Tränen aus.

      Russel reichte ihr ein Papiertaschentuch aus einer Spenderbox auf dem Tisch, die er dort vorsorglich für solche Fälle stehen hatte. »Wenn die Polizei ›nichts‹ tut, vermute ich, Ihre Tochter ist erwachsen und kein Kind mehr.«

      Bren Rafferty nickte und wischte sich einen kleinen Sahnerückstand vom Irish Coffee von der Oberlippe. »Sie wurde vor zwei Monaten achtzehn. Aber einfach wegzubleiben und sich tagelang nicht zu melden – das sieht Edana überhaupt nicht ähnlich.«

      »Wann ist sie verschwunden? Und wie? Von zu Hause?«

      Rafferty schüttelte den Kopf. »Sie ist vor vier Tagen wie jeden Morgen aus dem Haus gegangen und zur Uni gefahren. Sie studiert Mathematik im ersten Semester am Trinity College. Und sie ist einfach nicht wieder nach Hause gekommen.« Rafferty schluckte und kämpfte sichtbar gegen aufsteigende Tränen an. Statt sie zu vergießen, nahm er einen weiteren Schluck des heißen Getränks, setzte das Glas ab und schüttelte den Kopf. »Und seitdem gibt es keine Spur von ihr.«

      »Wir haben alle ihre Freunde angerufen, auch im College nachgefragt«, ergänzte seine Frau und knetete das Taschentuch. »Aber angeblich weiß niemand was. Und das kann es doch nicht geben! Irgendwer muss doch wissen, wo Eddie zuletzt war oder was sie vorhatte.«

      Davon war Russel überzeugt. Er erinnerte sich noch gut an seine Zeit als Teenager. Declan war über alle seine geheimen Vorhaben informiert gewesen und hatte ihn gegenüber seinen Eltern gedeckt, wenn es sein musste. Und sei es nur dadurch, dass er auf deren Nachfragen vorgegeben hatte, nichts über Russels Pläne oder seinen Aufenthaltsort zu wissen.

      »Hat sie einen Freund?«

      Rafferty nickte. »Er hat sie auch seit der gemeinsamen Vorlesung am College nicht mehr gesehen und ist ebenso besorgt wie wir.«

      Russel hatte halb erwartet, den üblichen Spruch blauäugiger Eltern von jungen Mädchen zu hören: Aber nein, dafür ist unsere Tochter doch noch VIEL zu jung! Oder: Aber nein, dafür hat sie keine Zeit, sie konzentriert sich ganz auf die Schule/ihre Ausbildung/das Studium. Dass die Raffertys vom Freund wussten und die Beziehung Russels Eindruck nach offenbar billigten, sprach für ein gutes Verhältnis zwischen Eltern und Tochter. Das wollte jedoch nichts heißen. Auch Russel hatte schon immer ein sehr gutes Verhältnis zu seinen Eltern. Seit dem Tod seiner Mutter war das zu seinem Vater und zu Cait noch enger geworden. Aber das bedeutete nicht, dass er ihnen alles auf die Nase band. Gewisse Dinge behielt er grundsätzlich für sich.

      »Der Freund ist also immer noch da und nicht ebenfalls verschwunden?«, vergewisserte sich.

      »Ja, natürlich.« Mrs Rafferty blickte ihn an, als habe er eine extrem dumme Frage gestellt.

      Russel lächelte. »Damit ist ausgeschlossen, dass die beiden zusammen durchgebrannt sind«, erklärte er.

      »Eddie würde nie durchbrennen!«, war Mrs Rafferty im Brustton empörter Elternliebe überzeugt.

      Noch so eine Blauäugigkeit, der Russel nicht zum ersten Mal begegnete. Gerade bei ernsthaften Problemen in der Familie verstanden es Kinder und Jugendliche oft hervorragend, so zu tun, als wäre alles in Ordnung, während sie heimlich ihre Flucht planten. Von der die Eltern dann völlig überrascht waren, weil nach ihrem Wissen doch alles in bester Ordnung gewesen war.

      Genau wie bei manchen Selbstmördern. Sie funktionierten nach außen hin so gut, dass nicht einmal der engste Familienkreis mitbekam, wie schlecht es ihnen in Wahrheit ging. Oder dass es ihnen überhaupt schlecht ging. Es bedurfte nur eines überzeugenden falschen Lächelns, um alle Welt glauben zu lassen, das Leben sei wunderbar und alles in bester Ordnung. Wie bei seiner stets fröhlichen, allseits beliebten Mutter.

      Er schüttelte die düsteren Gedanken ab und konzentrierte sich wieder auf den neuen Fall. »Ich brauche bitte den Namen des Freundes. Und seine Handynummer, wenn Sie die haben. Und idealerweise auch eine Liste aller anderen Freundinnen und Freunden von Edana. Die Namen der Leiter ihrer Collegekurse und alles, was Sie mir sonst noch sagen können. Hobbys, Lieblingsorte, wo sie sich immer gern aufhält – alles.« Er lächelte entschuldigend. »Ich weiß, Sie haben schon alles abgesucht und alle Leute abtelefoniert. Aber Sie sind besorgte Eltern, ich bin professioneller Ermittler. Ich sehe vielleicht Hinweise oder Spuren, die Ihnen entgangen sind.«

      Rafferty nickte. Er holte einen Briefumschlag aus der Innentasche seines Mantels und reichte ihn Russel. Russel öffnete ihn und zog den Inhalt heraus. Auf mehreren ausgedruckten Bögen standen Namen, Adressen, Telefonnummern, eine Auflistung der Kurse, die Edana Rafferty am Trinity College belegt hatte, Informationen zu ihren Hobbys und alle Orte, an denen sie sich gern aufhielt. Ein Foto von ihr lag dem ebenfalls bei: ein hübsches, dunkelhaariges Mädchen mit blauen Augen und einem spitzbübischen Lächeln, deren lockiges Haar ihr fast bis zum Hintern reichte.

      »Das hilft mir enorm weiter. Vielen Dank.«

      Bren Rafferty schnaufte ungehalten. »Die Liste haben wir vorsorglich für die Polizei angefertigt. Hat die nicht interessiert. Solange kein konkreter Hinweis auf ein Verbrechen vorliegt, haben die keine Veranlassung und auch keine Kapazität, für nichts und wieder nichts einem Mädchen nachzujagen, das einfach mal ein paar Tage blau macht. Das sagte man uns ins Gesicht. Wortwörtlich!«

      Russel schüttelte den Kopf. »Von mir werden Sie so etwas nicht zu hören bekommen. Ich kann Ihnen nicht versprechen, dass ich Ihre Tochter finde, aber ich beginne sofort mit der Suche, und ich gebe niemals auf. Was mein Honorar betrifft …«

      »Fünfzig Euro die Stunde plus Spesen steht auf Ihrer Website.« Rafferty nickte. »Es ist uns egal, wie viel es kostet und wie lange es dauert. Wir haben Erspartes. Wir können es uns leisten. Wir müssen nur wissen, was mit Eddie ist. Sie ist bestimmt nicht weggelaufen. Ihr muss etwas zugestoßen sein.«

      Seine Frau begann wieder zu weinen, und auch er selbst kämpfte erneut mit den Tränen. Russel war versucht ihnen zu versichern, er werde die Tochter finden, um sie zu trösten. Aber er wusste von Declan, wie tückisch so ein Versprechen war. Es erweckte in den Eltern Hoffnung, die sich möglicherweise – nach vier Tagen spurlosen Verschwindens sogar wahrscheinlich – nicht erfüllen würde. Und die Schuld daran bekam im Fall eines Verbrechens nicht etwa der Täter oder bei einem Unfall das niederträchtige Schicksal, sondern der Mensch, der den Angehörigen indirekt versprochen hatte, alles werde wieder gut. Keine gute Reputation für einen Privatermittler.

      Russel lächelte erneut. »Ich wollte sagen: Was mein Honorar betrifft, so werde ich Ihnen alle Kosten minutiös nachweisen. Mit täglichem Bericht, wenn Sie den wollen.«

      Rafferty winkte ab. »Das können Sie halten, wie Sie es immer tun. Wir wollen nur unsere Tochter zurück.« Er legte den Arm um seine Frau, zog sie an sich und strich ihr tröstend über das Haar. Eine Geste, die ihn spürbar ebenso trösten sollte wie sie.

      Russel rollte mit dem Stuhl vor den Computer, füllte ein Vertragsformular aus und druckte es zweifach aus. »Wenn Sie das bitte unterschreiben würden. Und beachten Sie bitte den Passus über die Legalität.« Er deutete auf den entsprechenden Abschnitt.

      Darin machte er die Klienten darauf aufmerksam, dass er zur Erfüllung des ihm erteilten Auftrages ausschließlich legale Mittel einsetzte. Zu diesem Passus hatte Declan ihm geraten, weil das von vornherein alle Leute abschreckte, die ihr Wissen über Detektive aus schlechten Romanen und Filmen hatten, in denen die Leute sich den Teufel um Gesetze scherten und zur Lösung ihrer Fälle eine Straftat nach der nächsten begingen. Erst recht schreckte es diejenigen ab, die illegale Mittel sogar erwarteten.

      Russel СКАЧАТЬ