Die Tote vom Dublin Port. Mara Laue
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Название: Die Tote vom Dublin Port

Автор: Mara Laue

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: BritCrime

isbn: 9783948483128

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СКАЧАТЬ der gegnerischen Partei Beweise für eine angebliche Gefährdung des Kindeswohls unterzuschieben oder sie sogar in eine entsprechende Falle zu locken. Solche Aufträge lehnte er ab. Ebenso die, bei denen ein Ehemann seine Frau loswerden wollte, indem er ihr Untreue unterstellte und Russel beauftragte, die Frau zu diesem Zweck zu verführen und entsprechende Fotos zu machen.

      Die Raffertys zeigten sich erneut beeindruckt und unterschrieben den Vertrag.

      »Ich glaube, bei Ihnen sind wir in guten Händen, Mr O’Leary«, war Mrs Rafferty überzeugt.

      »Ich tue mein Möglichstes.« Das einzige Versprechen, das er zu geben bereit war, denn das konnte er problemlos einhalten.

      »Und«, Rafferty blickte seine Frau an, die ihm zunickte, »bitte melden Sie sich nur, wenn Sie etwas Wichtiges erfahren haben. Ständige Meldungen, in denen Sie uns nur mitteilen, dass Sie nichts wissen – ich glaube, die ertragen wir nicht.«

      »Wie Sie wünschen.«

      »Sie fangen sofort mit der Suche an?«, vergewisserte sich Mrs Rafferty.

      Russel nickte. »Sobald Sie keine Fragen mehr haben oder mir noch etwas mitteilen möchten, lege ich los.«

      Das Paar stand hastig auf. Mrs Rafferty ergriff seine Hand. »Wir überlassen Sie Ihrer Arbeit, Mr O’Leary. Je schneller Sie anfangen können, desto besser.«

      Russel erhob sich ebenfalls und geleitete sie zur Tür.

      »Danke, Mr O’Leary.« Mrs Raffertys Stimme klang inbrünstig. »Wir wissen, Sie tun Ihr Bestes.«

      »Immer.« Aber ihm war nur allzu bewusst, dass sein Bestes nicht immer ausreichte. Oder nicht das Ergebnis brachte, das seine Klientel sich wünschte. »Auf Wiedersehen.«

      Russel schloss die Tür hinter den beiden, räumte Raffertys leeres und Mrs Raffertys unberührtes Glas Irish Coffee in die Küche und begann wie versprochen mit den Nachforschungen. Er checkte die sozialen Medien, ob Edana Rafferty in den letzten Tagen irgendetwas gepostet hatte. Aber seit ihrem Verschwinden war das nicht der Fall. Er überprüfte die Chats ihres Freundeskreises in den sozialen Netzwerken und wunderte sich wieder einmal, wie leichtfertig die Leute mit ihren Daten und vor allem den Fotos umgingen. Für seine Arbeit war das jedoch ein Glücksfall.

      Er stellte fest, dass alle sich mehr oder weniger große Sorgen machten. Ihr Freund Toby McGowan schien ehrlich besorgt. Er hatte ihr Foto öffentlich gepostet mit der Bitte, man möge sich melden, falls jemand Eddie sehen sollte. Eine junge Frau fiel ihm besonders auf: Gina Rossi. Sie wiegelte nicht nur Tobys Besorgnis ab, sondern betonte immer wieder, dass Eddie bestimmt nur mal eine Woche blau machte und ihr ganz sicher nichts passiert sei. Laut der Liste, die die Raffertys ihm überlassen hatten, war Gina Edanas beste Freundin, diejenige, die sich zusammen mit Toby die größten Sorgen über ihr sang- und klangloses Verschwinden hätte machen müssen. Es sei denn, sie wusste genau, dass Edana nicht »verschwunden« war.

      Russel beschloss, bei ihr mit seinen Nachforschungen anzufangen. Die Liste der Raffertys war wirklich ausführlich, denn sie hatten hinter jeden Namen nicht nur die Beziehung zu ihrer Tochter geschrieben, sondern bei ihren Kommilitonen auch, in welchem Kurs sie zusammen mit Edana waren. Anhand dessen genügte ein Blick ins Kursverzeichnis auf der Website des Trinity Colleges, um Russel zu zeigen, dass Gina in einem Mathematikkurs saß, der um elf Uhr endete. Zeit genug, um zum College zu fahren und sie abzupassen. Dank ihrer überaus zahlreich geposteten Fotos wusste er, wie sie aussah, und konnte sie nicht verfehlen. Er machte sich auf den Weg.

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      Declan betrachtete die »Opferwand« eines offenen Falles, den das National Bureau of Criminal Investigation in einer Task Force bearbeitete. Siebzehn junge Frauen – die Älteste gerade mal sechsundzwanzig – waren dort als Fotos aufgereiht. Die meisten Bilder zeigten lachende Gesichter oder Ganzkörperposen, die ebenfalls fröhlich wirkten. Sieben Bilder waren Leichenfotos, drei davon von noch immer nicht identifizierten Opfern. Sie alle wiesen zwei Gemeinsamkeiten auf. Alle Frauen waren nicht nur jung, sondern auch schön. Nicht unbedingt atemberaubend, aber hübscher als der Durchschnitt. Und sie alle waren als vermisst gemeldet; bestimmt auch die noch nicht identifizierten Opfer. Die anderen zehn wurden ebenfalls noch vermisst.

      Alle diese Frauen waren nur die mögliche Spitze eines Eisbergs. Bestimmt gab es noch weitere, die entweder bisher nicht vermisst wurden oder deren Fälle nicht demselben Modus Operandi zugeordnet werden konnten. Der deutete auf die Umtriebe einer Bande hin, die gezielt junge Frauen entführte, um sie vermutlich als Sexsklavinnen zu verkaufen. Eines der inzwischen toten Opfer – Deirdre Fitzgerald – war ihnen entkommen. Von ihr stammte der Hinweis auf die Vorgehensweise der Bande. Durch sie war das NBCI überhaupt erst darauf gekommen, dass die Vermisstenfälle und die Todesfälle zusammenhängen könnten.

      Laut Aussage von Deirdre Fitzgerald sprach ein Mann die Frauen an, verabredete sich ein paarmal mit ihnen und lud sie dann auf seine Yacht ein. Vorher nahm er noch einen Drink mit ihnen an einer Hotelbar. Miss Fitzgerald war nach dem Genuss des Drinks schwindelig geworden, hatte wohl auch Bewusstseinsstörungen gehabt, und der Mann, der sich ihr als John Craig vorgestellt hatte, hatte angeboten, sie nach Hause zu fahren. Wo sie nie angekommen war. Stattdessen war sie irgendwann auf einem Boot zu sich gekommen, eingesperrt in einer Kabine. Tagelang hatte man sie dort festgehalten und sie zwischendurch immer wieder unter Drogen gesetzt und zu Nacktfotos und teilweise auch zu Sexvideos gezwungen.

      Sie war nicht die einzige Frau an Bord der Yacht gewesen, denn ihr waren noch zwei weitere mutmaßliche Opfer begegnet, als sie an Gruppenfotos hatte teilnehmen müssen. Das Boot war auch nicht immer im Hafen geblieben, sondern oft aufs Meer hinausgefahren. Und eines Nachts hatte sie gesehen, wie man eine leblose Frau über Bord geworfen hatte, die sie anhand der Vermisstenfotos identifizieren konnte. Bei ihr hatte die Obduktion Tod durch eine Überdosis Heroin ergeben, das sie schon seit einiger Zeit regelmäßig genommen haben musste und das man auch Deirdre gegen ihren Willen verabreicht hatte. Eine weitere Frau, die immer noch vermisst wurde, war ebenfalls an Bord gewesen.

      Als das Boot wieder einmal in einem Hafen gelegen hatte, konnte Deirdre über Bord springen und sich an Land retten. Hatte Hilfe gefunden und sich zur Polizei bringen lassen, bevor ihre Entführer sie wieder einfangen konnten. Leider konnte Deirdre Fitzgerald keine allzu genauen Angaben machen. Sie kannte weder den Namen der Yacht noch den irgendeines anderen Menschen an Bord; nur zwei Vornamen – Jerry und Loreena – die aber vermutlich nicht echt waren. Denn unnötig zu erwähnen, dass »John Craig« gar nicht existierte. Zwar gab es in Irland etliche Männer dieses Namens, die im entsprechenden Alter waren, das Deirdre Fitzgerald als zwischen dreißig und fünfunddreißig eingeordnet hatte, aber sie alle hatten für die Zeit ihrer Entführung ein Alibi. Und keiner war Gast in dem Hotel gewesen, an dessen Bar er ihr ein Betäubungsmittel eingeflößt hatte.

      Doch bevor die Polizei ein Phantombild hatte anfertigen können, war sie einem Unfall mit Fahrerflucht zum Opfer gefallen, kaum dass man sie nach der ersten Befragung nach Hause entlassen hatte. An dem Vorsatz der Tat, begangen mit einem gestohlenen Wagen, den man später ausgebrannt am Kanal in der Nähe des Goldenbridge Friedhofs gefunden hatte, bestand kein Zweifel. Ganz offensichtlich hatte man die einzige Zeugin zum Schweigen bringen wollen. Leider mit Erfolg.

      Auch die anderen Toten waren teilweise durch eine Überdosis Heroin gestorben. Einige hatte man anschließend ins Meer geworfen, andere an Land abgelegt. Zwei hatten zwar eine Überdosis im Blut gehabt, waren aber ertrunken. Allerdings waren Declan und die anderen Teammitglieder der Task Force »Hafen« noch nicht dahinter gekommen, nach welchen Kriterien die Bande entschied, wann eine Frau sterben musste. Denn in einigen Fällen waren die Frauen nur wenige Tage nach ihrem Verschwinden gestorben, in anderen erst СКАЧАТЬ