Название: Dr. Norden (ab 600) Jubiläumsbox 1 – Arztroman
Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Dr. Norden (ab 600)
isbn: 9783740928469
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»Ich kann ja mal mit ihr reden. Bei mir wird es ihr nicht gefallen, weil zuviel Betrieb ist. Was ist eigentlich mit ihrer Freundin Ulrike?«
»Sie studiert in Paris. Es war die Rede davon, daß sie sich auf Madeira treffen, aber Kim hat es nicht erwähnt.«
»Da hat es sicherlich Zoff gegeben, und Kim kommt darüber nicht hinweg. Sie hat sich schon immer alles sehr zu Herzen genommen, wenn Ulli aus der Rolle gefallen ist. Sie ist ganz anders als Kim, sie kann kräftig verteilen, aber keine Kritik annehmen.«
»Ich kenne sie nicht so gut wie du. Ich hatte nur den Eindruck, daß sie mit allen Mitteln und ohne Rücksicht auf andere Karriere machen will.«
»Genauso ist sie. Aber solche suchen sich ja immer Freundinnen, die sie mit ihren Spitzen treffen können. Ich hasse diese Weiber, die so boshaft sticheln, wenn sie sich nicht hinreichend gewürdigt fühlen. Ulrike ist ein Schulbeispiel dafür.«
»Und Kim ist zu tolerant, um zurückzuschlagen«, sagte Jan. »Aber seit dem Urlaub habe ich sie auch aggressiv kennengelernt.«
»Wenn du ihr ordentlich die Meinung sagst, wird sie es sich zu Herzen nehmen, aber sie ist nicht nachtragend.«
Sie standen im Wohnzimmer, und Constantin blickte sich um. »Ein paar Bilder hängen schief, es könnte jemand nach einem Safe gesucht haben, aber wir haben keinen im Haus. Mama hat ein Geheimfach in ihrer Schrankwand, da können wir mal nachschauen, aber das ist durch einen Code gesichert. Vater bringt alles zur Bank, und in seinem Büro hat er einen Tresor. Bargeld in größeren Mengen wird nie zu Hause aufbewahrt, und ihren Schmuck schleppt Mama immer mit, wenn sie verreisen.«
»Siehst du einen Fisch?« fragte Jan.
»Wir hatten nie Fische, das macht zuviel Arbeit. Fisch, das könnte doch auch Tierkreiszeichen bedeuten, aber da kenne ich auch niemanden.«
»Fisch – Trockner, das muß für Kim einen Zusammenhang haben. Was gibt es für Trockner?«
»Mir fällt nur der Wäschetrockner ein, der ist im Keller. Nachsehen kostete ja nichts. Ich bin ein creativer Mensch, ich habe oft Schnapsideen.«
Sie gingen in den Keller, den man als Wirtschaftsbereich bezeichnen konnte. Er war hell getüncht, hatte große Fenster und einen hellen Fliesenboden. Es war geheizt und beinhaltete die Waschküche, ein Bügelzimmer, einen Vorratsraum und den Heizungskesselraum.
Blitzsauber war alles, aber als sie in den Trockner schauten, waren sie momentan sprachlos. Darin lag ein blaugrüner Keramikfisch, der in der Mitte auseinandergebrochen war, aber er war mit einer Plastiktüte ausgestopft.
»Ich kenne so was aus Spanien, diese Keramiksachen werden als Souveniers verkauft. Billig sind sie nicht, und vielleicht hat sich Kim geärgert, daß er zerbrochen ist«, meinte Constantin.
»Aber doch nicht so, daß es ihr so wichtig ist«, sagte Jan. »In ihrem Zustand hätte sie sich doch an etwas Bedeutenderes erinnern können.« Er nahm den Fisch heraus und seine Augen weiteten sich, als er die Plastiktüte berührte. »Da ist was drin, fühlt sich wie Mehl an.«
Constantin stieß einen schrillen Pfiff aus.
»Mamma mia! Das wird doch nicht Koks sein?«
Sie starrten sich an und überlegten krampfhaft. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß Kim als Dealerin tätig ist«, sagte Constantin heiser.
»Niemals. Das muß ihr jemand untergejubelt haben. Als der Fisch auseinanderbrach, hat sie es entdeckt und es mit der Angst gekriegt«, stieß Jan hervor. »Und es war jemand im Haus, um nach dem Fisch zu suchen und hat Kim niedergeschlagen.«
»Gut kombiniert, aber ob es stimmt?« überlegte Constantin. »Was machen wir nun?«
»Wir müssen abwarten, bis wir mit ihr reden können«, sagte Jan. »Und wir sollten dieses Ding anderswo sicherstellen.«
»Ich nehme das nicht mit«, winkte Constantin gleich ab. »Ich hatte schon mal Scherereien mit einem sogenannten Freund, der gekokst hat. Ich will damit nichts zu tun haben. Wie Kim in so was hineinschlittern konnte, begreife ich nicht.«
»Sie hat bestimmt keine Ahnung gehabt. Jetzt kann ich mir auch ihren Zustand erklären. Sie hatte Angst.«
»Hast du vergessen, daß Frau Dr. Behnisch von Amphetaminen geredet hat? Davon kann man auch süchtig werden.«
»Und wenn man ihr so was ohne ihr Wissen gespritzt hat?«
»Man kann es auch in Tablettenform einnehmen. Ich will meine kleine Schwester nicht verdächtigen, aber wer weiß, in welche Gesellschaft sie geraten ist. Da kommt man oft ganz schnell auf den falschen Weg.«
»Nein, nicht Kim, sie war verängstigt, das ist mir jetzt klar. Es war Selbstschutz, daß sie so verschlossen war. Sie konnte vielleicht die Hintergründe und Zusammenhänge nicht ganz klären und befand sich in einem Schockzustand. Ja, es muß ein gewaltiger Schock gewesen sein, als sie das entdeckte. Sie wußte, welche Probleme sie bekommen könnte. Sie wird ständig überlegt haben, was sie machen soll, aber sicher war sie sich auch klar darüber, daß irgend jemand diesen Fisch an sich bringen würde. So hat sie ihn in den Trockner gelegt in der Hoffnung, daß man ihn dort nicht suchen würde. Eigentlich ist es ja ein Dekorationsstück, das man irgendwohin stellt. Vielleicht gefiel er ihr so gut, daß sie ihn für sich haben wollte und das hat ein anderer ausgenützt.«
»Warum schreibst du keine Krimis, Jan? Auf solche Ideen wäre ich nicht gekommen.«
»Ich habe mal einen Krimi gesehen, da war Kokain in Puppen versteckt und wurde so von China ins Ausland geschmuggelt. Das ist mir in den Sinn gekommen. Vielleicht war Kim nicht die Einzige, die so eine Figur erworben hat oder geschenkt bekam. Wieviel mag der Inhalt wert sein?«
»Mindestens eine sechsstellige Summe.« Constantin starrte vor sich hin. »Es klingt plausibel, was du gesagt hast. Kim könnte in eine gewaltige Klemme geraten, wenn der Stoff bei ihr entdeckt wird. Oder sie schwebt jetzt in Lebensgefahr.«
»Bei meiner Mutter hat ein Mann angerufen und gefragt, ob Kim bei mir ist. Also muß er doch wohl von unserer Beziehung wissen.«
»Und er weiß, daß sie nicht hier im Haus ist. Das ist doch alles kein Zufall mehr.«
»Ich mache mir Sorgen um Kim. Es darf nicht publik werden, daß sie in der Behnisch-Klinik liegt. Ich werde heute noch mit Dr. Norden sprechen, wie man sie schützen kann.«
Constantin maß ihn mit einem langen Blick.
»Du bist wirklich ein ehrlicher Freund«, stellte er fest, »so was ist selten. Aber jetzt werden wir noch mal das Haus inspizieren, ob sich jemand Zutritt verschafft hat. Aber zuerst schaue ich in den Schlüsselschrank, es sind immer Ersatzschlüssel für die einzelnen Schlösser vorhanden.«
»Oder man kann sich welche anfertigen lassen«, sagte Jan nachdenklich.
»So ist es. Auf jeden Fall werde ich umgehend ein zweites Sicherheitsschloß einbauen lassen. Die Jalousien können auch von innen gesichert werden. An was man alles denken muß! Da stellen sie sich solchen Riesenkasten hin und sind dauernd unterwegs. Aber Prestige muß ja sein. Möchtest du mal hier wohnen?«
»Darüber brauche ich nicht nachzudenken.«
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