Название: Dr. Norden (ab 600) Jubiläumsbox 1 – Arztroman
Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Dr. Norden (ab 600)
isbn: 9783740928469
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Jan nickte. »Ich werde ihn anrufen. Da es um Kim geht, wird er schon mit sich reden lassen. Er ist halt ein Außenseiter.«
»Ich sehe es nicht so, er hat halt seine eigenen Ansichten und Ziele.«
»Ich finde es ja gut. Ich sorge auch lieber für mich selbst, aber meine Eltern haben dafür Verständnis und sind sogar froh darüber. Die Meyrings denken da anders, vor allem ans Image. Aber ich glaube nicht, daß Kims Zustand mit ihren Eltern zu tun hat.«
»Ich hoffe, daß wir den Grund finden. Ich werde mich um sie kümmern, und meine Frau wird auch versuchen, daß sie sich öffnet. Sie haben einen guten Kontakt.«
»Wir haben Ihre Frau heute getroffen, und ich habe zu Kim gesagt, daß Ihre Frau das beste Beispiel ist, daß Schönheit nichts mit Superschlankheit zu tun hat. Das hat sie sicher in die falsche Kehle gekriegt. Ich war immer ehrlich mit ihr, und ich dachte, sie würde in sich gehen, wenn sie sich im Spiegel betrachtet. Sie war so bezaubernd, es tut weh, diese Veränderung zu sehen.«
»Aber Sie sollten sie jetzt nicht im Stich lassen. Sie braucht einen guten Freund sehr nötig, Jan.«
»Ich lasse sie auch nicht im Stich, aber sie darf sich nicht abkapseln. Dann wird sie ja auch noch gemütskrank.«
»Sie haben keine Ahnung, was der Auslöser sein könnte für diesen labilen Zustand, der doch gar nicht zu der Kim paßt, die wir kannten?«
»Ich habe hin und her überlegt. Vielleicht ist es die bevorstehende Hochzeit von Hanno Veltin. Sie war mit ihm befreundet.«
»Ach was, das war doch mehr eine Kinderfreundschaft. Er war ihr Tanzstundenpartner. Ich kenne beide Familien. Auf die Dauer paßten sie nicht zusammen, aber sie sind sich doch nicht gram. Es hat ihr nichts ausgemacht, als er Gaby Stein kennenlernte, das weiß ich genau. Sie hat zu mir gesagt, daß Gaby viel besser zu ihm paßt als sie. Kim hatte doch große Pläne. Sie wollte Fernsehmoderatorin werden.«
»Ja, das weiß ich, aber im Grunde wußte sie noch gar nicht genau, was sie eigentlich werden will. Vielleicht hat ihr jemand einen Floh ins Ohr gesetzt, daß sie eine Modelkarriere machen könnte. Deshalb will sie superschlank sein, aber sie ist ja schon richtig knochig. Ich kann mir nicht vorstellen, daß sie so noch Erfolg hätte. Sie spricht sich nicht aus, was soll ich denn noch tun?«
»Ja, das ist schwer zu sagen, aber vielleicht hilft es ihr zu wissen, daß sie einen echten Freund hat.«
»Kann ich bei ihr bleiben?«
»Das hat nicht viel Sinn. Sie wird ruhiggestellt und bestimmt sehr lange schlafen. Das gehört zur Therapie.«
»Aber was ist mit der Verletzung?«
»Sie ist nicht bedrohlich. Nur eine leichte Gehirnerschütterung liegt vor. Wir müssen abwarten, was sie sagt, wie sie zu dieser Verletzung gekommen ist.«
»Ich weiß nicht, ich habe so ein ungutes Gefühl, das ich nicht erklären kann. Ich werde jetzt versuchen, Constantin zu erreichen und dann morgen wieder nach Kim sehen.«
»Wenn Sie Fragen haben oder Rat brauchen, ich bin zu erreichen, Jan.«
»Danke, es ist gut, wenn man so einen Arzt hat«, erwiderte Jan.
Einen besseren Partner könnte sich Kim wirklich nicht wünschen, dachte Daniel Norden, als er nun heimwärts fuhr.
Er wurde von Fee, die sehr beunruhigt war, schon an der Tür empfangen.
»Wir haben Kim in die Klinik gebracht, Jenny kümmert sich um sie«, erklärte er, bevor sie eine Frage stellte. »Jan weiß auch nicht, was mit ihr los ist, aber sie kann wirklich von Glück sagen, daß er noch nicht abgesprungen ist. Die meisten Männer haben nicht die Geduld, sich mit solchen Problemen zu befassen.«
»Aber was für Probleme gibt es denn?« fragte Fee.
»Wir tappen im Dunkeln. Jetzt ist sie erstmal in Dauerschlaf versetzt, vielleicht kann man danach vernünftig mit ihr reden.«
*
Jan hatte auch sein eigenes kleines Reich in seinem Elternhaus. Es war nicht so komfortabel wie das von Kim, aber er hatte einen eigenen Eingang. Die Zweizimmerwohnung war seinerzeit für die beiden Hausangestellten gedacht gewesen, aber jetzt kam Hella Bernold mit einer Haushaltshilfe aus, die dreimal in der Woche fünf Stunden kam. Jan sorgte selbst für sich. Er war sehr ordentlich.
Er wollte gleich Constantin anrufen, aber er sah, daß der Anrufbeantworter blinkte und schaltete ihn ein. Er zuckte zusammen, als er Kims Stimme vernahm.
»Es tut mir leid, daß ich vorhin so aggressiv war, Jan. Bitte, sei nicht böse, ich weiß nicht, was in mich gefahren war. Melde dich bitte, wenn du zu Hause bist. – Da ist ein Geräusch, ich muß nachsehen…«
Dann hörte Jan nichts mehr.
Sein Herz klopfte schneller. Es mußte jemand am oder im Haus gewesen sein, das gab zu denken. Vielleicht war es doch besser, die Polizei zu verständigen.
Was mochte da vorgefallen sein? Über sein Grübeln vergaß er fast, Constantin anzurufen. Dessen Nummer hatte er nicht im Kopf, er mußte nachsehen.
Es war ungewöhnlich, daß Constantin in seiner Wohnung war, denn meist kam er erst um Mitternacht nach Hause oder noch später. Er machte gern nächtliche Studien, die er für seine Bilder und Geschichten verwerten konnte. Dafür schlief er dann meist bis in den Vormittag hinein.
An diesem Abend war er anwesend und sehr überrascht, daß Jan ihn anrief.
»Was ist denn los, Boy?« fragte er.
Jan berichtete stockend, was mit Kim geschehen war. Es herrschte am anderen Ende so tiefes Schweigen, daß er meinte, Constantin hätte aufgelegt.
»Bist du noch da?« fragte er.
»Natürlich, was denkst du denn, ich bin geschockt. Was kann denn da passiert sein? Sie hat doch alles, sogar den nettesten Burschen zum Freund, den ich kenne.«
»Danke für deine gute Meinung, aber ich kann auch nichts ausrichten bei ihr. Ich fürchte, sie leidet an Bulimie.«
»Kann schon sein, daß sie das auch ausprobieren will, um mitreden zu können. Die Mädchen haben doch alle einen Schlankheitswahn. Ich weiß schon, warum ich mich distanziere. Es fehlte noch, daß ich mir auch so eine verrückte Diät aufschwatzen lasse wie einige aus meiner Clique, die auf dem totalen Gesundheitstrip sind. Aber zur Sache. In der Behnisch-Klinik liegt Kim, gut, dann werde ich morgen hinfahren und mit den Ärzten sprechen. Die Eltern benachrichtige ich lieber nicht, die machen gleich ein riesiges Tamtam. Damit ist Kim auch nicht gedient. Mit wem war sie eigentlich im Urlaub zusammen?«
»Keine Ahnung, sie hat darüber nicht gesprochen. Sie hat nur gesagt, daß Madeira nicht gehalten hat, was sie sich versprach.«
Sie verblieben so, daß sie sich in der Klinik gegen elf Uhr treffen wollten. Jan sah nachdenklich vor sich hin. Es wäre beruhigend gewesen, daß sie angerufen hatte, aber es beunruhigte ihn sehr, daß da jemand gekommen war, der mit ihrer Verletzung zu tun haben könnte.
Er schlief so unruhig wie schon lange nicht mehr. СКАЧАТЬ