Название: Dr. Norden (ab 600) Jubiläumsbox 1 – Arztroman
Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Dr. Norden (ab 600)
isbn: 9783740928469
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Ganz mechanisch bereitete er sein Frühstück, da klingelte das Telefon. Es war gerade acht Uhr. Es war seine Mutter. Sie stand zwar auch immer früh auf, aber sie rief ihn nie so früh an.
»Ist Kim bei dir?« fragte sie.
»Wie kommst du denn darauf?« fragte er zurück.
»Es hat gerade jemand angerufen und nach ihr gefragt. Es kam mir merkwürdig vor.«
»Mir erst recht. Hat der Jemand einen Namen genannt?«
»Nein, er wäre ein guter Bekannter und müsse sie dringend sprechen.«
»Das wird ja immer dubioser«, sagte Jan. »Wenn es dir recht ist, komme ich rüber und erzähle dir, was passiert ist.«
»Natürlich ist es mir recht, du könntest viel öfter kommen. Schließlich haben wir dich nicht verstoßen.«
Hella Bernold hatte Humor, und sie würde es wirklich gern sehen, wenn Jan öfter bei ihnen wäre. Aber durch seine Examensarbeiten hatte er sich zurückgezogen, und dafür hatte sie auch Verständnis. Außerdem hatte sie Kim sehr gern.
Jan vergaß sein Frühstück und ging hinüber. Sein Vater war schon aus dem Haus, und Hella sorgte dafür, daß er ein richtiges Frühstück bekam.
Er erzählte von Kim, er verschwieg nichts, was ihn beunruhigte.
»Das gibt allerdings zu denken, das paßt nicht zu Kim«, sagte Hella Bernold.
»Genauso sagte es Dr. Norden auch, Mutti. Ich habe gestern mit Constantin telefoniert. Wir treffen uns nachher in der Klinik.«
»Hoffentlich können sie ihr bald helfen.«
»Darauf setze ich meine ganze Hoffnung, aber ich möchte zu gern wissen, wer der Mann ist, der hier angerufen hat. Kim hatte auf mein Band gesprochen, daß sie nicht weiß, was mit ihr los ist, und da schien jemand gekommen zu sein. Sie hörte plötzlich auf, weil sie ein Geräusch vernahm. Dann kam nichts mehr. Ich mache mir wirklich große Sorgen, Mutti.«
»Wenn ich etwas tun kann, sag es mir. Walter ist zur Zeit wahnsinnig im Streß. Du weißt ja, wie angespannt die Marktlage ist, und die Konkurrenz schläft nicht.«
»Mit meinen Angelegenheiten braucht er nicht belastet zu werden. Ich habe meine Anstellung sicher und die Sache mit Kim wird auch zu klären sein. Ich glaube jetzt, daß sie vor etwas oder jemand Angst hat.«
»Es ist ja auch keine Sache, allein in diesem großen Haus zu sein. Die Meyrings sind schon komische Eltern.«
»Kim ist fast einundzwanzig, und sie war nie ängstlich. Sie ist schon oft allein im Haus gewesen.«
»Aber es wird so oft eingebrochen, dauernd liest man davon. Diese Ganoven gehen oft auch brutal vor.«
»Es sah aber nicht so aus, als wäre viel gestohlen worden. Ich weiß zwar nicht, was da so an wertvollen Sachen vorhanden ist, aber auffallende Unordnung war nicht zu bemerken.«
»Wenn es ein Einbrecher war, könnte er gestört worden sein«, sagte Hella nachdenklich.
»Ich habe die Schlüssel mitgenommen und könnte ja mal nachsehen, ob im Haus alles in Ordnung ist.«
»Geh da nicht allein hinein, man könnte dir etwas anhängen. Setz dich lieber mit Dr. Kiesling in Verbindung, er ist der Familienanwalt.«
»Ich werde mich jetzt lieber mit Constantin treffen. In dieser Situation wird er ja hoffentlich mal eine Zeit in dem Haus wohnen.«
»Was ist denn mit dem Hauspersonal, wohnt denn da niemand im Haus?«
»Darüber habe ich mit Kim nie gesprochen. Ich denke schon, daß jemand zum Saubermachen kommt. Vielleicht ist Kim heute ansprechbar.«
»Vergiß über Kim aber nicht dein Staatsexamen, Jan.«
»Bestimmt nicht, Mutti, aber mach dir keine Gedanken, ich habe alles im Kopf gespeichert, da passiert nichts.«
Hella Bernold war stolz auf ihren Sohn, aber sie war keine Glucke, die immer ihre Fittiche über ihn gebreitet hatte. Sie verstand Mütter nicht, die mit ihrer Affenliebe ihren Kindern, vor allem Söhnen, keinen Spielraum für ihre persönliche Freiheit ließen, sich in alles einmischten, auch in ihr Gefühlsleben, und so auch häufig der Grund waren, wenn Partnerschaften in die Brüche gingen. Für ihren Sohn stand die Tür immer offen, aber es gab keine Zwänge, die Konflikte hervorrufen konnten.
»Sag mir bitte, was die Untersuchungen ergeben, und sag Kim auch, daß ich sie sehr gern habe.« Jan küßte sie auf die Wange, als er sich verabschiedete. Seine Gedanken waren schon bei Kim.
*
Constantin kam erstaunlich pünktlich in die Klinik. Die jüngeren Schwestern verdrehten gleich die Augen und himmelten ihn an. Er war genau der Typ, der sofort auf Frauen wirkte, ein großer, jungenhaft wirkender, attraktiver Mann mit störrischem blondem Haar und strahlendblauen Augen. Man konnte ihn als Siegertyp bezeichnen.
Constantin verstand sich aber nicht so. Er freute sich des Lebens, wie er es sich eingerichtet hatte, kümmerte sich nicht um die Meinung anderer und ließ jedem seine eigenen Macken, wie er sich ausdrückte. Er beeindruckte dadurch, weil er so locker und natürlich war und gar keinen Eindruck schinden wollte.
Jan war immer wieder überrascht, wie zufrieden Constantin mit seinem Leben zu sein schien. Sie verstanden sich gut, so selten sie sich auch trafen.
»Meinst du, ich sollte mich mehr um Kim kümmern?« fragte Constantin unverblümt.
»Es wäre vielleicht ganz gut, aber wichtiger wäre es jetzt, daß du dich um das Haus kümmerst. Es könnte sein, daß tatsächlich etwas gestohlen wurde, ich kann das nicht sagen. Ich möchte auch nicht allein ins Haus gehen.«
»Hast du etwa Angst?« fragte Constantin ironisch.
»Nein, aber es könnte ja etwas fehlen.«
»Liebe Güte, dich würde doch niemand verdächtigen.«
»Das kann man nie sagen. Als Kim weggebracht wurde, habe ich alle Fenster und Türen geschlossen. Mit der Alarmanlage kann ich nicht umgehen.«
»Ich auch nicht, sie geht außerdem zum falschen Zeitpunkt los. Wenn meine Eltern so bedacht wären auf ihr Luxushaus, müßten sie ja nicht wochenlang fern sein. Wahrscheinlich ist nichts so wertvoll, daß es nicht zu ersetzen wäre.«
Sie wurden unterbrochen, denn Dr. Jenny Behnisch kam aus einem Krankenzimmer. Sie bat die beiden jungen Männer in ihr Sprechzimmer. Sie war so ernst, daß Jan die Kehle eng wurde.
»Der Zustand von Kim ist jetzt stabil«, begann sie. »Anzeichen von Bulimie sind vorhanden, da sie Untergewicht und Mangelerscheinungen hat. Aber es gibt auch Anzeichen, daß ihr Amphetamine zugeführt wurden.«
»Das ist kaum vorstellbar«, sagte Jan hastig.
Constantin runzelte die Stirn. »Drogen?« sagte er kopfschüttelnd. »Nein, das kommt bei Kim nicht СКАЧАТЬ