Название: Dr. Norden (ab 600) Jubiläumsbox 1 – Arztroman
Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Dr. Norden (ab 600)
isbn: 9783740928469
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Jetzt weiteten sich ihre Augen.
»Warum?«
»Weil ich Sie faszinierend finde.« Es war so, und so sagte er es. Das war typisch für ihn.
»Was würden Sie sagen, wenn ich ja sage?«
»Danke, es freut mich, wann können wir anfangen?«
Sie blickte auf ihre Uhr. »Ich muß jetzt zur S-Bahn. Mein Wagen ist in der Werkstatt. Ich wollte nur Bescheid sagen, daß ich heute nicht mehr komme. Ich brauche schnell etwas Kleingeld.«
Constantin atmete tief durch. »Kann ich Sie vielleicht irgendwohin bringen?«
»Auch nach Grünwald?« fragte sie amüsiert.
»Auch nach Gründwald«, erwiderte er. »Ich muß sowieso in die Richtung.«
Das war allerdings geschwindelt.
»Das würde sehr helfen«, sagte Conchita. »Berechne dem Herrn fünzig Prozent, Rosi.«
»Ich werde öfter kommen«, sagte Constantin mit einem leisen Lachen.
»Das würde mich freuen«, erwiderte Conchita, und die beiden Verkäuferinnen waren ganz aus der Fassung gebracht. Man konnte es ihnen ansehen. Sie mühten sich beide, den Fisch gut zu verpacken, Constantin legte einen Fünfzigeuroschein hin, und als Rosi ihm fünf Euro herausgeben wollte, sagte er, daß sie es in die Kaffeekasse stecken solle.
»Das mußte nicht sein«, sagte Conchita.
»Ich habe nicht gedacht, daß ich so billig an den Fisch kommen würde, ist ja noch billiger als in Madeira.«
»Sie waren dort?« fragte sie beiläufig.
»Ich nicht, meine Schwester.«
»Hat es ihr gefallen?«
»Nicht so ganz, wir haben noch nicht viel darüber gesprochen.«
Sehr graziös ließ sie sich auf dem Beifahrersitz nieder. Sie war ein ästhetischer Anblick. Er meinte, nie ein so vollkommenes Wesen gesehen zu haben, wunderschöne Hände und Beine und dieses klassisch schöne Gesicht mit den dunklen Samtaugen, die einen faszinierenden Kontrast zu den blonden Haaren bildeten. Es war ein echtes Blond.
Sie schien Gedanken lesen zu können. »Meine Haarfarbe ist echt«, sagte sie lächelnd, »die habe ich von meiner Mutter.«
»Sehr apart zu diesen Augen. Wann darf ich Sie malen?«
»Irgendwann nächste Woche unter der Voraussetzung, daß Sie mir das Bild verkaufen.«
»Darüber läßt sich reden.«
»Sagen wir am Dienstag?«
»Wenn die Sonne im Westen steht, das ist stimmungsvoll. Es gibt schon seltsame Situationen. Das hätte ich mir wahrhaftig nicht träumen lassen, daß ich diesem dummen Fisch Ihre Bekanntschaft verdanke.«
»Wer wünscht sich denn so was?«
»Ein junges Paar zur Hochzeit.«
Conchita schüttelte den Kopf. »Die Wohnung möchte ich nicht sehen.«
»Es könnte ja eine besondere Erinnerung mit dem Fisch verknüpft sein.«
»Wissen Sie, daß diese Keramiken manchmal zum Schmuggeln benutzt werden?«
»Was Sie nicht sagen! Kann man ihm denn was ins Maul stopfen?«
»Es gibt andere Figuren, die haben ein Loch im Boden, das dann verschlossen wird. Man muß natürlich darauf achten, daß es nicht klappert.«
»Haben Sie schon mal etwas geschmuggelt?« fragte er.
»Nein, mir wäre das wirklich viel zu riskant. Es lohnt doch gar nicht, sich dadurch in Gefahr zu bringen. Fahren Sie doch bitte rechts.«
Constantin befand sich in einer merkwürdigen Stimmung. Zum ersten Mal in seinem Leben fühlte er sich einem Gefühlschaos ausgesetzt, hin und her gerissen zwischen Herz und Verstand.
»Jetzt sind wir gleich am Ziel«, sagte Conchita.
»Schade, muß ich wirklich bis Dienstag warten?« Er glaubte es selbst nicht, daß er das gesagt hatte.
»Es ist doch schon bald.«
»Ich verstehe nicht, daß wir uns nicht schon früher begegnet sind, wenn Sie in der Galerie waren.«
»Es war uns noch nicht bestimmt«, erklärte sie lachend. »Dazu mußte erst der blöde Fisch kommen.«
»Wenn Sie wüßten, was für ein Biest das ist.«
Sie warf ihm einen schrägen Blick zu. »Ich möchte es gern wissen.«
»Ein andermal.«
»Halt!« rief sie aus.
Er trat auf die Bremse. Sie standen vor einem Prachtbau, einer Zuckerbäckervilla, wie Constantin solche Häuser zu bezeichnen pflegte.
»Da würde der Fisch hineinpassen«, sagte Conchita, »innen so geschmacklos wie außen, aber es sind meine besten Kunden.«
»Denen sagen Sie aber doch wohl nicht ins Gesicht, daß sie an Geschmacksverirrung leiden«, scherzte er.
»Zu denen paßt ja, was sie kaufen. Ich glaube nicht, daß diesen Leuten Ihre Bilder gefallen.«
»Gott sei Dank. Also Dienstag?«
»Ich komme gegen siebzehn Uhr.«
Er küßte ihr die Hand, was er sonst auch niemals tat. Er half ihr aus dem Wagen, und als sie vor ihm stand, hätte er sie am liebsten in die Arme genommen. Aber sie eilte nun leichtfüßig zu dem Haus, und er setzte sich wieder gedankenverloren in seinen Wagen.
»Jetzt hat es mich erwischt«, murmelte er, sich über das Kinn streichend, »wie ist das nur möglich?« Na, wenigstens zu etwas war der Fisch gut. Aber diese Episode wollte er lieber für sich behalten.
*
Jan hatte eine sehr unruhige Nacht, obgleich er todmüde ins Bett gesunken war. Seine Mutter hatte noch angerufen, ob er zum Abendessen kommen wolle, aber er war dazu nicht fähig gewesen. Zuviel ging ihm durch den Sinn, und er scheute die Fragen, die ihm sicher gestellt würden. Angerufen hatte niemand, das war wenigstens eine Beruhigung.
Nun aber stand die Unterredung mit Dr. Norden bevor, und er sorgte sich um Kim. Dann fiel ihm ein, daß Constantin gar nichts von sich hören ließ, aber kaum hatte er es gedacht, läutete schon das Telefon. Constantin war dran.
»Das ist Gedankenübertragung«, sagte Jan.
»So was soll es geben, kannst du mal rüberkommen? Ich bin in Vaters Haus.«
»Ein Einbruch?« fragte Jan.
»Nein, СКАЧАТЬ