Walter Benjamin: Gesamtausgabe - Sämtliche Werke. Walter Benjamin
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Название: Walter Benjamin: Gesamtausgabe - Sämtliche Werke

Автор: Walter Benjamin

Издательство: Ingram

Жанр: Контркультура

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isbn: 9789176377444

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СКАЧАТЬ saisi certains traits de cette inhumanité à venir. On lit dans les Fusées: »Le monde va finir … Je demande à tout homme qui pense de me montrer ce qui subsiste de la vie … Ce n’est pas particulièrement par des institutions politiques que se manifestera la ruine universelle … Ce sera par l’avilissement des cœurs. Ai-je besoin de dire que le peu qui restera de politique se débattra péniblement dans les étreintes de l’animalité générale, et que les gouvernants seront forcés, pour se maintenir et pour créer un fantôme d’ordre, de recourir à des moyens qui feraient frissonner notre humanité actuelle, pourtant si endurcie? … Ces temps sont peut-être bien proches; qui sait même s’ils ne sont pas venus, et si l’épaississement de notre nature n’est pas le seul obstacle qui nous empêche d’apprécier le milieu dans lequel nous respirons?«

      Nous ne sommes déjà pas si mal placés pour convenir de la justesse de ces phrases. Il y a bien des chances qu’elles gagneront en sinistre. Peut-être la condition de la clairvoyance dont elles font preuve, était-elle beaucoup moins un don quelconque d’observateur que l’irrémédiable détresse du solitaire au sein des foules. Est-il trop audacieux de prétendre que ce sont ces mêmes foules qui, de nos jours, sont pétries par les mains des dictateurs? Quant à la faculté d’entrevoir dans ces foules asservies des noyaux de résistance – noyaux que formèrent les masses révolutionnaires de quarante-huit et les communards – elle n’était pas dévolue à Baudelaire. Le désespoir fut la rançon de cette sensibilité qui, la première abordant la grande ville, la première en fut saisie d’un frisson que nous, en face de menaces multiples, par trop précises, ne savons même plus sentir.

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      1911

      Wir leben im Zeitalter des Sozialismus, der Frauenbewegung, des Verkehrs, des Individualismus. Gehen wir nicht dem Zeitalter der Jugend entgegen?

      Jedenfalls leben wir in einer Zeit, wo man keine Zeitschrift aufschlagen kann, ohne daß einem das Wort »Schule« in die Augen fällt, in einer Zeit, wo die Worte Koedukation, Landerziehungsheim, Kind und Kunst durch die Luft schwirren. Die Jugend aber ist das Dornröschen, das schläft und den Prinzen nicht ahnt, der naht, es zu befreien. Und daß die Jugend erwache, daß sie teilnehme an dem Kampfe, der um sie geführt wird, dazu will ja unsere Zeitschrift nach Kräften beitragen. Sie will der Jugend zeigen, welchen Wert und Ausdruck sie erhalten hat im Jugendleben der Großen: eines Schiller, eines Goethe, eines Nietzsche. Sie will ihr Wege weisen, das Gemeinschaftsgefühl, das Bewußtsein ihrer selbst in sich zu wecken, als derjenigen, die in einigen Lustren die Weltgeschichte weben und gestalten wird.

      Daß dieses Ideal einer sich selbst als eines künftigen Kulturfaktors bewußten Jugend nicht von heute stammt, daß es eine Anschauung ist, die schon die Großen der Literatur deutlich ausgesprochen haben, das beweist ein flüchtiger Blick auf die Weltliteratur.

      Wohl wenige Ideen gibt es, die unsere Zeit erfüllen und die nicht schon Shakespeare in seinen Dramen, vor allem in der Tragödie des modernen Menschen, in Hamlet, berührt hätte. Da sagt Hamlet die Worte:

      Die Zeit ist aus den Fugen, Schmach und Gram,

      Daß ich zur Welt, sie einzurenken kam.

      Hamlets Herz ist verbittert. Seinen Oheim sieht er als Mörder, seine Mutter in Blutschande leben. Und welches Gefühl gibt ihm diese Erkenntnis? Wohl empfindet er Ekel vor der Welt, aber nicht in misanthropischem Eigenwillen kehrt er sich von ihr ab, sondern in ihm lebt das Gefühl einer Mission: er kam zur Welt, sie einzurenken. Auf wen könnten diese Worte wohl besser passen, als auf die heutige Jugend? Trotz aller Worte von Jugend, Lenz und Liebe liegt in jedem denkenden jungen Menschen der Keim zum Pessimismus. Doppelt stark ist dieser Keim in unserer Zeit. Denn wie kann ein junger Mensch, vor allem der Großstädter, den tiefsten Problemen, dem sozialen Elend gegenüberstehen, ohne, wenigstens zeitweise, vom Pessimismus übermannt zu werden? Da gibt es denn keine Gegenbeweise, da muß und kann nur helfen das Bewußtsein: und mag die Welt noch so schlecht sein, so kamst du, sie zu erheben. Das ist nicht Hochmut, sondern nur Pflichtbewußtsein.

      Dieses hamletische Bewußtsein von der Schlechtigkeit der Welt und von der Berufung sie zu bessern, erfüllt auch Karl Moor. Doch wenn Hamlet über die Schlechtigkeit der Welt nicht sich selbst vergißt, alle Rachegelüste niederzwängt, um selbst rein zu bleiben, so verliert Karl Moor in seinem anarchistischen Freiheitsrausch die Zügel über sich selbst. So muß er, der als Befreier auszog, sich selber unterliegen. Hamlet unterliegt der Welt und bleibt Sieger.

      Später hat Schiller noch einmal einen Repräsentanten der Jugend geschaffen: Max Piccolomini; aber mag er auch sympathischer sein als Karl Moor, als Mensch steht er uns (uns Jungen) nicht so nahe; denn Karl Moors Kämpfe sind unsere Kämpfe, die ewige Auflehnung der Jugend, die Kämpfe mit Gesellschaft, Staat, Recht. Max Piccolomini steht in einem engeren ethischen Konflikt.

      Goethe! Erwarten wir bei Goethe Sympathie für die Jugend? Wir denken an den Tasso, wir glauben sein strenges Gesicht oder sein ganz feines sarkastisches Lächeln hinter der Maske des Antonio zu gewahren. Und doch – Tasso. Da ist wieder die Jugend, allerdings auf ganz anderem Grunde; nicht umsonst ist ein Dichter der Held. Am Hofe von Ferrara sind Sitte und Anstand die strengeren Maßstäbe. Nicht die »plumpe« Sittlichkeit. Jetzt erkennen wir — Tasso ist die Jugend. Er hütet ein Ideal — das der Schönheit. Aber da er sein jugendliches Feuer nicht bezähmen kann, da er tut, was kein Dichter tun dürfte, da er die Schranken der Sitte in seiner Liebe zur Prinzessin durchbricht, sein eigenes Ideal verletzt, so muß er sich beugen vor dem Alter, dem Konvention »Sitte« geworden ist. Das ist die Ironie seiner letzten Worte:

      So klammert sich der Schiffer endlich noch

      Am Felsen fest, an dem er scheitern sollte,

      daß er sich jetzt am Felsen der Konvention festklammert, er, der das Ideal der Schönheit geschändet. Karl Moor scheitert, indem er seinem sittlichen, Tasso indem er seinem ästhetischen Ideal untreu wird.

      Der universellste Repräsentant der Jugend ist Faust, sein ganzes Leben ist Jugend, denn nirgends ist er beschränkt, stets sieht er neue Ziele, die er verwirklichen muß; und jung ist ein Mensch, solange er sein Ideal noch nicht völlig in die Wirklichkeit umgesetzt hat. Das ist das sichere Zeichen des Alters: im Gegebenen das Vollkommene zu sehen. Daher muß Faust sterben, daher endet seine Jugend mit dem Augenblick, da er sich am Gegebenen freuen kann und nichts mehr übrig sieht. Würde er weiter leben, so würden wir in ihm einen Antonio finden. An Faust zeigt es sich deutlich, warum diese Jugend-Helden es zu »nichts bringen« dürfen, warum sie im Augenblick der Erfüllung untergehen oder einen ewigen erfolglosen Kampf für die Ideale führen müssen. Diese erfolglosen Kämpfer für das Ideal hat besonders in zwei ergreifenden Typen Ibsen gezeichnet: in Dr. Stockmann im »Volksfeind« und noch stiller und ergreifender im Gregers Werle in der »Wildente«. Gregers Werle prägt besonders schön jenes eigentlich Jugendliche aus, jenen Glauben an das Ideal und jene Aufopferung, die unerschütterlich bleibt auch wenn das Ideal ein völlig unerfüllbares, ja ein unglückbringendes ist. (Denn Glück und Ideal sind oft Gegensätze.) Denn am Schluß der »Wildente«, als Gregers die Folgen seines fanatischen Idealismus sieht, bleibt sein Entschluß dem Ideal zu dienen, doch fest. Sollte es jedoch unerfüllbar sein, so ist das Leben für ihn wertlos; dann ist seine Lebensaufgabe »der Dreizehnte bei Tisch zu sein« – zu sterben. Noch ein anderes tritt in der »Wildente« hervor. Wie viele СКАЧАТЬ