Falsches Spiel in Brodersby. Stefanie Ross
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Название: Falsches Spiel in Brodersby

Автор: Stefanie Ross

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783894257552

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СКАЧАТЬ würde er schon aus Prinzip mit dem Motorrad kommen!

      Wenige Schritte an der Steilküste reichten und Jans schlechte Laune war komplett verflogen. Jörgs weiß-braune Promenadenmischung tobte mit Tarzan einige Meter vor ihnen. Der Anblick, wie die Hunde vergeblich den Möwen hinterherjagten, war zu herrlich. Sogar der schwere schwarze Labradormix sprang einige Male erstaunlich hoch in die Luft. Die Wellen schlugen an den Strand und nur wenige andere Spaziergänger waren unterwegs. Während die Gegend um Brodersby, besonders der Strand in Schönhagen, und die Steilküste ein beliebtes Ziel von Touristen waren, hatten die Einheimischen ihren Ort um diese Jahreszeit beinahe für sich.

      »Wann erzählst du eigentlich Gerda und Co., dass Lena nicht länger deine Lebensgefährtin, sondern deine Frau ist?«, erkundigte sich Jörg mit kaum verborgenem Spott in der Stimme.

      Jan grinste schief. Er und Lena hatten am Sonntag vor Weihnachten nur in Anwesenheit ihrer Trauzeugen standesamtlich geheiratet. In erster Linie war es ihnen darum gegangen, dass das Kind ehelich zur Welt kam. Die kirchliche Hochzeit und eine große Feier waren erst im Sommer geplant, wenn Lena mit mindestens einem Gläschen Sekt anstoßen konnte. »Keine Ahnung. Nie? Ich kann mir ungefähr vorstellen, wie die Reaktion ausfallen wird.«

      Jörg lachte. »Sei froh, dass Andrea und ich als Trauzeugen Bescheid wissen. Ich wäre auch nicht begeistert gewesen, wenn ich das später erfahren hätte. Was meinst du, wie sich Markus freuen wird?«

      »Autsch«, erwiderte Jan und hatte plötzlich eine Liste mit Freunden vor Augen, die vermutlich über seine Heimlichtuerei reichlich sauer wären.

      Lachend schlug Jörg ihm auf die Schulter. »Mensch, Jan. Das war doch Spaß. Kein Mensch nimmt es euch krumm, dass ihr erst im Sommer feiert, wenn das Baby aus dem Gröbsten raus ist. Weißt du denn jetzt, was dich erwartet?«

      »Nein. Wir wissen nur, dass es ein kleiner Dickkopf wird, der sich bei jedem Ultraschall wegdreht. Lena ist aber weiter überzeugt, dass es ein Junge ist.«

      »Na, der würde auch besser zu dir passen als so ein Mädchen, das alles in Rosa haben möchte und mit Puppen spielt«, überlegte Jörg laut und blickte bedeutungsvoll zu einem vielleicht vier Jahre alten Mädchen, das direkt am Wasser mit den von der Ostsee angespülten Steinen spielte und einen rosafarbenen gefütterten Regenanzug trug, der mit weißen Einhörnern bedruckt war.

      Jan würde zwar sein Kind auf jeden Fall lieben, doch er musste zugeben, dass ihm der Gedanke an einen Jungen etwas besser gefiel. Andererseits gab es auch Mädchen wie Ida, die für seinen Freund wie ein leibliches Kind war. Ida war ein wahrer Wirbelwind, eine talentierte Fußballspielerin und völlig ohne Zickenallüren. Jan wollte gerade Jörg an den Teenager erinnern, als eine Frau auf sie zustürmte.

      »Können Sie Ihre Bestien nicht an die Leine nehmen? Das ist unverantwortlich! Wenn die auf meine Silvana losgehen, ist es zu spät.«

      Jan brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass es um Ginger und Tarzan ging, die sich etliche Meter von dem Mädchen entfernt aufhielten und sich nicht im Geringsten für das Kind interessierten.

      Ehe er antworten konnte, übernahm das Jörg. »Sie müssen sich keine Sorgen machen, beide Hunde sind sehr gut erzogen und kein bisschen gefährlich.«

      Jan verkniff sich mit Mühe ein Grinsen. Ginger war alles Mögliche, aber bestimmt nicht besonders gut erzogen. Dafür verwöhnte Jörg die Hündin viel zu sehr.

      »Das kann ja jeder sagen. Bitte nehmen Sie die Tiere an die Leine!«, forderte die Mutter, die zwar einen praktischen gefütterten Parka trug, allerdings dazu halbhohe Stiefel, die für den Sand nicht geeignet waren.

      »Außerhalb der Saison ist am Strand kein Leinenzwang«, erwiderte Jörg bereits etwas weniger freundlich.

      »Karl! Komm mal bitte und erkläre den Herren, wie die Rechtslage ist.« Sie holte ihr Handy aus der Jackentasche. »Ich behalte mir vor, die Polizei zu alarmieren, wenn Sie weiterhin mein Kind gefährden.«

      Jörg griff ebenfalls in die Jackentasche und hielt ihr seinen Dienstausweis hin. »Rufen Sie gerne meine Kollegen an. Aber wie gesagt …«

      Der schrille Schrei des Mädchens unterbrach ihn. Es klang so dramatisch, dass nicht nur die Mutter ans Wasser lief, sondern Jan und Jörg ihr folgten.

      Erst als er das strahlende Lachen des Kindes registrierte, schaltete Jan seinen Arztmodus wieder aus. Das sollte ein Freudenschrei gewesen sein?

      »Mama, guck, das ist ein Wärmstein!«, rief das Mädchen so laut und schrill, dass Jans Ohren klingelten.

      Tatsächlich lag auf der Handfläche des Kindes ein großer orangefarbener Brocken.

      »Das ist aber verdammt ungewöhnlich«, meinte Jörg und hielt dem Kind die Hand hin. »Kannst du ihn mir ganz kurz geben, ich möchte nur sichergehen, dass …«

      »Nun lassen Sie ihr doch den Spaß! Silvana, gib deinen Bernstein nicht her. Da hast du wirklich ein unglaubliches Glück gehabt.«

      Jan musterte den Brocken misstrauisch. »Sekunde mal …«

      Jetzt hatte sie auch der Vater erreicht. »Was ist denn hier los?«

      »Die Männer lassen ihre Köter frei rumlaufen und gönnen unserem Kind den Stein nicht. Es heißt aber Bernstein, Silvana. Bernstein.«

      Der Vater sah erst zu den Hunden hinüber, die langsam näher getrottet kamen, und dann zu seiner Tochter. »Den hast du gefunden? Gibst du ihn mir mal? Der sieht ja toll aus!«

      Das Mädchen wich zurück und schloss die Faust. »Nein. Das ist meiner!«

      »Silvana! Gib ihn kurz her. Sofort!«, forderte der Vater energisch.

      Statt zu gehorchen, flüchtete das Mädchen zu seiner Mutter und verbarg sich hinter ihrem Rücken.

      »Verdammt noch mal!«, wurde Jörg laut. »Ich kenne die Gegend. So große Brocken Bernstein sind ungewöhnlich. Es könnte sich auch um einen gefährlichen Stoff handeln.«

      Jan hatte längst begriffen, in welche Richtung die Überlegungen seines Freundes gingen. Immer wieder kam es vor, dass Phosphorstücke, die Bernstein zum Verwechseln ähnlich sahen, an die Ostseeküste gespült wurden. Er hatte zwar noch nie gehört, dass in der Gegend um Brodersby herum solche Überreste von Kampfmitteln aus dem Zweiten Weltkrieg gestrandet waren, aber auszuschließen war das nicht.

      »Schluss mit dem Theater!«, rief er. »Ich bin Arzt und möchte mich nur überzeugen, dass …«

      Es war zu spät. Das Mädchen schrie plötzlich gellend auf. Ihre Hand schien in Flammen zu stehen.

      Die Mutter reagierte sofort, allerdings völlig falsch. Sie zog ihr Kind ans Wasser. Weißer Phosphor konnte nur durch Sand gelöscht werden – wenn überhaupt.

      Jan blieb für Erklärungen keine Zeit. »Halte sie mir vom Leib«, befahl er Jörg und entriss der Mutter das schreiende Kind. Er drückte es zu Boden und bedeckte die Hand mit Sand. »Ruf den Heli. Der soll oben am Parkplatz landen. Das Zeug ist dermaßen giftig, dass die Verbrennung ein Kinderspiel ist.«

      Das Schluchzen des Mädchens wurde leiser, doch das gefiel Jan überhaupt nicht. Der Blick der Kleinen war bereits glasig. Durch das Gebrüll hatte sie viel zu hektisch geatmet und dabei vermutlich einiges von dem giftigen Rauch abbekommen. Ein unverkennbarer Geruch nach Knoblauch СКАЧАТЬ