Es hat uns sehr gefreut. Georg Markus
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Название: Es hat uns sehr gefreut

Автор: Georg Markus

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

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isbn: 9783902998460

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СКАЧАТЬ Gershwins Musik und lud den Kollegen aus Amerika zu einem Diner in seine Wiener Wohnung ein. Anwesend waren an diesem Abend die Librettisten Alfred Grünwald und Julius Brammer, die den Text zur Gräfin Mariza geschrieben hatten, sowie Kálmáns junge Frau Vera.

      Die erinnerte sich später: »Grünwald hatte eine Idee, wie man Gershwin, der mit Bruder Ira – seinem kongenialen Librettisten – in Wien war, eine Freude bereiten könnte. Man würde nach dem Essen ins Café Westminster auf der Mariahilfer Straße fahren, wo damals jeden Abend Dolfi Dauber mit seinem Vierzig-Mann-Orchester aufspielte. Während Gershwin unterwegs nach Wien war, wurden die Noten seiner bekanntesten Werke beschafft und in die Mariahilfer Straße verfrachtet. Die Dauber-Kapelle übte tagelang den für sie ungewohnten amerikanischen Sound.

      Diner also bei Kálmáns. Nach dem Essen sagt Gershwin, er würde gerne in eine Bar gehen, in der man Operettenmelodien, vor allem von Kálmán, spielt. Die Wiener in der Runde warfen einander vielsagende Blicke zu, denn das war der richtige Moment, um den Überraschungscoup zu landen.

      Man fuhr ins Café Westminster, wo George Gershwin Operettenmelodien zu hören hoffte. »Die Herren saßen noch nicht an ihrem Tisch«, erzählte Vera Kálmán, »da intonierte die Kapelle auch schon die Rhapsodie in Blue. Gershwin hatte Tränen in den Augen, er dachte ja, daß hier kein Mensch seine Musik kennt.«

      Und dann eine schöne Geste: Gershwin nimmt einen Stift aus der Sakkotasche. Es war ein Stift, der die kleine Künstlerrunde in großes Erstaunen versetzte, denn ein solches Ding kannte man in Europa noch gar nicht. »Das ist ein Kugelschreiber«, erklärte George Gershwin, »ein neues Schreibgerät aus den USA. Mit diesem Stift habe ich die Rhapsodie in Blue geschrieben. Und ich schenke ihn Emmerich Kálmán.«

      So war der erste Kugelschreiber nach Wien gelangt.

      Ein Astaire-Film ohne Fred Astaire

      Jahrzehnte später, im Sommer 1995, gastierte der Broadway mit dem Musical My One and Only, einer Zusammenstellung aus Gershwin-Melodien, im Wiener Ronacher. Die Aufführung hatte Schwung, war professionell inszeniert und choreografiert, doch war, wie so oft in solchen Fällen, nicht die allererste Garnitur nach Europa gekommen. Bei der anschließenden Premierenfeier flüsterte Marcel Prawy: »Es war wie ein Film mit Ginger Rogers und Fred Astaire. Nur ohne Ginger Rogers und Fred Astaire.«

      Robert Stolz und der Gerichtsvollzieher

      Robert Stolz litt in den zwanziger Jahren unter akuter Geldnot, war er doch mit seinem Operettentheater in der Wiener Annagasse pleite gegangen. Das einzige, das er noch besaß, war eine goldene Taschenuhr, und um wenigstens die zu retten, wandte er den folgenden – uns von Marcel Prawy überlieferten – Trick an: Wann immer der Gerichtsvollzieher Navratil kam, und das war in diesen Tagen oft der Fall, wanderte die goldene Uhr vom Nachtkastl des Komponisten auf das seines besten Freundes Otto Hein, mit dem er ein schäbiges Untermietzimmer teilte.

      Das Ritual war immer dasselbe: Navratil läutete, Stolz wußte, daß der »Kuckuck« drohte, und die Uhr wurde auf Ottos Nachttisch plaziert. Der Gerichtsvollzieher betrat das Zimmer, lächelte wohlwollend und sagte: »Ich seh’ schon, Herr Stolz, Ihr Nachtkastl is’ leer, bei Ihnen is’ nix zu pfänden.« Und ging wieder.

      Eines Tages war Navratil wieder da. Die Uhr wanderte, Robert Stolz schaute unschuldig – doch der Herr Gerichtsvollzieher ging diesmal schnurstracks auf Otto Heins Nachtkastl zu. Und nahm die Uhr an sich.

      »Was ist los, um Gottes Willen?« protestierte der fassungslose Robert Stolz.

      »Regen S’ Ihna net auf«, sagte Herr Navratil, »heut’ pfänd’ ich den Hein!«

      Sprach’s, steckte die Uhr ein und ging. Stolz war um seinen letzten Wertgegenstand gekommen.

      Bald übrigens nicht nur um diesen. Freund Hein nahm ihm noch etwas ab: Seine damalige (zweite) Ehefrau Franzi Ressel ging mit dem Zimmergenossen des Komponisten auf und davon.

      »Wenn ich die Einzi zur Witwe hätt’«

      Nach Verlust von Uhr (und Frau) ließ Robert Stolz seinen damaligen Spitzbart abrasieren, um von den zahlreichen Gläubigern nicht erkannt zu werden. Daß er selbst in dieser Situation seinen Humor behielt, bestätigte mir eine alte Dame – ihr Name ist Friedl Weiss, und sie war zwischen den beiden Weltkriegen eine beliebte Soubrette an Wiener Bühnen und Kabaretts. Frau Weiss, die im August 1996 in bewundernswerter Frische ihren hundertsten Geburtstag feierte und die seinerzeit noch alle Berühmtheiten persönlich gekannt hatte, verkehrte einst im legendären Künstlercafé Dobner am Naschmarkt, zu dessen Gästen – neben Lehár, Kálmán und vielen anderen – auch Robert Stolz zählte. Als er dort aus obigem Grund erstmals ohne Bart erschien, gingen selbst seine besten Freunde grußlos an ihm vorbei, weil sie Stolz mit blankem Gesicht nicht erkannten. Eines Tages erblickte der frischrasierte »Unbekannte« im Dobner die fesche Friedl Weiss. Er kam an ihren Tisch und fragte: »Sagen Sie Fräulein, kennen Sie den Robert Stolz?«

      »Ja, natürlich«, antwortete die Angesprochene.

      »Ist das nicht ein unsympathischer Kerl?«

      »Nein, ganz im Gegenteil, das ist ein überaus feiner Mann.«

      Da lachte Robert Stolz und gab sich zu erkennen: »Friedl, ich dank’ dir, du bist die erste, die nicht über mich schimpft!«

      Sein wahres Glück hatte Stolz dann erst mit Ehefrau Nummer fünf, mit seiner »Einzi«, gefunden, die sich auch als perfekte Managerin (und später dann als Nachlaßverwalterin) des Komponisten erwies. Ernst Haeusserman sagte nach dem Tod von Robert Stolz: »Ja, wenn ich die Einzi zur Witwe hätt’, könnt ich auch beruhigt sterben.«

      »Der größte Blödsinn,

      der je geschrieben wurde«

      Karl Farkas, der 1930 gemeinsam mit dem Komponisten Robert Katscher das musikalische Lustspiel Die Wunder-Bar verfaßt hatte, erzählte einmal, wie der populärste Schlager dieser Revue entstanden ist: »Der Katscher und ich hatten die Ambition, literarisch und niveauvoll zu sein, und wir haben feine Texte ziseliert, da kam der Direktor der Wiener Kammerspiele und sagte zu uns: ›Das ist zu schwach, man muß da noch einen Schlager hineintun, irgend etwas Derbes‹.«

      Farkas und der Komponist waren bitterböse. »Der Katscher setzt sich zum Klavier«, berichtete Farkas weiter, »haut lieblos in die Tasten, singt aus Zorn dazu: Bibibibibibi.« Und das war auch schon die Melodie eines späteren Welterfolgs.

      Die beiden lachten und Farkas sagte: »Paß auf, dem Direktor werden wir’s zeigen, wir machen einen Schlager, der ganz unmöglich ist, ein Lied, das morgen wieder abgesetzt wird, weil es so schlecht ist. Du nimm ruhig dieses Bibibibibibi und ich mach den blödesten Text meines Lebens, und zwar so, daß er abgesetzt werden muß.«

      Der Kabarettist nahm die damalige Mode zum Anlaß für seinen Text. In der Inflationszeit waren die Damenkleider kurz gewesen, jetzt wurden sie wieder länger. Innerhalb weniger Minuten entstanden die Reime:

      Wenn die Elisabeth, nicht so schöne Beine hätt, hätt sie viel mehr Freud, an dem neuen langen Kleid. Doch da sie Beine hat, tadellos und kerzeng’rad, tut es ihr so leid um das alte kurze Kleid . . .

      »Und jetzt«, sagte Farkas, »das Reimlexikon zur Hand und weitergedichtet«:

      Das СКАЧАТЬ