Leonard Bernstein. Michael Horowitz
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Название: Leonard Bernstein

Автор: Michael Horowitz

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

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isbn: 9783903083752

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СКАЧАТЬ die beiden jungen Musiker, vor allem in den 28-jährigen Justus.

      Auch für Rudolf Buchbinder und sein Musikfest im niederösterreichischen Schloss Grafenegg, wo im Wolkenturm Jahr für Jahr Klang auf Kulisse trifft, war Tanglewood ein Vorbild. Für den Ausnahmepianisten Buchbinder war Bernstein »einer der größten Musiker des letzten Jahrhunderts. Was er geleistet hat – ich habe zum Beispiel sein Ravel-Klavierkonzert gehört –, ist wirklich keine Kleinigkeit. Er hat phänomenal gespielt und vom Klavier aus dirigiert. Und wenn er nur die West Side Story geschrieben hätte, wäre er auch schon in die Musikgeschichte eingegangen. Bernstein ist als Musiker unique. Es gibt keinen zweiten Dirigenten wie ihn. Und er hat hervorragend Klavier gespielt. Er war nicht einer der größten Pianisten – aber, wenn er sich mehr Zeit zum Üben genommen hätte, wäre er sicherlich noch besser geworden. Leonard Bernstein hat das Leben in all seinen Formen voll genossen. Ich erinnere mich, er hatte in seinem Sakko – links und rechts eingenäht – zwei längliche Taschen für je einen Flachmann, gefüllt mit Whisky: Ballantine’s.«

      Zurück zu den Anfängen des Tanglewood-Festivals: Zehn Jahre nach der Gründung ließ sich der geschäftstüchtige Serge Koussevitzky etwas Spektakuläres einfallen: Der Maestro brach – wie mit dem RCA Victor-Musikkonzern vereinbart – mitten während der Egmont-Ouvertüre ab. Von dem Moment an, als die Bostoner Symphoniker aufgehört hatten zu spielen, ließ RCA Victor ihren neuen Plattenspieler weitermusizieren, eine riesige weiße Berkshire-Musiktruhe. Man merkte kaum einen Unterschied bei der Wiedergabe. Bis dahin hatten Grammophonapparate nur Tonschwingungen bis 8000 Herz. Der mächtige Plattenspieler triumphierte mit dem doppelten Tonumfang und kam dem Orchester sehr nahe. Die Fachwelt bestätigte diese musikalische Entwicklung. Koussevitzky verhalf dem Musikkonzern zu neuen Umsatzrekorden.

      In diesem Jahr 1947 gab es für Maestro Serge auch ein privates Highlight: in Lenox, nicht weit von Tanglewood entfernt. Nach achtzehnjähriger Tätigkeit für Koussevitzky richtete die 46-jährige Sekretärin Olga Naumoff dem 73-Jährigen seine Hochzeit aus. Olga selbst war die Braut. Sie war die Nichte von Natalia, der zweiten Frau Sergeis, der Tochter des Teehändlers. Die Hochzeitsreise führte das Paar mit der Queen Elizabeth nach Europa.

      Im Sommer 1940 kam Leonard Bernstein auf Empfehlung von Dimitri Mitropoulos und Fritz Reiner nach Tanglewood. Serge Koussevitzky, schon immer Förderer junger, begabter Musiker, war sofort vom Talent des aufstrebenden Virtuosen beeindruckt. Er lud Lenny ein, an einem Dirigentenkurs in der neu gegründeten Ferien-Musikschule teilzunehmen. Junge Solisten, Komponisten und Dirigenten hatten inmitten der hügeligen, entspannenden Landschaft die Möglichkeit, sechs Wochen lang mit großen Meistern zu studieren und von ihnen zu lernen. Bald gewann Bernstein durch seine offene Art Koussevitzkys Vertrauen und Sympathie. Er wurde sein Lieblingsschüler. Lenny durfte nun auch jenes Stück dirigieren, das er schon Jahre zuvor studiert hatte: ein noch unbekanntes, zeitgenössisches Werk seines Kompositionslehrers, Randall Thompsons Zweite Symphonie. Neben Lehrern wie Randall Thompson und dem Dirigenten Fritz Reiner unterrichtete auch Isabelle Vengerova den hochbegabten Lenny am Curtis Institute, einem »Treibhaus für Wunderkinder«. Sie war brillant, streng, resolut und galt als eine der großen Musikpädagoginnen des 20. Jahrhunderts. Die Pianistin wurde in Wien bei Josef Dachs, bei dem auch Hugo Wolf studiert hatte, ausgebildet. Lenny nannte sie »beloved Tyranna«, geliebte Tyrannin. Der Unterricht war nicht immer friktionsfrei. Bei Mrs. Vengerova brauchte man als Schüler »Nerven aus Stahl, um ihre Klavierstunden zu überleben«, wie es der Pianist Gary Graffman in seinen Memoiren Ich sollte wirklich üben ausdrückte.

      28 Jahre später – Graffman studierte inzwischen auch bei Rudolf Serkin und Vladimir Horowitz – sollten sich die beiden Vengerova-Gezeichneten bei einer legendären Schallplattenaufnahme der frühen 1960er-Jahre wiedertreffen: Mit Bernstein als Dirigent und den New Yorker Philharmonikern spielte Gary Graffman am 2. Mai 1960 Rachmaninows Klavierkonzert No. 2 und seine Rhapsodie über ein Thema von Paganini ein. Als sich Graffman viele Jahre später den Ringfinger seiner rechten Hand verletzte, begann er mit eisernem Willen, sein Repertoire an Fingersätzen neu zu entwickeln, um den verletzten Finger nicht gebrauchen zu müssen. Die geliebte Tyrannin Vengerova wäre wohl stolz auf ihren Schüler gewesen.

      Zurück nach Tanglewood. In seiner prachtvollen Villa Seranak auf einem alles überblickenden Hügel oberhalb eines kleinen Sees hielt Koussevitzky acht Wochen lang vor und nach den Konzerten Hof. Die weiße Holzvilla, in den Bäumen versteckt, mit einer Reihe von Schaukelstühlen auf der Terrasse – wie im Marilyn Monroe/ Billy Wilder-Klassiker Some like it Hot – wurde schon bald sommerlicher Treffpunkt der Musikelite von Boston und New York. Noch heute können Besucher in der Villa Seranak Memorabilien des schillernden Tanglewood-Gründers bestaunen: Im ehemaligen Schlafzimmer ruhen im Schrank die eleganten Anzüge des Maestros, neben dem Hundewaschbecken im Entrée hängt der Strohhut, den der Maestro noch während seiner letzten Spaziergänge getragen hat.

      Neben der nahen Mount Pleasant Church, heute eine beliebte Hochzeitslokation gutsituierter Amerikaner, fand Serge Koussevitzky seine letzte Ruhestätte. Erst im Alter von 65 Jahren hatte er zu unterrichten begonnen. Sehr bald schon hatte sich eine enge Freundschaft und Verbundenheit zwischen dem kinderlosen Koussevitzky und Lenushka, wie er Leonard warmherzig nannte, entwickelt. 1942 wurde Bernstein Assistent von Koussevitzky in Tanglewood und begann selbst zu unterrichten. Bis zu seinem letzten Konzert in Tanglewood am 19. August 1990, seinem Todesjahr, küsste Leonard Bernstein immer, bevor er das Podium betrat, seine Manschettenknöpfe, ein Geschenk von Serge Koussevitzky. Eine Erinnerung an »meinen großartigen Kussi«, ein Ritual des sentimentalen Lenny.

      Jahrzehntelang wurde Bernstein von unerbittlichen Kritikern verfolgt, etwa von Claudia Cassidy von der Chicago Tribune. Sie hasste den »Emporkömmling«. Knapp vor Beginn eines Koussevitzky-Konzerts mit Tausenden in der Halle und fast 10 000 Zuhörern, die vor der offenen Rückwand auf der Wiese lagerten, erschien der Maestro – wie immer – in seinem eleganten Automobil, von der Anhöhe seiner Villa Seranak kommend, mit einer Entourage von Motorradfahrern. Sobald Serge Koussevitzky dem Wagen entstiegen war, ertönte ein Trompetensignal. Niemand durfte den Saal mehr betreten, alles wartete atemlos auf den Beginn des Konzerts. Doch einmal kam eine Dame zu spät, wollte noch hinein und wurde vom Ordner zurückgehalten. »Sind sie verrückt? Ich bin Claudia Cassidy von der Tribune«, brüllte sie. Stoisch erwiderte der Platzanweiser: »Mir völlig egal, ich ließe Sie nicht hinein, sogar wenn Sie Leonard Bernstein wären …« Die Kritiken Claudia Cassidys aus Chicago blieben über viele Jahre verletzend und voller Hass.

      KAPITEL 9

       Gott sagte: Nimm Bernstein

      Ein erwachsener Mann steht auf dem Podium und fuchtelt mit den Armen herum: blödsinnig! Aber irgendetwas bringt mich dazu, es zu tun.

      Nach dem Ende des Studiums zog Bernstein im Herbst 1942 nach New York und bezog eine winzige Ein-Zimmer-Wohnung im Souterrain. Acht Dollar Miete pro Woche. Um überleben zu können, gab er Klavierunterricht für einen Dollar pro Stunde und schuftete als Pianist in der Tanzschule der Carnegie Hall. Die Alternative war, zu verhungern oder das Geschäft seines Vaters zu übernehmen. Aaron Copland, ein enger Freund, den er schon während seines ersten Jahres in Harvard kennengelernt hatte, munterte den ungeduldigen Lenny immer wieder auf: »Erwarte bloß keine Wunder, lass den Kopf nicht hängen, wenn einmal eine Weile nichts passiert. So ist eben New York.« 37 Jahre später hielt Bernstein für Aaron Copland die Laudatio auf seiner Geburtstagsfeier und huldigte ihn als: »Mein Meister, mein Vorbild, mein Weiser, mein Therapeut, mein Führer, mein Berater, mein älterer Bruder, mein geliebter Freund.«

      Von Copland und Koussevitzky – seinen musikalischen Vätern – ermuntert, komponierte Leonard Bernstein bald seine ersten Werke: die Sonata for Clarinet and Piano und Jeremiah, seine erste Symphonie, die auf einem Stoff aus dem Alten Testament basiert. Das Werk über den Propheten Jeremia hat Lenny seinem strenggläubigen Vater СКАЧАТЬ