Название: H. G. Wells – Gesammelte Werke
Автор: Herbert George Wells
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier
isbn: 9783962813628
isbn:
Diese Klippe entbehrte offenbar außer an ihrer Basis der Vegetation, und sie zeigte Pfeiler und Terrassen und Tribünen, die unsere Aufmerksamkeit vorläufig nicht sehr in Anspruch nahmen. Sie stand in jeder Richtung viele Meilen weit von uns entfernt, wir schienen fast im Zentrum des Kraters zu stehen, und wir sahen sie durch einen gewissen Dunst, der vor dem Winde trieb. Denn jetzt war in der dünnen Luft sogar ein Wind vorhanden, ein schneller aber schwacher Wind, der außerordentlich kältete, aber nur geringen Druck ausübte. Er blies um den Krater herum, wie es schien, von dem nebligen Dunkel unter der Wand sonnenwärts, nach der heißen, erleuchteten Seite. In jenen östlichen Nebel zu blicken, war schwer; wir mussten mit halb geschlossenen Augen unter dem Schatten unserer Hände hervorspähen, weil die regungslose Sonne eine wilde Intensität entfaltete.
»Es scheint verlassen zu sein«, sagte Cavor, »absolut öde.«
Ich blickte von neuem um mich. Ich bewahrte noch jetzt eine hastende Hoffnung auf irgendein quasi menschliches Zeugnis, auf eine Gebäudezinne, ein Haus oder ein Werkzeug, aber wohin man auch blickte, dehnten sich die krausen Felsen in Spitzen und Kämmen, und das strahlenartige Gestrüpp und jene bauchigen Kakti, die schwollen und schwollen – eine glatte Verneinung, wie es schien, jeder solchen Hoffnung.
»Es sieht aus, als hätten diese Pflanzen alles für sich«, sagte ich. »Ich sehe keine Spur von irgendwelchem anderen Geschöpf.«
»Keine Insekten – keine Vögel – nein! Keine Spur, kein Brocken, kein Partikelchen tierischen Lebens. Gäbe es sie – was wollten sie in der Nacht beginnen? … Nein, es sind nur gerade diese Pflanzen vorhanden.«
Ich beschattete die Augen mit der Hand. »Es ist wie die Landschaft eines Traums. Diese Dinge sind weniger wie irdische Landpflanzen als wie das, was man sich zwischen den Felsen auf dem Meeresboden vorstellt. Sehn Sie das dahinten an! Man könnte es für eine Eidechse halten, die in eine Pflanze verwandelt wäre. Und der Glanz!«
»Dies ist nur erst der frische Morgen«, sagte Cavor.
Er seufzte und blickte um sich. »Dies ist keine Welt für Menschen«, sagte er. »Und doch, gewissermaßen – es ruft danach.«
Er verstummte eine Weile, dann begann er sein nachdenkliches Summen.
Ich fuhr unter einer leichten Berührung zusammen und sah, wie mir ein dünnes Blatt fahler Flechten über den Schuh schlug. Ich trat danach und es zerfiel zu Pulver, und jedes Fleckchen begann zu wachsen.
Ich hörte Cavor scharf aufschreien und sah, dass ihn eines der festgewachsenen Bajonette des Strauchwerks gestochen hatte.
Er zögerte, feine Augen suchten unter den Felsen um uns. Ein plötzlicher rosiger Schein war einen rauen Felspfeiler emporgekrochen. Es war ein ganz merkwürdiges Rosa, ein fahles Magenta.
»Sehn Sie!«, sagte ich und drehte mich um, aber siehe, Cavor war verschwunden.
Einen Moment stand ich gebannt. Dann tat ich einen hastigen Schritt, um über den Rand des Felsens zu blicken. Aber in meiner Überraschung über sein Verschwinden vergaß ich von neuem, dass wir auf dem Monde waren. Der Druck meines Fußes, den ich zum Schritt ausübte, hätte mich auf der Erde einen Meter weit getragen, auf dem Monde trug er mich sechs – gute fünf Meter über den Rand hinaus. Im Moment hatte das etwa die Wirkung jenes Albs, in dem man fällt und fällt. Denn während man auf der Erde in der ersten Sekunde eines Falls sechzehn Fuß fällt, fällt man auf dem Monde zwei, und mit nur einem Sechstel seines Gewichts. Ich fiel, oder ich sprang vielmehr zehn Meter hinab, denke ich. Es schien eine ganze Zeit zu dauern, fünf oder sechs Sekunden, sollte ich meinen. Ich schwebte durch die Luft und fiel wie eine Feder, knietief in eine Schneetrift auf dem Boden einer Rinne aus blaugrauem, weißgeädertem Fels hinein.
Ich blickte mich um. »Cavor!«, rief ich; aber kein Cavor war zu sehen.
»Cavor!«, rief ich lauter, und die Felsen warfen mir ihr Echo zurück.
Ich wandte mich wild, zu den Felsen und kletterte auf ihre Gipfel. »Cavor!«, rief ich. Meine Stimme klang wie die Stimme eines verlorenen Lammes.
Auch die Sphäre war außer Sicht, und einen Moment bedrückte mir ein furchtbares Gefühl der Verlassenheit das Herz.
Dann sah ich ihn. Er lachte und gestikulierte, um meine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Er stand auf einem nackten Felsstück zwanzig oder dreißig Meter entfernt. Seine Stimme konnte ich nicht hören, aber seine Gesten sagten: »Springen Sie!« Ich zögerte; die Entfernung schien enorm. Aber ich überlegte mir, ich müsse doch sicher imstande sein, eine größere Entfernung zu nehmen als Cavor.
Ich tat einen Schritt zurück, nahm mich zusammen und sprang mit aller Macht. Ich schien geradewegs in die Lust emporzuschießen, als sollte ich nie wieder herunterkommen …
Es war furchtbar und reizvoll, und so wild wie ein Alb, auf diese Art davonfliegen. Ich sah gleich, dass mein Sprung viel zu heftig gewesen war. Ich flog glatt über Cavors Kopf weg, und sah eine stachlige Wirrnis in einem Spalt meinem Fall entgegenstarren. Ich stieß einen Schreckensschrei aus. Ich streckte die Hände vor mich hin und spannte meine Beine.
Ich schlug auf eine pilzartige Masse, die rings um mich aufspritzte und nach allen Richtungen hin eine Masse orangefarbener Sporen fortschleuderte und mich mit orangegelben Pulver bedeckte. Ich überschlug mich sprudelnd und kam, von atemlosem Lachen geschüttet, zur Ruhe.
Ich sah Cavors kleines, rundes Gesicht über eine borstige Hecke spähen. Er rief eine matte Frage. »Eh?«, versuchte ich zu rufen, konnte es aber vor Atemmangel nicht. Er arbeitete sich zu mir hin, indem er vorsichtig durch die Büsche kam.
»Wir müssen uns in acht nehmen«, sagte er. »Dieser Mond hat keine Zucht. Er wird uns noch zerschmettern lassen.«
Er half mir auf die Füße. »Sie haben sich zu sehr angestrengt«, sagte er, indem er mit der Hand auf das gelbe Zeug klopfte, um es von meinem Anzug zu entfernen.
Ich stand passiv und keuchend da und ließ ihn mir die Gallerte von Knien und Ellbogen schlagen und über mein Missgeschick predigen. »Wir berücksichtigen die Gravitation СКАЧАТЬ