H. G. Wells – Gesammelte Werke. Herbert George Wells
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Название: H. G. Wells – Gesammelte Werke

Автор: Herbert George Wells

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962813628

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      Aber ich ant­wor­te­te nicht so­fort. Ich starr­te un­gläu­big hin. Ei­nen Mo­ment konn­te ich mei­nen Au­gen nicht glau­ben. Ich stieß einen un­ar­ti­ku­lier­ten Schrei aus. Ich pack­te sei­nen Arm. Ich zeig­te. »Sehn Sie!«, rief ich und fand mei­ne Spra­che. »Da! Ja! Und da!«

      Sei­ne Au­gen folg­ten mei­nem zei­gen­den Fin­ger. »Eh?«, sag­te er.

      Wie kann ich be­schrei­ben, was ich sah? Es ist eine sol­che Klei­nig­keit, und doch schi­en es so wun­der­voll, so schwan­ger mit Er­re­gung. Ich sag­te schon, mit­ten un­ter der stock­ar­ti­gen Streu stan­den die­se ge­run­de­ten Kör­per, die als sehr klei­ne Kie­sel hät­ten gel­ten kön­nen. Und jetzt hat­te sich erst ei­ner und dann ein zwei­ter ge­rührt, war über­ge­rollt und ge­platzt, und am Riss der bei­den hin zeig­te sich eine win­zi­ge Li­nie gelb­li­chen Grüns, das her­aus­barst, der war­men Er­mu­ti­gung der neu­er­stan­de­nen Son­ne ent­ge­gen. Ei­nen Mo­ment war das al­les, und dann rühr­te sich und barst ein drit­ter.

      »Es ist ein Same«, sag­te Ca­vor. Und dann hör­te ich ihn sehr weich flüs­tern, »Le­ben

      »Le­ben!« Und so­fort er­goss sich das Ge­fühl über uns, dass un­se­re un­ge­heu­re Rei­se nicht ver­geb­lich ge­macht war, dass wir in kei­ne dür­re Mi­ne­ra­li­en­wüs­te ge­kom­men wa­ren, son­dern in eine Welt, die leb­te und sich be­weg­te! Wir be­ob­ach­te­ten in­ten­siv. Ich er­in­ne­re mich, dass ich das Glas vor mir fort­wäh­rend mit dem Är­mel rieb, arg­wöh­nisch ge­gen die lei­ses­te Spur von Tau.

      Klar und le­ben­dig war das Bild nur in der Mit­te des Fel­des. Um die­ses Zen­trum her­um wa­ren all die to­ten Fi­bern und die Sa­men von der Wöl­bung des Gla­ses ver­grö­ßert und ver­zerrt. Aber wir konn­ten ge­nug se­hen! Ei­ner nach dem an­de­ren, den gan­zen, son­nen­be­leuch­te­ten Hang hin­un­ter bars­ten und spal­te­ten sich die­se klei­nen brau­nen Kör­per wie Sa­men­scho­ten, wie Frucht­hül­sen; öff­ne­ten gie­ri­ge Mün­der, die das Licht und die Wär­me ein­tran­ken, die von der neu er­stan­de­nen Son­ne in ei­ner Kas­ka­de nie­der­ström­ten.

      Mit je­dem Mo­ment spran­gen mehr von die­sen Sa­men­män­teln, und wäh­rend sie das noch ta­ten, über­flu­te­ten die schwel­len­den Pio­nie­re ihre durch den Riss er­wei­ter­ten Sa­men­hül­sen und tra­ten in das zwei­te Wachs­tum­sta­di­um über. Mit ste­ti­ger Si­cher­heit, ra­scher Über­le­gung ent­sand­ten die­se er­staun­li­chen Sa­men eine klei­ne Wur­zel in die Erde hin­ab, und eine wun­der­li­che, bün­del­ar­ti­ge klei­ne Knos­pe brach in die Luft em­por. In kur­z­er Zeit war der gan­ze Hang mit win­zi­gen Pflänz­chen be­deckt, die in der Son­nenglut auf Wa­che stan­den.

      Sie blie­ben nicht lan­ge ste­hen. Die bün­del­ar­ti­gen Knos­pen schwell­ten und spann­ten sich und öff­ne­ten sich mit ei­nem Ruck und war­fen eine Kro­ne klei­ner, schar­fer Spit­zen aus, ent­fal­te­ten einen Quirl win­zi­ger, spit­zi­ger, bräun­li­cher Blät­ter, die ra­pid län­ger wur­den, sicht­lich län­ger wur­den, wie wir sie be­ob­ach­te­ten. Die Be­we­gung war lang­sa­mer als die ir­gend­ei­nes Tiers, schnel­ler als die ir­gend­ei­ner Pflan­ze, die ich je zu­vor ge­se­hen habe. Wie kann ich es klar ma­chen – wie die­ses Wachs­tum vor sich ging? Die Blatt­spit­zen wuch­sen so, dass sie sich vor­wärts be­weg­ten, wäh­rend wir sie noch an­blick­ten. Die brau­ne Sa­men­hül­se welk­te und wur­de mit glei­cher Ge­schwin­dig­keit ab­sor­biert. Ha­ben Sie je an ei­nem kal­ten Tage ein Ther­mo­me­ter in die Hand ge­nom­men und den dün­nen Queck­sil­ber­fa­den im Rohr hoch­krie­chen se­hen? So wuch­sen die­se Mond­pflan­zen.

      In ein paar Mi­nu­ten, wie es schi­en, wa­ren die Knos­pen der ent­wi­ckelts­ten die­ser Pflan­zen zu ei­nem Stiel ge­wor­den und ent­fal­te­ten so­gar schon einen zwei­ten Blät­ter­quirl, und der gan­ze Hang, der noch eben als eine leb­lo­se Stre­cke der Streu er­schie­nen war, war jetzt dun­kel von dem oliv­grü­nen Laub be­haar­ter Spit­zen, die un­ter der Wucht ih­res Wachs­tums schwank­ten.

      Ich dreh­te mich um, und sie­he! am obe­ren Rand ei­nes öst­li­chen Fel­sens ent­lang schwank­te und beug­te sich, dun­kel ge­gen den blen­den­den Schim­mer der Son­ne ein ähn­li­cher Saum in kaum we­ni­ger ent­wi­ckel­tem Zu­stand. Und hin­ter die­sem Saum stand die Sil­hou­et­te ei­ner Pflan­zen­mas­se, die sich plump wie ein Kak­tus ver­äs­tel­te und sicht­lich schwoll, schwoll wie eine Bla­se, die sich mit Luft füllt.

      Dann ent­deck­te ich auch west­lich, dass sich eine zwei­te sol­che er­wei­ter­te Ge­stalt über dem Busch­werk er­hob. Aber hier fiel das Licht auf die glat­ten Flä­chen, und ich konn­te se­hen, dass ihre Far­be ein leb­haf­tes Oran­ge war. Sie stieg, wäh­rend man sie be­ob­ach­te­te; wenn man eine Mi­nu­te fort und dann wie­der hin­blick­te, hat­te ihr Um­riss sich ver­än­dert; sie ent­sand­te stump­fe, stäm­mi­ge Äste, bis sie in kur­z­er Zeit wie ein Koral­len­wuchs von vie­len Fuß Höhe da­stand. Mit sol­chem Wachs­tum ver­gli­chen, wäre der ir­di­sche Staub­pilz, der bis­wei­len in ei­ner ein­zi­gen Nacht einen Fuß an Durch­mes­ser ge­winnt, ein hoff­nungs­lo­ser Faul­pelz. Aber der Staub­pilz wächst auch ge­gen einen Gra­vi­ta­ti­ons­zug, der sechs­mal so stark ist wie der des Mon­des. Da­hin­ter streb­te aus Rin­nen und Flä­chen, die uns ver­bor­gen ge­we­sen wa­ren, aber nicht der le­ben­den Son­ne, ein stach­li­ger Bart spit­zi­ger und flei­schi­ger Ve­ge­ta­ti­on über Rif­fe und Bän­ke glän­zen­den Fel­sens in un­ser Ge­sichts­feld em­por und eil­te im Aufruhr, den kur­z­en Tag aus­zu­nut­zen, in dem sie blü­hen und Frucht tra­gen und säen und wie­der ster­ben muss. Es war wie ein Wun­der, dies Wachs­tum. So, muss man sich vor­stel­len, er­stan­den die Bäu­me und Pflan­zen bei der Schöp­fung und be­deck­ten die Öde der neu­ge­schaf­fe­nen Erde.

      Man stel­le sich das vor! Man stel­le sich die­sen Son­nen­auf­gang vor! Die Au­fer­ste­hung der ge­fro­re­nen Luft, das Sich-Re­gen und Be­le­ben des Bo­dens, und dann die­ses stil­le Auf­ste­hen der Ve­ge­ta­ti­on, die­ses un­ir­di­sche Em­por­schie­ßen der Flei­schig­keit und der Sta­cheln. Man den­ke sich das al­les von ei­nem Glanz er­hellt, der das in­ten­sivs­te Son­nen­licht der Erde wür­de wäs­se­rig und schwach er­schei­nen las­sen. Und doch zö­ger­ten noch um die­sen be­weg­ten Dschun­gel, wo nur Schat­ten lag, Bän­ke bläu­li­chen Schnees. Und um das Bild un­se­res Ein­drucks voll­stän­dig zu ha­ben, muss man be­rück­sich­ti­gen, dass wir das al­les durch ein dickes, ge­bo­ge­nes Glas er­blick­ten, ver­zerrt, wie die Din­ge durch Lin­sen ver­zerrt wer­den, scharf nur in der Mit­te des Bil­des, und da sehr hell, und nach den Rän­dern zu ver­grö­ßert und un­wirk­lich.

      9 – Das Kundschaftern beginnt

      Wir hör­ten auf zu spä­hen. Wir wand­ten uns ein­an­der zu, den­sel­ben Ge­dan­ken, die­sel­be Fra­ge in den Au­gen. Da­mit die­se Pflan­zen wach­sen konn­ten, muss­te Luft da sein, wenn auch noch so ver­dünn­te Luft, die auch wir wür­den at­men kön­nen.

      »Das Ein­stei­ge­loch?«, sag­te ich.

      »Ja!«, sag­te Ca­vor, »wenn es Luft ist, was wir se­hen!«

      »In kur­z­em«, sag­te ich, »wer­den die­se Pflan­zen СКАЧАТЬ