H. G. Wells – Gesammelte Werke. Herbert George Wells
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Название: H. G. Wells – Gesammelte Werke

Автор: Herbert George Wells

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962813628

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СКАЧАТЬ sah das Pa­pier fal­len und leicht auf dem Schnee lie­gen. Die ro­si­ge Flam­me des Bren­nens ver­schwand. Ei­nen Mo­ment schi­en sie er­lo­schen zu sein. Und dann sah ich eine klei­ne blaue Zun­ge am Rand des Pa­piers, die zit­ter­te und kroch und sich ver­brei­te­te!

      Ru­hig ver­kohl­te und ver­schrumpf­te der gan­ze Bo­gen, au­ßer, wo er in un­mit­tel­ba­rer Berüh­rung mit dem Schnee lag, und er sand­te einen zit­tern­den Rauch­fa­den em­por. Mir blieb kein Zwei­fel; die At­mo­sphä­re des Mon­des war ent­we­der rei­ner Sau­er­stoff oder Luft und also im­stan­de – wenn nicht die Dich­tig­keit zu ge­ring war – un­ser frem­des Le­ben zu er­hal­ten. Wir konn­ten auf­tau­chen – und le­ben!

      Ich setz­te mich hin, die Bei­ne auf bei­den Sei­ten des Ein­stei­ge­lo­ches, und mach­te An­stalt, es auf­zu­schrau­ben, aber Ca­vor un­ter­brach mich. Er mach­te dar­auf auf­merk­sam, wenn drau­ßen auch si­cher­lich eine sau­er­stoff­hal­ti­ge At­mo­sphä­re vor­han­den sei, so kön­ne sie doch noch so dünn sein, dass sie uns schwer schä­di­gen müss­te. Er er­in­ner­te mich an die Berg­krank­heit und an die Blu­tung, die die Luft­schif­fer oft be­fällt, wenn sie zu schnell ge­stie­gen sind, und er brach­te ei­ni­ge Zeit da­mit zu, dass er ein ekel­haft schme­cken­des Ge­tränk be­rei­te­te, und er be­stand dar­auf, dass ich da­von nahm. Ich fühl­te mich nach­her ein we­nig taub, sonst aber hat­te es kei­ne Wir­kung auf mich. Dann er­laub­te er mir, mit dem Auf­schrau­ben zu be­gin­nen.

      Bald war der Glas­ver­schluss des Ein­stei­ge­lochs so weit ge­löst, dass die dich­te­re Luft in un­se­rer Sphä­re die Schrau­ben­win­dun­gen ent­lang aus­zu­strö­men be­gann und sang, wie ein Kes­sel singt, ehe er kocht. Da­rauf hieß er mich in­ne­hal­ten. Es wur­de bald deut­lich, dass der Druck drau­ßen sehr viel ge­rin­ger war als der drin­nen. Wie viel ge­rin­ger er war, konn­ten wir nicht sa­gen.

      Ich saß da und hielt den Ver­schluss mit bei­den Hän­den ge­packt, be­reit, ihn wie­der zu schlie­ßen, wenn die Mondat­mo­sphä­re sich schließ­lich, ent­ge­gen un­se­rer in­ten­sivs­ten Hoff­nung, als zu dünn her­aus­stel­len soll­te, und Ca­vor hat­te einen Cy­lin­der mit kom­pri­mier­tem Sau­er­stoff zur Hand, um un­se­ren Druck zu er­neu­ern. Wir blick­ten ein­an­der schwei­gend an, und dann auf die fan­tas­ti­sche Ve­ge­ta­ti­on, die rings schwank­te und sicht­lich und ge­räusch­los wuchs. Und im­mer noch dau­er­te das schril­le Pfei­fen fort.

      Mir be­gan­nen die Blut­ge­fäße in den Ohren zu po­chen, und das Geräusch von Ca­vors Be­we­gun­gen wur­de schwä­cher. Ich be­merk­te, wie still durch die Ver­dün­nung der Luft al­les ge­wor­den war.

      Wie un­se­re Luft aus den Schrau­ben­gän­gen aus­zisch­te, kon­den­sier­te sich ihre Feuch­tig­keit in klei­nen Wol­ken.

      Als­bald emp­fand ich eine ei­gen­tüm­li­che Kurzat­mig­keit, die auch die gan­ze Zeit an­dau­er­te, wäh­rend der wir der äu­ße­ren At­mo­sphä­re des Mon­des aus­ge­setzt wa­ren; und eine ziem­lich un­an­ge­neh­me Emp­fin­dung an den Ohren und Fin­ger­nä­geln und dem Hals­rücken dräng­te sich mei­ner Auf­merk­sam­keit auf und ver­ging wie­der.

      Aber dann ka­men Schwin­del und Übel­keit, die mei­nen Mut so­fort än­der­ten. Ich dreh­te den Ver­schluss des Ein­stei­ge­lochs eine hal­be Wen­dung hin­ein und gab Ca­vor eine has­ti­ge Er­klä­rung; aber jetzt war er der san­gui­ni­sche­re. Er ant­wor­te­te mir mit ei­ner Stim­me, die au­ßer­or­dent­lich lei­se und fern klang, weil die Luft, die den Schall trug, so dünn war. Er emp­fahl einen Schluck Brannt­wein und gab mir das Bei­spiel, und als­bald fühl­te ich mich bes­ser. Ich dreh­te den Ver­schluss des Lo­ches wie­der auf. Das Po­chen in mei­nen Ohren wur­de lau­ter, und dann merk­te ich, dass der pfei­fen­de Ton des Auss­trö­mens auf­ge­hört hat­te. Eine Zeit lang konn­te ich mich nicht ver­ge­wis­sern, dass er auf­ge­hört hat­te.

      »Nun?«, sag­te Ca­vor mit dem Geist ei­ner Stim­me.

      »Nun?«, sag­te ich.

      »Sol­len wir fort­fah­ren?«

      Ich dach­te. »Ist das al­les?«

      »Wenn Sie es aus­hal­ten kön­nen.«

      Statt der Ant­wort fuhr ich mit dem Auf­schrau­ben fort. Ich hob den run­den Ver­schluss von sei­ner Stel­le und leg­te ihn vor­sich­tig auf den Bal­len. Eine Flo­cke Schnees wir­bel­te und ver­schwand, als die­se dün­ne und un­ge­wohn­te Luft un­se­re Sphä­re in Be­sitz nahm. Ich knie­te nie­der und setz­te mich dann auf den Rand des Ein­stei­ge­lochs und späh­te hin­aus. Un­ten, einen Me­ter nur von mei­nem Ge­sicht ent­fernt, lag der un­be­tre­te­ne Schnee des Mon­des.

      Es folg­te eine klei­ne Pau­se. Un­se­re Au­gen tra­fen sich.

      »Es be­drückt Ihre Lun­gen nicht zu sehr?«, sag­te Ca­vor.

      »Nein«, sag­te ich. »Dies kann ich aus­hal­ten.«

      Er streck­te die Hand nach sei­ner De­cke aus, steck­te den Kopf durch das zen­tra­le Loch und wi­ckel­te sie um sich. Er setz­te sich auf den Rand des Ein­stei­ge­lochs und ließ die Füße hin­ab, bis sie dem Mond­bo­den auf sechs Zoll nahe wa­ren. Er zö­ger­te einen Mo­ment, sprang die­se paar Zoll hin­ab und stand auf dem un­be­tre­te­nen Bo­den des Mon­des.

      Als er hin­austrat, wur­de er von dem Glas­ran­de gro­tesk ver­zerrt. Ei­nen Mo­ment stand er still und blick­te hier­hin und dort­hin. Dann zog er sich zu­sam­men und sprang.

      Das Glas ver­zerr­te al­les, aber es schi­en mir so­gar ein ganz un­ge­wöhn­lich großer Sprung zu sein. Er war mit ei­nem Satz in die Fer­ne ge­rückt. Er schi­en zwan­zig oder drei­ßig Fuß weit fort zu sein. Er stand hoch auf ei­ner Fel­sen­mas­se und ges­ti­ku­lier­te nach mir zu­rück. Vi­el­leicht rief er – aber der Klang er­reich­te mich nicht. Aber wie zum Teu­fel hat­te es das ge­macht? Ich kam mir vor wie ein Mann, der ge­ra­de einen neu­en Be­schwö­r­er­trick ge­se­hen hat.

      In ei­nem ver­wirr­ten Geis­tes­zu­stand sprang auch ich zum Ein­stei­ge­loch hin­aus. Ich rich­te­te mich auf. Gera­de vor mir war die Schnee­trift zu­sam­men­ge­sun­ken und hat­te eine Art Gra­ben ge­bil­det. Ich mach­te einen Schritt und sprang.

      Ich merk­te, dass ich durch die Luft flog, sah den Fel­sen, auf dem er stand, mir ent­ge­ge­nei­len, pack­te ihn und klam­mer­te mich in ei­nem Zu­stand un­end­li­chen Ent­set­zens an.

      Ich keuch­te ein müh­sa­mes La­chen. Ich war furcht­bar ver­wirrt. Ca­vor bück­te sich und schrie mir in piep­sen­den Tö­nen zu, vor­sich­tig zu sein.

      Ich hat­te ver­ges­sen, dass auf dem Mond, der nur ein Ach­tel der Mas­se der Erde hat und ein Vier­tel ih­res Durch­mes­sers, mein Ge­wicht kaum ein Sechs­tel des­sen war, was es auf der Erde ge­we­sen war. Aber jetzt be­stand die­se Tat­sa­che dar­auf, dass man an sie dach­te.

      »Wir sind nicht mehr am Gän­gel­band der Mut­ter Erde«, sag­te er.

      Mit ei­ner vor­sich­ti­gen An­stren­gung hob ich mich auf die Spit­ze und mit СКАЧАТЬ