Zu neugierige Mörder: 9 Krimis. Karl Plepelits
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Название: Zu neugierige Mörder: 9 Krimis

Автор: Karl Plepelits

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Зарубежные детективы

Серия:

isbn: 9783745213409

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СКАЧАТЬ grünen Augen von unten her an, „wir werden an diesen neuen Bewohnern unsere helle Freude haben.“

      Der Baron hatte bemerkt, dass Dolly sich ihr ohnehin zerfetztes Abendkleid einfach ein Handbreit über den Knien abgeschnitten hatte und so wieder ganz passabel gekleidet war. Und damit hatte sich natürlich auch ihr Reiz nicht vermindert, was allen Männern hier ins Auge fiel. Eine, wie sich der Baron sagte, weitere Voraussetzung für Komplikationen.

      Sie musterte ihn aufmerksam aus ihren grünen und in der Sonne leuchtenden Augen. „Sie betrachten mich wie ein exotisches Tier, Baron. Sehen Sie so selten eine Frau?“

      Er blieb todernst. „Frauen viele, solche wie Sie ganz selten. Wenn wir hier ein Waldorf Astoria hätten, würde ich Sie zum Essen einladen.“

      „Ziemlich fantasielos, Baron, finden Sie nicht auch?“, erwiderte sie spitz. „Erst gehen Sie mit einer Frau essen, dann noch ein oder zwei Digestiva, die auf den bereits genossenen schweren Wein wie eine Stahlklammer wirken, und endlich schleifen Sie Ihr Opfer noch in ein Nachtlokal, um der Dame schließlich in Ihrer Wohnung noch einen Mokka anzubieten, der im Bett ausgetrunken wird. Baron, ich hätte Ihnen weit mehr Fantasie zugetraut.“

      „Schade, dass man Sie bisher auf diese Weise so enttäuscht hat. Frustrierte Frauen malen sich die Bilder der Zukunft immer aus dem Schatz ihrer schlechten Erfahrungen.“

      „Läuft Ihr Programm etwa anders ab?“, fragte sie spöttisch und lächelte so herausfordernd, dass schon allein dieses Lächeln manch anderen Mann in helle Wut versetzt hätte. Der Baron beherrschte sich und meinte ebenso spöttisch:

      „Da Sie offenbar ein reichhaltiges Repertoire an Erfahrungen haben, könnten Sie den Faden vielleicht selbst weiterspinnen, wenn wir mal davon ausgehen, dass ich sie weder in ein Nachtlokal noch zu mir nach Hause mitgenommen hätte.“

      „Baron von Strehlitz, haben Sie schon einmal etwas davon gehört, dass wir in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts leben? .Mitgenommen sagen Sie! Ich bin kein Hund und kein kleines Blümchen, das man mitnimmt. Entweder gehe ich freiwillig wohin oder ich bleibe, wo ich bin.“

      „Ich freue mich, dass Sie als einzige freiwillig hier sind“, lachte er.

      „Sie lenken ab, Baron. Ihr Vergleich ist Unsinn, und Sie wissen das“, erwiderte sie sachlich. „Oder haben Sie nun kein Rezept mehr, da Sie wissen, dass ich nicht zur Kategorie Ihrer bisherigen Bekanntschaften zähle, die sich von Ihnen nach Ihrem Gutdünken irgendwohin mitnehmen ließ?“

      Er lächelte wieder und sagte ironisch: „Sind Sie ganz sicher, dass Sie eine Frau sind, Miss Willington?“

      „O ja, da bin ich sehr sicher. Ich habe nur etwas gegen so umwerfend selbstsichere und charmante Männer, wie Sie einer sind. Sie kommen mir wie ein wandelnder Fliegenfänger vor, bei dem die Mädchen die Fliegen sind. Die Geschichte hat nur einen Haken, Baron: Ich bin keine kleine dumme Fliege, die auf Ihrem Honigleim sitzenbleibt. Betrachten wir die Lage hier also vom sachlichen Standpunkt aus. Komplimente können Sie sich im Zusammenhang mit mir sparen. Die Dame, die eben angekommen ist, ich meine Mrs. Rosco, wird wesentlich empfänglicher für Ihren Umgangsstil mit Frauen sein. Ganz gewiss ist das auch bei der jungen Lady richtig, die der so hochverehrte Mr. Stevenson so schmählich hat sitzenlassen.“

      Der Baron lächelte immer noch. „Bis jetzt haben Sie nur Gift geschleudert. Und wann beginnen Sie zu beißen?“

      Dolly machte ein wütendes Gesicht und wandte sich um. Der Baron lachte leise, aber noch laut genug, dass sie es hörte. Davon wurde ihre Stimmung nicht unbedingt aufgeheitert.

      In diesem Augenblick sagte die rauchige Stimme von Nina Rosco: „Welch ein Glück, lieber Baron, dass wir Sie hier haben!“

      Der Baron drehte sich um und sah Nina Rosco keinen Meter entfernt von sich stehen. Nach der überstandenen Angst schien sie sich schon wieder sehr auf das zu konzentrieren, was ihr Freude machte. Und nun hatte sie den Baron als erfreulichen Umgang für sich auserkoren.

      Es war alles zu deutlich, und der Baron hätte von Frauen nichts zu verstehen brauchen, um dieser Frau anzusehen, worauf sie hinauswollte.

      „Ich wüsste nicht, was es für Sie ausmacht, wenn ich hier bin oder ein anderer an meiner Stelle stünde“, erwiderte er um eine Spur zu schroff.

      Doch damit hätte er vielleicht Jenny verjagt, nicht aber Nina Rosco. Sie strahlte ihn geradezu an, als habe er ihr ein besonders nettes Kompliment gemacht. „Hach, einen Mann wie Sie gibt es doch gar nicht zweimal! Für mich sind Sie ...“

      Der Baron erfuhr die nächste Zeit nicht, was er für sie darstellte, denn plötzlich brüllte Le Beau: „Ein Flugzeug!“

      *

      Es war ein Flugboot, eines von denen, die von der britischen Air Force nach dem Zweiten Weltkrieg ausrangiert worden waren. Die klobige „Sunderland“ kam brummend wie eine Hornisse gemächlich auf die Insel zugeflogen. Die Propeller ihrer beiden Motoren rotierten so schnell, dass es im Sonnenlicht aussah, als befänden sich vorn zwei silberne Scheiben, die immerzu flimmerten und blitzten.

      Während die Menschen herumliefen, Hemden, Tücher und überhaupt alles über sie schwenkten, das halbwegs wie eine Signalflagge wirken konnte, summte der schwerfällige Vogel näher und näher.

      Der Baron starrte wie gebannt auf das Flugzeug, dessen Hoheitsabzeichen er nicht erkennen konnte. Robert, der neben ihm stand, ließ seinen inneren Computer die Daten ausspucken. „Eine Sunderland. Es gibt noch drei auf den Bahamas, meist zu Rundflügen und zum Transport von Gütern von Insel zu Insel eingesetzt. Sie alle gehören einer kleinen Flugreederei, die immer auf der Grenze zum Bankrott balanciert.“

      „Es ist mir völlig gleich, Robert. Hauptsache, die Jungs sehen uns und können uns helfen.“

      Die Maschine kam nun direkt über die Menschen geflogen, die. unten wie irr winkten.

      „Die müssen uns gesehen haben!“, rief Dr. Rosco, der angesichts einer Rettung schon wieder zuversichtlicher geworden war.

      „Und ob die uns gesehen haben“, meinte Archibald Home, der Attache. „Ich sehe ja auch, was unten ist, wenn ich mit dem Flugzeug unterwegs bin.“

      Die Sunderland zog eine Schleife und kam zurück. Auf der Insel brach ob dieser Tatsache frenetischer Jubel aus. Indessen kreiste die Sunderland noch einmal, zog tief übers Wasser hin, als suchten die Piloten eine Stelle, wo sie mit ihrem schweren Vogel niedergehen konnten.

      „Sie wollen landen!“, schrie Mrs. Dacombe mit überschnappender, ein wenig hysterisch klingender Stimme.

      „Das heißt doch wassern, meine Liebe“, korrigierte sie ihr Mann.

      Sie begriff nicht gleich, was er wollte und schnappte dann: „Immer weißt du alles besser! Ja, sie landen!“

      „Die gehen wirklich ’runter!“, rief Le Beau.

      Der Baron stand wie zufällig wieder neben Dolly Willington und sagte sanft: „Dann könnten wir heute Abend ja möglicherweise noch das besprochene Dinner im Waldorf nachholen, was?“

      Sie sah zu ihm auf, lächelte verzeihend, wie man gegenüber dem wirren Gerede eines kleinen Kindes Nachsicht übt und erwiderte: „Was Sie brauchen, Baron, ist ein Arzt. Aber wählen Sie einen guten. Vielleicht hat er Glück und Sie werden wieder gesund.“

      Wider СКАЧАТЬ