Zu neugierige Mörder: 9 Krimis. Karl Plepelits
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Название: Zu neugierige Mörder: 9 Krimis

Автор: Karl Plepelits

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Зарубежные детективы

Серия:

isbn: 9783745213409

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СКАЧАТЬ Blonde? Das ist ein Mitglied der Besatzung. Maschinist oder so etwas. Ich kenne sogar seinen Namen.“

      „Das überrascht mich nicht“, meinte der Baron lächelnd. Er kannte Robert, der ein einmaliges Gedächtnis besaß und immer bestens informiert war. Bestimmt, dachte der Baron, kennt er sogar die Vermögensverhältnisse all dieser Leute, die dort im Boot sassen.

      „Der Maschinist heißt Mackenzie. Leider weiß ich den Vornamen nicht.“

      Der Baron spottete: „Das ist eine Bildungslücke, Robert.“

      Robert blieb todernst. „Verzeihung, Sir, aber das werde ich schnell korrigieren.“

      Das Boot war wesentlich größer als das Floß der bereits auf der Insel befindlichen sieben Menschen. In diesem Boot wären gut und gerne dreißig Menschen untergekommen. Doch in der Panik auf dem brennenden Schiff, die besonders durch disziplinloses Verhalten der Schiffsführung gekennzeichnet war, hatte jedermann froh sein können, überhaupt in ein Boot gekommen zu sein.

      Knirschend glitt der Bootskiel auf den Sand. Die Männer an Land sprangen hinzu und rissen das von den Wellen nachgeschobene Boot noch weiter hinauf.

      Die Insassen kamen auf festen Boden. Erst die Frauen, dann die Männer. Allesamt machten sie einen etwas besseren Eindruck als des Barons Begleiter. Der Grund war schnell zu erkennen. Im Boot lagen jetzt noch Konserven, und Wasser war auch noch vorhanden.

      „Welch ein Gück, wir sind an Land!", rief der weißhaarige, wie ein ästhetischer alter Professor wirkende Charles Dacombe.

      Archibald Home, ein ebenfalls älterer Herr, der eine gewisse Ähnlichkeit mit Chamberlain besaß, meinte verdrossen: „Das sieht nicht aus, als sei es ein britisches Eiland.“

      Die strohblonde Jenny; die sich ihres offenbar zerfetzten Kleides entledigt hatte und sich daraus so etwas wie einen Minirock und eine Büstenbluse fabriziert hatte, meinte, während sie kess um sich blickte: „Oh, das ist ja wie eine Liebesinsel!“

      Dabei warf sie dem Baron einen Blick zu, der ihm den Eindruck vermittelte, als stünde er auf der Schwelle von Jennys Schlafzimmer. Dann aber entdeckte Jenny die inzwischen herabgekletterte Miss Willington, und das veranlasste sie zu der spitzen Bemerkung: „Hach, und diese lästige Journalistin ist auch da!“

      Wobei die

      Betonung auf „lästig“ lag. Dass ihr Le Beau eilfertig die Hand hinstreckte, um sie durch den knöcheltiefen Sand zu führen, übersah sie geflissentlich.

      Diese Hand ergriff, obgleich nicht für sie bestimmt, Nina Rosco. Sie war auch blond, wenn auch nicht so hell wie Jenny, aber sie war mehr als Jenny. Sie war kein Playgirl, keine ständige Begleiterin, sondern schlicht ein mannstolles Weib, und das zu beurteilen, hatte der Baron ein Auge. Nina war in der hohen Blüte einer Frau, so Ende der Dreißig, und sie befand sich in einem Alter, in dem Frauen nicht mehr fragen: Was ist er oder wie ist er? sondern nur noch: Wo ist er?

      Le Beau, das sah der Baron mit einem Blick, war im Augenblick das willige Opfer. Und die Tatsache, in Begleitung ihres Mannes gelandet zu sein, schien Nina Rosco kaum zu stören, vielleicht gar nicht. Sie war der Typ Frau, der sich mit seinem Ehegespons arrangiert hatte. Nach dem Motto: Nimm du dir deine Sekretärin, ich nehme mir deinen Personalchef, oder vielleicht war sie auch mit dem Chauffeur zufrieden.

      Diese Nina, sagte sich der Baron, wird uns noch viel Freude bereiten.

      Ihr Mann war um die Fünfzig, hatte schütteres Haar und trug eine Brille. Auf dem Schiff hatte er, wie überall, wo er auftauchte, das große Wort geführt, sich arrogant gegen jedermann benommen und — wie Le Beau immer dazu sagte — wie ein Ochsenfrosch aufgeblasen. Jetzt jedoch wirkte er wie Napoleon nach Waterloo. Sein weißer Smoking sah aus, als hätte Dr. Rosco damit die Schiffsmaschine gereinigt, und von seinem blasierten Getue war nichts als nacktes Entsetzen übriggeblieben. Hinzu kam, was die Gefühlten des Barons nicht wussten, dass er sich im Boot während des Sturmes in den ersten achtundzwanzig Stunden wie eine Memme benommen hatte, und deshalb beachtete ihn niemand mehr, seine Frau am allerwenigsten. So war von dem großen Modearzt und lautstarken Politiker nichts geblieben als eine armselige Kreatur.

      Mackenzie, der Maschinist, war Mitte Zwanzig, ein hagerer, sehniger Bursche, auch blond, dabei voller Sommersprossen und an den Armen tätowiert. Beweis dafür, dass die Haut eines behaarten Männerarmes auch ein Erinnerungsmerkmal für Lillys, Honeys und Zizzis sein kann. In mehreren Sprachen war dort verewigt, wem dieser Mackenzie so alles im Laufe der Jahre durch die Betten verholfen hatte. Jetzt allerdings warf er einen bitterbösen Blick auf Jenny, und der Baron, der ihn beobachtete, erriet, was dahintersteckte. Dieser Mackenzie machte ihm ganz den Eindruck eines eifersüchtigen Hechtes, der imstande war, mit einem russischen Klappmesser auf alle die loszugehen, die seiner Angebeteten nur einen kurzen Blick zuwarfen.

      Der Bursche, dachte der Baron, wird uns mindestens ebenso beschäftigen wie diese Nina Rosco.

      Robert war ins Boot geklettert und kam zum Baron zurück. „Die Notzeichen-Funkanlage ist total verrottet. Die Batterie ist ausgelaufen“, sagte er.

      Von Strehlitz nickte. „Sie müssen verstehen, Robert, dass Ölmilliardäre wie Stevenson nicht neben großen Festen auch noch die Seenotrufanlage ihrer Rettungsboote in Ordnung halten können. Schließlich ist er ja auch sofort mit der Barkasse losgefahren. Ich wundere mich nur, dass er seine kleine Katze nicht mitgenommen hat.“

      „Wenn Sie diese Jenny meinen, Sir“, sagte Robert, „so hatte ich das Gefühl, er wollte sie ohnehin liquidieren.“

      „Na ja, sie trägt es gelassen“, erwiderte der Baron mit einem Blick auf Jenny, die sich Miss Willington genähert hatte und nach einem alten ungeschriebenen Gesetz weiblicher Psyche herauszufinden versuchte, wie gefährlich ihr diese Rivalin werden könnte.

      Die Unterhaltung war aber noch harmlos. Eine richtige Diskussion zwischen den beiden entspann sich erst am nächsten Tag.

      Während nun alle miteinander darüber debattierten, ob doch noch ein Schiff aufkreuzen würde und warum noch immer keines aufgetaucht war, wieso keine Flugzeuge suchten, überhaupt niemand dergleichen tat, dass vierzehn Menschen verschwunden waren, während nun auch der würdige Handelsattache Home von Maßnahmen sprach, die er nach einer Rettung gegen die Leiter der Suchaktion einzuleiten gedenke, während gleichzeitig Mildred Dacombe die Wellblechbaracke besichtigte wie ein Schloss, das sie zu mieten gedachte, während das alles geschah, begann jetzt James in aller Stille damit, die Fische, die Le Beau und Tipo gefangen hatten, mit Tipos Hilfe auszunehmen und auf grüne Zweige zu spiessen, damit man sie braten konnte. Denn James hatte Hunger.

      Robert und dieser Mackenzie, dessen wilder Blick immer wieder zu Jenny hinflog,. räumten die Wasserkanister und die noch vorhandenen vierzehn Konservendosen mit Notverpflegung aus dem Rettungsboot.

      Mildred Dacombe kam auf den Baron zu, sah ihn an wie einen Hoteldirektor und sagte mit klirrender Stimme: „Also mein Mann und ich können ja in dieser merkwürdigen Behausung dort wohnen. Aber wo schlafen die anderen?“ Sie zeigte auf die Wellblechbaracke, die sie eben besichtigt hatte.

      „Die anderen, Madam, schlafen wie Sie auch dort drin.“

      „Wie? Mit uns zusammen, Frauen und Männer? Aber hören Sie mal!“

      Der Baron lächelte nur und wandte sich ab. Es war ihm einfach zu dumm. Statt dessen interessierte er sich bedeutend mehr für Dolly Willington, die zu ihm kam, während die anderen sich bis auf Robert und Mackenzie alle um den Schiffsjungen СКАЧАТЬ