Kugelwechsel. Rudolf Trink
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Название: Kugelwechsel

Автор: Rudolf Trink

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Ein Rumpler Rosamunde-Krimi

isbn: 9783960741725

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СКАЧАТЬ für den Anlass dieser Maßnahme kommen und das soll auf jeden Fall vermieden werden.“

      „Vielen Dank, Sonja. Sie waren großartig.“

      „Es war für mich sehr interessant, mir das anzuschauen.“

      „Wir sollten jetzt was essen.“

      Rumpler schenkte den grüngelben Morillon ein, holte das Hühnchen aus dem Rohr und richtete für Sonja und sich zwei Portionen her. Die leichte Süße des Dattelsirups auf der knusprigen Oberfläche des Hühnchens wurde von einem sanften Chilinachglühen abgelöst. Sonja war begeistert. Sie aß mit einem fast kindlichen Heißhunger, der Rumpler ein wenig rührte.

      Als sie fertig waren, half sie Rumpler, das Geschirr in die Küche zu tragen. Ins Wohnzimmer zurückgekehrt, holte er eine Flasche Grappa hervor und schenkte zwei kleine Gläser ein. Sie prosteten einander zu.

      „Sonja, hatten Sie vielleicht Gelegenheit, mit dem Herrn vom Wachdienst, ich glaube, er hieß Wegener, zu sprechen?“

      „Ja, aber ich hab von ihm zu Karls möglichem Motiv nichts erfahren. Wegener war nämlich gerade sehr aufgeregt, als ich mit ihm gesprochen hab. Er ist ja beim Wachdienst, ein Expolizist wie auch einige seiner Kollegen bei GVD, und er hat kürzlich massive Probleme mit seinem Vorgesetzten Edwards gehabt. Der Wachdienst hat zeitlich genau festgelegte Kontrollroutinen einzuhalten und Edwards hat Wegener wegen einer Abweichung von nur eineinhalb Minuten zur Schnecke gemacht. Das war aber noch nicht alles. Edwards hat auf einem offiziellen Bericht über den Vorfall bestanden und jetzt fürchtet Wegener, der verheiratet ist und zwei kleine Kinder hat, um seinen Job.“

      Rumpler versenkte Edwards’ Verhalten gegenüber Wegener in seinem Gedankenacker. „Hat dieser Auftritt vor oder nach Karls Tod stattgefunden?“

      „Ich glaub, das war knapp davor. Das genaue Datum weiß ich leider nicht.“

      „Das macht nichts. Dieser Edwards dürfte kein sehr angenehmer Mensch sein.“

      „Ich kenn kaum einen Mann, der Edwards mag, aber bei einigen Frauen kommt er sehr gut an, bei anderen wiederum gar nicht.“

      Rumpler brauchte Sonja nicht zu fragen, welcher der beiden Kategorien sie zuzurechnen war.

      Sie kamen nochmals auf das Protokoll zu sprechen, weil Rumpler wissen wollte, wer an der Sitzung teilgenommen hatte.

      „Das waren der Generaldirektor Laffer, sein Stellvertreter Grütz, weiters Frau Sporavsky, die Personalchefin, und zuletzt noch Felsinger, dessen Aufgabenbereich das Marketing ist. Die Informationen für die Sitzung hat Edwards geliefert, der ja für IT und Sicherheit zuständig ist.“

      „Könnten Sie mir alle kurz beschreiben?“

      „Gern. Laffer, der Generaldirektor, ist erst seit einem Jahr in der Firma, nachdem sich der Aufsichtsrat mit seinem Vorgänger überworfen hatte. Er hat eine internationale Karriere in London und in der Schweiz hinter sich und angesichts seines Alters – er ist schon fünfundsechzig – wird das wahrscheinlich sein letzter Job sein.“

      Bei der Erwähnung des Alters streifte Sonja Rumpler mit einem kurzen Blick, der ihn, um sie nicht in Verlegenheit zu bringen, möglichst ausdruckslos erwiderte. Sonja fuhr fort, während ein unmerkliches Lächeln über ihr Gesicht huschte.

      „Grütz, sein Stellvertreter, war schwer enttäuscht, dass er bei der Besetzung des Chefsessels nicht zum Zug gekommen ist. Er ist aber loyal und wohl auch klug genug, seine Enttäuschung nicht zu deutlich zu zeigen. Die einzige Frau in der Runde, Ilse Sporavsky, hat bereits in mehreren Unternehmen im Personalbereich gearbeitet. Von der Ausbildung her hat sie sowohl Wirtschaft als auch Psychologie studiert. Sie ist eine intelligente, besonnene Frau, die ich sehr schätze. Dann ist da noch Max Felsinger, der Marketingchef. Er ist ein selbstbewusster, arroganter Schnösel, der glaubt, alles besser zu wissen. Außerdem ist er angeblich Burschenschaftsmitglied und ein Schlagender mit einem dekorativ positionierten Schmiss auf der Wange.“

      „Danke für die Beschreibungen. Steht im Protokoll auch etwas zur Diskussion beziehungsweise Meinungsbildung?“

      „Zunächst hat Edwards das Problem, das heißt, die Veruntreuung, das auf Karls Laptop entdeckte kriminelle Schema für weitere Veruntreuungen und Karls anschließenden Selbstmord wegen der unmittelbar bevorstehenden Entdeckung, vorgetragen. Dann hat der Generaldirektor die Diskussion mit der Bemerkung eröffnet, eine Rufschädigung der Firma sei unbedingt zu vermeiden, weil das Geschäft von GVD vom Vertrauen der Kunden abhängt. Der stellvertretende Generaldirektor hat diese Position unterstützt und vorgeschlagen, den relativ geringen wirtschaftlichen Schaden im Gegenwert von zehn Unzen Gold ohne weiteres Aufsehen aus den Reserven der Firma zu begleichen und nach außen eine andere Version, nämlich die, dass Karl aus gesundheitlichen Gründen Selbstmord begangen hat, zu vertreten. Als Nächste wurde Frau Sporavsky um ihre Einschätzung als Psychologin gebeten. Sie ist aber auf diese Frage gar nicht eingegangen, sondern hat festgehalten, dass es jetzt das Wichtigste sei festzustellen, was aus dem Vorgefallenen zu lernen sei, welche Sicherungen versagt hätten und welche Maßnahmen zu ihrer Behebung erforderlich wären. Im Übrigen teilte sie die Meinung des Generaldirektors und seines Stellvertreters, dass die Sache nicht publik gemacht werden sollte. Wie nicht anders zu erwarten, widersprach Felsinger allen. Die Veruntreuung des Goldes sei ein Offizialdelikt und müsse demgemäß der Polizei gemeldet werden, um sich nicht selbst strafbar zu machen. Es gab dann eine längere, anscheinend ziemlich hitzige Diskussion, in deren Verlauf sich schließlich die Meinung des Generaldirektors durchgesetzt hat. Wie ich schon erwähnt hab, ist zuletzt Edwards mit der Entwicklung des neuen IT-Sicherheitssystems beauftragt worden.“

      „Ist dieses System schon fertig?“

      „Offiziell gibt es dazu keine Informationen. Tatsächlich ist es aber bereits im Testbetrieb und soll in etwa zwei bis drei Wochen in den Echtbetrieb gehen. So, jetzt muss ich aber gehen“, sagte Sonja, nachdem sie auf die Uhr gesehen und den letzten Schluck Grappa genommen hatte. „Morgen muss ich früh aus den Federn, weil ich vor der Arbeit noch eine Runde laufen geh.“

      „Nochmals vielen Dank für Ihre Recherchen“, sagte Rumpler aufrichtig.

      „Danke für das wunderbare Essen.“

      Nachdem Sonja gegangen war, wandte sich Rumpler an Rosamunde. „Na, Alte, was machen wir jetzt mit dieser Geschichte?“

      Rosamunde rieb ihren Kopf an Rumplers Knie.

      „Abliegen lassen und nachdenken, meinst du wohl.“

      Rosamunde meinte. Und Rumpler gab ihr recht.

      Als er sich etwa eine halbe Stunde vor Mitternacht niederlegte, gingen ihm erst die verhüllten Rosenstöcke und dann wieder die Telefonlisten durch den Kopf. Er hatte noch kurz das Gefühl, dass ein wichtiger Gedanke in ihm auftauchte, aber ehe er ihn hätte festhalten können, war er eingeschlafen.

      o

      7.

      Am nächsten Tag war Karls Begräbnis, um neun Uhr am Zentralfriedhof. Rumpler war bewusst nicht mit seinem Auto gekommen, sondern schon sehr früh aufgestanden und vom Schwarzenbergplatz weg mit der Straßenbahnlinie 71 bis zum zweiten Tor des Zentralfriedhofs gefahren, wo das Krematorium lag, in der vagen Hoffnung, die fast unerträglich lange Fahrt würde ihn auf die bevorstehende Einäscherung irgendwie vorbereiten. Feuerbestattungen waren Rumpler etwas СКАЧАТЬ