Kugelwechsel. Rudolf Trink
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Название: Kugelwechsel

Автор: Rudolf Trink

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Ein Rumpler Rosamunde-Krimi

isbn: 9783960741725

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СКАЧАТЬ sonst kriegt sie in ihrem Job massive Probleme – sie kann nämlich ganz schön vorlaut sein und ist darum bei ihren Vorgesetzten nicht sehr beliebt.“

      „Ist klar. Ich würd gern mit ihr sprechen.“

      „Ich seh sie heute Abend, wenn sie meine Tochter besucht. Sie wird dich anrufen.“

      Der erwartete Anruf kam knapp nach einundzwanzig Uhr. Rumpler vereinbarte aus Sicherheitsgründen, die er ihr auch erklärte, mit Sonja Förster ein Treffen in seiner Wohnung für den nächsten Abend. Ihre volle, sehr klare Stimme hatte Rumpler gefallen und er fragte sich, wie sie wohl aussah, während er sich bewusst wurde, dass sie leicht seine Tochter sein könnte, und er sich einen alten Deppen schalt. Aber trotzdem.

      Während er sich noch diesem Ganz-alt-ganz-jung-Gefühl hingab, begann er mit der wöchentlichen Routine der Pflege seiner Orchideen. Er hatte keine seltenen Sorten, sondern vorwiegend Phalaenopsis, die er wegen ihrer großen Verbreitung „Hausmeisterorchideen“ nannte, aber seine Pflanzen trugen wunderbare Blüten, die meist auf weißem Grund fantastische Einsprenkelungen von Rot- und Violetttönen zeigten. Einmal wöchentlich spülte er die Wurzelballen mit lauwarmem Wasser gründlich durch und bei dieser Gelegenheit sprach er auch mit seinen Orchideen – tröstende oder aufmunternde Worte, je nachdem. Das Zurückstellen der Pflanzen erforderte größte Sorgfalt. Mit der Zeit waren es nämlich so viele geworden, dass das Blumenfenster, wie Rumpler sein einziges ihm zur Verfügung stehendes breites Fenster nannte, kaum mehr Platz bot. Nichtsdestotrotz hatte sich Rosamunde über die Jahre das Recht ersessen – oder hatte sie es sich eigentlich erlegen? –, zwischen den Pflanzen einen, wenn auch nur kleinen, Ruheplatz zu haben. Die getigerte Katze, umgeben von den feuchten Orchideen, ließ ihn an Kiplings Dschungelbuch denken, das er als Kind mit Begeisterung gelesen hatte. Das hätte er auch jetzt gerne wieder einmal getan, aber letztlich entschied er sich doch immer wieder dagegen, um das Buch nicht durch seinen mittlerweile erwachsenen Blick zu entzaubern.

      Kaum war Rumplers Pflanzendusche zu Ende, als Rosamunde, um ihr Liegerecht nicht abkommen zu lassen, auch schon ihren angestammten Platz bezog. Rumpler nahm sein nunmehr bereits eingeweihtes Notizbuch und machte Eintragungen. Zum Teil waren das sehr ausführliche, beinahe weitschweifige Sätze in ziemlich schöner Schrift, zum Teil kaum lesbare Andeutungen einzelner Worte, seltsame Fragmente von Rumplers Gedanken, manchmal auch nur Abkürzungen. Während seiner Nachdenkpausen versah Rumpler die Zwischenräume im Text manchmal mit abstrakten, winzig kleinen Bildern.

      o

      5.

      Das Treffen mit Sonja Förster verblüffte Rumpler. Er hatte, warum auch immer, mit einer kurz- und hellhaarigen Frau gerechnet – Sonja hatte langes schwarzes Haar. Außerdem hätte er den Klang ihrer vollen Stimme nie und nimmer in Verbindung mit einem so drahtigen Körper erwartet. Sie war extrem schlank, einfach, beinahe schlicht gekleidet und nicht geschminkt. In ihren blaugrauen Augen sah Rumpler eine Lebendigkeit, die ihn anzog und mit ihrer sprudelnden Vitalität beinahe ein wenig erschreckte. Die Festigkeit ihres Händedrucks überraschte ihn.

      „Danke, dass Sie gekommen sind, Frau Förster“, begrüßte er sie.

      „Gern. Sagen Sie Sonja zu mir. Anna hat mich gebeten, diesen Termin wahrzunehmen.“

      „Ich bin der Onkel ihres unlängst verstorbenen Kollegen Karl Rumpler.“

      „Ich weiß. Anna hat mich informiert.“ Sie nickte verstehend.

      „Karls Tod ist für mich auf Basis des offiziellen Polizeiberichtes nicht plausibel nachvollziehbar.“

      „Das versteh ich nicht.“

      „Ich hab mich schlecht ausgedrückt. Der Bericht ist in sich schon stimmig und auch nachvollziehbar, er bestätigt Karls Selbstmord. Was aber überhaupt nicht dazu passt, ist Karls Persönlichkeit, wie ich sie gekannt hab.“

      „Ich hab Karl zwar nur lose gekannt, aber ich glaub, ich versteh, was Sie meinen“, bestätigte Sonja Förster.

      „Wenn Sie mir bei meinen Recherchen helfen, ist das für Sie nicht ohne Risiko.“

      „Das ist mir recht. Risiko interessiert mich.“

      „Sonja, ich möcht nur, dass Sie sich über meine und auch Ihre Position im Klaren sind. Ich bin ein seit zwei Jahren pensionierter Polizeibeamter und daher bei meinen Recherchen auf inoffizielle Hilfe angewiesen. Derartige Nachforschungen, wie wir sie jetzt vielleicht ins Auge fassen, sind in Firmen wie GVD alles andere als willkommen. Da tut sich selbst die Polizei schwer und trifft oft auf eine Mauer des Schweigens. Ihre Unterstützung meines Vorhabens kann sehr leicht als Vorwand dienen, Sie um Ihren Job zu bringen.“

      „Ich bin ganz gut im Training.“

      Rumpler schwieg kurz, entschloss sich aber dann, nicht weiter nachzufragen, was genau darunter zu verstehen sei. „Sonja, könnten Sie mir zunächst etwas über GVD erzählen? Außer den wenigen Informationen, die ich von Karl hatte, weiß ich kaum etwas.“

      „Gern. GVD ist ein sehr junges Unternehmen – ich glaube, die Firma ist keine zehn Jahre alt. Sie befindet sich überwiegend in ausländischem Eigentum und ist in mehreren europäischen Hauptstädten, so auch in Wien, mit Niederlassungen vertreten. Die Firma hat vor Beginn ihrer Geschäftstätigkeit in Wien außerhalb des Gürtels, aber in noch immer ausreichend zentraler Lage, ein ziemlich großes Grundstück gekauft und darauf ein genau auf ihre Zwecke abgestimmtes Gebäude errichten lassen. Dazu gehören ein ausgetüfteltes Schleusensystem für die Wertetransportwagen, eine dreigeschossige Unterkellerung und ein großer Parkplatz für Kunden und Mitarbeiter der Firma. Die wichtigste Geschäftstätigkeit von GVD ist die sichere Aufbewahrung von sehr hohen Werten, und zwar von Edelmetallen, allen voran natürlich Gold.

      Grundsätzlich wird so etwas auch von Banken angeboten, aber die sind auf dieses Geschäft nicht wirklich spezialisiert und daher nicht immer flexibel. In den meisten Banken gibt es für deren Kunden nur Standardschließfächer in ein bis zwei Größen zu mieten. Die internationale Krise der Finanzmärkte hat die Nachfrage der Kunden nach Edelmetallen, vor allem Gold, deutlich erhöht und damit wurden auch mehr und zum Teil größere Schließfächer benötigt, die jedoch in den Banken nicht in ausreichender Menge verfügbar waren. GVD hat diese erhöhte Nachfrage nach Tresorraum geschickt ausgenutzt und bietet seinen Kunden bei der Verwahrung und Verwaltung von Edelmetallbeständen einen umfassenden Service und viel Flexibilität.

      Dazu gehört beispielsweise auch eine Überprüfung der Echtheit von Barren oder Münzen, die mit modernsten technischen Geräten stattfindet. Das weitaus wichtigste Geschäft von GVD ist die Verwahrung sogenannter Bullion Coins, also eigentlich von Goldbarren in Münzform. Das sind in Österreich die bekannten Philharmoniker-Münzen oder zum Beispiel in Kanada die sogenannten Maple Leafs. Den einzelnen Kunden sind im Hochsicherheitstresor ganz bestimmte Regalplätze zugewiesen, wo ihre Münzbestände offen, meist in Plastikkapseln zu jeweils zehn Münzen, die dann oft wiederum zu größeren Einheiten von zehn Kapseln zusammengefasst werden, lagern. Es handelt sich dabei also nicht um Schließfächer, die nur im Beisein des Kunden geöffnet werden können, sondern um offen auf den einzelnen Plätzen liegende Bestände.

      Die Kunden selbst werden aus Sicherheitsgründen nicht bis in den Tresorbereich vorgelassen, sondern nur die sogenannten Sperrführer, also jene Mitarbeiter, die – so wie das bei Karl der Fall war – direkt im Tresor arbeiten, und die dazu befugten Kontrollorgane. Für Kunden gibt es eigene Räume, in denen sie ihre Münzbestände überreicht bekommen, die sie aus dem Tresor holen wollen.

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