Kugelwechsel. Rudolf Trink
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Название: Kugelwechsel

Автор: Rudolf Trink

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Ein Rumpler Rosamunde-Krimi

isbn: 9783960741725

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СКАЧАТЬ style="font-size:15px;">      Zum Abschluss seines Volksgartenbesuchs stattete er noch dem Denkmal der Kaiserin Elisabeth einen Besuch ab, wobei seine Aufmerksamkeit diesmal nicht so sehr der Kaiserin selbst galt, sondern den zu ihren beiden Seiten angeordneten Kinderskulpturen, die Krüge trugen, aus denen im Sommer Wasser sprudelte. Sie hielten diese Krüge mit größter Sorgfalt und einem sehr verhaltenen, fast entrückten Lächeln, und wieder fiel Rumpler das seltene Lächeln des kleinen Karl ein, das ebenfalls diese schwer fassliche Qualität gehabt hatte.

      Rumpler verließ den Volksgarten in Richtung Heldenplatz, und kaum hatte er die große helle Fläche betreten, als er sich zwar nicht abgestoßen, aber doch ernüchtert fühlte, ganz so als hätte er eine unbestimmte Sehnsucht im Volksgarten zurücklassen müssen. Immer wenn er diesen Weg ging – und er ging ihn ziemlich oft –, hatte er das Gefühl, von der Unausweichlichkeit des Untergangs aus Joseph Roths „Radetzkymarsch“ angeweht zu werden, ja, sogar selbst an diesem Untergang der Monarchie gewissermaßen teilzuhaben, als sei er aus der Zeit gefallen.

      Ohne nachdenken zu müssen, stieg er in eine Straßenbahn, verließ sie nach einigen Stationen wieder und ging die paar Hundert Meter zu seiner Wohnung, nicht ohne vorher für Rosamunde und auch sich selbst etwas Schinken gekauft zu haben, um nicht wieder mit leeren Händen zu kommen. Rumplers Wohnung lag in einem Altbau in der Josefstadt, ohne Lift, und wie so oft fragte er sich beim Emporsteigen in den dritten Stock, ob ihn das gesund erhalte oder ob er etwa bei Knie- oder Hüftproblemen nicht in der Wohnung werde bleiben können. Bislang war er von solchen Sorgen weitgehend verschont worden, aber in den letzten zwei oder drei Jahren hatten sich immer wieder einmal da oder dort Schmerzen gemeldet, nicht lange anhaltend, eher nur wie ein Wetterleuchten, Schmerzen, die ihn kaum beschäftigten, aber doch unmerklich an seinen Wurzeln nagten.

      Rosamunde empfing ihn gnädig, schnurrte und purrte, wohl wissend, dass er ihr diesmal etwas mitgebracht hatte, sie ließ sich den Schinken aufschneiden und servieren und verspeiste ihn trotz ihrer stattlichen Figur mit einer Gier, die Rumpler an die Zeit zurückdenken ließ, als er sie ausgemergelt und verlaust im Urlaub in Kärnten aufgelesen hatte – oder hatte sie ihn damals aufgelesen? Er wusste es einfach nicht mehr und letztlich war es auch egal. Sie hatten einander gefunden, wie auch immer.

      Rumpler griff nach seinem neuen Notizbuch, das er auf dem Tisch hatte liegen lassen, und machte einige Eintragungen, nachdem er in Großbuchstaben wie ein Leitmotiv den seltsamen Satz „Das war nicht er“, der neuerlich vor ihm aufgetaucht war, auf die erste Seite geschrieben hatte. Dann klappte er das Buch zu und schloss kurz die Augen. Als er sie wieder öffnete, sah er, dass Rosamunde sich auf dem Buch niedergelassen hatte, mit nach innen eingerollten Vorderpfoten und wie ein schnurrender Buddha.

      „Gute Katze“, sagte Rumpler, der seit Längerem dem Glauben anhing, dass sich nur die Fälle, die von Rosamunde ausgebrütet wurden, auch erfolgreich lösen ließen.

      o

      4.

      Zwei Tage später, am fünfzehnten Jänner, meldete sich Moser. „Hallo Hans. Heute Abend um sieben im Café Rathaus?“

      „Hallo Stinker. Das passt. Bis bald.“

      Dieses Mal war Moser als Erster im Café. Als Rumpler eintraf, sah er, dass Moser ein wenig im „Falter“ blätterte – wohl weniger aus Begeisterung, als vielmehr in dem unbewussten Wunsch, sich von der Boulevardblätter lesenden Mehrheit der Kaffeehausbesucher etwas abzuheben.

      „Servus, Hans.“

      „Servus, Stinker. Was hast du herausgefunden?“

      „Die Fakten sind ziemlich klar. GVD ist eine Firma, die für ihre Kunden, so richtig G’stopfte, extrem hohe Werte in Form von Edelmetallen, vor allem Gold, verwahrt. Das Gebäude ist daher aus Sicherheitsgründen mit Kameras gespickt und über die Kontrolle der Videoaufnahmen hat sich der Zeitpunkt des Sprungs auf ein Zeitfenster von nur zwei Minuten einengen lassen. Karl muss am elften Jänner zwischen zwanzig Uhr siebzehn und zwanzig Uhr neunzehn gesprungen sein. Es gibt zwei Arten von Videokameras im Gebäude – solche im Hochsicherheitsbereich, die ununterbrochen überwacht werden, und andere, die in regelmäßigen Abständen dem Sicherheitsdienst Bilder zuspielen. Karls Zimmer, das ihm als Büro zur Verfügung stand, wenn er nicht grad im Tresor beschäftigt war, liegt im dritten Stock. Eine Kamera in der Nähe des Aufzugs hat ihn um zwanzig Uhr elf erfasst. Ich kann dir später die Bilder zeigen. Er muss dann in den sechsten Stock, also das oberste Geschoss gefahren sein, von dem aus man durch eine versperrte Tür auf eine kleine Terrasse gelangt, die wegen des sonst im ganzen Haus gültigen Rauchverbots gerne von den Rauchern benutzt wird. Um zwanzig Uhr dreizehn hat Karl diese Tür mit seinem Ausweis samt Zugangscode geöffnet und dann muss er gesprungen sein. Die Außenhaut des Gebäudes wird mit Videoanlagen permanent überwacht und wir haben damit den Zeitpunkt seines Aufpralls auf die Minute genau festlegen können.“

      „Ist es ausgeschlossen, dass jemand bei ihm war?“

      „Ja. Die Kollegen sind ganz sicher, dass er allein war. Abgesehen vom dauernd anwesenden Sicherheitsdienst, der seinen auf die Minute genau festgelegten Kontrollroutinen folgt, waren außer Karl insgesamt nur sechs Mitarbeiter im Haus. Vier davon waren gemeinsam in einer Sitzung und haben das bei der Befragung auch zweifelsfrei bestätigt. Dann waren noch der Leiter der IT, ein gewisser Edwards, Alexander Edwards, der auch für die Sicherheit zuständig ist, und Robert Schnirch, ein Kollege von Karl, der ebenfalls im Tresor arbeitet, also ein sogenannter Sperrführer, im Haus.“

      „Wie sind deren Alibis überprüft worden?“

      „Der IT- und Sicherheitschef Edwards hat zum Zeitpunkt von Karls Sturz nachweislich ein längeres Telefonat mit dem für den Goldtresor verantwortlichen Sperrführer Schnirch geführt.“

      „Wie konnte das festgestellt werden?“

      „Die Firma zeichnet die Gespräche selbst zwar nicht auf, aber sie registriert Beginn und Ende jedes Telefonats und hält auch die entsprechenden Nummern fest. Wir wissen deshalb genau, wer wann mit wem wie lange telefoniert hat.“

      „Praktisch.“

      „Sei nicht ungerecht, Hans. Der Sicherheitschef hat mit seinem Kollegen Schnirch routinemäßig relativ oft telefoniert, beinahe ebenso häufig wie mit Karl. Wir haben das für einige Wochen überprüft und dabei überhaupt nichts Auffälliges gefunden. Darüber hinaus haben Mitarbeiter des Wachdienstes bestätigt, dass sie während des kritischen Zeitraums sowohl Edwards als auch Schnirch in deren Büros beim Telefonieren gesehen haben.“

      „Dann ist das so. Was hat die Befragung der anderen Kollegen und der Vorgesetzten ergeben?“

      „Nicht viel, außer dass alle von Karls Vorgesetzten, aber auch einige seiner Kollegen erwähnt haben, dass sich Karl in letzter Zeit immer wieder wegen seiner Gesundheit besorgt geäußert hätte.“

      „Das klingt fast so, als hätten sie ein Interesse an einer plausiblen Erklärung für Karls Selbstmord.“

      „Vielleicht ist das ja auch so. Ein unerklärlicher Selbstmord in einer Firma, die sehr hohe Werte verwahrt, wäre kontraproduktiv, weil er zu Spekulationen Anlass geben und damit die Kunden leicht verunsichern könnte.“

      „Seid ihr noch an der Sache dran oder ist der Fall für euch abgeschlossen?“, hakte Rumpler nach.

      „Die Kollegen sind fertig und der Abschlussbericht steht. Falls du dich aber informell als Privatperson weiter erkundigen willst, kann ich dir einen Tipp СКАЧАТЬ