Название: Eigenständige Kinder – Entspannte Eltern
Автор: Damon Korb
Издательство: Bookwire
Жанр: Сделай Сам
isbn: 9783868675177
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Dennoch sollte man das Kind nicht aufgeben. Wir wissen, dass ein anderes Umfeld oder die Anwesenheit mindestens eines beständigen, unterstützenden Erwachsenen in den ersten 1.000 Tagen nach der Geburt einen Unterschied machen können. Selbst Kinder in Pflegefamilien mit weniger häufigem Wohnortwechsel und einem beständigen Elternhaus schneiden tendenziell bei späteren Tests der exekutiven Funktionen besser ab.21
Umfelder, die Entwicklung fördern
Ein unterstützendes Umfeld ist gekennzeichnet durch direkte Fürsorge, Stetigkeit und Schutz vor Stress. Zur Erinnerung: Erwachsene (sowohl zu Hause, als auch außerhalb des Hauses) fördern die Entwicklung der exekutiven Funktionen (für Planen, Aufgabenerledigung und Selbstkontrolle benötigte Fähigkeiten des Gehirns) eines Kindes. Das gelingt, indem man Kindern gegenüber Vertrauen zeigt und sie schrittweise selbstbestimmt handeln lässt. Das Kind übernimmt die „exekutive“ Rolle. Die Kunst liegt darin, Kinder mit angemessenen Erwartungen zu unterstützen und sie so in einem individuellen Tempo vorwärts zu bringen – nicht zu schnell, nicht zu langsam. Junge Kinder brauchen mehr Aufsicht und Unterstützung, um ihre Umwelt zu organisieren. Sobald sie älter werden, brauchen sie zunehmende Möglichkeiten, eigene Entscheidungen zu treffen und zu reifen. Es scheint, als würde eine ordentliche und berechenbare Umgebung die Entwicklung der exekutiven Funktionen begünstigen. Spätere Kapitel dieses Buches beschreiben spezifische Interventionen, um die organisatorische Entwicklung des eigenen Kindes zu begünstigen. Diese Maßnahmen fordern Kinder zur Übung ihrer exekutiven Fähigkeiten heraus.
Kinder, deren exekutive Funktionen besser unterstützt wurden, sind besser im Umgang mit der Schule und ihren Freunden. Studien zeigen, dass sie früh größere Fortschritte machen. Schon im Kindergarten sind sie besser in Mathe, Sprache und Schreibfertigkeiten. Folglich helfen exekutive Funktionen Kindern akademisch und sozial.22, 23 Als Erklärung dafür wird angenommen, dass Interaktion Fähigkeiten in den Bereichen Multitasking, Selbstkontrolle, Planen und anderen exekutiven Funktionen fordert. Viele Kinder sind aber nicht auf dem gleichen kognitiven Level wie Gleichaltrige, was zu einer unzureichenden Interaktion führen kann. Als Konsequenz kommt es häufig zu sozialer Isolation. Daher ist es die Aufgabe der Eltern, die Gehirnentwicklung ihrer Kinder nicht mit Karteikarten, sondern mit Imagination, Kreativität und Spiel zu fördern.24–26 Genaue Aktivitäten werden Ihnen später nahegebracht.
Forscher in den Bereichen Kinderheilkunde, Neurologie, Psychologie und Bildung entdecken ständig neues Wissen über die exekutiven Funktionen. Dieses Buch fasst einen Teil dieses Wissens zu den fünf wichtigsten Schritten, um eigenständige Kinder großzuziehen, zusammen. Die meisten dieser evidenzbasierten Maßnahmen beinhalten praktische Strategien wie „Tun-als-ob“ spielen. In Zukunft gelingt es vielleicht, die Entwicklung der exekutiven Funktionen mit moderner Technik voranzutreiben. Ich empfehle Ihnen, einen stetigen Kontakt zu Ihrem Kinderarzt zu halten. So werden Sie schnell über neue Entwicklungen informiert.
Das Gedächtnis ist das Archivierungssystem des Gehirns. Daher ist es elementar für organisiertes Denken. Unser Speichersystem basiert beim Abspeichern neuer Informationen und Abrufen von Erinnerungen auf einigen wenigen Prinzipien: Vervielfältigung, Bedeutsamkeit und wiederholende Übung. Kinder mit gutem Gedächtnis führen diese Aufgaben unterbewusst aus. Jedoch können diese Strategien auch bewusst ausgeführt werden. So können Schüler ihre Lernfähigkeit aktiv verbessern. Und Sie als Eltern oder Lehrer können diese Lernstrategien vermitteln.
Erinnerungen kann man sich am besten merken, wenn sie gleich an mehreren Orten abgespeichert sind. Wenn Informationen vielfältig archiviert werden, kann man später in diversen Kontexten auf sie zurückgreifen. Unser Arbeitsspeicher kann Informationen an mehreren verschiedenen Orten einsortieren. Dafür scannt dieser unsere mentale „Datenbank“ durch und verknüpft neue Erkenntnisse mit bereits erlernten Informationen. Wenn ein Lehrer beispielsweise über Tornados spricht, kann er gleich mehrere neuronale Verknüpfungen eines Kindes ansprechen. Selbst wenn das Kind noch nie von einem Tornado gehört hat, kann es die neugewonnenen Informationen mit anderen Arten tödlicher Stürme (Hurrikans, Wirbelwinde) verbinden. Es erinnert sich vielleicht an die herumwirbelnden Blätter auf dem Spielplatz und verbindet Tornados mit diesem Ereignis. Vielleicht verknüpft es die Informationen sogar mit seinen Erinnerungen von Zwergen und Hexen aus „Der Zauberer von Oz“. Jede dieser Verknüpfungen wird zum Speichern verwendet. Diese Verbindungen sind nun Auslöser für das Wissen über Tornados. Neue Informationen in ein bereits gelerntes Muster einzuordnen, ist der Schlüssel für Erinnerungsvermögen. So kann auf verschiedene Weise auf Informationen zurückgegriffen werden.
Je häufiger wir auf bestimmte Erinnerungen zugreifen, desto ausgeprägter ist die neuronale Verbindung. Dieses Phänomen lässt sich gut durch den Sport veranschaulichen. Manche Sport-Experten schätzen, dass 10.000 Wiederholungen erforderlich sind, bis ein Bewegungsablauf (z. B. Freiwurf im Basketball) automatisch abläuft. Übung lohnt sich. Und Kinder, die unzählige Stunden mit Übung beschäftigt sind, verbessern sich immer. Das Gleiche gilt für ein Kleinkind, das Laufen ausprobiert, ein Kindergartenkind, das das Alphabet lernt, ein Schüler, der mit dem Multiplizieren beginnt oder ein Medizinstudent, der die Hirnnerven auswendig lernt. Jeder Lehrer kennt das Prinzip von Wiederholung und Übung. Und die meisten Schüler finden es leider schlicht langweilig. Also haben Lehrer zahlreiche Strategien entwickelt, um Wiederholung interessant und spaßig zu machen. Wenn Lehrer das Alphabet beibringen, zeichnen sie es an die Wand, und die Schüler sprechen es nach, sie singen das Alphabet-Lied, Kinder bekommen Arbeitsblätter und Bücher mit verknüpfenden Bildern wie A steht für Apfel. Eltern können das Lernen beispielsweise mit Kühlschrankmagneten, Reimen und dem Aufzeigen von Buchstaben auf Straßenschildern unterstützen. Der Kontakt mit zahlreichen Buchstaben führt zu erfolgreichen Leseanfängen.
Das Verknüpfen neuer Informationen mit bedeutenden Erinnerungen ist eine der mächtigsten Strategien. Die neuen Informationen werden greifbarer. Wenn ein Schüler beispielsweise ein Buch über den Bundestag liest, kann er die Informationen besser verknüpfen, wenn er einen Familienausflug nach Berlin gemacht hat. Dort hat er vielleicht mit seinen Eltern die Kuppel des Reichstags besucht. In anderen Worten: Neue Informationen werden am besten gemerkt, wenn sie für Schüler bedeutend oder wertvoll sind.
Eltern und Lehrer können Lesen einprägsamer machen, indem sie jungen Lesern helfen, Verbindungen herzustellen. Bevor ein Buch gelesen wird, können Eltern mit ihren Kindern Vorhersagen über den Inhalt raten, indem sie das Cover genau betrachten. Oder sie fragen beim СКАЧАТЬ