Название: Eigenständige Kinder – Entspannte Eltern
Автор: Damon Korb
Издательство: Bookwire
Жанр: Сделай Сам
isbn: 9783868675177
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Planen
Die Erziehung vorausschauenden Denkens kann in mehrere Etappen eingeteilt werden. Vor dem fünften Lebensjahr werden Kindern Routinen beigebracht. Diese Zeit kann dazu genutzt werden, Planen vorbildhaft zu demonstrieren. Eine Mutter kann beispielsweise sagen: „Lass uns erst die Spielsachen aufräumen, uns umziehen und dann in den Zoo gehen.“ Indem sie ihren Plan laut vorträgt, bekommt das Kleinkind schon eine Idee von Planung. Nach dem fünften Geburtstag können Eltern ihre Kinder zunehmend zum Vorausdenken animieren. Ein Elternteil könnte fragen: „Lass uns in den Zoo gehen, aber was sollten wir vorher noch erledigen?“ Nun hat das Kind die Möglichkeit, einen eigenen Plan zu entwickeln. Ihr Kind sagt „Aufräumen und Umziehen!“ und schlägt vielleicht vor, das Lieblingsspielzeug oder den Hund gleich mitzunehmen. Im Alter von zehn Jahren ist es sinnvoll, das Kind zur eigenständigen Alltagsplanung anzuhalten. Neben der Vorbereitung von Schule und Sport können Kinder ihre Hausaufgaben einteilen und ihre Spielzeit selbst gestalten. Teenager können zur eigenen Zukunftsplanung angeleitet werden. Sie können sich Ziele setzen und die benötigten Schritte und Hürden ausloten.
Planung scheint vielen Erwachsenen automatisch. Aber diese Fertigkeit zu beherrschen, ist dennoch sehr schwierig. Als Eltern ist es unsere Aufgabe, unsere Kinder bei diesem Lernprozess zu unterstützen. Sie brauchen Gelegenheiten, um Eigeninitiative zu ergreifen. Heutzutage sind Zeitpläne fast völlig vorbestimmt, sodass Kinder selten die Möglichkeit haben, selbst zu planen. In der wenigen Freizeit wenden sich Kinder automatisierten Videospielen zu, die das meiste Denken für die Kinder übernehmen. Schüler müssen lernen, Spielverabredungen selbst zu organisieren. So können sie gemeinsame Zeit mit Freunden planen. Schüler in weiterführenden Schulen können ihre Wochenenden planen. Und Teenager sollten in der Lage sein, Übungszeiten und Termine selbst zu organisieren. Wenn Eltern keinen Raum für eigene Planung lassen und erlauben, sich Technik hinzugeben, versäumen Kinder wertvolle Übungsgelegenheiten für diese Fertigkeit.
Manche Kinder werden sich gegen den Gebrauch dieser Fähigkeiten wehren, denn wie alle neuen Dinge, ist vorausschauendes Denken anstrengend. Wenn Kinder heranwachsen, werden sie hunderte Fehleinschätzungen machen. Und manchmal ist es für Eltern einfacher, Dinge für das Kind schnell selbst zu erledigen, jedoch sollten Sie hier vorsichtig sein und diesem Drang möglichst widerstehen. Lassen Sie Ihr Kind aus den eigenen Fehlern lernen, vor allem, wenn Ihr Kind noch jung und die Konsequenzen geringfügig sind. Indem Sie Ihrem Kind einige Schwierigkeiten selbst überlassen, stärken Sie dessen Unabhängigkeit mit der Zeit. Und später können Sie Ihrem Kind bei wichtigeren Entscheidungen im Teenageralter viel mehr vertrauen. Vorausschauendes Denken passiert nicht einfach von selbst; es ist eine erlernte Fähigkeit und Eltern können diese mit Aufmerksamkeit vermitteln.
Schritt 5: Fördere Problemlösung
Denken Sie an die am besten organisierte Person, die Sie kennen. Denken Sie an einen Freund, der viele verschiedene Aufgaben gleichzeitig elegant im Griff hat. Vielleicht ist es der Vater, der das Fußballteam seiner Tochter trainiert. Oder vielleicht ist es die Mutter, die für ihren Sohn im Elternbeirat sitzt und deswegen eine Teilzeit-Stelle hat. Die Kinder dieser Eltern sind bei einem Termin selten verspätet und erklären sich häufig bereit, einen freiwilligen Beitrag für ein Fest zu leisten. Um organisiert zu sein, ist es von grundlegender Bedeutung, mehrere Dinge gleichzeitig im Griff zu haben. Ich für meinen Teil denke an einen Kollegen, der immer die passende Antwort zu haben schien. Wenn ich eine Präsentation vorbereitet hatte, wusste er, welche Stichpunkte betont werden sollten. Wenn ich ein Forschungsprojekt geplant hatte, half er mir, die Leitfrage exakt zu formulieren. Wenn es gerade Zeit war, für ein Examen zu lernen, konnte er schon den Inhalt der Prüfung abschätzen. Mein Kollege besitzt eine brillante Auffassungsgabe für das große Ganze. Genau wie eine „Supermom“ oder ein „Superdad“, die jederzeit eine wundervolle Wahrnehmung für das Geschehen um sie herum besitzen. Organisierte Denker sind mit einem Arbeitsspeicher begabt, der es ihnen erlaubt, reibungslos zwischen vielen verschiedenen Gedanken zu wechseln. Dadurch können sie diverse Möglichkeiten erwägen, das Gesamtbild beachten, und den besten Plan entwerfen.
Wir können nicht alle „Super-Eltern“ oder brillante Wissenschaftler sein. Aber wir können unsere organisatorischen Fertigkeiten benutzen, um alltägliche Probleme zu lösen. Von der Perspektive eines Kindes aus betrachtet, wimmelt es nur so vor Problemen, die gelöst werden wollen. Antworten auf Fragen wie „Wie schreibe ich einen Aufsatz?“, „Was wünscht sich mein Freund zu Weihnachten?“ und „Was soll ich tun, wenn ich gelangweilt bin?“ erfordern mehrere kognitive Fertigkeiten auf einmal. Viele Herausforderungen wie das Überwinden von Langeweile, Abwägen mehrerer Möglichkeiten, Erfinden einer Geschichte oder Perspektivenwechsel fordern gleichzeitig Sprache, Gedächtnis und Planung. Der Arbeitsspeicher, die mentale Tafel, wird bei der Problemlösung extrem gefordert. Zum Glück kann, wie bereits erwähnt, der Arbeitsspeiche durch Übung gestärkt werden. Dieser Aufwand wird Ihr Kind zu einem noch besseren Problemlöser machen.
Deshalb lautet die fünfte Erziehungsrichtlinie: „Fördere Problemlösung“. Mit anderen Worten: Ermutigen Sie Ihr Kind, das Gesamtbild eigenständig zu begreifen. Übernehmen Sie nicht alles selbst. Eltern können die kognitive Entwicklung von Kindern tatsächlich hemmen, indem sie zu viel für sie tun. Legen Sie nicht den gesamten Zeitplan Ihres Kindes fest, sondern erlauben Sie ihm auch mal, „nichts zu tun“ zu haben. Das kann sehr fördernd sein, denn nun muss Ihr Kind eigenständig herausfinden, was es mit der gewonnenen Zeit anfängt. Erlauben Sie Ihrem Kind, selbstbestimmte Entscheidungen zu treffen, in kleinem oder großem Ausmaß. Ermutigen Sie es, die eigenen Gedanken zu organisieren, das Gesamtbild zu begreifen, flexibel zu denken, fantasievoll und sozial zu sein. Diese Fertigkeiten werden häufig kognitive Funktionen höherer Ordnung genannt. Dies begründet sich aus den komplizierten Wechselwirkungen zwischen den für das Denken zuständigen Gehirnregionen.
Imagination und Kreativität
Vorstellungskraft ist eine organisatorische Herausforderung. Denn für kreatives Denken muss ein geistiger Plan erstellt werden. Kreativität ist komplizierter als lineares Denken. Imagination ist mit vielen Einflüssen verbunden: abstrakte Ideen, Erinnerungen an frühere Ereignisse, die Zukunft und manchmal unbegrenzte Möglichkeiten. Simple kreative Gedanken beginnen früh. Zum Beispiel lernen viele Kinder zwischen zwei und drei Jahren Rollenspiele. Aber sie wollen häufig immer die gleiche Rolle und das gleiche Drehbuch. Sie haben Schwierigkeiten, wenn Eltern oder Freunde ein anderes Szenario erfinden. Wenn Kinder älter werden, wird ihr Rollenspiel sowohl komplexer, als auch kreativer. Als meine drei Töchter beispielsweise alle zusammen im Alter von acht, sechs und drei Jahren spielten, haben sie Schulen konstruiert, einzigartige Lego-Welten gebaut und eigene Rollenspiele entworfen. Selbst meine dreijährige Tochter hat verstanden, dass ihre Rolle je nach Situation variiert.
Flexibles Denken
Flexibles Denken ist eine weitere kognitive Funktion höherer Ordnung. Um zu der besten Lösung zu gelangen, muss eine Person mehrere Möglichkeiten berücksichtigen. Meistens gibt es viele Arten, ein Problem zu lösen (z. B. eine Frage in einem Aufsatz beantworten, klären, was an einem regnerischen Tag gespielt werden sollte, wer das letzte Stück vom Dessert bekommt), und auch die komplexe soziale Komponente muss bei einer Entscheidungsfindung berücksichtigt werden. Flexibles Denken beinhaltet Effizienz, Pragmatismus und die Gefühle anderer.
Mit zunehmendem Alter gelingt Kindern flexibles Denken immer besser. Zweijährige Kinder sind ein klassisches Beispiel inflexibler Denker. Ein Zweijähriger, der versucht, etwas mit Blöcken zu bauen, wiederholt den gleichen Fehler vielleicht nochmal oder gibt frustriert auf. Im Alter von vier oder fünf Jahren besitzen Kinder häufig schon genug Problemlösungskapazitäten, um andere Optionen in Betracht zu ziehen. Dennoch sind sie aufgrund ihrer noch begrenzten Perspektive nicht zu Kompromissen bereit. Viele junge Kinder werden durch Regeln geleitet, sodass flexibles Denken für sie sehr schwierig ist. Sie sehen Dinge als richtig oder falsch an und tun sich schwer mit Dingen dazwischen.
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