Название: Der neue Sonnenwinkel Jubiläumsbox 5 – Familienroman
Автор: Michaela Dornberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Der neue Sonnenwinkel
isbn: 9783740931940
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»Okay, Peter, dann gib mir auf das, was mir zusteht, einen Vorschuss«, sagte sie, weil sie wirklich klamm war und kein Geld hatte. Es war zu blöd, dass sie nicht in ihr altes Leben eintauchen konnte.
Damit war er einverstanden. Er hatte allerdings ein schlechtes Gefühl, weil es wirklich nicht seine Art war, ihr zu sagen: »Ich bekomme von dir die Adresse, unter der du erreichbar bist, und für das Geld bekomme ich eine Quittung.«
Er hatte sich wirklich verändert.
»Peter, ich bitte dich, ich bin deine Frau, da muss ich doch nichts unterschreiben.«
Klar, so war es früher gewesen.
»Wir sind nur noch auf dem Papier ein Ehepaar, und ehrlich gesagt, nach allem, was geschehen ist, traue ich dir nicht mehr, Ilka. Also was ist, gehst du auf meinen Vorschlag ein?«
Sie hatte keine andere Wahl.
Sie brauchte das Geld.
Es war zu dumm, dass die Kinder nicht daheim waren, dabei hatte sie den Zeitpunkt extra so gewählt. Vielleicht wäre da alles anders gelaufen. Die hingen an ihr, ganz besonders Tim.
Er ging in sein Arbeitszimmer. Er hatte normalerweise nicht viel Bargeld im Haus. Doch er wollte eine größere Anschaffung machen, und die musste bar bezahlt werden.
Er überlegte kurz, dann entnahm er der Schatulle fünftausend Euro, stellte die Quittung aus und schrieb als Zahlungsgrund auf, dass es sich um eine Vorauszahlung für die Vermögensteilung im bevorstehenden Scheidungsverfahren handelte.
Ehe er ihr das Geld gab, ließ er sich Ilkas Personalausweis zeigen, ob in dem tatsächlich die Adresse stand, die sie ihm aufgeschrieben hatte.
Nachdem alles erledigt war, traf sie noch immer keine Anstalten zu gehen, und deswegen sagte er: »Ilka, ich möchte jetzt gern wieder allein sein.«
Er hatte ihr keinen Kaffee angeboten. Eigentlich ging so etwas überhaupt nicht. Doch die Verletzungen saßen einfach noch zu tief, da konnte man nicht so tun, als sei nichts geschehen.
Weil sie Spaß haben wollte, war alles zerstört worden.
Das saß so tief, das würde er nie vergessen, und er musste sich sehr zusammenreißen, um jetzt nicht grob zu werden und ihr ein paar Wahrheiten zu sagen, die sich gewaschen hatten.
Welch ein Glück, dass die Kinder das jetzt nicht miterleben mussten, die wären ausgeflippt.
Ilka steckte das Geld ein.
»Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass du ein solcher Spießer bist, Peter. Es ist doch überhaupt nichts passiert, ich bin keine andere geworden, ich war nur eine Weile weg.«
Wollte sie von vorne anfangen?
Er stand einfach auf.
»Du bist eine andere geworden, und wenn ich dir einen Rat geben darf, Ilka, dann lass dir deine Haare wieder in deiner ursprünglichen Farbe einfärben. Das Bunte, das bist nicht du, irgendwie wirkst du wie jemand, der etwas sein möchte, was er nicht ist.«
Nach diesen Worten verließ er einfach den Raum, und sie hatte keine andere Wahl, als ihm zu folgen. Er öffnete die Haustür und komplimentierte sie mehr oder weniger hinaus.
Seine letzten Worte waren: »Du hörst also von meinem Anwalt, der wird dir die entsprechenden Vorschläge unterbreiten, und da wir lange genug getrennt leben, ist die Scheidung nur noch eine Formsache. Übrigens, wenn du gescheit bist, dann ersparst du es dir, einen eigenen Anwalt zu nehmen. Ich bin bereit, mich gütlich mit dir zu einigen. Und du musst keine Sorgen haben, zu kurz zu kommen. Wie bereits gesagt, bekommst du alles, was dir zusteht.«
Er verabschiedete sich, ging ins Haus zurück, schlug ostentativ die Tür zu, und sie lief zu dem Auto, das sie sich von einer Freundin geliehen hatte.
Verflixt noch mal …
Sie hatte sich das Treffen wahrlich anders vorgestellt. Aber er sollte bloß nicht glauben, dass sie so schnell aufgeben würde. Der Anwalt mochte schreiben was er wollte, sie würde die Scheidung hinauszögern. Sie würde die Kinder auf ihre Seite bringen.
Ja, die Kinder!
Die waren ihre Trumpfkarte!
Sie wusste, wie wichtig Maren und Tim ihm waren, sie wusste auch, dass er ein hingebungsvoller Vater war. Und wenn sie ehrlich war, als Ehemann war er verlässlich, treu und gut gewesen.
Sie hätte bei ihm bleiben sollen, und das mit der Affäre hätte nebenbei laufen können. Hätte …, hätte … Es machte keinen Sinn, darüber jetzt noch nachzudenken. Sie war wie besessen gewesen, die Affäre hatte Spaß gemacht, es war alles so anders, so aufregend gewesen. Der Spaß war ihr allerdings rasch vergangen, als ihr bewusst geworden war, dass sie für ihren Rockmusiker nur eine Affäre unter vielen gewesen war. Es hatte ihn gereizt, es mal mit einer Frau auszuprobieren, die älter war als die Groupies, die ihn sonst umschwärmten und beinahe ohnmächtig wurden, wenn sie ihn sahen.
Sie war gescheitert!
Und das ging überhaupt nicht!
Sie musste retten, was zu retten war. Es war zu dumm, dass die Kinder nicht daheim waren. Die bekam sie direkt wieder auf ihre Seite. Sie hatte doch gesehen, wie durcheinander sie gewesen waren, als sie ihr zufällig begegneten. Da wäre es wirklich nicht gegangen, mit ihnen zu reden. Da war sie noch vollkommen entflammt gewesen und hatte geglaubt, auf ewig die Rockerbraut bleiben zu können.
Na ja, darüber musste sie sich jetzt nicht den Kopf zerbrechen. Das mit den Kindern würde sie schon schaffen, und mit Peter? Ja, mit dem letztlich auch. Er war pflegeleicht, gutmütig, für ihn war eine heile Welt wichtig. Und die würde sie ihm wieder bieten, und wenn es mit ihnen in Ordnung war, da würde sie als Erstes dafür sorgen, dass sie wieder in die Stadt ziehen würden.
Sonnenwinkel …
Das klang ja ganz schön, doch für sie war es gruselig, da wollte sie nicht einmal tot über dem Zaun hängen.
Fünftausend Euro hatte er ihr gegeben, und das, ohne mit der Wimper zu zucken. Großzügig war er immer gewesen, der Peter. Doch weit bringen würden sie die paar Euro nicht. Ehe die aufgebraucht waren, musste alles wieder in trockenen Tüchern sein. Und vielleicht sollte sie doch zum Friseur gehen und sich die Haare färben lassen. Mit den bunten Haaren würde er sie nicht zurücknehmen, dazu war er irgendwo viel zu spießig. Nun, bei seinem Beruf konnte man wohl nicht anders.
Sie musste es hinkriegen!
Ilka Bredenbrock wurde nur von den Gedanken an sich beherrscht, und ihr wurde überhaupt nicht bewusst, wie egoistisch das war.
Was sie ihrem Ehemann, vor allem aber ihren Kindern angetan hatte, das kam ihr nicht in den Sinn. Sie wollte ihre materielle Sicherheit wieder haben, und um die zu erreichen, dazu war ihr jedes Mittel recht.
Sie fuhr schnell und war froh, diese verträumte Idylle hinter sich zu haben.
Was war bloß in Peter gefahren, mit den Kindern in die Pampa zu ziehen? Sie hatten in einem so schönen Haus gewohnt.
Apropos Haus.
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