Название: Der Drachenzahn
Автор: Wolf Awert
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Drachenblut
isbn: 9783959591812
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Torso zuckte mit den Schultern. „Weiß nicht. Sie Angst vor mir und Schlangenauge.“
Die Bürgerwehr patrouillierte mit dem Segen der Stadtelfen durch die Straßen. Tama konnte sich nicht vorstellen, dass sie vor einem Tiermenschen Angst hatte. Und vor Schlangenauge auch nicht. Sie würde herausfinden müssen, was da lief.
„Ich hole Essen“, sagte sie. „Kannst du mich bitte zum Torbogen bringen. Ich bin noch etwas schwach nach dem Sturz.“ Sie drückte Torso an sich. „Ich helfe Freund Torso. Reden, essen, reden.“
Der Tiermensch stand auf, nahm Tama auf den Arm und begann zu springen. Immer mit beiden Beinen gemeinsam, wie Frösche es tun, und in wenigen Sätzen standen sie unter dem Torbogen. Tama schaute sich um. Sie versuchte sich zu erinnern, wo es nach Essen gerochen hatte, als sie den Platz betreten hatte. „Torso, warte. Ich muss allein gehen.“
Und dann marschierte sie los. Auf Beinen, denen jede Festigkeit fehlte aber die mit jedem Schritt an Sicherheit gewannen. Sie spürte Torsos Augen Löcher in ihren Rücken brennen. Deshalb ging sie langsam, fand das Haus und klopfte an die Tür.
„Hunger“, sagte sie und verband das Wort mit der Bitte und die Bitte mit Mitleid. Der Mann, der ihr die Tür geöffnet hatte, schüttelte den Kopf und wollte die Tür schon wieder schließen, als Tama forderte: „Gib!“. Ihr Wille schlug Löcher in den Schädel des Mannes. Der drehte sich um und ging den Weg zurück, den er gekommen war. Um die geöffnete Tür kümmerte er sich nicht mehr.
Tama nahm nicht viel. Hier wohnten arme Leute. Die Männer kämpften für Schlangenauge oder hatten für ihn gekämpft. Sie waren schon froh, wenn sie genug für sich und ihre Familien hatten. Sie nahm etwas Brot mit sich und einige Zwiebeln. Nach einigem Nachdenken nahm sie auch noch ein Stück Speck mit und bezahlte dafür mit den zwei kleinen Stückchen Kupfer, die Schlangenauges Leute bei ihr übersehen hatten, als sie sie durchsuchten. Sie hoffte, dass es ausreichte. Dann kehrte sie zu Torso zurück, der unruhig gewartet hatte.
„Jetzt essen und dann wieder reden“, sagte sie.
„War nicht sicher, dass du zurückkommst.“
Als Antwort nahm sie einfach nur seine Hand und drückte sie.
„Ich traue Schlangenauge keinen einzigen Schritt über den Weg“, sagte Lufthauch, „und jedes zweite Wort von ihm ist gelogen. Aber was den Weg angeht, hat er die Wahrheit gesagt. Es gibt nur links und rechts. Von rechts sind wir gekommen und keiner Tamalone begegnet. Also müssen wir wohl tatsächlich nach links. He, warte!“
Dorman war bereits mit langen Schritten losgegangen, ohne Lufthauchs umständliche Erklärung bis zum Ende abzuwarten. „Hier sind überall nur verdreckte Wohnhäuser mit verdreckten Wohnungen. Tamalone wird nicht aufs Geradewohl irgendwo geklopft haben. Bleibt nur das schwarze Loch da drüben.“
„Welches schwarze Loch?“
„Das dort unter dem Torbogen. Komm.“ Dorman verfiel in einen lockeren Laufschritt. Lufthauch hatte keine Mühe mitzuhalten. Befriedigt stellte er fest, dass er der schnellere und ausdauerndere Läufer war und deshalb nun die Führung übernehmen konnte. Er war nicht nur schneller, er konnte mit seinen Elfenaugen auch besser sehen als Dorman. Beim Laufen drehte er ständig den Kopf hin und her und lauschte den Geräuschen, die sie umgaben. Das Rascheln kleiner Füße ordnete er flüchtenden Ratten zu. Vereinzelte Stimmen kamen aus den Häusern. Sie verstummten bald. Die Passage machte einen Knick. Es wurde heller. Lufthauch blieb stehen. „Tamalone“, rief er. „Ich heiße Lufthauch und muss mit Euch re…“
Weiter kam er nicht. Dorman war an ihm vorbei, als hätte er plötzlich Flügel bekommen, rannte auf das schwache Licht zu, wurde dabei immer flacher, als würde er zu einem Sprung ansetzen, und blieb urplötzlich stehen. Tamalone war ihm entgegengekommen, umarmte ihn und zog ihn hinter sich her.
Lufthauch rieb sich verwundert die Augen. Wo war dieser Dorman geblieben? Gerade noch hatte er Tamalone umarmt, hochgehoben, abgesetzt, und war dann nach vorn auf seine Hände gefallen. Für einen Augenblick hatte es noch so ausgesehen, als würde er auf allen Vieren hinter ihr herschleichen. Aber dann war er plötzlich weg. Futsch. Hatte sich in Luft aufgelöst. Was sich nun neben dieser Tamalone herumtrieb, war eine ausgewachsene, gewaltige Raubkatze mit rundem Kopf und einem Tüpfelmuster auf dem Fell. Lufthauch beschloss, sich zurückzuhalten und sich nur ganz vorsichtig zu nähern. Zumal da noch eine dritte Figur herumlungerte.
Tama wusste nichts von Lufthauchs Schwierigkeiten. Zwar hatte sie noch nie erlebt, dass sich ein Gestaltwandler mitten in einer schnellen Bewegung veränderte und schon gar nicht mit dieser Geschwindigkeit, aber ihre Gedanken waren jetzt woanders. „Pando, hier, das ist Torso. Er ist ein Gestaltwandler wie du. Nehme ich mal an. Er hat seine Gestalt nicht verändert, seit ich hier bin, aber das muss ja nichts heißen.“ Sie streichelte Pando über den Kopf. „Wir haben gerade etwas gegessen, aber Torso hat immer noch Hunger.“
Pando setzte sich hin und leckte sich das Fell, bevor er wieder auf Torso schaute. „Hallo, mein Freund. Warum versteckst du dich in diesem Loch?“
„Du auch?“, fragte Torso.
„Was auch?“
„Mit mir reden. Gestaltwandler können nicht miteinander reden. Nur ganz selten.“
„Ich kann, Tama kann, du kannst. Nun sag schon Freund, oder soll ich Bruder zu dir sagen, warum bist du hier?“
„Schlangenauge beschützt mich vor Elfen.“
„Und warum bist du nicht im Viertel der Gestaltwandler?“
„Dort holen sie mich weg.“
„Warum sollten sie?“
Tama kam ein Gedanke. „Sag mal Pando, als ich mit dem Frachter ankam, stiegen zwei Tiermenschen mit mir aus. Ein Wolfartiger und ein Bär, der auf seinen Hinterbeinen lief. Stolze Geschöpfe. Sind sie jetzt im Viertel der Gestaltwandler?“
„Weggebracht“, sagte Torso.
„Aber warum sollten sie …“ Pando legte den Kopf schief.
Mittlerweile hatte sich auch Lufthauch herangetraut. „Warum steht ihr hier rum und schweigt euch an. Oh, mein Name ist Lufthauch.“ Sein rechter Arm zuckte, als wollte er dem Tiermenschen die Hand reichen, aber dann begnügte er sich doch mit einer Verbeugung. „Ich bin ein Elf aus dem Wald und Beschützer des Lebens.“
„Er versteht Euch nicht“, sagte Tama.
„Aber er versteht Euch. Oder? Und wo ist Dorman, der Mann mit dem ich hergekommen bin?“
Tama fragte Lufthauch, ob ihn noch jemand außer diesem Dorman begleitet habe. Der schüttelte den Kopf. Wer hätte das denn sein sollen?, dachte er und sah auf einmal, wie sich Tamas Gesicht in einem jähen Schmerz verzog und ihre Augen sich mit Tränen füllten. Doch sicher war er sich nicht, denn sie zwinkerte ihre Tränen ganz schnell fort. Und außerdem war die Sicht sehr schlecht in diesem Funzellicht. Da halfen auch keine Elfenaugen mehr.
„Du Betrüger“, sagte Tama plötzlich zu Pando in einer Endgültigkeit, die Lufthauch zusammenzucken ließ. „Du gemeiner Schuft, Verräter und Enttäuschung meines Lebens. Woher nimmst du die Unverschämtheit, zu mir über Vertrauen zu sprechen? Was СКАЧАТЬ