Название: Der Drachenzahn
Автор: Wolf Awert
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Drachenblut
isbn: 9783959591812
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Lufthauch und Dorman
Elfen konnten schnell sein, wenn sie es sein mussten, und Lufthauch hatte es gleich aus mehreren Gründen eilig. Er hatte verstanden, dass Tamalone gar nicht anwesend gewesen war und auch dieser Dorman nicht wusste, wo sie sich herumtrieb. Und dass sie wahrscheinlich in Gefahr schwebte. Wenn seiner Schutzbefohlenen etwas passieren sollte, - nicht auszudenken.
Zudem ärgerte ihn sein blamabler Auftritt vor Dorman. Bei allen Waldgeistern, er war ein Waldelf! Wie konnte er sich nur so überraschen lassen? Nach diesem Reinfall wollte er wenigstens beweisen, dass er wusste, wovon er sprach, und sich schnell bewegen konnte, wenn es darauf ankam. Doch egal, wie schnell er seine Beine auch schwang, Dorman klebte an ihm wie Hundekot am Absatz eines Stiefels.
Lufthauch führte ihn zu Uglas. Unterwegs wollte Dorman wissen, in welcher Beziehung Tamalone zu Lufthauch stand. Lufthauch druckste ein wenig herum und sagte dann: „Ich bin für ihre Sicherheit verantwortlich und dafür, dass sie das Elfenviertel so schnell und unauffällig wie möglich erreicht.“
Für den ersten Teil der Antwort hatte Dorman nur ein geringschätziges Schnauben übrig, aber wie das mit dem Elfenviertel funktionieren sollte, interessierte ihn schon.
„Im Grunde genommen ist es eine einfache Sache“, erklärte Lufthauch ihm. „Ein Waldelf im Dienst der Wehrhüter wird mit einer Routineangelegenheit ins Elfenviertel geschickt. Eines seiner Gepäckstücke enthält einen menschlichen Körper.“
„So, Gepäckstück, hm, ja.“ Dorman schien diese Lösung nicht zu gefallen.
„Wer ist das?“, fragte Uglas geradeheraus und schob sein Kinn in Richtung Dorman, ohne die Hände aus den Taschen zu nehmen. Lufthauch zögerte einen Moment, kurz nur, aber viel zu lange, als dass Uglas es nicht bemerkt hätte. Dann sagte er: „Ein Freund.“
„Merkwürdige Freunde hast du. Na ja, egal, der Schaden ist bereits passiert. Wenn ihr beide mein Zimmer verlassen habt, werde ich mit euch gehen, und vor der Tür trennen sich dann unsere Wege. Ich melde mich, wenn ich eine neue Bleibe gefunden habe. Hier bin ich nicht mehr sicher. Du magst vielleicht ein guter Waldläufer sein, Lufthauch, aber in meiner Stadt verhältst du dich so unauffällig wie ein achteckiges Rad an einem Händlerkarren. Wenn ich dir das mal so sagen darf, von Freund zu Freund.“
Lufthauch entschuldigte sich mit den Umständen und fragte dann: „Schlangenauge. Wo ist er im Augenblick und wo würde er seine Gefangenen verstecken?“
Uglas zählte ein paar Lokalitäten auf, korrigierte sich und fing von vorn an.
„Wo er alle seine Leute um sich scharen würde“, ergänzte Dorman Lufthauchs Frage. Da blieben nur noch zwei Möglichkeiten übrig und beide Orte lagen in demselben Teil des Viertels. Dorman stürmte aus dem Zimmer. Dieses Mal war es Lufthauch, der hinterherlaufen musste.
Mit Uglas‘ Wegbeschreibung war es nicht schwierig, die alte Lagerhalle zu finden. Für die letzten Schritte brauchten sie sich nur noch an der Lautstärke zu orientieren, denn alle dort drinnen schrien herum, und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis sich der Streit zu einer blutigen Schlägerei auswachsen würde. Lufthauch machte einen mutigen Schritt vorwärts, aber Dorman hielt ihn fest und zog ihn wieder zurück. „Wir stehen hier gut“, sagte er. „Vor uns ein Dunkel, an das sich unsere Augen bereits gewöhnt haben und hinter uns Helligkeit. Sie werden keine Einzelheiten von uns erkennen können. Das ist ein Vorteil, wenn wir ein zweites Mal hierhin zurückkehren wollen.“
Die Bewegung am Eingang zur Halle hatte bereits ausgereicht, Aufmerksamkeit auf sie zu ziehen. „Macht, dass ihr weiterkommt, sonst werde ich ungemütlich.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, kam der Mann schnell näher. Die letzten Schritte rannte er bereits. Dorman schob Lufthauch zur Seite, damit er Platz hatte, packte den Angreifer an Gürtel und Halsausschnitt und warf ihn mit einer schnellen Drehung in den Pulk seiner Freunde. Er fällte gleich vier Mann mit diesem Wurf.
„Dieses Spiel heißt Männerwerfen“, sagte Dorman. „Meine Söhne spielen es oft. Kinder machen wirklich viele verrückte Sachen. Lassen sich immer wieder etwas Neues einfallen.“
Schlangenauges Männer waren harte Burschen und nicht so leicht einzuschüchtern. Auch von dieser Kraftdemonstration nicht. Sie gingen jetzt nur etwas vorsichtiger vor. Die meisten von ihnen hatten ihre Waffen gezogen. Vorwiegend Messer, aber es waren auch eine oder zwei Äxte und etliche Keulen zu sehen. Schlangenauge machte eine beruhigende Handbewegung. Lufthauch war überrascht, wie lange Schlangenauge brauchte, bis er sich durchsetzen konnte. Was war hier los?
„Was wollt ihr?“ Schlangenauges Stimme übertönte den Lärm und beendete damit auch die Unruhe.
„Ihr hattet einen Gast hier. Kann noch nicht lange her sein. Ich möchte wissen, wo die Frau sich befindet.“
„Ah, das Mädchen meint ihr. Da muss ich euch enttäuschen. Ihr hat unsere Gesellschaft nicht gefallen und deshalb ist sie wieder gegangen. Meine Männer streiten immer noch wegen ihr. Einigen hat nicht gefallen, dass ich sie habe gehen lassen. Hätten wohl noch gern etwas mit ihr gespielt. Aber ich habe einen Ruf als Gastgeber zu verlieren. Da kam sie rein und da ging sie auch wieder raus.“ Schlangenauge zeigte genau in den Zwischenraum zwischen Dorman und Lufthauch.
„Es gibt hier viele Wege“, sagte Dorman. „Was empfiehlst du mir, wenn ich auf dem Vorplatz stehe? Geradeaus, nach links oder nach rechts?“
„Wenn du geradeaus gehst, holst du dir eine Beule. Wenn du von rechts gekommen bist, geh nach links. Denn wäre sie dir begegnet, wärst du nicht hier. Kamst du aber von links, dann geh jetzt nach rechts aus denselben Gründen. Und jetzt haut schon ab, ihr zwei.“ Schlangenauge drehte sich weg und packte mit beiden Fäusten einen seiner Männer und schüttelte ihn durch. Lufthauch verstand nicht, worum es ging, aber die Gesichter waren böse und verärgert.
Dorman drehte sich um, Lufthauch ging rückwärts. Auf dem Vorplatz blieben sie stehen. „Nach links“, murmelte Dorman. „Ich habe so ein Gefühl. Gut ist es nicht.“
„Diese Tamalone“, sagte Dorman dann nach einer Weile, „was bedeutet sie für dich? Ich habe dir diese Frage schon mehrfach gestellt, wenn auch nicht immer mit denselben Worten. Und alle deine Antworten waren so weich wie eine überreife Frucht.“
„Das lag dann wohl an Euren Fragen oder meiner übergroßen Höflichkeit“, antwortete Lufthauch. Sollte er diesem Kerl sagen, dass er Tamalone zwar für hässlich, aber immer noch für viel reizvoller hielt, als andere Menschen und sogar manche Elfe? Das würde nur weiteren Fragen eine falsche Richtung geben. Auch, dass sie etwas besaß, das er wohl spürte, aber nicht fassen konnte. Noch nicht. Und was diesen Dorman anging ... Auch der sah auf seine Weise gut aus mit seinem kantigen Gesicht. Man musste sich nur alles wegdenken, was fremd und ungewöhnlich erschien. Aber das würde er ihm auch nicht sagen. Würde ebenfalls nur Missverständnisse geben. „Ein Auftrag ist sie für mich“, sagte er deshalb. „Einer unter vielen. Unglücklicherweise mein letzter, und es sieht nicht so aus, als würde er sich leicht beenden lassen.“
„Du weißt, was sie vorhat?“
„Nein, woher sollte ich? Ich habe sie bisher nur ein paarmal aus der Ferne gesehen. Sie hat einen Auftrag, ich habe einen Auftrag. Und beide sind miteinander verbunden. Sie soll unbemerkt ins Elfenviertel gelangen. Aber das hat sich erledigt. Zu viele Personen wissen mittlerweile von ihrer Existenz und interessieren sich für sie.“
Dorman СКАЧАТЬ