Der Drachenzahn. Wolf Awert
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der Drachenzahn - Wolf Awert страница 3

Название: Der Drachenzahn

Автор: Wolf Awert

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Drachenblut

isbn: 9783959591812

isbn:

СКАЧАТЬ die die beiden Läden miteinander verbanden. Aber in einem Notfall zunächst Treppen hinauf und dann auf der anderen Seite wieder hinunterzulaufen, hieße, kostbare Zeit zu verschwenden. Deshalb gab hier unten zwischen den Läden einen direkten Durchgang – musste es einen solchen Durchgang geben.

      Etwas vor mir zu verstecken, gelingt euch nicht. Er verschaffte sich einen ersten Überblick, fand den Durchgang und verließ den Laden dann wieder. Später betrat er das Königreich ein zweites Mal, zusammen mit dem letzten Schwung Kunden, die immer unbedingt etwas kaufen mussten, bevor ein Laden schloss, und mit ihrer Hektik alle Aufmerksamkeit auf sich zogen. Er selbst blieb ruhig und stellte sich hinter einen Ständer, der über und über mit farbenfrohen, aber wenig wirksamen Ketten behängt war. Dort schloss er seine Augen bis auf einen schmalen Spalt und verschmolz mit der Umgebung. Das Warten war immer das Schlimmste, aber Jäger waren das Warten gewohnt.

      Der Lärm ebbte ab, die Beleuchtung erlosch. Erst im hinteren Teil des Geschäfts, wo sich die Werkstätten befanden, dann auch im Verkaufsraum. Nur in der Nähe der großen Auslage zur Straßenfront hin erlaubte ein Dämmerleuchten den Nachtschwärmern einen Blick auf die Auslage. Dann verriet ein letztes Klacken, dass die Ladentür verschlossen wurde, und schnelle Schritte verschwanden im Bereich der Werkstatt, wo es irgendwo eine Treppe nach oben geben musste.

      Lufthauch hatte Zeit. Vor Mitternacht gab es in solchen Häusern immer noch etwas zu erledigen, für das des Tages Zeit nicht mehr ausgereicht hatte. Also würde er sich erst nach Mitternacht in Bewegung setzen. Dann musste er nur noch darauf achten, lange vor Sonnenaufgang fertig zu werden. Das war die Zeitspanne, die dem ganzen Haus Ruhe schenkte und ihm die Unaufmerksamkeit, die er für seine Aufgabe brauchte. Viel Zeit war das nicht. Er würde sich sputen müssen.

      Als seine Zeit gekommen war, rollte er eine Vitrine nach vorn, um hinter ihr genug Platz zu finden. In ihrem Schatten war es so dunkel, dass es selbst für Elfenaugen schwierig war, noch etwas zu erkennen. Er spürte den Umrissen der Tür nach, suchte Klinke, Knopf, Angeln oder Zapfen. Es war eine Schiebetür mit einer schmalen Einbuchtung in der Oberfläche, die den Fingerspitzen gerade genug Halt gab, um sie zu bewegen. Ein Schloss fand er nicht. Das machte die Sache einfach. Er öffnete die Tür, betrat das kleine Nachbargeschäft, durchquerte es, gelangte zu einer Treppe im hintersten Raum und betrat die erste Stufe. Er hatte seinen Fuß ganz weit an der Seite der Stufe aufgesetzt, denn das Holz knarrte immer in der Mitte, wo es sich am meisten bog. Seine Hand betastete die zweite Stufe. Dann die dritte. Die zweite durfte er betreten, die dritte fühlte sich gefährlich an. Er würde sie auslassen. Jetzt die vierte.

      Lufthauch erreichte den ersten Absatz, drehte sich nach links und suchte nach der ersten Stufe der zweiten Treppe. Das Holz nahm Gewicht auf und – knurrte. Erschrocken trat er zurück. Ein zweiter Versuch. Stille. Er verlagerte sein Körpergewicht ganz langsam von seinem Standbein auf den vorderen Fuß, zu einem Viertel seines Gewichts, der Hälfte, drei … Ein Fauchen zerriss die Stille und eine riesige Hand ergriff seinen Körper. Unzählige Nadeln stachen Lufthauch in die Hand, als er sich mit dem Zauber der tausend Klingen wehrte. Sie zerschnitten die Luft um ihn herum und lähmten alles auf fünf Schritt. Sollte doch mit ihm ersticken, wer ihm da aufgelauert hatte.

      Seine Mutter sang ihm ein Lied, verstummte, eine Laute schlug drei Akkorde an, ein Vogel rief.

      „Geh aus meinem Kopf“, flüsterte Lufthauch.

      Die Musik summte einen Text. „Was macht ein Elf hier mitten in der Nacht?“

      Lufthauch versammelte alle Schutzmächte um sich. Doch die vermochten noch nicht einmal die kleine Flöte aus dem Takt zu bringen, geschweige denn die große Trommel und das Becken. Er musste beide Hände auf die Ohrmuscheln pressen, um den Schmerz in seinem Kopf zum Schweigen zu bringen. „Ich muss zu Tamalone“, presste er zwischen seinen Lippen hervor. „Sofort.“ Er krümmte sich zu einem Ball zusammen. Jetzt war er zwar eine leichte Beute für jedes Raubtier, das ihn ansprang, aber letztlich war es gleichgültig, ob es seinen Körper zerriss oder seinen Verstand. Er legte einen magischen Panzer um sich. Der Panzer zerbrach. Er wickelte sich in ein magisches Tuch, das nicht zerbrechen konnte, und das Tuch wurde lebendig und würgte ihn. „Freunde des Waldes“, dachte er und warf Schlingen aus Efeusträngen, dünnen Baumwurzeln und Lianen. Ein Fauchen in der Dunkelheit zeigte ihm, dass er etwas erreicht hatte, aber sein Triumph war nur von kurzer Dauer. Dann kam die Musik wieder zurück. Lauter kleine, lustige Melodien mit Versen unterlegt, mit kleinen Spitzen, die stachen, mit Geklingel und einem Beckenschlag, der sein Gehirn vibrieren ließ einen Reispudding.

      „Zehn, elf, zwölf,

      was will der Elf?

      Fragt er mich, ob sie hier wohne,

      meine Tama Tamalone.“

      Inzwischen war Lufthauch jede Entdeckungsgefahr egal. Mochte doch das ganze Haus aufwachen. Er öffnete seinen Mund zu einem Schrei. Wenn es ihm gelänge Tamalone zu wecken, würde die vielleicht … „Ta…“ Ein kläglich erstickter Laut. Mehr brachte er nicht hervor.

      „Elf, sei nun still,

      weil ich es so will.

      Du hast nicht bedacht,

      ich seh‘ in der Nacht

      viel besser als du.

      Drum gib endlich Ruh‘.

      Sei lieb jetzt und brav.

      Und schlaf endlich. Schlaf!“

      Es war ein Chor aus vielen Stimmen, die Lufthauch in den Schlaf sangen. Trost und Friede versprachen sie ihm und waren so ganz anders als die magischen Klänge, die ihn heimgesucht hatten. Dann hörte und spürte er nichts mehr, und alles um ihn herum wurde schwarz.

      Als er wieder aufwachte, lag er immer noch auf der Treppe. Das fremde Wesen mit der fremden Magie war verschwunden. Ein dämmriger Lichtschein drang unter einer Tür heraus und wies ihm den Weg nach oben. Lufthauch hoffte, dass Tamalone hinter dieser Tür wohnte. Mühsam stemmte er sich hoch. Das Geländer knarrte. Die nächste Treppenstufe knarrte auch. Es kam nicht mehr darauf an.

      Er klopfte leise an die Tür und drückte die Klinke herunter, ohne auf ein Willkommen zu warten. Der Raum war von einer einzigen Lampe beleuchtet. Das Bett war leer. Auf einem einzelnen Stuhl an einem Tisch saß ein Mann.

      „Kommt herein und sagt, was Ihr zu sagen habt.“ Die Stimme war dunkel und warm. Und doch klang sie etwas heiser, als wäre sie nach einem langen Schweigegelübde wieder aufgeweckt worden. „Ich heiße Dorman, bin ein Wissender, und Tamalone steht unter meinem …“ Der Mann zögerte, als müsse er das Wort erst suchen. „… Schirm“, sagte er dann, und Lufthauch war sich nicht sicher, ob er verstand, was der Fremde meinte.

      „Mein Name ist Lufthauch, und ich muss mit Tamalone sprechen.“

      In dem gedämpften Licht war es nicht einfach, Einzelheiten zu erkennen, aber seine Elfenaugen halfen ihm. Der Mann war ohne Zweifel ein Mensch, aber zu viele Dinge störten das Bild, ohne dass Lufthauch sagen konnte, welche das waren. Der Mann war kräftig, aber dieser Eindruck stammte nicht von vielen Muskeln oder geradem Wuchs. Er wirkte wuchtig, kompakt, hart. Nicht die Härte von Ecken und Kanten, sondern etwas von dem, was die Eiche hart machte und der Kiefer fehlte. Es lag eine Aura von Magie um ihn, die Menschen nicht zu eigen war. Ein Blutschänder, was sonst. Aber wenn er ein Blutschänder war, dann war der Elfeneinfluss sehr gering und außerdem … Elfenmagie kannte er. Das hier war keine.

      „Ihr habt jetzt lange genug geschaut. Sagt mir, was Ihr von Tamalone wollt.“

      „Das СКАЧАТЬ