Gesammelte Werke von Rudyard Kipling. Редьярд Киплинг
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Название: Gesammelte Werke von Rudyard Kipling

Автор: Редьярд Киплинг

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги для детей: прочее

Серия:

isbn: 9788027209255

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СКАЧАТЬ Teilnahme. Sie war mit dem Begriff aufgewachsen, daß Frauen eine Verantwortlichkeit dafür hätten, jungen Männern das Haus behaglich zu machen, und Tarvin fühlte sich mehr als behaglich, als sie ihm ein paar Abende darauf eine Nummer der Topazer Zeitung geben konnte, die ihr der Vater geschickt hatte. Tarvin fuhr darauf los wie ein Stoßvogel, kehrte die ärmlichen zwei Blatt um und um und dann in umgekehrter Richtung.

      »Famos, famos!« murmelte er in seliger Verzückung, mit der Zunge schnalzend. »Nimmt sich der Anzeigenteil nicht sehr anständig aus? Nun, und wie steht’s mit Topaz?« rief er, das Blatt auf Armeslänge von sich haltend und die Spalten mit Liebesblicken überfliegend. »Scheint, die Stadt befindet sich wohl, geht ihr vortrefflich!«

      Es klang wie das melodische Liebeswerben irgend eines Vogels, wenn er solche Worte sprach, und war wirklich vergnüglich anzuhören.

      »Sag’ einmal, wir kommen voran, meinst du nicht? Wenn wir auch die C. C. C. noch nicht haben, so vertrödeln und verbummeln und vergeuden wir unsre Zeit drum nicht, nein, nein, wir marschieren flott mit im Zug! Haha! Sieh dir doch einmal das ›Vermischte aus Rustler‹ an, just was der Setzer in einen Winkelhaken bringt! Die gute alte wurmstichige Stadt legt sich friedlich aufs Ohr und schläft ein wie eine Greisin – nein, die Idee, dorthin eine neue Eisenbahnlinie zu führen! Nun, hör’ einmal dies: ›Milo C. Lambert, der Eigentümer der Mine »Lamberts letzter Graben« hat eine Wagenladung guten Erzes daliegen, findet aber, wie wir alle, daß der Versand nicht lohnt, wenn die nächste Eisenbahnlinie fünfzehn Meilen weit entfernt sei. Milo sagt, sobald er sein Erz fortgeschafft habe, werde er Colorado verlassen, denn hier sei nichts zu machen!‹

      »Ganz richtig, Milo, was Rustler betrifft – komm nach Topaz, Mann, sag’ ich dir – und nun höre dies: ›Wenn die C. C. C. im Herbst hierher kommt, so wird das Gerede über schlechte Zeiten ein Ende haben. Mittlerweile begeht man eine große Ungerechtigkeit gegen die Stadt, eine Ungerechtigkeit, die alle guten Bürger bekämpfen und bestrafen sollten, wenn man behauptet, daß Rustler hinter irgend einer Stadt gleichen Alters zurückstehe. Thatsächlich steht Rustler geradezu auf einem Höhepunkt gedeihlicher Entwickelung. Mit Bergwerken, die im letzten Jahr ein auf eine Million zweihunderttausend Dollars geschätztes Ergebnis lieferten, mit sechs Kirchen verschiedener Bekenntnisse, mit einer noch jungen, aber vielversprechenden, in der Zunahme begriffenen Akademie, die bestimmt ist, dereinst in die vorderste Reihe amerikanischer Schulen zu treten, mit einer Bauthätigkeit, die nach Zahl und Bedeutung der im Vorjahr errichteten Gebäude der jeder andern Bergstadt gleichkommt und viele übertrifft, mit einer Bevölkerung rühriger, tüchtiger, entschlossener Geschäftsleute, kann Rustler im kommenden Jahr jeden Wettbewerb aufnehmen, um seinem Namen Ehre zu machen!‹

      »Wer hat denn etwas dagegen? Wir doch nicht, uns kann’s ja einerlei sein, wir zucken nur die Achseln! Aber Heckler hätte das nicht in seine Korrespondenz aufnehmen sollen, dumm von ihm,« erklärte Tarvin mit gefurchter Stirne. »Es könnte doch in Topaz Leute geben, die darauf reinfallen und sich nach Rustler verziehen, um die C. C. C. dort abzuwarten! Im Herbst kommt sie hin, hieß es nicht so? O Gott, O Gott, O Gott! Auf diese Weise vergnügen sich die Leute, sitzen auf ihrem Berg, lassen die Füße baumeln und legen die Hände in den Schoß! Nun, wenn’s ihnen Spaß macht, können sie ja auf die C. C. C. warten bis zum jüngsten Tag! Doch was steht denn da?

      »›Unsre Kaufleute zeigen sich der freudigen Stimmung durchaus gewachsen, die in der Stadt herrscht, seit bekannt wurde, daß Präsident Mutrie bei seiner Rückkehr nach Denver ein günstiges Urteil über Rustlers Ansprüche gefällt hat. Robbins zeigt eine sehr hübsch aufgebaute Auslage von Luxusartikeln. Sein Geschäft scheint große Anziehungskraft zu üben auf unsere Jüngsten, die ein paar Nickel ausgeben können!‹

      »Da hört sich doch alles auf! Solch ein Mumpitz! Sag’ einmal, liebe Käte, würdest du dich nicht freuen, wenn die C. C. C. eines schönen Morgens angeschnaubt käme in Topaz?« fragte Tarvin plötzlich, indem er sich zu Käte aufs Sofa setzte und die Zeitung so hielt, daß sie mit hineinsehen konnte.

      »Würde es dir große Freude machen, Nick?«

      »Mir? Und ob! Ist das eine Frage!«

      »Dann würde ich mich natürlich auch freuen! Aber ich glaube, daß es für dich zuträglicher wäre, sie käme nicht hin. Du könntest zu reich werden – denk’ an meinen Vater!«

      »Ich werde schon den Radschuh einlegen, wenn ich merke, daß ich zu reich würde! Sobald ich über das Stadium anständiger Armut hinaus bin, werde ich Halt machen, das verspreche ich dir! Thut’s einem nicht in der Seele wohl, wieder einmal den alten Zeitungskopf zu sehen – Hecklers Name in lebensgroßen Buchstaben unter dem Untertitel: ›Aelteste Tageszeitung des Distrikts‹ und Hecklers Faust ausgestreckt über einem zündenden Leitartikel über das Wachstum und die Aussichten der Stadt? Meint man nicht, daheim zu sein? Zwei Spalten mehr hat er im Anzeigenteil, das beweist den Aufschwung der Geschäfte! Und sieh dir nur die lieben, alten Annoncen der Agenturen vom Osten an! Wie einen die anheimeln! Hätt’ ich wirklich nicht gedacht, daß mich eine Anpreisung von Kastorhüten je berühren könnte wie ein Geschenk des Himmels – hättest du das für möglich gehalten, Käte? Und doch ist’s so! Macht mich ordentlich fromm und gut. Wenn du viel sagst, lese ich auch noch die innere Seite!«

      Käte lächelte. Auch in ihr rief das Zeitungsblatt ein gewisses Heimweh hervor. Sie hatte auch ein Herz für Topaz, aber was aus den Zeilen des geschäftigen Tageblatts vor ihrem inneren Auge aufstieg, war das Bild ihrer Mutter, die lange Nachmittage in ihrer Küche saß – Frau Sheriff hatte in den Zeiten der Armut und des Wanderlebens keinen »Salon« gehabt und bevorzugte auch jetzt noch den Aufenthalt in ihrer Küche – und wehmütig zu den schneegekrönten Berggipfeln aufsah, die bange Frage im Herzen, wie es ihrem Kinde wohl gehen, was es um diese Stunde thun möge. Wie deutlich diese Nachmittagsstunden in der Küche nach gethaner Arbeit vor Käte standen! Aus den Zeiten des Eisenbahnbaus war ihr besonders ein Schaukelstuhl erinnerlich, der einst bessere Tage gesehen und im Salon geglänzt hatte. Die Mutter hatte seine Schäden mit einem alten Fell verhüllt und ihn dem Küchendienst zugewiesen. Mit Thränen in den Augen erinnerte sie sich, wie oft die Mutter gewollt hatte, daß sie drin sitze, und wie gemütlich es gewesen war, von ihrem eigenen Sitz, dem Holzkorb neben dem Herd aus, die kleine Gestalt der Mutter ganz in seinen Tiefen verschwinden zu sehen. Sie hörte die Katze schnurren unter dem Herd und den Wasserkessel singen, ganz deutlich hörte sie wieder die Uhr ticken und fühlte, wie ihr zwischen den schlecht gefügten Brettern des Fußbodens in der eilig erbauten Baracke der kalte Prairiewind um die Beine strich.

      Ueber Tarvins Schulter blickte sie auf die zwei rohen Holzschnitte, die jede Nummer des Tageblattes schmückten. Der eine stellte Topaz im Keim, das Topaz des ersten Jahrs seiner Entstehung dar, der andre das glänzende Topaz der Gegenwart, und ihr wurde sehr weh ums Herz.

      »Ein Unterschied, nicht?« bemerkte Tarvin, die Richtung ihres Blickes beobachtend. »Erinnerst du dich noch, wo deines Vaters Zelt zu stehen pflegte, und kannst du dir noch denken, wo das alte Sektionshaus stand, da unten ganz dicht am Fluß?«

      Er deutete auf das Bildchen, und Käte nickte stumm.

      »Das waren eigentlich doch schöne Zeiten damals, meinst du nicht, Käte? Dein Vater war freilich noch kein reicher Mann wie jetzt und ich noch viel weniger, aber seelenvergnügt waren wir doch alle miteinander!«

      Auch Kätes Gedanken schweiften in jene Zeit zurück, und die schmächtige Gestalt der Mutter stand wieder vor ihr; sie sah sie nicht nur im Schaukelstuhl ruhen, sondern mit harter Arbeit mancherlei Art beschäftigt. Besonders sah sie eine eigenartige Bewegung greifbar deutlich vor sich; wenn die Mutter am offenen Herdfeuer gekocht oder Krapfen gebacken oder auch die Glut geschürt hatte, war so häufig eine Hand nach der Stirne gefahren, um das junge und von Mühsal doch schon gealterte Gesicht vor der Glut zu schützen. Käte mußte ihre Thränen hinunterwürgen; das einfache Bildchen stand so fabelhaft СКАЧАТЬ