Название: Gesammelte Werke von Rudyard Kipling
Автор: Редьярд Киплинг
Издательство: Bookwire
Жанр: Книги для детей: прочее
isbn: 9788027209255
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»Hirnverbrannt! Auf die Weise bringen sie ihn vielleicht schneller um, als Sitabhai! Großer Gott, das ist ja gar nicht auszudenken! Reden wir von etwas anderm – hast du keine Zeitung mehr bekommen von deinem Vater? Bei solchen Geschichten wässert einem der Mund nach einem vernünftigen Wort aus Topaz!«
Käte gab ihm eine Kreuzbandsendung, die mit der letzten Post gekommen war, und Tarvin vertiefte sich schweigend in eine sechs Wochen alte Nummer des Tageblattes. Sehr viel Trost schien sie ihm aber nicht zu bieten, denn seine Stirne verdüsterte sich mehr und mehr.
»Donnerwetter! So geht das nicht!« rief er plötzlich.
»Was ist denn?«
»Heckler wirft mit der C. C. C. um sich, aber auf höchst ungeschickte Weise. Sieht Jim gar nicht ähnlich! Er spricht davon, als ob die Sache vollständig sicher sei, und zwar so nachdrücklich, als ob er selbst nicht daran glaubte. Ja, man könnte denken, es sei ihm vertraulich gesteckt worden, daß es nichts damit sei – glaube auch, daß es geschehen, aber solche Blößen darf er sich deshalb Rustler gegenüber doch nicht geben. Halt – sehen wir uns einmal den Liegenschaftsumsatz an! Aha, da liegt der Hund begraben,« rief er noch aufgeregter, als er die Stelle gefunden hatte. »Die Preise sinken, in der G-Straße haben sie ihre Bauplätze geradezu verschleudert. Die Jungens geben klein bei, sie werfen die Flinte ins Korn!«
Tarvin sprang auf und rannte aufgeregt im Zimmer hin und her.
»O, wenn ich sprechen dürfte, wenn ich’s ihnen sagen könnte!«
»Was denn, Nick? Was möchtest du ihnen denn sagen?«
Tarvin faßte sich sofort. »Daß ich daran glaube,« erwiderte er. »Daß sie nicht weich geben dürfen!«
»Aber wenn schließlich doch nichts daraus wird? Wie kannst du das wissen, hier im fernen Indien?«
»Komm mit nach Hause, kleines Mädchen,« brüllte Tarvin förmlich. »Auf nach Topaz! Die C. C. C. soll nach Topaz kommen, und wenn ich eigenhändig die Schienen legen müßte!«
Aber dieser Umschlag in der Stimmung seiner Mitbürger beunruhigte und quälte ihn nichtsdestoweniger, und noch am Abend telegraphierte er nach Denver an Frau Mutrie, die das Telegramm schon weiter gehen lassen würde, als ob es in Denver aufgegeben wäre: »Heckler, Topaz. Kopf nicht hängen lassen. Ich halte auf die C. C. C. Seid guten Mutes wie Tarvin.«
Vierzehntes Kapitel.
Innerhalb drei Tagen war rings um die Mauern von Rhatore eine Zeltstadt entstanden, eine Stadt, die grün schimmerte, weil ihre Straßen mit aus weiter Ferne hergeschleppten Rasenstücken belegt und mit hastig versetzten Orangenbäumen bepflanzt waren. Bunt bemalte hölzerne Laternenpfähle ragten dazwischen auf, und sogar ein gußeiserner Springbrunnen von grotesker Form war aufgestellt worden. Rhatore erwartete viele und hohe Gäste, die zu Ehren der Vermählung des Maharadscha Kunwar eintreffen sollten, Barone, Fürsten, Thakurs, Herrscher, die über große ungeheure Festungen und elende Dörflerhütten verfügten, aus dem Norden und Süden des Reichs, Lehensträger aus den fetten, von Mohnfeldern betupften Ebenen von Mewar und Radschas, die dem König ebenbürtig waren. Natürlich kam ein jeglicher mit großem Gefolge und Troß von Pferden und Menschen.
In einem Land, wo jeder, der etwas gelten will, seinen Stammbaum mindestens achthundert Jahre zurück als makellos nachweisen muß, ist die Frage des Vortritts natürlich eine sehr heikle und jeder wacht mit Eifersucht darüber, daß dem Nachbar keine ungebührliche Ehre widerfahre. Damit die Platzordnung noch verwickelter werde, führte jeder Fürst seinen Hausbarden mit sich, der sich dann mit den Sängern von Gokral Sitarun in den Haaren lag. Hinter den Zelten war eine endlose Reihe von Pfählen eingerammt worden, um die Pferde anzupflöcken, und die bläulich und rötlich gefleckten Hengste scharrten und wieherten den ganzen Tag unter ihren fast zum Boden reichenden samtenen Satteldecken. Die abgerissene Miliz von etlichen zwanzig Staaten und Stätchen saß rauchend und spielend auf ihren Sätteln umher oder zeterte über die Speisenverteilung, die der Großmut des Maharadscha oblag. Aus einem Umkreis von Hunderten von Meilen hatten sich Bettelmönche und wandernde Priester jeden Bekenntnisses in die Stadt verzogen, und ihre lachsfarbigen Kleidungsstücke und schwarzen Decken und ihre mit Asche beschmierte Nacktheit ergötzten Tarvin manche Viertelstunde. Mit roten rollenden Augen zogen sie furchtlos von Zelt zu Zelt, bald mit Drohungen, bald mit Gewinsel Almosen erzwingend. Auch das Rasthaus war mit neuen Ankömmlingen, meist Handlungsreisenden, überfüllt. Daß der Radscha bei diesem Anlaß seine Schulden bezahlen würde, war zwar unwahrscheinlich, aber neue Bestellungen waren sicher zu erwarten. Die Stadt strahlte im Glanz frischen rosa und weißen Anstrichs und die Hauptstraßen waren durch Bambusgerüste für das Feuerwerk stark eingeengt. Die Häuser waren auf der Straßenseite samt und sonders gefegt und mit weißem Lehm verkittet und die Eingänge waren von Jasminzweigen und Ringelblumenbüscheln umrankt. Im Schweiß ihres Angesichts bahnten sich Händler mit Süßigkeiten, Glasperlen, billigem Schmuck, englischen Spiegelchen und besonders auch Falken ihren Weg durch die überall gestaute Menge, oder würdevolle Stabträger mit silbernen Abzeichen ihrer Macht schafften Raum für eine Karosse des Maharadscha. Vierzig Wagen waren in Bewegung, und solang es Pferde gab und Pferdegeschirr mit Stricken zusammengeflickt werden konnte, wäre es unter der Würde des Staatsoberhauptes gewesen, auch nur einen einzigen mit weniger als vier Pferden zu bespannen. Da diese Pferde schlecht oder gar nicht eingefahren waren, und da die kleinen Jungen von Rhatore in ihres Herzens Freude schon am hellen Mittag Frösche und Schwärmer abbrennen mußten, war das Straßenbild ziemlich »belebt« zu nennen!
Die Felsenhöhe, worauf der Palast stand, schien sich in einen qualmenden Vulkan verwandelt zu haben, denn ohne Unterlaß trafen die Würdenträger ein und jeder erwartete die seinem Rang zukommende Anzahl von Salutschüssen. Entstand zwischen dem Donner der Geschütze eine Pause, so schmetterten Blechinstrumente ihre nicht eben melodischen Klänge von den roten Mauern ins Land, und alle Augenblicke öffnete sich dies oder jenes Thor und ein Offizier sprengte heraus, seine sämtliche Mannschaft hinter sich, alle aufgeputzt wie Fasanenhähne im Herbst, die frisch geölten Schnurrbarte martialisch über die Ohren gestrichen; oder es wandelte einer der königlichen Elefanten feierlich einher, den silbernen Tragstuhl auf goldgestickter scharlachroter Samtdecke, die ihm bis an die Knöchel hing, schaukelnd, und gab höchstselbst mit der ihm von der Natur verliehenen Trompete das Zeichen, ihm die Bahn zu räumen. Siebzig Elefanten hatte der König in diesen Tagen zu füttern, und da jedes dieser Tiere täglich so viel Grünfutter braucht, als es auf seinem Rücken schleppen kann, und die Kleinigkeit von dreißig bis vierzig Pfund Mehl obendrein, so spürte der Staatshaushalt diese Gäste. Der Lärm und das Getöse oder die Anwesenheit fremder Rivalen versetzten von Zeit zu Zeit eines dieser Ungeheuer in blinde Wut. Man riß ihm dann eilig die Samtdecke ab, band es mit Stricken und Ketten und ließ es zwischen zwei besonneneren, kaltblütigen Kameraden eine halbe Meile weit vor die Stadt ans Ufer des Amet führen, wo es nach Herzenslust schreien und stampfen konnte, was aber zuweilen zur Folge hatte, daß die Pferde ihre Pflöcke ausrissen und wild zwischen den Zelten herumrasten. Pertab Singh, der Kommandant der königlichen Leibwache, konnte sich jetzt glanzvoll entfalten; jede Stunde des Tages gab ihm Anlaß, an der Spitze seiner Truppe höchst wichtig aussehende Aufträge von der Stadt in die Zelte, von den Zelten in die Stadt zu tragen. Der Austausch fürstlicher Besuche nahm allein zwei Tage in Anspruch. Jeder Fürst fuhr gleich nach der Ankunft mit sämtlichem Gefolge feierlich in den Palast, und eine halbe Stunde später erwiderte der Maharadscha, vom Wirbel СКАЧАТЬ