Gesammelte Werke von Rudyard Kipling. Редьярд Киплинг
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Название: Gesammelte Werke von Rudyard Kipling

Автор: Редьярд Киплинг

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги для детей: прочее

Серия:

isbn: 9788027209255

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СКАЧАТЬ rief Tarvin, der sich abermals in die interessante Zeitung vertieft hatte. »Sie haben ja noch ein Gespann anschaffen müssen für die Straßenreinigung! Eins hatten wir ja schon. Das Wetter vergißt Heckler auch nicht, und das ›Mesahaus‹ scheint Gäste genug zu haben, eine ganze Liste. Das ist ein gutes Zeichen. Wenn die neue Linie da ist und wir das richtige Hotel haben, werden sich alle Reisenden in Topaz aufhalten, im Vergleich mit mancher Stadt kann sich ja unser ›Fremdenverkehr‹ jetzt schon sehen lassen! Zu fünfzig haben sie neulich im Mesahaus gespeist – telegraphische Bestellung. Und eine neue Gesellschaft hat sich gebildet zur Verwertung der heißen Quellen! Weißt du, mich würde es gar nicht wunder nehmen, wenn dort eine vollständige zweite Stadt entstünde – Heckler hat ganz recht, das wäre eher förderlich als schädlich für Topaz! Stört uns gar nicht, wenn in solcher Nähe eine entsteht – die wird bald genug zur Vorstadt von Topaz werden.«

      Tarvin gab seiner Dankbarkeit für die Zugeständnisse, die ihm Käte gemacht hatte, dadurch Ausdruck, daß er zeitig ging, aber am folgenden Abend legte er sich ein weniger strenges Zeitmaß auf, und da er nicht Miene machte, verbotene Gesprächsgebiete zu berühren, fand es Käte recht angenehm, ihn da zu haben. Er gewöhnte sich infolgedessen an, des Abends, wenn die Familie bei weitoffenen Fenstern und Thüren um die Lampe saß, vorzusprechen und eine gute Weile mitzuplaudern. In der Glückseligkeit über thatsächliche Ergebnisse ihrer Arbeit, die sie allmählich unter ihren Augen entstehen und wachsen sehen durfte, hatte Käte lange nicht mehr soviel gegen seine Anwesenheit in Rhatore einzuwenden als anfangs. Mitunter ließ sie sich auch von ihm auf die Veranda hinauslocken, in die Pracht und Herrlichkeit einer indischen Nacht, wo die »Hitzblitze« gleich feurigen Schwertern am Horizont aufzuckten, das Firmament tief, herabhing auf die in wundersamem Schweigen ruhende Erde. Meist aber saßen sie drinnen bei dem Missionar und seiner Frau, plauderten über Topaz, das Spital in Rhatore, den Maharadscha Kunwar, Tarvins Damm und nicht selten über die Kinder des Ehepaars im fernen Bangor. Meist aber drehte sich das Gespräch, wenn es allgemein wurde, zu Tarvins Mißvergnügen um den kleinlichen Klatsch, der in jedem abgeschlossenen Lebenskreis so wichtig genommen wird.

      So oft derartige Dinge aufs Tapet kommen wollten, riß Tarvin gewaltsam das Gespräch an sich und zwang den Missionar, auf Zollgesetze, Silberwährung und andres einzugehen, wobei wenigstens jeder etwas lernen konnte. Tarvin war ein durch ernstes Zeitungslesen vielseitig unterrichteter Mann, die Grundlagen seiner Bildung aber hatten ihm das Leben selbst und die Notwendigkeit, sich den eigenen Weg zu bahnen, beigebracht, und theoretischer Zeitungspolitik wie den Schulsystemen gegenüber brauchte er die haarige Faust des gesunden Menschenverstands.

      Müßiges Streiten und leere Wortklaubereien waren indes nicht seine Sache, und am liebsten unterhielt er sich, wenn es sein konnte, mit Käte. Seit sich einige Erfolge feststellen ließen und ihr Mut wuchs, bildete das Spital den Hauptgegenstand der Unterhaltung zwischen den beiden, und Käte gab endlich Tarvins dringender Bitte nach, ihm das Musterinstitut zu zeigen, daß er sich selbst von der Vortrefflichkeit ihrer Neuerungen überzeugen könne.

      Seit den Tagen des »unheilbaren Wahnsinns« und der Herrschaft der »in ihrem Dorf hoch geschätzten klugen Frau« hatte sich in der That vieles geändert, doch Käte allein wußte, wieviel noch zu thun übrig war. Jetzt war das Spital wenigstens sauber und die üblen Gerüche waren beseitigt, vorausgesetzt natürlich, daß sie jeden Tag selbst nachsah, und die Kranken waren auf ihre Weise auch dankbar für eine gütigere und zweckmäßigere Behandlung, als sie ihnen je widerfahren war. Nach jeder gelungenen Heilung liefen Gerüchte durchs Land von einer neuen Macht, die in Gokral Sitarun eingezogen sei, und andre Hilfsbedürftige rückten an oder auch eine Geheilte brachte selbst ein Kind, eine Schwester, eine Mutter her, die schon den unverbrüchlichen Glauben an die »weiße Fee«, die alle Schäden heilen konnte, übernommen hatten. Sie konnten ja nicht einmal beurteilen, wieviel Käte mit ihren ruhigen Bewegungen wirklich für sie leistete, aber was sie davon wahrnahmen, dafür waren sie dankbar. Ihre unverbrauchte Thatkraft riß sogar Dhunpat Raj einigermaßen mit sich fort. Er wurde ganz eifrig im Tünchenlassen der Wände, dem Desinfizieren der Räume, dem zweckmäßigen Lüften des Bettzeugs und ließ sogar willig die Betten, worin Blatternkranke gestorben waren, deren Verkauf ihm sonst Nebeneinkünfte geliefert hatte, den Flammen übergeben. Seit er inne geworden war, daß hinter dieser »Doktordame« ein sehr entschlossener weißer Mann stand, arbeitete er entschieden noch williger in ihrem Sinn – er war eben ein Eingeborener. Tarvins Besuch und ein paar scherzhaft hingeworfene Worte, hinter denen er den Ernst witterte, hatten ihn über diesen Umstand aufgeklärt.

      Vom Dialekt der Kranken verstand Tarvin wenig, und die Frauenabteilung zu besuchen, wurde ihm nicht gestattet, aber er sah doch genug, um Käte uneingeschränktes Lob spenden zu können, das diese vergnügt lächelnd einstrich. Frau Estes nahm ja wohl Anteil an ihren Bestrebungen, aber Begeisterung hatte sie nicht dafür, und so war es ihr eine wirkliche Genugthuung, von Tarvin gelobt zu werden, der ihren Plan selbst so sehr mißbilligt hatte.

      »Es ist sauber hier und die Luft ist rein, kleines Mädchen,« erklärte er, nachdem er sich umgesehen und herumgeschnüffelt hatte, »und du hast mit diesen Quallenmenschen wahre Wunder vollbracht. Wenn du mein Gegner bei der Wahl gewesen wärest, statt deines Vaters, so wäre ich jetzt kein Gesetzgeber!«

      Von jenem Teil ihrer Thätigkeit, der im Frauenpalast des Maharadscha lag, sprach Käte nie ein Wort. Schritt für Schritt lernte sie sich in dem ihr zugänglichen Teil des Palastes zurechtfinden. Daß im ganzen Bienenstock nur eine Königin herrschte, deren Namen man nur flüsternd nannte, deren leisester Befehl, und wenn ihn ein nur schreiendes Kind weiter trug, den ganzen Schwarm in Bewegung setzte, hatte sie bald entdeckt. Gesehen hatte sie diese Königin nur ein einziges Mal, glitzernd und gleißend, wie ein Skarabäus, hatte sie auf einem Berg von seidenen Kissen geruht, ein schwarzhaariges, geschmeidiges, junges Ding mit einer Stimme, so sanft wie das Gemurmel des Springbrunnens in stiller Nacht, und mit Augen, die auch nicht den Schatten der Furcht kannten. Sie drehte sich lässig um, wobei ihre Juwelen an Fußgelenk, Arm und Brust leise klirrten, und blickte lange, lange in Kätes Gesicht. »Ich habe nach Ihnen geschickt, weil ich Sie sehen wollte,« sagte sie endlich. »Sie sind übers Meer gekommen, um dem Ungeziefer hier Hilfe zu bringen?«

      Käte nickte stumm; ihre innerste Natur empörte sich gegen das goldstrotzende Geschöpf mit der Silberstimme, das vor ihren Füßen lag.

      »Verheiratet sind Sie nicht?« fragte die Königin, beide Hände unter ihren Kopf schiebend und zu den gemalten Pfauen an der Zimmerdecke hinauf starrend.

      Käte gab keine Antwort; das Blut pochte wild in ihren Schläfen.

      »Ist hier jemand krank?« fragte sie dann mit harter Stimme. »Ich bin sehr beschäftigt …«

      »Nein, krank ist hier niemand, wenn Sie es nicht sind … man kann auch krank sein, ohne es zu wissen.«

      Die Königin wandte das Haupt, um Käte anzusehen, deren Augen vor Entrüstung flammten. Dieses Weib, das in Müßiggang und Putzsucht vor ihr lag, hatte nach des Maharadscha Kunwar Leben getrachtet, und Grauen schüttelte sie vor dieser Jugend – Sitabhai war jünger als sie selbst.

      »Achcha,« sagte die Königin noch langsamer, ohne den Blick von Käte zu verwenden. »Wenn Sie mich so hassen, weshalb sagen Sie mir’s nicht? Ihr Weißen, ihr liebt ja die Wahrheit!«

      Käte drehte sich auf dem Absatz um und wollte aus dem Zimmer eilen, aber Sitabhai rief sie zurück und würde sie, einer Laune gehorchend, geküßt haben, wenn Käte nicht entsetzt zurückgefahren wäre. Seither vermied sie diesen Flügel des Palastes aufs ängstlichste. Sie wurde auch nie gerufen, denn die Frauen dort begehrten ihrer Dienste nicht, aber wenn sie an dem dunkeln Gang, der zu Sitabhais Gemächern führte, vorüber mußte, sah sie nicht einmal, sondern öfters ein nacktes Knäblein umherhüpfen, das jubelnd ein juwelenbesetztes Messer in den enthaupteten Rumpf einer Ziege stieß, deren Blut die weißen Marmorfliesen überströmte.

      »Das,« sagten ihr die СКАЧАТЬ