Gesammelte Werke. Джек Лондон
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Название: Gesammelte Werke

Автор: Джек Лондон

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962813475

isbn:

СКАЧАТЬ Sie! Hier habe ich das Kom­man­do!«

      Die gan­ze An­ge­le­gen­heit sah nur des­halb so bru­tal aus, weil der Bur­sche, der mit der Zun­ge so tap­fer ge­we­sen war, sich auch dann nicht zur Wehr setz­te, als das Blut ihm schon aus der Nase floss und ei­nes sei­ner Au­gen dick ver­schwol­len war. Doch jetzt konn­te Cor­liss sich nicht län­ger be­herr­schen. Er warf sich da­zwi­schen und nahm ein­fach den An­grei­fer auf sich. Sein Vor­stoß kam so un­er­war­tet, dass der Mann so­fort zu Bo­den ging. Im Au­gen­blick zer­fiel die gan­ze Be­leg­schaft der Knei­pe in zwei Par­tei­en. So of­fen­kun­dig es ge­we­sen, dass ein bra­ver Mann ge­gen einen Feig­ling stand, wa­ren doch vie­le der Mei­nung Van­ces, man dür­fe einen Schwäch­ling nicht zu­schan­den schla­gen, ein Box­kampf müs­se zwi­schen Gleich­wer­ti­gen ge­führt wer­den. Die an­de­ren wa­ren der Mei­nung, im Ring habe kein Drit­ter et­was zu su­chen. Nun kam eine Schlacht in Gang, in der je­der auf je­den los­schlug und kei­ner nach Re­geln frag­te. Van­ce be­kam eine stein­har­te Faust in die Zäh­ne ge­feu­ert und muss­te zu Bo­den, di­rekt ne­ben den Mann, den er selbst eben zur Stre­cke ge­bracht hat­te, aber dann mach­te sich Del Bi­shop ans Ge­schäft und mäh­te mit un­wi­der­steh­li­chen Fäus­ten rings um ihn die Luft frei. Del Bi­shop stand seit kur­z­em in Van­ces Diens­ten, aber wie es im Nor­den un­ter wei­ßen Män­nern ist, war er mehr sein Ka­me­rad als sein An­ge­stell­ter. Er war viel­leicht der bes­te Mann im Saal, wenn es ans Rau­fen ging; das kam sel­ten vor, aber wenn er zu­griff, tat er es mit Schwung.

      Oberst Tretha­way ver­gaß sei­ne sech­zig Jah­re und sein wei­ßes Haar; er ver­gaß auch, dass er sich das Amt des Schieds­rich­ters an­ge­maßt hat­te. Statt Ord­nung zu schaf­fen, griff er nach ei­nem Sche­mel und stürz­te sich ins dich­tes­te Ge­wühl. Zwei dienst­freie Ser­gean­ten von der be­rit­te­nen Po­li­zei schlos­sen sich ihm an. Der halb ohn­mäch­ti­ge Mann mit der Wolfs­fell­müt­ze, der den gan­zen Skan­dal ent­facht hat­te, wur­de in eine ge­schütz­te Ecke ge­zerrt; und jetzt wa­ren lau­ter Män­ner un­ter sich, die ein­an­der mit ech­ter Lie­be zur Sa­che Kinn­ha­ken und Rip­pen­ge­ra­de wuch­te­ten, die ein zer­schmet­ter­tes Na­sen­bein hin­nah­men, ohne zu muck­sen, und für je­den Schlag, den sie ein­steck­ten, frisch be­feu­ert zwei umso bes­se­re zu­rück­ga­ben.

      Am an­de­ren Ende der Bar wur­de im­mer noch Whis­ky aus­ge­zapft. Im Ne­ben­raum spiel­te man wie­der zum Tanz auf, und die Rou­let­te­spie­ler lie­ßen sich nicht stö­ren.

      Cor­liss war längst wie­der auf die Bei­ne ge­kom­men und drosch Sei­te an Sei­te mit Bi­shop auf frem­de Schä­del und frem­de Ge­sich­ter ein, kämpf­te aus pu­rer Freu­de am Kampf mit Leu­ten, die er nicht kann­te, und die ihm nie et­was zu­lei­de ge­tan hat­ten. Plötz­lich ge­riet er mit ei­nem seh­ni­gen Hun­de­trei­ber in den Clinch. Aus dem Schlag­wech­sel wur­de ein Ring­kampf; die bei­den fie­len eng um­schlun­gen zwi­schen all die stamp­fen­den Füße. Cor­liss spür­te den wü­ten­den Atem sei­nes Geg­ners im Ge­sicht, dann zuck­te ein schar­fer Schmerz durch sei­ne Ner­ven. Der Mann hat­te ihm, in die­sem Au­gen­blick mehr Wolf als Mensch, die Zäh­ne in die Ohr­mu­schel ge­gra­ben – er ließ nicht los, noch eine Se­kun­de, dann hat­te Van­ce kein Ohr mehr …

      Wie in ei­ner Vi­si­on sah er sich plötz­lich als ein Ge­brand­mark­ter durchs Le­ben ge­hen, ein Herr der Ge­sell­schaft, der Wis­sen­schaft, der bei ei­ner Rau­fe­rei sein Ohr ver­lo­ren hat­te – un­ter den Zäh­nen ei­nes be­ses­se­nen Hun­de­trei­bers. Das war kein Män­ner­kampf, das war tie­ri­sche Ro­heit, ge­gen die je­des Mit­tel galt. Auf­brül­lend stieß er zwei Fin­ger in die Au­gen des Wolfs­men­schen, bis der Mann vor Schmerz heul­te und sei­ne Zäh­ne das Ohr frei­ga­ben. Dann la­gen sie ne­ben­ein­an­der, fast un­be­weg­lich. Der Kampf tob­te über sie wei­ter, sie wur­den mit Fü­ßen ge­tre­ten, aber das war al­les sehr dun­kel und fern …

      Eine hal­be Stun­de spä­ter herrsch­te wie­der tiefer Frie­de im Gold­grä­ber-El­do­ra­do. Van­ce lag, von Oberst Tretha­way ge­pflegt und von Del Bi­shop not­dürf­tig ver­bun­den, in ei­nem le­der­nen Klub­ses­sel und spül­te das ge­ron­ne­ne Blut in sei­nem Mund mit eis­kal­tem Whis­ky her­un­ter. Er war vom Kopf bis zu den Fü­ßen zer­tram­pelt und ver­dro­schen, aber es tat ihm nichts weh, we­nigs­tens jetzt noch nicht; er fühl­te sich so ge­ho­ben, so zu­frie­den mit sich selbst wie viel­leicht noch nie in sei­nem Le­ben. Spiel ohne Ein­satz ist ein fa­des Ver­gnü­gen, aber er hat­te um sein Ohr, um sein gu­tes Aus­se­hen, um einen Teil sei­nes wert­vol­len, ge­sun­den, statt­li­chen Kör­pers ge­kämpft, und des­halb war es ein gu­ter Kampf ge­we­sen. Zum ers­ten Mal in sei­nem Le­ben hat­te er die Kraft sei­ner im Sport ge­stähl­ten Glie­der ge­braucht, zum ers­ten Mal emp­fun­den, wie Mus­kel ge­gen Mus­kel prallt und das Blut hei­ßer durch die Adern jagt. Er hat­te – alle Pha­sen der Rau­fe­rei gin­gen ihm jetzt erst durch den Sinn – mit ei­nem ein­zi­gen Hieb einen Mann zu Bo­den ge­schmet­tert, der ge­ra­de einen Stein­krug auf den Schä­del des al­ten Oberst schleu­dern woll­te, und bei die­ser Erin­ne­rung durch­beb­te ihn un­ge­heu­re Freu­de. Ein Hieb, ein ein­zi­ger Hieb, und der star­ke Kerl hat­te be­we­gungs­los zu sei­nen Fü­ßen ge­le­gen.

      *

      Zu viert bra­chen sie spä­ter auf, Cor­liss, der Oberst, der Mann mit der Wolfs­fell­müt­ze und Del Bi­shop. Schnee­klar war die Nacht; vor ih­nen lag eine stil­le, fried­li­che Stra­ße, und die Luft klirr­te von Frost.

      »Das war ein Abend! Blut und Schweiß, aber nicht zu we­nig!« frohlock­te Oberst Tretha­way. »Wis­sen Sie, Cor­liss, ich bin heu­te Abend wie­der um zwan­zig Jah­re jün­ger ge­wor­den! Ge­ben Sie mir Ihre Hand. Ich gra­tu­lie­re Ih­nen. Von gan­zem Her­zen! Die Wahr­heit in Ehren, Cor­liss, das hät­te ich Ih­nen nicht zu­ge­traut. Es war eine Über­ra­schung für mich, di­rekt eine Über­ra­schung!«

      »Für mich selbst war es auch eine Über­ra­schung«, ge­stand Van­ce. Jetzt trat bei ihm der Rück­schlag ein. Er fühl­te sich plötz­lich krank und er­bärm­lich schwach. »Ich bin mir selbst eine Über­ra­schung ge­we­sen, und vor al­lem Sie, al­ter Oberst! Wie Sie mit dem Stuhl los­ge­gan­gen sind …«

      »Ich glau­be selbst, das hat nicht schlecht aus­ge­se­hen. Ha­ben Sie ge­se­hen, so, von oben …« Er focht in die Luft, in die kal­te, stil­le, schö­ne Luft, und das sah so ko­misch aus, dass alle vier in ein großes, be­frei­en­des La­chen aus­bra­chen.

      »Wem habe ich zu dan­ken, mei­ne Her­ren?« frag­te der Mann mit der Wolfs­fell­müt­ze, den Cor­liss ge­ret­tet hat­te. »Mein Name ist St. Vin­cent, Dok­tor Gre­go­ry St. Vin­cent.«

      Da­bei streck­te er den an­de­ren sei­ne Hand zum Ab­schied­neh­men hin.

      »Gre­go­ry St. Vin­cent?« frag­te Del Bi­shop mit plötz­lich er­wach­tem In­ter­es­se.

      »Ja­wohl, und der Ihre?«

      »Das geht Sie einen Dreck an!«

      Da­bei schoss Bi­shops Faust vor, und Gre­go­ry St. Vin­cent stürz­te schwer in den Schnee.

      »Sind Sie ver­rückt, Mann?« brüll­te Cor­liss.

      »Das Stink­tier! Ich hät­t’s ihm noch bes­ser ge­ben СКАЧАТЬ