Название: Gesammelte Werke
Автор: Джек Лондон
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier
isbn: 9783962813475
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Dass Corliss Fronas neuen Freund ablehnte, war offensichtlich. Es gab noch ein paar andere Herren, die nichts von ihm wissen wollten. Aber von der Massenprügelei im Wirtshaus, bei der sie Misstrauen gegen den Welterforscher gefasst hatten, wurde nie gesprochen, und so erfuhr Frona nicht, was man gegen Gregory hatte. Einmal aber, als Corliss mit anhören musste, wie Gregory als ein zweiter Achill gepriesen wurde, wurde er so gereizt, dass ihm ein Wort über den Boxabend entfuhr. Es tat ihm sofort leid, sein Temperament war mit ihm durchgegangen, aber Frona schien gar nicht überrascht.
»Ich weiß«, sagte sie, »Herr Dr. St. Vincent hat mir davon erzählt. Sie und Oberst Trethaway, Sie sind ihm sehr tapfer zur Seite getreten. Ich kann sagen, dass er Ihnen dankbar ist.«
Corliss machte eine abwehrende Bewegung.
»Nein, nein, Vance, nach dem, was er sagte, müssen Sie sich fabelhaft benommen haben. Ich bin stolz auf Sie. Schade, dass ich kein Mann bin, da wäre ich gern dabei gewesen!«
Fronas Augen funkelten: »Und er selbst, Vincent? Hat er sich gut geschlagen?«
»Ach, ich glaube, sehr ehrenvoll … Eigentlich hatte ich zu viel mit mir zu tun, um auf die anderen zu achten.«
»Er ist so bescheiden, er erzählt nie von der Rolle, die er selbst gespielt hat. Aber man kann sich das ja alles vorstellen«, schloss Frona das Gespräch.
*
»Stellen Sie sich jetzt einmal so ein dickes, blutiges, ganz scharf gebratenes Beefsteak vor, natürlich in Butter gebraten, mit Zwiebeln und ganz fein geschnittenen Kartoffeln, Herr Corliss«, träumte Bishop im Zelt, das nach Petroleum und Speck stank. »Dazu – na, sagen wir, eine Flasche Porter und eine Flasche Ale, in einem Humpen zusammengemischt. Im Hintergrund – natürlich müssen Sie sich dann auch einen Speisesaal mit roten Plüschmöbeln denken –, im Hintergrund eine richtige Musik mit Schlagzeug und Blechinstrumenten. Und dann so was Weiches, Duftiges in Ihrer Nähe, so, was man ein richtiges Weib nennt … mit dicken Beinen, aber nicht zu dick, – also stellen Sie sich das vor. – Der Busen etwa so …«
»Und jetzt denken Sie, dass ich gar nicht weit von all dem bin. Nächsten Herbst spätestens will ich mir das in San Franzisko zu Gemüte führen, aber nicht einmal, sondern vier Wochen lang jeden Abend, meinetwegen auch in New York. Dann gehen wir zusammen ins Theater, und was dann kommt, das können Sie sich ruhig auch vorstellen. Und was es kostet, danach frag’ ich den Teufel.«
»Dann wird das Geld bald zu Ende sein, und Sie können wieder Gold suchen.«
»Das werden Sie nicht erleben!« grunzte Bishop. »Vorher hab’ ich mir natürlich meine Obstfarm in Südkalifornien gekauft und damit das Kapital in Sicherheit gebracht. Eine Prachtfarm habe ich schon lange auf dem Kieker. So an 40 000 Dollars werde ich wohl reinstecken müssen. Mit diesen beiden Händchen wird hienieden keine Arbeit mehr angefasst, das kann ich Ihnen schwören. Dazu hab’ ich meinen Verwalter und meine zwei Dutzend Knechte …, ich bin der Herr Chef, und wenn’s mal nicht ordentlich geht, dann können die Lümmels was erleben. Im Stall hab’ ich ein paar Gäule stehen, aber was für Gäule! Aus Stahl, und die Haut so zart wie Kinderpopos. Wenn mich die Unruhe packt, das Goldfieber soll ja nie ganz aufhören in einem Menschen, der einmal gegraben hat, dann werfe ich ihnen Sattel und Gepäck auf, und heidi, geht’s los!«
»Und wie denken Sie sich das Zuhause?«
»Das Gutshaus steht schon auf meiner Farm. Wicken und Kresse an den Mauern und davor ein Gemüsegärtchen, man kann schon sagen ein Gemüsepark. Da habe ich vorhin was vergessen, wie wir vom Beefsteak sprachen, na, das können wir ja nachholen. Also, denken Sie sich auch noch Spinat, Tomaten, Spargel, Karotten, Gurken, wissen Sie, auch alles in Butter und mit so ganz hellen Farben, das Rot, das Gelb, das Grün … das kommt gleich nach dem Gebratenen. Wie schmeckt der Speck, Herr Corliss? Das Gewisse, das Weiche und Runde, wissen Sie – das in San Franzisko –, das hab’ ich natürlich dort gelassen. In meinem Haus ist auch so was, nicht ganz so parfümiert und überhaupt mehr solid. Bei mir zu Hause muss es ordentlich zugehn, die Frau muss auch zugreifen, wissen Sie. Aber nachts ist es dann doch ganz schön mit ihr. Das muss der Mensch für die Dauer haben – und außerdem was zum Vergnügen.«
Während sie ihr Blechgeschirr mit Schneewasser reinigten und das Zelt mit Pfeifenrauch füllten, wurde Del Bishop wieder sachlicher.
»Das ist doch merkwürdig, Herr Corliss, Sie haben soviel mit Minen zu tun, aber das Goldfieber existiert gar nicht für Sie? Passen Sie nur auf, dass es Sie nicht eines Tages auch packt. Das ist schlimmer als Whisky, Pferde und Karten. Sogar die Weiber sind gar nichts dagegen. Am besten schützt man sich, wenn man vorher heiratet. Wenn man eine Frau hat, kann die Fantasie nicht mehr so draufloswuchern. Weiber machen dabei nicht mit, sie haben den richtigen Schwung nicht, und dann bleibt man auch selbst eher in seinen Grenzen. Ich hätte vor Jahren heiraten sollen, dann wäre vielleicht etwas aus mir geworden. Nehmen Sie mich zum warnenden Beispiel, Corliss!«
Corliss lachte traurig.
»Es ist mein heiliger Ernst! Ich bin zwar Ihr Angestellter, aber ich bin älter als Sie und weiß, was ich rede. Da ist so ein gewisses Fräulein in Dawson, mit der möchte ich Sie gerne zusammen sehen. Könnte eine ganz gute Mischung geben.«
Auf Schlittenreisen, wenn man immer in einem Raum haust und dieselben Decken benutzt, werden Männer entweder Feinde oder Brüder. Corliss dachte gar nicht daran, Bishops Anspielung als eine Unverschämtheit zu betrachten. Er wurde nur nachdenklich.
»Warum gehen Sie nicht drauflos und kapern sich das Mädel? Wollen Sie mir erzählen, dass Sie nicht verliebt in sie sind? Das hat mir mein kleiner Finger zugejuckt, wie ich Sie zum ersten Mal in meinem Leben gesehen hab’! Damals, in Happy Camp. Da sind Sie aus Ihrer Hütte herausgetreten und haben ausgesehen wie einer, der aus den Wolken fällt. Aber jetzt ist der Augenblick da, und der kommt nicht wieder. Stellen Sie sich vor, da war mal eine gewisse Annie. Das war ein Mädel, was Besseres kann ich mir nicht vorstellen, für mich nämlich. Alle zehn Finger leck’ ich mir heute noch ab, wenn ich an sie denke. Von früh bis spät auf den Beinen, blitzsauber. СКАЧАТЬ