Seewölfe - Piraten der Weltmeere 16. John Roscoe Craig
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Название: Seewölfe - Piraten der Weltmeere 16

Автор: John Roscoe Craig

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere

isbn: 9783954391998

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      Impressum

      © 1976/2013 Pabel-Moewig Verlag GmbH,

      Pabel ebook, Rastatt.

      ISBN: 978-3-95439-199-8

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

      1.

      Die See war spiegelglatt wie der Tisch in der Kapitänskammer der „Pelican“, den der Page John Drake bereits seit zwei Stunden mit verbissener Hartnäkkigkeit auf Hochglanz zu bringen versuchte. Die Segel hingen bewegungslos von den Rahen. Nur selten unterbrach ein Knarren von Blöcken oder Tauwerk die nervenzermürbende Stille an Deck der kleinen Galeone, die in einem Meer von dunkelgrünem Teer zu stecken schien.

      Ein paar Männer kauerten bewegungslos unter der Back und starrten dumpf in die Näpfe, die ihnen Mac Pellew mit Pökelfleisch gefüllt hatte. Das griesgrämige Gesicht des Kochs war nicht dazu angetan, die Laune der Männer zu heben.

      Johnnie Duncan lief ein Schauer über den Rücken, als er in den Napf griff, um sich ein Stück Fleisch in den Mund zu schieben. Angewidert zog er die Hand wieder fort. Wie er den Fraß haßte, den sie jetzt schon seit mehr als dreißig Tagen von diesem Widerling Mac Pellew vorgesetzt kriegten! Immer nur versalzenes Pökelfleisch, verschimmelter Schiffszwieback und abgestandenes Dünnbier! Und wie es aussah, würden sie bis in alle Ewigkeit nichts anderes zu fressen kriegen, denn in dieser Höllengegend gab es nicht einmal einen Hauch von Wind, der die Schiffe des Drakeschen Verbandes vorwärts getrieben hätte.

      Johnnie Duncan versuchte das Zittern seiner Schultern zu unterdrükken, aber es gelang ihm nicht. Ein Geräusch hatte sich in seinen Ohren festgefressen und wurde von Sekunde zu Sekunde lauter. Das Schmatzen des Wassers an der Bordwand war kaum zu hören, doch für Duncan war es, als würde sich ein Dämon die geifernden Lefzen lecken, bevor er seine Opfer verschlang.

      Taumelnd sprang er auf. Der Napf mit dem Pökelfleisch polterte aufs Deck und beschmutzte die gescheuerten Planken.

      Die Köpfe der anderen Männer ruckten hoch.

      „Ich will nicht!“ brüllte Johnnie Duncan. Ein riesiges rotes Auge starrte ihn an, eine fürchterliche Fratze näherte sich seinem Gesicht. Er sah die nadelspitzen Zähne, von denen Blut tropfte. Er schrie sein Entsetzen hinaus. In seiner Verzweiflung riß er das Messer aus seinem Gürtel und hieb auf die fürchterliche Fratze ein.

      Der Dämon war schneller als er. Wo er auch hinhieb, die Fratze war längst an einem anderen Ort. Johnnie Duncan spürte die Klauen des Dämons an seinen Armen. Er wehrte sich mit aller Kraft, aber er war nicht stark genug, um gegen die dunklen Mächte anzukämpfen. Ein stechender Schmerz zuckte durch seinen Hinterkopf. Noch einmal konnte er seine Arme losreißen und mit dem Messer nach seinem unsichtbaren Feind stoßen, doch dann griff die Klaue des Dämons nach seinem Hirn und zog ihn in eine tintenschwarze Dunkelheit.

      Edwin Carberry wischte sich den Schweiß von der Stirn und schüttelte nachdenklich den Kopf. Er hielt den Belegnagel in der rechten Pranke bereit, um jederzeit zum drittenmal zuschlagen zu können, wenn Duncan wieder aufwachen und mit seinem Messer herumfuchteln sollte.

      Carberry wandte den Kopf und starrte Mac Pellew böse an.

      „Was hast du dem armen Jungen wieder erzählt?“ fragte er grimmig. „Du weißt, daß er eine weiche Birne hat und nicht viel vertragen kann. Er faselt schon die ganze Zeit von Riesenkraken und Meerungeheuern, da brauchst du ihn nicht auch noch mit deiner Unkerei wild zu machen.“

      „Ich hab’ kein Wort gesagt“, maulte Mac Pellew. „Keiner hat die Fresse aufgemacht. Er ist plötzlich hoch und hat mit dem Messer herumgefuchtelt, als wollte er den Mast absäbeln.“ Er wies auf die Decksplanken. „Da, sieh dir die Sauerei an. Er hat sein Essen einfach weggeschmissen.“

      „Zu was anderem taugt das auch nicht“, brummte einer der Männer unter der Back, preßte aber schnell die Lippen aufeinander, als ihn der wütende Blick Carberrys streifte.

      „Ihr haltet die Schnauze, verstanden?“ brüllte der Profos. „Ich werde euch zeigen, was los ist, wenn einer versucht, hier den wilden Mann zu markieren. Will sich noch einer beschweren von euch Affenärschen, wie, was?“

      „Mäßigen Sie Ihre Worte, Carberry“, sagte eine näselnde Stimme vom Quarterdeck, und der Profos zuckte zusammen, als wäre eine Peitsche auf seinen Rücken geklatscht.

      Carberry drehte sich langsam um. Das Kinn hatte er vorgeschoben. Seine rechte Hand zitterte. Er hatte Mühe, sich zurückzuhalten. Am liebsten hätte er dem geschniegelten Sir Thomas Doughty den Belegnagel mitten ins hochmütige Gesicht geschleudert.

      Sir Thomas Doughty war auch nach endlosen Tagen der Flaute wie aus dem Ei gepellt. Er wußte, was sich für einen Gentleman gehörte. Der Spitzbart in seinem faltenlosen Gesicht, das er gegen allzu intensive Sonnenbestrahlung durch einen breitandigen Hut schützte, war sorgfältig gestutzt.

      „Ich kann die Männer verstehen“, fuhr Doughty fort. „Auch mir geht diese Fahrt langsam auf die Nerven. Wer weiß, was uns noch alles erwartet, wenn wir erst einmal die Küste der Neuen Welt erreicht haben. Ich habe so allerlei gehört, aber ich will die Männer nicht noch mehr beunruhigen ...“

      Er schwieg und wandte den Kopf, als er Schritte hinter sich hörte. Es war sein Bruder John.

      „Ah, John“, sagte Doughty. „Diese bleierne Luft treibt mir den Schweiß auf die Stirn. Befiehl dem Pagen, mir Wasser zu holen.“

      John Doughty nickte und verschwand. Sir Thomas schlenderte zur Backbordreling hinüber und warf einen Blick auf die anderen Schiffe, die nur ein paar hundert Yards voneinander entfernt träge im bewegungslosen Wasser lagen. Seine Augen verengten sich, als er Philip Hasard Killigrew auf dem Achterdeck der gekaperten portugiesischen Galeone stehen sah, die in „Isabella II.“ umbenannt worden war. Instinktiv hatte er vom Anfang ihrer Bekanntschaft an gespürt, daß er in dem schlanken, schwarzhaarigen Mann aus der Sippe der Killigrews aus Arwenack einen Feind hatte, den er nicht unterschätzen durfte.

      Trotzdem war Sir Thomas sicher, diesen draufgängerischen Kraftprotz in den Sack stecken zu können. Killigrew hatte einen entscheidenden Fehler, der ihn immer wieder ins Hintertreffen bringen würde: Er war aufrichtig.

      Sir Thomas Doughty verzog seine Lippen. Oh, er haßte diese Narren, die die Welt verbessern wollten. Was würde schon dabei herauskommen? Langeweile. Sonst nichts.

      Was war ein Leben ohne Intrige, ohne hinterhältige Fallstricke seiner Feinde, die man rechtzeitig erahnen mußte, wenn man überleben wollte?

      Doughty blickte kurz zur Tür hinüber, die vom Quarterdeck in den Gang führte, von dem man zu den Kammern der Offiziere gelangte. Der junge John Drake, der Neffe des Kapitäns, erschien mit einer Karaffe Wasser.

      Drake ist ein anderer Gegner als Killigrew, dachte Doughty. Er ist skrupellos, wenn es um die Erreichung eines Zieles geht. Er würde nicht zögern, seinen besten Freund zu opfern. Ich muß mir einiges einfallen lassen, wenn ich ihn übertölpeln will.

      „Ihr Wasser, Sir Thomas“, sagte der Page.

      Doughty schaute den Jungen nicht einmal an. Er nahm das Glas und die Karaffe vom silbernen Tablett und goß sich Wasser ein. Er stellte die Karaffe zurück und hob das Glas an die Lippen. Aus den Augenwinkeln beobachtete er den Profos Carberry und die anderen Männer in der Kuhl, die immer noch um den bewußtlosen Johnnie Duncan herumstanden und zum Quarterdeck hochstarrten.

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