DUNKLE ZEITEN. Dane Hatchell
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Название: DUNKLE ZEITEN

Автор: Dane Hatchell

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783958352629

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СКАЧАТЬ über den Obdachlosen vor der Scheibe huschte. Ein Zipfel seines Uniformhemdes hing ihm aus der Hose und seine Krawatte war ebenfalls verschoben. Er sah ungepflegt aus.

       Wie kann man sich bloß so gehen lassen? Ich werde eine Menge in meinem Leben ändern müssen – ab morgen.

      Er rückte den Schlips zurecht und näherte sich dem Eingang.

      

      Die Geräuschkulisse passte überhaupt nicht zur Situation.

       I see skies of blue and clouds of white.

       The bright blessed day, the dark sacred night.

       And I think to myself, what a wonderful world.

      Als er die Tür erreicht und sie aufgezogen hatte, stand direkt davor ein Mann in einem dunklen Anzug. Die Gesichtshaut des Kerls erinnerte ihn an abgewetztes Leder. Die Wangen des Mannes waren eingefallen, was ihm den Anschein eines grinsenden Gerippes verlieh. Rico erstarrte – er war sprachlos wegen des Gesichts dieser Person. Der Anzugträger wirkte irgendwie tot, doch das konnte nicht sein; es ergab einfach keinen Sinn. Während seiner Zeit bei der Polizei hatte Rico schon oft mit Landstreichern zu tun gehabt. Der obdachlose Teil der Bevölkerung sah seit je her immer leicht zerknautscht und ein bisschen fertig aus. Dieser Mann jedoch setzte dem Ganzen die Krone auf. Seine Haut wirkte geradezu verwest.

      Während Rico noch versuchte, sich zu erklären, was er da gerade sah, schnellten zwei weitere Leute am Rande seines Gesichtskreises hervor und stießen ihn gegen die offene Tür. Er fiel rückwärts in das Lokal und landete unsanft mit seinem Hintern auf dem Boden. Einer der Angreifer, der sich an ihm festgehalten hatte, stürzte auf ihn. Gleichzeitig versuchte er, Rico die Arme an den Seiten festzuhalten.

      Das alles geschah so überraschend, dass der Polizist gar nicht wusste, was er als Nächstes tun sollte. Er hatte eigentlich seine Muskeln spielen lassen und den Mann streng verwarnen wollen, um die Störung sofort zu beenden. Vielleicht lag es ja am Alkohol oder an seinen Emotionen; was auch immer es war, er tat sich schwer damit, einen klaren Blick zu bekommen. Der Kerl auf ihm zuckte und geiferte zähen Schleim. Rico schaffte es endlich, seine Arme hochzuheben, um sich zu wehren. Ein verschrumpeltes Gesicht starrte ihm entgegen und schnappte mit den Zähnen ins Leere. Der Officer versuchte nun, dem beißwütigen Angreifer einen Unterarm gegen die Kehle zu drücken, um ihn auf diese Weise auf Abstand zu halten.

      Die anderen beiden Unruhestifter hatten ihre Aufmerksamkeit hingegen auf den vollen Schankraum gelenkt. Die Blondine im Rock sprang auf einmal aus ihrer Sitznische auf und verschüttete dabei fast ihr ganzes Getränk, als das Chaos losbrach. Mehrere Gäste schrien und liefen an den Wänden entlang, um sich in Sicherheit zu bringen. Einige wenige jüngere Männer hingegen traten ebenfalls vor, um den Eindringlingen die Stirn zu bieten.

      Drei waren es, die etwas unternehmen wollten und sie unterschieden sich deutlich voneinander. Einer war klein und sah wie Anfang zwanzig aus. Was ihm an Körpergröße fehlte, wog er in der Breite auf, was ihn zu einem Schrank von Mann machte. Seine Brustmuskeln zeichneten sich deutlich unter seinem weißen Shirt ab, und dass er einen engen Schnitt bevorzugte, um Leute einzuschüchtern oder Frauen zu imponieren, war mehr als augenscheinlich. Bei den beiden anderen an seiner Seite handelte es sich um einen dürren Kerl, der als Technikexperte bei einem Kundendienst eines Computergeschäfts durchgegangen wäre; er trug eine Brille mit dickem Gestell und eine Krawatte. Der zweite Kerl fiel nicht so sehr auf; abgesehen von einer kleinen Tribal-Tätowierung, die zum Teil unter seinem linken Ärmel zu sehen war, entsprach er ganz und gar dem klassischen Durchschnittstypen. Im Grunde genommen waren alle drei nur normale Leute – einfache Kneipengäste, die nach Feierabend entspannen und es sich gut gehen lassen wollten. Vermutlich hatten sie sich bestens unterhalten, bevor diese irren Sonderlinge ins Pop's geplatzt und über den Polizeibeamten hergefallen waren.

      Dieser lag noch immer auf dem Rücken und kämpfte mit demjenigen, der auf ihm gelandet war. Wenngleich der Mann nicht unbedingt viel zu wiegen schien, machte seine Stärke dies wieder wett. Wie gelang es dem gebrechlichen Alten bloß, Rico so niederdrücken zu können?

      Geschrei und Gekreische männlicher und weiblicher Stimmen hallten nun durch den Raum.

      Louis sang weiter.

       I hear Babys cryin', I watch them grow.

       They'll learn much more than I'll ever know.

       And I think to myself, what a wonderful world.

      »Sag mal, Kollege, was soll der ganze Scheiß?«, fragte der stämmige kleine Mann, während er einem der Obdachlosen einen Zeigefinger gegen die Brust drückte. So imposant, wie seine Haltung war, war vermutlich auch sein Faustschlag.

      Der Landstreicher trat schwankend ein Stück zurück. Obwohl … das waren garantiert keine normalen Landstreicher. Jeder im Lokal erkannte sofort, dass es sich bei ihnen nicht um irgendwelche Minderbemittelte handelte. Ihre Bewegungen wirkten vollkommen falsch – roboterhaft und unnatürlich, und was in ihren Gesichter klebte, war ganz sicher nicht der übliche Dreck. Der Gestank, den sie verströmten, ging außerdem weit über schlechten Körpergeruch hinaus. Er war versetzt mit dem Geruch von Fäulnis und Verfall; es war der Gestank des Todes. Er hielt sich derart beharrlich in der Luft, dass er förmlich in der Nase juckte und am Gaumen haften blieb.

      Der vermeintliche Computerfreak hielt sich angeekelt eine Hand vor den Mund. »Gott, die stinken ja ekelhafter als Fetakäse.« Er unterdrückte ein Würgen.

      »Aber ohne Scheiß!«, stimmte ihm der Mann mit der Tribal-Tätowierung zu, während er seine Zunge herausstreckte wie ein Hund, als wolle er einen schlechten Geschmack im Mund loswerden.

      »Jemand soll endlich dem Polizisten helfen«, rief nun eine Frau.

      Die beiden nicht ganz frischen Obdachlosen trotteten weiterhin auf das Muskelpaket, den Brillenträger und den Tätowierten zu. Rico rang gerade um sein Leben, und im Augenblick sah es so aus, als behielte sein Gegner die Oberhand.

      Die Frau schrie erneut: »Tun Sie doch etwas!« Ihr dringlicher Tonfall riss die anderen Gäste endlich aus ihrer lähmenden Furcht, die sie wie angewurzelt hatte stehenbleiben lassen. Wie hieß es noch so schön? Die ganze Welt war eine Bühne, und Männer und Frauen waren bloße Schauspieler. Die Aufforderung der Frau bewirkte das Gleiche wie der »Action!« Ruf eines Regisseurs, damit man mit dem Drehen einer Szene begann und die Möchtegern-Akteure in ihre Rollen schlüpften. Dies war jedoch kein Theaterstück oder ein Drehbuch für irgendeinen dämlichen Film, es war die Realität, und das wirkliche Leben verläuft nun einmal nicht nach Skript.

      Der durchtrainierte Kraftprotz stieß den stinkenden Obdachlosen, der vor ihm stand, wieder weg und schubste ihn wie zuvor. Der Mann gewann sein Gleichgewicht allerdings schnell wieder, so als gewöhne er sich langsam an sein neues Dasein, und näherte sich knurrend. Als er den Mund öffnete, sah man gelbe, faule Zähne. Um den Atem zu beschreiben, den er aushauchte, müsste man am besten Metaphern von Jauchegruben der Hölle verwenden.

      »Was haben diese Typen denn bloß für ein Problem?«, fragte der Muskulöse, während er seine Arme zum Zuschlagen ausstreckte.

      Der Computerfreak öffnete ebenfalls seinen Mund, als wolle er etwas sagen, stieß dann aber nur Luft aus, so als gebe er sein Letztes.

      Sein Seufzer lenkte den kräftigen Mann so sehr ab, dass der Obdachlose, den er sich bisher vom Leib gehalten hatte, einen Satz vorwärtsmachen und ihm in eine Hand beißen konnte. Blut spritzte aus der schwieligen СКАЧАТЬ