DUNKLE ZEITEN. Dane Hatchell
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Название: DUNKLE ZEITEN

Автор: Dane Hatchell

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783958352629

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СКАЧАТЬ nahmen nun einen sanfteren Ausdruck an, während er das Schnapsglas auf den Tresen stellte. »Zunächst war alles eitel Sonnenschein. Wir wohnten während der ersten beiden Jahre in einem Appartement. Das war die beste Zeit überhaupt. Dann kauften wir uns ein Haus, und sie ging ebenfalls arbeiten. Damit fing praktisch alles an. Denn sie hatte viele Kolleginnen in ihrem Alter, die nicht verheiratet waren, und ging manchmal mit ihnen aus, in Bars oder Klubs – du weißt schon, immer dann, wenn ich Nachtschicht schob.«

      Rico hob seinen Kopf und schaute Pop mit feuchten Augen an. »Irgendwann wurde ihr dann natürlich die besondere Aufmerksamkeit anderer Männer zuteil.« Seine Stimme brach, und er biss die Zähne zusammen, damit er seine wütende Beklemmung nicht offen zur Schau trug.

      Pop streckte eine Hand aus und legte sie auf Ricos Schulter. »Das ist wirklich schade. Ich würde gern sagen, dass so etwas nicht oft passiert, doch das wäre gelogen. Solche Geschichten höre ich in meinem Metier leider so oft, dass ich glaube, es wird langsam zur Norm. Manchmal finde ich, Heiratsurkunden sollten nur drei Jahre gelten. Denn die Gesellschaft hat sich einfach in diese spezielle Richtung entwickelt. Du stehst an der Schwelle zu einem neuen Lebensabschnitt, mein Freund. Keine Bange, dort draußen gibt es viele tolle Frauen, die in der gleichen Situation stecken wie du. Es wird zwar eine Weile dauern, aber du kommst darüber hinweg.« James zog seine Augenbrauen hoch. »Allerdings musst du dieses Problem beim Schopf packen. Du hast etwas Besseres verdient. Nimm es einfach als das hin, was es ist, und zieh weiter. Du hast schließlich noch ein langes Leben vor dir.«

      Obwohl Rico aussah, als sei er mit seinen Gedanken ganz weit weg, nahm er jedes Wort ganz genau wahr. Pop war ein herzlicher Mensch, obwohl er auch zu denjenigen zählte, die man lieber nicht zum Narren hielt. Im Augenblick kam er ihm allerdings eher wie sein bester Freund vor, ach was, vielleicht sogar so, wie sein eigener Vater damals in seiner Kindheit gewesen war – vor dem Tod seiner Schwester Jennifer.

      Rico seufzte und sagte dann: »Ich habe eine Zeit lang versucht, mich davon zu überzeugen, weiterziehen zu müssen. Wie das gehen soll, wusste ich aber damals nicht, und es ist mir auch nach wie vor schleierhaft. Trotzdem, Pop. Meine Rede, und ich genau weiß, was du meinst. Danke dafür, dass du mir Hoffnung geben willst.«

      »Du musst einfach die Gedankenfalle in deinem Kopf umgehen und dich wieder in den Sattel schwingen. Nicht, dass ich das Trinken verdammen würde, ganz bestimmt nicht – aber lass die Finger trotzdem erst einmal von der Flasche. Komm zur Ruhe. Kauf dir ein paar neue Klamotten und leg dir vielleicht auch eine neue Frisur zu. Kann doch sein, dass dir einer dieser Irokesenschnitte gut steht. Das scheint ja heutzutage der letzte Schrei zu sein … na ja, jedenfalls behauptet das mein Enkel.«

      »Damit sähe ich wahrscheinlich wie ein Leguan aus.«

      »Es gibt Frauen, die stehen auf Leguane«, meinte Pop laut lachend.

      Rico brach ebenfalls in schallendes Gelächter aus, weshalb sich die Hälfte der Gäste nun nach ihm umdrehte. Als er sich wieder gefasst hatte, sagte er: »Pop, das war echt der Bringer. Du bist der Beste.«

      »Ich bin nur froh, dich mal wieder lächeln zu sehen. Was hältst du davon, wenn ich dir ein Taxi rufe?«

      »Ach, lass mal, ich kann einen meiner Männer auf Streife anrufen, dass er mich abholen und nach Hause bringen soll. Mach dir mal keinen Kopf um mich, du wirst morgen früh nichts über mich in der Zeitung lesen.«

      »Klingt vernünftig. Fahr nach Hause und ruh dich aus.« Pop klopfte Rico auf die Schulter, bevor er sich umdrehte und sich einem anderen Gast am Tresen widmete.

      Er hat recht, Mary Etta soll mein Leben nicht ruinieren. Sie will mich nicht? Drauf gepfiffen. Ich werde nicht zulassen, dass sie mir das antut. Sie darf mir meinen Job nicht madigmachen. Ich habe viel zu hart gearbeitet, um mir wegen dieser blöden Kuh alles zu versauen. Rico staunte über sich selbst. Bis jetzt hatte er die Schuld an allem immer auf sich genommen. Sie ist eine Schlampe: eine fremdgehende nichtsnutzige Fot… Er stoppte schnell, weil er sich geschworen hatte, nie derart respektlos gegenüber Frauen zu sein. Von nun an sollte, ja musste dringend alles anders werden.

      Sein knurrender Magen erinnerte ihn daran, dass er seit dem Mittag nichts mehr gegessen hatte. Er schaute auf die Uhr und dachte, dass eine Pizza jetzt genau das Richtige wäre. Sich eine einzufahren, ohne Bier dazu zu trinken, würde allerdings nicht leicht sein. Noch mehr Alkohol brauchte er aber nicht und er beschloss deshalb, unterwegs am nächsten Schnellrestaurant haltzumachen.

      Pop stand am anderen Ende der Theke, als Rico ihm zum Abschied zuwinkte. Der Wirt erwiderte die Geste und zeigte dabei zugleich seinen neuen Zahnersatz. Gerade als Rico aufstehen wollte, rief allerdings jemand: »Dort am Fenster, was ist das?«

      Ein dumpfer Knall gegen die Schaufensterscheibe folgte. Jemand, der eher tot als lebendig wirkte, drückte sein Gesicht gegen das Glas, was natürlich einige Gäste erschreckte. Ausgehend von seinem Erscheinungsbild war anzunehmen, dass der Kerl zur wachsenden Anzahl der Obdachlosen gehörte. Kaputter konnte man nämlich kaum aussehen.

      Im Hintergrund vernahm er eine Mischung aus entspanntem Jazz und Blues. Pops Lokal zählte zu den ruhigeren in der Gegend, wo man sich treffen und sich sogar noch unterhalten konnte. Die meisten Anwesenden schauten nun gebannt auf den Obdachlosen vor dem Fenster. Er schlug weiter dagegen, als wolle er auf diese Weise hineinkommen, war aber zu betrunken, um zu bemerken, dass er gar nicht vor der Tür stand. Insgesamt waren knapp dreißig Personen in der Kneipe – Pop und Rico nicht mitgezählt –, die diese merkwürdige Szene miterlebten. Ein paar hatten neben Rico am Tresen gesessen, wohingegen die übrigen verstreut an Tischen Platz genommen, getrunken und Gespräche geführt hatten … bis zum Beginn des Schauspiels wohlgemerkt, dem sie jetzt natürlich alle aufmerksam beiwohnten. Andere Obdachlose musste der Lärm wohl ebenfalls hellhörig gemacht haben, denn einige wenige traten nun auch aus der Dunkelheit hervor und schlossen sich dem Trommelkonzert vor der Kneipe an.

      Eine aufgeschwemmte Hand klatschte jetzt gegen das Glas und hinterließ dort eine schleimige Spur.

      Eine Frau kreischte auf. »Igitt … Das ist ja ekelhaft, was ist das?«

      Louis Armstrongs unzerstörbare Stimme erklang weiterhin über die Stereoanlage:

       I see trees of green, red roses too.

       I see them bloom for me and you.

       And I think to myself, what a wonderful world.

      »Na, gibt es denn so was? Ich habe dieses Fenster gerade erst geputzt.« Pop langte unter seine Arbeitsfläche und zog plötzlich einen nagelneuen Baseballschläger aus Ahorn darunter hervor. »Diese Penner sind schlecht fürs Geschäft!«

      Rico hielt eine Hand hoch. »Lass mich das klären, Pop. Das sind bestimmt nur ein paar Highschool-Kids, die eine Nummer abziehen.« James' Drohgebärden zusammen mit dem Alkohol schürten Ricos Feuer … er war Ordnungshüter und er würde nun sowohl sich selbst als auch den anderen beweisen, dass sein wahres Ich die Kontrolle über sein Leben wiedergewonnen hatte.

      Der Barhocker quietschte, als er ihn beim Aufstehen über den Betonfußboden schob. Wer auch immer das da draußen war, hatte sich eindeutig den falschen Ort und die falsche Zeit ausgesucht, um die Geduld eines Gesetzeshüters auf die Probe zu stellen, dessen Laune es gerade nicht erlaubte, dass er sich irgendeinen Scheiß bieten ließ.

      »Auf der Straße sind noch mehr von denen. Irgendetwas stimmt nicht mit ihnen. Sie wirken verwirrt«, sagte nun eine dünne junge Frau mit einem Bleistiftrock, die durch ein anderes Fenster hinausschaute. Sie strich ihr langes blondes Haar auf eine Seite und setzte ihren Martini an den Mund, während sie die Straße weiter im Auge СКАЧАТЬ