Gesammelte Werke: Romane & Erzählungen. August Sperl
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Читать онлайн книгу Gesammelte Werke: Romane & Erzählungen - August Sperl страница 82

Название: Gesammelte Werke: Romane & Erzählungen

Автор: August Sperl

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788075831439

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СКАЧАТЬ habt Ihr Euch, Kriemhofen! Und doch ist mir's gestern schon beim Empfange aufgefallen – der Schreiber, der lange, dicke, da drüben hinterm Vizedom, der kommt dir so bekannt vor – wo hast du den doch schon gesehen? Und ich strenge mein Gehirn an –«

      »Was der Herr Bruder sonst nicht allzu oft übers Gewissen bringt,« meinte der Rittmeister, setzte sich, stellte die Waffe zwischen die Kniee und faltete die Hände über dem Korbe.

      Die andern lachten, der Leutnant aber rief:

      »Wozu auch? Dazu sind die Herren von der Feder vorhanden!«

      »Und ist auch im Grunde kein so großer Unterschied zwischen Feder und Schwert,« sagte Kriemhofen und lehnte sich zurück.

      »Oho!« riefen mehrere Offiziere.

      »Reden lassen!« befahl der Rittmeister.

      »Ich denke, das Schwert ist eine Waffe und die Feder nicht minder, ihr Herren.«

      »Wie die Pranke des Löwen und die gespaltene Zunge der Viper!« rief ein Kornett aus der Ecke, und schallendes Gelächter erhob sich in der Runde.

      »Reden lassen!« brüllte der Rittmeister und lachte, daß es ihn stieß.

      »Die Herren haben recht und haben nicht recht, wie man's nimmt,« sagte Kriemhofen und wiegte das schwarzlockige Haupt. »Aber ich kenne einen Löwen, der sich des Schwertes bedient und damit zuschlägt, daß die Funken sprühen, und zuzeiten das Schwert hinlegt und zur Feder greift, daß Königreiche wanken.«

      Der Wirt kam mit den vollen Kannen, der Rittmeister warf einen stechenden Blick auf den Sekretär, stand auf, hob seinen Becher und rief:

      »Der Herr der Schwerter und der Federn, unser durchlauchtigster Kurfürst Maximilianus vivat hoch!«

      Klirrend erhoben sich die Herren und stießen die Becher aneinander.

      »Und den Tod allen seinen Widersachern!« rief Kriemhofen und trank seinen Becher leer.

      »Den Tod, den Tod!« schrieen sie in der Runde und ließen sich geräuschvoll auf die Stühle nieder.

      »Den kann einer haben, der mit dem Durchlauchtigen anbindet,« sagte der Leutnant und zwirbelte seinen Schnurrbart.

      »Drum giebt's auch viele, die's nicht aufs Aeußerste ankommen lassen,« meinte Kriemhofen. »Im Fürstentum der Oberpfalz getraut sich keiner mehr zu mucken.«

      »Schade!« sagte der Rittmeister. »Hab' ich wunder gedacht, zu was für Kämpfen und Blutbädern unser Regiment in die Oberpfalz beordert wird, und als wir durch die Dörfer marschierten, standen sie allerorten mit krummen Buckeln, schleppten herbei, was nur immer möglich war – in Teufels Namen, was sollen wir denn schaffen hier oben in der Steinpfalz, wenn es nichts zum Dreinschlagen giebt?«

      »Hier hat eben die Feder das beste Teil vorweggenommen, Herr Rittmeister!« sagte Sekretär Kriemhofen selbstgefällig. »Damit kommen wir wieder auf unsern vorigen Diskurs.«

      »Holla,« rief der Rittmeister, »da fragt doch einmal Eure Kollegen von der Feder im Landl ob der Enns, was sie ohne das Schwert zuwege gebracht hätten gegen die rebellischen Bauern!«

      »Das ist ein ander Volk,« meinte der Sekretär.

      »Und warum sind wir dann hergerufen worden ins Fürstentum der Oberpfalz?« rief der Kornett höhnisch.

      »Gut ist gut, und besser ist besser,« meinte Kriemhofen und wischte über den Aermel seines schwarzen Wamses.

      »Aha!« riefen die Offiziere im Kreise.

      »Friede zwischen Schwert und Feder, ihr Herren!« sagte der Rittmeister und zwinkerte mit den stechenden Augen. »Also kann's vielleicht doch noch andres zu thun geben in Amberg für einen alten Haudegen, als Prozessionenlaufen? Uns soll's recht sein – nicht wahr, ihr Herren Brüder?«

      »Es lebe der Krieg!« rief einer aus der Runde. »Es lebe der Krieg!« riefen sie wild durcheinander, und wieder klangen die Becher.

      »Licht!« schrie der Rittmeister. Und im Nu brachte der Wirt die brennenden Kerzen.

      »Der Krieg stirbt nicht, solang es noch einen Ketzer giebt im heiligen römischen Reiche,« sagte der Rittmeister und that einen tiefen Zug. »Vivat Maximilianus, unsers Herrgotts Freund und aller Ketzer Erzfeind! Ja, ihr Herren, was sind denn die Regimenter der Liga viel andres als große Bruderschaften, geworben und begründet zur Ausrottung der Ketzerei?«

      »Bruderschaften?« lachte der Leutnant.

      »Bruderschaften vom heiligen Schwert!« rief der Rittmeister. »Und wenn einer von uns heut oder morgen ins Gras beißt, und der heilige Petrus verwehrt ihm den Eingang ins Himmelreich – sagt: ›du hast mehr Sünden auf dem Gewissen als ein junger Hund Flöhe im Pelz, marsch ins Fegfeuer, wo's am heißesten ist‹ –, so braucht unsereiner nur zu antworten: ›Platz da, Herr Petrus, gebet Raum für einen Soldaten der Liga!‹ – Und wetten, er giebt Raum und murmelt in seinen Bart: ›Um Vergebung, guter Freund, das ist allerdings ein ander Sach!‹ – Spricht unsereiner: ›Hättet's mir wohl an der Feldbinde ansehen können, Hochwürdiger, wes Standes ich bin!‹ – antwortet er: ›Verzeiht, ich bin gar alt, meine Augen sind schwach geworden in der langen Zeit, gehe alleweil mit dem Gedanken um, dem Ignatius die Himmelsschlüssel abzugeben.‹ – ›Dem Ignatius Loyola?‹ sagt unsereiner. – ›Dem und keinem andern,‹ sagt der heilige Petrus. – Lacht unsereiner: ›Na, dann hat's erst recht keine Not für einen braven Soldaten der Liga!‹«

      Die Offiziere hoben die Becher und lachten und schrieen durcheinander. Der Verwachsene aber in der dunkeln Nische neben Hansjörg Portner flüsterte:

      »Hat er das nun im Ernste oder spöttlich gemeint, Herr?«

      »Was kümmert's mich?« sagte Portner und trank aus seinem Kruge.

      »Euer Bier mag warm sein,« flüsterte der Kleine; »jede halbe Stunde einen Zug!«

      »Also, vor den Bauern brauchen wir uns nicht zu fürchten im Fürstentume der Oberpfalz, Herr von Kriemhofen?« sagte der Leutnant.

      »Bauern! Wer hat jemals nach Bauern fragen müssen?« rief einer.

      »Bauern?« grollte der Rittmeister und stieß die Waffe auf die Diele. »Ich sage dir, Herr Bruder, lieber gegen ein Heer von Satanassen als gegen ein Heer von Bauern – das sage ich!«

      »Es wird zuletzt nicht so gefährlich gewesen sein im Landl ob der Enns,« meinte der andre. »Was können Bauern ausrichten gegen ein gerüstetes Heer?«

      »Wenn einer dabei war, kann er reden davon, Herr Bruder,« sagte der Rittmeister finster. »Ich bin bekannt als einer, der sich vor nichts fürchtet auf Erden und an andern Oertern. Oder nicht?«

      Ein beifälliges Gemurmel erhob sich in der Runde.

      »Aber das einzige Mal, wo ich mich fast gefürchtet hätte, fast, ihr Herren Brüder, und wo ich zwanzig dicke Kerzen nach Altötting versprochen und gelobt, wo ich die Zähne aufeinander gebissen und Reu' und Leid gemacht habe, das war bei Gmunden im Angesichte der Bauern,« vollendete der Rittmeister, stieß die Waffe abermals auf den Boden und trank seinen Becher aus.

      »Heda, Wirtschaft!«

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