Gesammelte Werke: Romane & Erzählungen. August Sperl
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Читать онлайн книгу Gesammelte Werke: Romane & Erzählungen - August Sperl страница 81

Название: Gesammelte Werke: Romane & Erzählungen

Автор: August Sperl

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788075831439

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      »Zwanzigtausend.«

      »Zwanzigtausend!« murmelte der Wirt und blickte tiefsinnig vor sich hin. »Zwanzigtausend!« wiederholte er nach einer Weile. »Ist nicht zu viel,« sagte er endlich.

      »Das mein' ich auch,« bekräftigte Portner und wandte sich vom Fenster ab.

      »Ist nicht zu viel – an und für sich, Herr Portner, an und für sich! – Ist nicht zu viel« – er schlug mit der flachen Hand auf den Tisch und sah schief hinüber auf den andern – »aber kriegen thut Ihr's nicht, Herr.«

      »Und warum nicht?«

      Der Wirt zuckte die Achseln. Dann fuhr er mit dem klotzigen Zeigefinger prüfend über eine fettige Stelle auf dem weißen Holze der Ahornplatte, griff in die Tasche, zog sein Messer heraus und begann, bedächtig das Fett abzuschaben.

      »Ihr kriegt's nicht, Herr! Und warum nicht? Nu, wenn auf den Rindermarkt zwei-, dreihundert Stück Hornvieh getrieben werden und sind nur ihrer zwanzig Kauflustige vorhanden – nu, Herr, was bedeutet das für den Gescherten – nu?«

      Portner schwieg, und bedächtig steckte der Wirt sein Messer in die Tasche. Dann begann er an den Fingern abzuzählen:

      »Da ist dem alten Mendel von Steinfels Lintach feil und dem Kaspar Haller Ammerthal; die Loefen möchten Heimhof verkaufen und der Konrad Teufel Schwarzenfeld; der Sparnecker emegriert von Trausnitz im Thal und der Fuchs von Winklarn. Und wenn einer unter diesen Gütern noch nicht genug Auswahl hat, so sag' ich ihm: da ist Kaibitz und Ebnat, Stefling und Reuslas, Wolframshof und Grafenried, Pertolzhofen, Gleiritsch, Thann, Arnstein, Neusath, Pulnreuth –« Er hielt inne und schöpfte Atem. Dann wischte er sich mit dem gepolsterten Zeigefinger einmal rechts und einmal links über die Nase und schloß wohlwollend: »Hundert Adelsdörfer, wenn's nicht mehr sind, Herr Portner!«

      »Ihr wißt gut Bescheid,« sagte Portner mühsam.

      »O ja, so ein Wirtshaus ist wie ein Bienenstock, und was der eine nicht weiß, das bringt der andre daher. – Na, und was wär's dann, wenn ich sagen thäte: Herr Portner, da ist Theuern, und da sind – das heißt, versteht mich recht, ich kann's nicht sagen, aber ich wüßt' einen, der's wohl sagen könnt' – also, da ist Theuern, und da sind neuntausend Gulden in gutem Geld –?«

      »Das Tagwerk um einen Gulden, zwei Schlösser und den Hammer obendrein!« rief Portner grimmig, wandte dem Wirte den Rücken und starrte auf die Straße hinaus.

      »Ich hab' ja nichts davon, Herr Portner,« meinte der Wirt, machte ein bedauerndes und gekränktes Gesicht, stand auf und wischte mit der gekrümmten Hand einige Brosamen von der Platte. »Ich hab' Euch nur wollen einen Gefallen thun, Herr Portner – im Andenken an den seligen Herrn Vater. War ein lieber Herr, der selige Herr Portner von Theuern!« Er machte sehr betrübte Aeuglein, hob seufzend die Arme in den Achseln, faltete die Hände über dem Bauche und ließ die fetten, grauen Backen hängen.

      Als ihn aber der Junker nicht weiter beachtete, wandte er sich und schlurfte hinaus. –

      Hansjörg Portner saß in dumpfem Brüten.

      Nach einer Weile kam ein kleiner, verwachsener Mann in die Stube und setzte sich in die Nische an seinen Tisch.

      »Wenn's erlaubt ist,« sagte er und riß an der Glocke, faltete die Hände und zog den Kopf lauernd zwischen die hohen Schultern.

      Portner nickte und sah durch das Fenster auf die Straße, der Wirt brachte einen vollen Krug und ging wieder hinaus.

      »Kalt heute,« begann der Kleine.

      Portner schwieg.

      »Das ist eine böse Zeit, vornehmlich für oberpfälzische Edelleute,« sagte der Kleine nach einer Pause, blies den Schaum vom Biere auf die Diele und that einen langen Zug.

      Portner schwieg.

      »Ihr seid ja auch einer,« flüsterte der Verwachsene; »auf zehn Schritte sieht man's Euch an, das heißt, wenn einer den Blick dafür hat, was edelgeboren ist.«

      Portner wandte das Haupt, maß den Kleinen einen Augenblick, wandte sich ab und blickte wieder durchs Fenster.

      »Und jetzt, hört man ja, soll's an die Landsassen gehen?« fuhr der andre fort und rückte näher. »Da kann einer auch sein Teil denken. Oder nicht? Wißt Ihr, wie mir das vorkommt, Herr? Wie wenn sich einer im Wahnsinn die Schlagader anhaut!«

      »Herr Portner!« rief der Wirt und guckte zur Thüre herein.

      »Was giebt's?«

      »Da wär' einer, der Euch sprechen wollt'!«

      Hansjörg erhob sich und ging sporenklirrend aus der Stube.

      Draußen zog ihn der Wirt in den Hof und raunte ihm zu:

      »Herr, dem traut nicht, dem Buckligen! Mir kann's ja gleich sein, er zahlt sein Bier wie jeder andre, aber – nu, Herr, Ihr werdet mich schon verstehen. Es thät' mir leid um Euch.«

      »Danke!« sagte Portner und ging zurück.

      »Denn seht, was ist doch der Adel eines Landes?« fuhr der Kleine fort. »Das Blut im Leibe! Oder ist's anders? Aber was gilt denn dem – dem, nun, Ihr wißt schon, wen ich meine, der Adel? Nichts! Er hat ihm den Garaus gemacht im eignen Lande und er wird's auch thun im eroberten Lande. Aber ich denk' mir halt, Menschenköpfe sind keine Stupfrüben, und ehe ein halbes Jahr ins Land gegangen ist, wird er sich an manch einem harten Schädel gestoßen haben im Fürstentum der Oberpfalz. Hab' ich nicht recht?«

      Hansjörg Portner schwieg, und der andre gähnte.

      Im Hausflure ertönten lachende Männerstimmen, und sporenklirrend kam ein Trupp junger Leute in die dämmerige Stube.

      »Wirtschaft!« schrie einer und stieß die Waffe auf den Boden, während die andern lachend einen Tisch an der Wand gegenüber der Nische besetzten.

      Mit unterwürfiger Miene schob sich der Wirt zur Schenkthüre herein:

      »Euer Gnaden befehlen?«

      »Wein, aber vom besten!«

      »Wie kommt Saul unter die Propheten – wie kommt der kurfürstliche Sekretarius unter die Söhne des Mars?« lachte ein hochgewachsener Beamter Seiner Durchlaucht und setzte sich geräuschvoll zu den Offizieren.

      »Ei was, Herr von Kriemhofen, Ihr sollt uns immer willkommen sein!« rief ein junger Dragonerleutnant und zwirbelte den kleinen Schnurrbart, der in zwei Borstenbüscheln senkrecht emporstarrte. »Habe die schandbaren Schwänklein, mit denen Ihr angefüllt seid wie eine Blunse mit Speckstückeln –«

      »Blunse, was sein Blunse?« fragte ein Wallone vom Ende des Tisches her.

      »Blutwurst, Herr Bruder,« antwortete der Leutnant.

      »I, zu viel Ehre!« lachte der Sekretarius und zog den Kopf zwischen die Schultern.

      »Habe sie noch gar wohl im Gedächtnis von der hohen Schule. Ich sag' euch, ihr Herren Brüder, das ist ein Durchtriebener, dieser Herr von Kriemhofen!« vollendete der Leutnant.

      »Nur heraus СКАЧАТЬ