Gesammelte Werke: Romane & Erzählungen. August Sperl
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Название: Gesammelte Werke: Romane & Erzählungen

Автор: August Sperl

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788075831439

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СКАЧАТЬ nimm dich meines Kindes an, Hansjörg! Mich friert, Hansjörg. Wo ist mein Kind? Ach so! Leg mir mein Kind her, Bruder!«

      Hansjörg bettete die kleine Leiche auf das Lager neben den Sterbenden.

      »Auf unserm Herrgott sei'm Grab

       Wachsen drei Rösela:

       Erstes ist Demut,

       Zweites ist Sanftmut,

       Drittes stillt dir dein fließendes Blut.«

      murmelte der Knecht.

      »Hansjörg – horch – nahe her! So! Es hat mich stark nach Haus gehungert. Da bin – ich nun. Was hätt' ich draußen suchen sollen mit – einem Arm? Heim, hab' ich mir gesagt. Hansjörg, mich friert!«

      »Guter Bruder!« raunte Hansjörg und zog sein Wams aus und breitete es über den Sterbenden.

      »Da – auf der – Straße – nahe bei Theuern – überfallen mich ihrer dreie – kann mich ihrer nicht erwehren – das Kind – ach, Hansjörg, das Kind – gelt, nimm dich meines Kindes an!«

      Hansjörg Portner kniete am Lager des Bruders.

      »Ich – hab's – nicht hüten können,« murmelte Wolfheinz. »Hansjörg – bete – doch!«

      Hansjörg Portner warf einen angstvollen Blick auf den stöhnenden Bruder und das zerschmetterte Kindergesicht, er lallte, doch er fand kein Gebet.

      »Hansjörg – bete – bete geschwinde!«

      »Herr, betet!« mahnte auch der Knecht und kniete nieder»

      Da krampfte Hansjörg die Hände ineinander, und es rang sich von seinen bebenden Lippen:

      »In mein Bettlein tret' ich,

       Zum lieben Herrgott bet' ich,

       Daß er mir verleih'

       Schöner Engel drei –«

      »Mutterlein, Ihr seid auch da?« flüsterte der Sterbende, und ein kindliches Lächeln ging über seine wachsgelben Züge.

      Hansjörg aber fuhr weiter:

      »Schöner Engel drei –

       Den ersten, der mich speise,

       Den andern, der mich weise,

       Den dritten, der mich wohl bewahre,

       Daß mir in dieser dunkeln Nacht

       Kein Leid widerfahre, Amen!«

      Er sprach laut und fest und hielt seine Hände ineinander gekrampft, und es war, als ob mit dem alten Kinderspruche das Eis geschmolzen wäre und der Strom in den Frühling wogte, nun er seine Hände aufhob und das uralte Sterbelied über dem Röchelnden sprach:

      »O Welt, ich muß dich lassen,

       Ich fahre meine Straßen

       Ins ewig' Vaterland.

       Mein' Geist will ich aufgeben

       Dazu mein Leib und Leben

       Setzen in Gottes gnädige Hand.«

      Als er aber an die Strophe kam:

      »Ob mich gleich hat betrogen

       Die Welt, von Gott abzogen

       Durch Schand und Büberei,

       Will ich doch nicht verzagen,

       Sondern mit Glauben sagen,

       Daß mir mein' Sünd' vergeben sei –«

      da sah er sich im Rausche, da sah er sich mit der Pistole in der Hand, da brach seine Stimme, und schluchzend wie ein müdes Kind legte er das Haupt aufs Lager neben den röchelnden Bruder: »Vergieb uns unsre Schuld!«

      Der Knecht aber rutschte näher heran und raunte in der Hast, als müsse auch er auf der Wacht stehen und dem Tod auch etwas ins Angesicht sagen, wieder seinen Spruch:

      »Auf unsers Herrgotts Grab

       Wachsen drei Rösela:

       Erstes ist Demut,

       Zweites ist Sanftmut,

       Drittes stillt dir dein fließendes Blut,

       Amen!«

      Dann erhob er sich und blickte gespannt auf den Verscheidenden, und als dieser mit einem tiefen Seufzer sein Leben aushauchte, schrie er, wie Brauch war: »Jetzt macht er es, jetzt ist's vorbei, der Herr geb' ihm die ewige Ruhe!« schlug die Hände zusammen und rannte ans Fensterlein und riß es auf.

      Dann wandte er sich und sah scheu hinüber auf seinen Herrn und tappte, so leis er konnte, zur Thür.

      Hansjörg Portner lag auf seinen Knieen und schluchzte: »Mein Herr und mein Gott!«

      In der vertäfelten Stube.

       Inhaltsverzeichnis

      Ignaz, es ist Zeit zur Messe!«

      »Laßt mich, Mutter!«

      »Ignaz, aber du weißt doch, es würde übel vermerkt.«

      »Was kümmert's mich, Mutter?«

      »Ignaz, es muß ja sein!«

      »Und Ihr gönnt mir auch keine Ruhe, Mutter! Die ganze Nacht habe ich kein Auge geschlossen und soll jetzt hinaus in den Morgen und in die eiskalte Kirche!«

      »Aber, Ignaz, kann denn ich dafür?« klagte die alte Frau und stand zitternd an der Kammerthüre.

      »Ich komme ja, Mutter!« stöhnte Kriemhofen und erhob sich von seinem Lager.

      »Die ganze Nacht wieder nicht geschlafen? Du armer Bub!«

      »Und nun heraus und die Larve vors Gesicht und – dabei das Denken, Mutter, das Denken, immerfort das wilde Denken!«

      »Armer Bub – ach, wenn ich dir nur helfen könnte! Noch einen Teller Suppe, Ignaz – nein? Schmeckt dir das Essen nicht?«

      »Ich habe genug, Mutter.«

      »Und wie blaß du wieder bist!«

      »Wen kümmert's?«

      »Aber, Ignaz – wen? Mich doch, sollt' ich denken, mich!«

      »Ja, die Mutter meint's gut.«

      Die alte Frau zupfte an seinem Mantel, trippelte um ihn herum, blies über die Federn seines Hutes und gab ihm den Hut. Dann stellte СКАЧАТЬ