Gesammelte Werke. George Sand
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Gesammelte Werke - George Sand страница 115

Название: Gesammelte Werke

Автор: George Sand

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962816148

isbn:

СКАЧАТЬ be­sie­geln, die ich über­nahm, Ihre Schwes­ter, Ihre Freun­din, Ihre Trös­te­rin zu sein, so oft Sie sich ge­neigt fin­den wer­den, mir Ihr Herz zu öff­nen, Ihre Kran­ken­hü­te­rin, wenn Sie das Lei­den düs­ter und schweig­sam macht. Schwö­ren Sie mir, dass Sie nichts an­de­res in mir se­hen, und dass Sie mich nicht an­ders lie­ben wol­len.

      – Hoch­her­zi­ges Weib! sprach Al­bert und er­bleich­te, du rech­nest sehr auf mei­nen Mut und du kennst sehr mei­ne Lie­be, dass du mir ein sol­ches Ver­spre­chen ab­for­derst. Ich wür­de fä­hig sein, zum ers­ten Male in mei­nem Le­ben zu lü­gen, ich könn­te mich so weit er­nied­ri­gen, ein falsches Ge­lüb­de ab­zu­le­gen, wenn du es for­der­test. Aber du wirst es nicht for­dern, Con­sue­lo! Du wirst ein­se­hen, dass dies eine neue Er­schüt­te­rung in mein Le­ben und in mein Ge­wis­sen einen Vor­wurf, wel­cher es noch nie be­fleckt hat, pflan­zen hie­ße.

      Be­küm­me­re dich nicht dar­um, wie ich dich lie­be; weiß ich es doch vor al­len Din­gen sel­ber nicht; nur die­ses fühl’ ich, dass es Läs­te­rung wäre, dem Zuge mei­nes Her­zens zu dir hin den Na­men Lie­be nicht zu ge­ben.

      Al­lem Üb­ri­gen un­ter­wer­fe ich mich: dein Mit­leid, dei­ne Pfle­ge, dei­ne Güte, dei­ne ru­hi­ge Freund­schaft neh­me ich an; ich wer­de mich nie an­ders zu dir stel­len, als du es mir er­laubst; ich wer­de dir kein Wort sa­gen, das dir nicht recht sein könn­te, ich wer­de für dich kei­nen Blick ha­ben, der dich nö­ti­gen müss­te, die Au­gen nie­der­zu­schla­gen; ich wer­de nie dei­ne Hand be­rüh­ren, wenn dir die Berüh­rung der mei­ni­gen miss­fällt; auch nicht ein­mal dein Kleid will ich strei­fen, wenn du fürch­test, dass dich mein Hauch ver­sen­ge.

      Aber Un­recht wäre es von dir, mit sol­chem Miss­trau­en mir zu be­geg­nen, und du tä­test bes­ser, die­se sanf­te Stim­mung, wel­che mich be­seelt, und von der du nichts zu fürch­ten hast, in mir zu näh­ren. Ich be­grei­fe wohl, dass dei­ne Scham­haf­tig­keit vor dem Aus­druck ei­ner Lie­be zu­rück­schreckt, die du nicht tei­len willst; ich weiß wohl, dass dein Stolz die Er­gie­ßun­gen ei­ner Lei­den­schaft zu­rück­wei­sen möch­te, wel­che du we­der her­vor­ru­fen noch be­güns­ti­gen woll­test.

      Sei da­her ru­hig, und ge­lo­be ohne Furcht, mir eine Schwes­ter, eine Trös­te­rin zu sein; ich schwö­re dir, dein Bru­der und dein Knecht zu sein. Mehr for­de­re nicht: du wirst mich nicht un­be­schei­den, nicht zu­dring­lich fin­den. Es wird mir ge­nug sein, wenn du weißt, dass du über mich ge­bie­ten, und mich un­be­dingt be­herr­schen kannst … wie man einen Bru­der nicht be­herrscht, aber wie man über ein We­sen ge­bie­tet, das sich ganz und auf ewig da­hin ge­ge­ben hat.

      2.

      Die­se Spra­che be­ru­hig­te Con­sue­lo für den Au­gen­blick, mach­te sie aber nicht frei von Be­sorg­nis­sen für die Zu­kunft. Al­ber­t’s fa­na­ti­sche Ent­sa­gung ent­sprang aus ei­ner tie­fen, un­über­wind­li­chen Lei­den­schaft, wor­an der Ernst sei­nes Cha­rak­ters und der fei­er­li­che Aus­druck sei­nes Ge­sich­tes gar nicht zwei­feln lie­ßen. Be­stürzt, ob­wohl sanft be­wegt, frag­te sich Con­sue­lo, ob sie fort­fah­ren dürf­te, ihre Sorg­falt die­sem Man­ne zu wid­men, der ihr ohne Rück­halt und Um­schweif sei­ne Nei­gung er­klär­te. Sie hat­te der­glei­chen Ver­hält­nis­se nie­mals von der leich­ten Sei­te ge­nom­men, und sie sah, dass bei Al­bert kei­ne Frau ei­nem sol­chen ohne be­denk­li­che Fol­gen die Stirn bie­ten wür­de. Sie zwei­fel­te we­der an sei­ner Red­lich­keit noch an dem Erns­te sei­nes ge­ge­be­nen Wor­tes, aber der See­len­frie­den, den sie sich ge­schmei­chelt hat­te ihm wie­der zu ge­ben, konn­te sich nicht ver­ei­ni­gen mit ei­ner so glü­hen­den Lie­be und mit der Un­mög­lich­keit, worin sie sich be­fand, die­se zu er­wi­dern.

      Sie reich­te ihm seuf­zend die Hand und blieb, ge­dan­ken­voll, die Au­gen an den Bo­den hef­tend, in schwer­mü­ti­ges Sin­nen ver­lo­ren.

      – Al­bert, sag­te sie end­lich, da sie ihre Bli­cke wie­der auf ihn rich­te­te und die sei­ni­gen voll schmerz­li­cher Er­war­tung und Angst sah, Sie ken­nen mich nicht, wenn Sie mir eine Rol­le auf­bür­den wol­len, die mir so we­nig zu­sagt. Nur ein Weib, das fä­hig wäre sie zu miss­brau­chen, könn­te sie an­neh­men. Ich bin we­der ko­kett noch stolz, ich glau­be nicht, dass ich ei­tel bin, und ich bin nicht herrsch­süch­tig. Ihre Lie­be wür­de mir schmei­cheln, wenn ich sie tei­len könn­te, und wäre das, so wür­de ich es Ih­nen auf der Stel­le sa­gen. Sie durch eine wie­der­hol­te Ver­si­che­rung des Ge­gen­teils zu be­trü­ben, ist in der Ge­müts­be­we­gung, in wel­cher ich Sie fin­de, eine Hand­lung kal­ter Grau­sam­keit, die Sie mir er­spa­ren soll­ten, die mir aber mein Ge­wis­sen zur Pf­licht macht, wie sehr mein Herz sie ver­ab­scheut und Schmer­zen fühlt, sie zu er­fül­len. Be­kla­gen Sie mich, dass ich Sie be­trü­ben muss, viel­leicht be­lei­di­gen, in ei­nem Au­gen­bli­cke, wo ich mein Le­ben dar­an set­zen möch­te, Ih­nen das Glück und die Ge­sund­heit wie­der zu ge­ben.

      – Ich weiß es, ho­hes Mäd­chens ent­geg­ne­te Al­bert schwer­mü­tig lä­chelnd; du bist so gut und so groß, dass du dein Le­ben op­fern wür­dest für den ge­rings­ten der Men­schen, aber dein Ge­wis­sen, ich weiß es wohl, wird sich Kei­nem zu Lie­be beu­gen. Fürch­te dich nicht mich zu be­lei­di­gen, in­dem du mir die­se Stren­ge zeigst, die ich be­wun­de­re, die­sen kal­ten Gleich­mut, der dir mit­ten un­ter Mit­ge­fühl und Rüh­rung dei­ne Tu­gend be­wahrt.

      Mich be­trü­ben? o, das kannst du Du nicht, Con­sue­lo! Ich habe mir kei­ne Selbst­täu­schung ge­macht, ich bin an die herbs­ten Schmer­zen ge­wöhnt; ich weiß, dass mein Le­ben den bit­ters­ten Op­fern ge­weiht ist. Be­hand­le mich nicht wie ein schwa­ches Ge­schöpf, wie ein Kind ohne Herz und ohne Stolz, in­dem du mir wie­der­holst, was ich üb­ri­gens ja weiß, dass du mich nie­mals lie­ben wirst. Ich ken­ne dein gan­zes Le­ben, Con­sue­lo, ob­schon ich we­der dei­nen Na­men, noch dei­ne Her­kunft ken­ne, noch ir­gend einen ein­zel­nen Um­stand aus dei­nem Le­ben. Ich weiß die Ge­schich­te dei­ner See­le, das Üb­ri­ge ist für mich von kei­nem Wer­te. Du hast ge­liebt, du liebst noch, du wirst lie­ben – ja! ein We­sen, von wel­chem ich nichts weiß, von wel­chem ich nichts wis­sen will und wel­chem ich dich nicht strei­tig ma­chen will.

      Aber wis­se, Con­sue­lo! dass du nie­mals we­der ihm, noch mir, noch auch dir selbst ge­hö­ren wirst. Gott hat dir ein be­son­de­res Da­sein auf­ge­spart, des­sen nä­he­re Um­stän­de ich we­der su­che noch vor­aus­se­he, des­sen Zweck und Ziel ich aber ken­ne. Skla­vin und Op­fer dei­nes See­le­na­dels wirst du in die­sem Le­ben nie einen an­de­ren Lohn emp­fan­gen als das Be­wusst­sein dei­ner Stär­ke und das Ge­fühl dei­ner Güte. Un­glück­lich nach dem Ur­tei­le der Welt, wirst du, al­lem zum Trot­ze, das frie­den­reichs­te, glück­lichs­te Ge­schöpf un­ter den Men­schen sein, weil du stets das recht­schaf­fens­te und bes­te sein wirst.

      Denn nur die Bö­sen und die Schlech­ten, o mei­ne ge­lieb­te Schwes­ter! nur die­se sind be­dau­erns­wert und Chris­ti Wort wird sich er­fül­len, so lan­ge die Mensch­heit un­ge­recht und blind sein wird: Se­lig sind, die ver­folgt wer­den, se­lig, die Leid tra­gen!

      Die Kraft und Wür­de, wel­che von Al­ber­t’s frei­er, ma­je­stä­ti­scher Stirn strahl­ten, wirk­ten in die­sem Mo­men­te СКАЧАТЬ