Gesammelte Werke. George Sand
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Gesammelte Werke - George Sand страница 114

Название: Gesammelte Werke

Автор: George Sand

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962816148

isbn:

СКАЧАТЬ aber al­les, was du wol­len wirst, wird mir künf­tig mög­lich sein. Ich wer­de viel­leicht den Tod da­von tra­gen, wenn ich mich nach dei­nem Wunsch um­wand­le, aber ich muss dir nun auch mei­ner­seits sa­gen, dass mir mein Le­ben stets ver­gällt war, und dass es mich nicht dau­ern könn­te, es um dei­net­wil­len zu ver­lie­ren.

      – Lie­ber, ed­ler Al­bert, sag­te Con­sue­lo be­ru­higt durch sei­ne Wor­te und ge­rührt, er­klä­ren Sie sich deut­li­cher und las­sen Sie mich end­lich in die Tie­fe die­ser un­durch­dring­li­chen See­le schau­en. Sie sind in mei­nen Au­gen ein Mensch, der hö­her als die an­de­ren steht, und von dem ers­ten Au­gen­blick an fühl­te ich für Sie eine Hochach­tung und eine in­ni­ge Teil­nah­me, die ich kei­ne Ur­sa­che habe Ih­nen zu ver­ber­gen. Ich hör­te von al­len Sei­ten, dass Sie un­sin­nig wä­ren, ich konn­te es nicht glau­ben. Al­les was man mir von Ih­nen er­zähl­te, ver­mehr­te nur mei­ne Ach­tung und mein Zu­trau­en. Das aber habe ich wohl er­ken­nen müs­sen, dass Sie ein tie­fes und selt­sa­mes geis­ti­ges Lei­den drückt. Ich habe mir, viel­leicht über­eilt aber gut­mü­tig, ein­ge­bil­det, dass ich die­ses Lei­den mil­dern könn­te. Sie selbst ha­ben dazu ge­tan, mich in die­sem Glau­ben zu be­stär­ken. Ich habe Sie auf­ge­sucht, und nun sa­gen Sie mir über mich und über sich selbst so viel Tie­fes und Wah­res, dass es mich mit ei­ner un­be­grenz­ten Ver­eh­rung er­fül­len müss­te, wenn Sie nicht wun­der­li­che Din­ge hin­ein­misch­ten, Ge­dan­ken ei­nes Schick­sals­glau­bens, wel­chen ich nicht tei­len kann. Darf ich Ih­nen al­les sa­gen, ohne Sie zu ver­let­zen und ohne Ih­nen Lei­den zu ver­ur­sa­chen?

      – Al­les, Con­sue­lo! sa­gen Sie al­les! Ich weiß zum Voraus, was Sie sa­gen wol­len.

      – Nun denn! ich will es sa­gen, denn es war mein Vor­satz. Alle die Sie lie­ben, ver­zwei­feln an Ih­nen. Sie glau­ben, das was sie Ihren Wahn­sinn nen­nen, ach­ten, d. h. scho­nen zu müs­sen; sie be­sor­gen, Sie auf­zu­brin­gen, wenn sie Sie mer­ken lie­ßen, dass sie ihn ken­nen, ihn be­kla­gen, ihn fürch­ten. Ich, die ich nicht dar­an glau­be, kann nicht da­vor zu­rück­be­ben, Sie zu fra­gen, wie es zu­geht, dass Sie bei Ihrem Ver­stan­de doch bis­wei­len sich das An­se­hen ei­nes Un­sin­ni­gen ge­ben; wie es zu­geht, dass Sie, bei Ih­rer Her­zens­gü­te, doch die Rol­le des Dün­kels und des Un­danks spie­len; wie es zu­geht, dass Sie, bei ih­rer Fröm­mig­keit und Ein­sicht, sich doch den Wahn­ge­bil­den ei­nes kran­ken und ver­zwei­fel­ten Geis­tes über­las­sen; wie es zu­geht end­lich, dass Sie so ein­sam sind, le­ben­dig be­gra­ben in ei­ner schau­er­li­chen Gruft, fern von Ih­rer Fa­mi­lie, die Sie sucht und Sie be­weint, fern von Ihres Glei­chen, die Ihr Herz so glü­hend liebt, fern end­lich auch von mir, nach der Sie rie­fen, die Sie, wie Sie sa­gen, lie­ben, die den­noch nicht ohne Wun­der des Wil­lens und der gött­li­chen Ob­hut bis zu Ih­nen drin­gen konn­te!

      – Sie fra­gen nach dem Ge­heim­nis mei­nes Le­bens, nach dem Wor­te, wel­ches das Rät­sel mei­nes Ge­schickes löst, ach! und Sie wis­sen es bes­ser als ich selbst, Con­sue­lo! Von Ih­nen er­war­te ich den Auf­schluss über mein We­sen, und Sie fra­gen mich!

      O! ich ver­ste­he Sie, Sie wol­len mich zu ei­ner Beich­te füh­ren, zu ei­ner in­nern Buße, zu ei­nem sieg­haf­ten Ent­schluss. Ich wer­de ge­hor­chen. Aber nicht gleich in die­sem Au­gen­blick bin ich im­stan­de, mich so selbst zu er­ken­nen, mich zu rich­ten, mich zu er­neu­en.

      Ge­ben Sie mir ei­ni­ge Tage, ei­ni­ge Stun­den min­des­tens, da­mit ich Ih­nen, da­mit ich mir selbst sa­gen kön­ne, ob ich toll oder ob ich im Ge­nus­se mei­ner Ver­nunft bin. Weh, weh! es ist ei­nes so wahr wie das an­de­re, und das ist mein Un­glück, dass ich nicht dar­an zwei­feln kann. Aber wis­sen, ob ich ganz mein Selbst­be­wusst­sein und mei­nen Wil­len ver­lie­ren muss, oder noch den Dä­mon, wel­cher mich be­sitzt, zu über­wäl­ti­gen ver­mag, das kann ich nicht in die­sem Au­gen­bli­cke.

      Ha­ben Sie Mit­leid mit mir, Con­sue­lo! ich bin noch un­ter dem Ein­fluss ei­ner in­nern Er­schüt­te­rung, wel­che mäch­ti­ger ist als ich. Ich weiß nicht, seit wie lan­ger Zeit Sie hier sind; ich weiß nicht wie Sie her­ge­lan­gen konn­ten ohne Zden­ko, der Sie nicht hat zu mir füh­ren wol­len; ich weiß nicht, in wel­cher Welt mei­ne Ge­dan­ken schweif­ten, als Sie mir er­schie­nen.

      O Gott! ich weiß nicht, seit wie vie­len Äo­nen ich hier ein­ge­schlos­sen bin, un­ter un­er­hör­ten Schmer­zen rin­gend mit ei­ner Pest, die mich ver­zehrt. Die­se Schmer­zen, ich kann mich nicht ein­mal er­in­nern, wann sie mich ver­lie­ßen; jetzt emp­fin­de ich nichts als eine gräss­li­che Er­mat­tung, eine Be­täu­bung, eine Art Ban­gig­keit, die ich gern ver­ban­nen möch­te …

      Con­sue­lo, las­sen Sie mich mein ver­ges­sen, wenn auch nur auf ei­ni­ge Au­gen­bli­cke! Mei­ne Ge­dan­ken wer­den sich klä­ren, mei­ne Zun­ge wird sich lö­sen. Ich ver­spre­che es Ih­nen, ich schwö­re es Ih­nen. Füh­ren Sie mich scho­nend in die hel­le Wirk­lich­keit zu­rück, die mir lan­ge in schreck­li­chem Dun­kel ver­hüllt lag, und de­ren Glanz mei­ne Au­gen noch nicht er­tra­gen kön­nen.

      Sie hie­ßen mich mein ge­sam­tes Le­ben in mei­nem In­nern sam­meln. Ja, das war es, das sag­ten Sie, ach, mei­ne Ver­nunft und mein Ge­dächt­nis rei­chen nur bis zu dem Au­gen­bli­cke zu­rück, wo Sie zu spre­chen an­fin­gen. Wohl denn! mit die­sem Wort ist En­gels­frie­den in mei­ne Brust her­nie­der­ge­stie­gen. Mein Herz ist ganz voll Le­ben, ob­wohl mein Geist noch schläft.

      Ich scheue mich von mir zu re­den; ich möch­te mich ver­ir­ren und Sie wie­der durch mei­ne Traum­ge­bil­de ängs­ti­gen. Ich will nur im Ge­füh­le le­ben: es ist das ein mir frem­des Le­ben; es müss­te ein Won­ne­le­ben sein, wenn ich mich ihm über­las­sen dürf­te, ohne Ih­nen zu miss­fal­len.

      Ach! Con­sue­lo, warum hie­ßen Sie mich mei­ne gan­ze Le­bens­kraft in mei­nem In­nern sam­meln? Er­klä­ren Sie mir sich selbst, las­sen Sie mich nur mit Ih­nen mich be­schäf­ti­gen, nichts se­hen, nichts be­grei­fen – als Sie … kurz, lie­ben.

      Mein Gott, mein Gott! Ich lie­be, lie­be ein le­ben­di­ges Ge­schöpf, ein mir ähn­li­ches We­sen! lie­be es mit al­ler Macht mei­nes Seins! Ich kann auf sein Haupt die gan­ze Glut, die gan­ze Hei­lig­keit mei­ner In­brunst häu­fen! O, das ist Glück ge­nug für mich, und ich bin nicht so toll, mehr zu be­geh­ren.

      – Wohl, lie­ber Al­bert! las­sen Sie Ihre arme See­le ru­hen in die­sem Ge­füh­le ei­ner ru­hi­gen, brü­der­li­chen Zärt­lich­keit. Gott ist mein Zeu­ge, dass Sie es dür­fen ohne Furcht und ohne Ge­fahr, denn ich emp­fin­de für Sie eine In­nig­keit der Freund­schaft, eine Ver­eh­rung, wel­che die leicht­fer­ti­gen, ei­te­len Ur­tei­le des ge­mei­nen Hau­fens nie er­schüt­tern wer­den. Sie ha­ben durch eine Art gött­li­chen, wun­der­ba­ren Schau­ens er­kannt, dass mein Le­ben vom Schmer­ze ge­bro­chen ist, Sie ha­ben es ge­sagt und die höchs­te Wahr­heit selbst hat die­ses Wort in Ihren Mund ge­legt.

      Ich kann Sie nicht an­ders als wie einen Bru­der lie­ben, aber sa­gen Sie nicht, dass mich nur Nächs­ten­lie­be und Mit­leid trei­ben. Wenn Men­sch­lich­keit und Mit­ge­fühl mir den Mut ge­ge­ben ha­ben, hier­her zu kom­men, so gibt mir eine See­len­ver­wandt­schaft, eine ei­gen­tüm­li­che Ach­tung vor Ihren Tu­gen­den auch den Mut und das Recht, zu Ih­nen СКАЧАТЬ