Название: Dr. Norden Bestseller Staffel 3 – Arztroman
Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Dr. Norden Bestseller
isbn: 9783740914073
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»Nun, ein bißchen humpeln werden Sie schon, aber dafür bekommen Sie dann auch einen schönen ruhigen Posten im Büro.«
Er wußte, wie er mit ihr reden mußte. Sie hatte in allen Lebenslagen Mut bewiesen. Ihr brauchte man keine Wahrheit zu verheimlichen. Sie wuchs mit jeder Anforderung, die an sie gestellt wurde. Und sie erlebte so viel unerwartete Freude in diesen Tagen, daß sie voller Zuversicht war, auch den neuen Lebensabschnitt meistern zu können.
Dr. Norden hatte schon viel erlebt in seiner Praxis, manch einen, der meinte sterben zu müssen, weil ihn eine Wespe gestochen hatte, andere, die viele Jahre unendliche Schmerzen ertrugen.
Gewiß konnte eine kleine Ursache unvorhergesehene Folgen haben, aber ein großes Unglück konnte auch zu einem unverhofften Glück werden.
Das erlebten sie nun gleich zweimal.
Leslie konnte ihr Glück so wenig begreifen wie Frau Nowatzki. Es kam auf verschiedenen Wegen zu ihnen. Sie kannten sich nicht, waren sich nie begegnet. Das Einzige, was sie gemeinsam hatten, war, daß sie in Krankenhausbetten lagen und fürsorglich betreut wurden. Eine Hauptrolle spielte in Frau Nowatzkis Leben Dr. Daniel Norden, eine Nebenrolle Kommissar Röck. Bei Leslie war es umgekehrt.
*
Daniel Norden genoß mit seiner Frau einen sehr geruhsamen Nachmittag. Lenni war mit Danny und Ursel spazierengegangen. Frank wollte mal in der Wohnung nach dem Rechten sehen. Das hatte er der Mutti versprochen. Es mußte gelüftet und Staub gewischt werden. Das konnte er besser als Ursel. Es sollte jedenfalls alles so sein, wie es früher gewesen war, wenn die Mutti zurückkam.
»Was man so alles erlebt«, sagte Daniel, sinnend in den Garten blickend. »Da meint man manchmal, es könne gar keine Überraschungen mehr geben, weil man irgendwann doch alles schon mal mitgemacht hat.«
»Und immer wieder ist es doch ein bißchen anders«, sagte Fee.
»Ein bißchen sehr«, lächelte er. »Aber was wäre das Leben, wenn wir ewigem Gleichmaß ausgeliefert wären.«
»Das hast du schön gesagt«, meinte Fee träumerisch. »Ich glaube, es wird doch wieder ein Junge«, fuhr sie dann sprunghaft fort.
»Wie kommst du denn jetzt darauf?« fragte er, seine Lippen zärtlich auf ihre Wange drückend.
»Er ist so ungestüm«, lächelte sie. »Er boxt mich, daß mir manchmal die Luft wegbleibt.«
Erschrocken sah er sie an. »So schlimm? Warum sagst du nichts?«
»Ich beschwere mich schon bei ihm«, sagte sie mit leisem Lachen. »Aber es ist ja gut, wenn man spürt, wie es sich rührt.«
»Ist wirklich alles in Ordnung, Fee?« fragte Daniel, noch lange nicht beruhigt. »Du warst schon lange nicht bei Schorsch.«
»Das ist morgen fällig. Du weißt ja, daß er den Sonntag für mich aufhebt, weil er überzeugt ist, daß es ein Sonntagskind wird. Er hat es genau ausgerechnet. In sechs Wochen ist Termin, basta.«
»Bei Leslie Holden war der Termin auch früher«, meinte er.
»Hätte ich doch bloß nichts gesagt«, meinte Fee, »nun bist du schon wieder kribbelig.«
»Ich bin nicht kribbelig. Auf dich muß man achtgeben.«
»Hast du gehört, Sprößling«, sagte Fee. »Jetzt bist du brav, sonst regt dein Papi sich auf.«
Daniel zog sie in seine Arme. »Du bist wunderbar, Fee«, flüsterte er.
Sie lächelte zu ihm empor und küßte ihn. »Siehst du, jetzt ist er wieder brav. Wir können uns sehr gut verständigen. Er ist ein Kavalier. Es tut mir nur leid, weil du dir doch ein Mädchen gewünscht hast.«
»Ich nehme auch einen Felix«, sagte er.
»Katja will ihren ersten Sohn Benjamin nennen«, sagte Fee.
»Da der Vater David heißt, paßt das ja«, erwiderte
er.
»Dann wird er doch Benni genannt, und wir haben einen Danny, eine Lenni und einen Benni. Und eine Denni hatten wir auch schon mal für eine Nacht. Denise ist ein hübscher Name, aber eigentlich klingt er erwachsen.«
Daniel lachte auf. »Was du dir so ausdenkst. Jedes Kind wird mal erwachsen, aber seinen Namen behält es. Aus Danny wird später auch mal ein Daniel werden.«
»Geht nicht, weil ich euch ja unterscheiden muß.«
»Er wird nicht immer bei uns bleiben, Liebes.«
»Red doch nicht davon. Bis dahin vergeht noch viel Zeit. Wenn er bloß nie in schlechte Gesellschaft gerät.«
»Wir müssen halt dafür sorgen, daß er die schlechte Gesellschaft meidet. Wenn ein Kind Vertrauen zu seinen Eltern hat, ist es solchen Gefahren nicht ausgesetzt.«
»Ist bei Denise alles wieder in Ordnung?« fragte Fee.
»Als wäre nichts gewesen. Sie häkelt Schuhchen für Leslies Baby.«
»Was haben wir uns noch vor einer Woche ihretwegen den Kopf zerbrochen«, sagte Fee nachdenklich.
»Manche Rätsel lösen sich von selbst, wie man sieht.«
»Ja, wie bei einem Silbenrätsel. Man sucht nach einem Wort und findet es nicht, und dann bleiben am Ende nur ein paar Silben übrig, und man braucht sie nur richtig aneinanderzufügen. Du, ich glaube, wir haben mal wieder unseren philosophischen Tag.«
»Weil unser Sohn uns nicht in Atem hält. Ich meine den Großen«, fügte er mit einem weichen Lächeln hinzu, »der schon auf seinen eigenen Beinen gehen kann.«
Ja, wer hätte je gedacht, daß Daniel Norden einmal so reden und fühlen würde. Der einstmals so umschwärmte und als Frauenliebling bekannte Arzt lebte für seine Frau, seine Familie und seine Patienten. Auch die Stunden, die sie mit den alten Freunden verbrachten, waren selten Und nach einer so anstrengenden Woche waren ein paar Stunden völliger Entspannung besonders schön. Um Danny brauchten sie sich nicht zu sorgen, Lenni bewachte ihn. Auf sie konnten sie sich verlassen. Sie war noch jung genug, um das Temperamentsbündel im Zaum zu halten, und nicht zu jung, um alle etwa drohenden Gefahren leichtzunehmen.
*
Annette war für die Enttäuschung, »ihr« Patenkind nicht sehen zu dürfen, von ihrem Papi reich entschädigt worden.
Sie hatten einen wunderschönen Ausflug gemacht und über unendlich wichtige Dinge gesprochen.
Zuerst darüber, daß der kleine Helmut noch ein paar Tage im Brutkasten bleiben mußte. Erstmals erfuhr Annette, daß sie das auch mitgemacht hatte. Sie ließ sich genau beschreiben, wie das vor sich ging, und Helmut Röck versuchte dies, so gut er es konnte. Die Hauptsache war ja, daß sie es verstand und der kleine Helmut schon ganz fidel war. Er hatte den Schrecken, so schnell und dramatisch ins rauhe Erdendasein befördert zu werden, gut überstanden, wie der große Helmut sich hatte überzeugen können und wie ihm auch von Dr. Leitner noch bestätigt worden war.
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