Название: Dr. Norden Bestseller Staffel 3 – Arztroman
Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Dr. Norden Bestseller
isbn: 9783740914073
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»Da kann der Notarzt doch besser helfen«, sagte Daniel. »Er hat alles in seinem Wagen.«
»Aber sie verlangt nach Ihnen«, sagte Loni leise.
Daniel wurde blaß. »Der Name?«
»Ist noch nicht bekannt.«
Er nahm seinen Koffer und verschwand eilig. Gut, man war Arzt. Man hatte sich diesen Beruf erwählt und war auf alles gefaßt, was ein Tag mit sich bringen konnte. Aber es war schon ein abscheuliches Gefühl, zu einer Verletzten gerufen zu werden, die ausdrücklich nach ihm verlangte, deren Namen er aber nicht wußte.
Ein saublödes Gefühl ist das, sagte er laut vor sich hin, um die innere Unruhe zu dämpfen. Neugierige hatten sich an der Unfallstelle versammelt. Es gab kein Durchkommen. Daniel wurde sogar angepöbelt von ein paar jungen Burschen, als er sagte, daß er Arzt sei. Es wären schon welche da, wurde ihm erwidert. In ihm kochte heißer Zorn. Gut, mochten schon Ärzte da sein, aber es war doch immer wieder dasselbe. Die Sensationsgier war so manchen Leuten wichtiger als ein Menschenleben. Wie oft wurden die Rettungsmannschaften durch solche behindert, und wie oft hörte man auch die Worte: »Sind doch selber schuld, wenn sie so blöd über die Straße rennen.«
Was dahinterstecken konnte, ob eine Angst, ein Unwohlsein, Geistesabwesenheit durch einen Kummer hervorgerufen, danach fragte niemand.
Irgend jemand kam Dr. Norden zu Hilfe. Ein großer, breitschultriger Mann, der die jungen Burschen wegboxte. »Das ist Dr. Norden«, brummte er, und Daniel erkannte in ihm einen der Möbelpacker, die ihren Umzug gemacht hatten.
»Danke«, sagte er.
»Diese jungen Deppen«, sagte der Mann, an dessen Namen sich Daniel jetzt wahrhaftig nicht erinnern konnte. »Es ist die Frau Nowatzki. Wollte einen Streit schlichten, und da haben diese Burschen sie direkt vor die Bahn gestoßen.«
O Gott, dachte Daniel, Frau Nowatzki, die selbst mühsam zwei Kinder durchs Leben bringen mußte.
Man hatte sie schon auf die Trage gelegt und diese in den Ambulanzwagen geschoben.
»Norden«, sagte Daniel kurz, als der Notarzt aufblickte.
»Gut, daß Sie kommen, von uns hält die gute Frau anscheinend nicht viel«, sagte der Notarzt.
»Dr. Norden«, flüsterte die Verletzte, »werden Sie es den Kindern sagen? Es wird schon nicht schlimm werden. Ich habe gar keine Schmerzen. Diese dummen Buben, ich wollte sie doch bewahren, daß ihnen etwas passiert.«
Sie selbst, eine besorgte Mutter, mußte nun dafür büßen, daß ein paar Unbesonnene Streit angefangen hatten. Erschüttert waren alle, die um sie herumstanden und nun die Worte hörten. »Mit Absicht haben sie es nicht getan.«
»Wie schwer sind die Verletzungen?« fragte Dr. Norden heiser.
»Möglicherweise ist das linke Bein nicht mehr zu retten«, erwiderte der Notarzt.
»Bringen Sie Frau Nowatzki zu Prof. Leibrecht«, sagte Daniel ruhig.
Er eilte schon zur Telefonzelle. »Wenn er’s sagt«, meinte ein Sanitäter achselzuckend. »Er muß es ja verantworten.«
»Wenn der Leibrecht ’ne Kassenpatientin nimmt, freß ich ’nen Besen«, sagte ein Kollege.
Der Notarzt war jung und manchmal der Situation noch nicht gewachsen. Er war froh, wenn ihm die Verantwortung abgenommen wurde. Er hatte getan, was er konnte, war aber ein bißchen erschrocken, als Daniel zurückkam und sagte: »Worauf warten Sie denn noch? Los! Ich fahre hinterher!«
*
Lange hatten sich der Professor und Daniel nicht gesehen. War es nicht seltsam, daß sie erst kürzlich durch Raimund Attenberg aneinander erinnert wurden und nun jetzt gemeinsam die Fürsorge für eine schmale und doch so tatkräftige Frau zu übernehmen bereit waren?
»Die Kosten, die zusätzlich entstehen, übernehmen wir«, sagte Daniel ruhig. »Tun Sie bitte, was Sie können.«
»Können Sie so großzügig sein?« fragte der Professor mit einem Zwinkern.
»Wir haben einen Fonds für solche Fälle. Manchmal haben nette alte Patienten etwas hinterlassen zur Verwendung für diejenigen, die es brauchen. Daher der Fonds. Frau Nowatzki hat zwei Kinder und steht allein. Sie hat den Unfall nicht verschuldet.«
»Ich mache mich an die Arbeit«, sagte der Professor. »Vorbereitet ist alles schon.«
»Und ich werde mich um die Kinder kümmern«, sagte Daniel.
Ein toller Bursche, dachte der Professor anerkennend. Er gerät ganz nach seinem Vater. Wann bekomme ich in diesem nüchternen Haus schon mal so engen Kontakt zu meinen Patienten. Doch nur, wenn sie wochenlang hier liegen, und dann sind es meist hoffnungslose Fälle.
Seine Mitarbeiter staunten nur so, wie er sich ins Zeug legte, um diese einfache kleine Frau vor dem Schlimmsten zu bewahren.
*
Daniel hatte Fee angerufen. Sie war erschüttert. Nicht alle Patienten ihres Mannes kannte sie persönlich, das wäre auch ein bißchen zuviel verlangt gewesen, aber Frau Nowatzki hatte ihnen damals beim Umzug geholfen und fleißig geputzt.
»Bring die Kinder mit«, sagte sie zu Daniel.
Meine Fee, dachte Daniel zärtlich, immer ist sie hilfsbereit, und oft war sie schon zu einer richtigen guten Fee für andere geworden.
Die Nowatzkis wohnten in einer bescheidenen kleinen Wohnung im Souterrain eines großen Wohnblocks. Als Hausmeisterin versorgte Frau Nowatzki diesen. Sie verdiente dabei nicht schlecht, aber ihr Bestreben war es ja vor allem, ihren Kindern eine gute Ausbildung zuteil werden zu lassen.
Ihr Mann hatte sie sitzenlassen. Er war mit einer Jüngeren durchgebrannt, viel hatte sie also an ihm nicht verloren, wie sie manchmal selber gesagt hatte. Jetzt ginge es ihnen besser als vorher, da er das meiste Geld für sich verbraucht hatte.
Die zwölfjährige Ursel öffnete Dr. Norden die Tür. Ihre Augen bekamen einen ängstlichen Ausdruck. »Ist was mit Mutti?« war ihre erste Frage.
»Ist Frank schon zu Hause?« fragte er.
»Er muß gleich kommen«, erwiderte Ursel bebend. »Was ist denn, Herr Doktor? Warum kommen Sie?«
»Die Mutti hatte einen Unfall, Ursel. Nun wein doch nicht, Kleines! Es wird alles für sie getan.«
»Wie ist denn das passiert? Mutti ist immer so vorsichtig.«
Da kam der vierzehnjährige Frank schon hereingestürmt. Kalkbleich war sein Gesicht.
»Ich habe es schon gehört«, rief er in höchster Erregung. »Die Kerle bring ich um, ich bring sie um, wenn unsere Mutti stirbt!«
Ja, nun galt es für Daniel erst einmal, diese beiden erregten und erschütterten Kinder zu beruhigen, aber einfach war das nicht.
»Ich weiß, wer die Kerle waren, die Mutti gestoßen haben«, stieß Frank hervor. »Sie gehen mit uns in die Schule. Robert und Alfred, diese Raufbolde, СКАЧАТЬ