Название: Dr. Norden Bestseller Staffel 3 – Arztroman
Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Dr. Norden Bestseller
isbn: 9783740914073
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Denise ging durch unbekannte Straßen. Sie fror und hatte Hunger, und es wurde immer dunkler. Nun kam auch die Angst, die andere Gedanken verdrängte. Ein einsames Kind in einer großen Stadt, und es wußte nicht mehr ein noch aus.
Was sollte sie denn jetzt tun? Wieder ein Taxi suchen und heimfahren? Sie dachte an ihre geliebte Mami, die nun bestimmt Angst um sie haben würde. Ihrer Mami wollte sie doch nicht weh tun. Es war so schwer, alles zu begreifen.
Denise hatte jetzt das Gefühl, daß ihr schwere Schritte folgten. Ihr Herz begann angstvoll zu schlagen. Sie war langsam gegangen, jetzt begann sie zu laufen, bis sie wieder in einer belebten Straße war. Da konnte sie sich ein bißchen verschnaufen. Die Geschäfte waren noch offen, und viele Menschen waren auf den Straßen, und irgendwie kam ihr die Gegend auch bekannt vor.
Staunend blieb sie vor einer Konditorei stehen. Hier kaufte sie doch manchmal mit ihrer Mami ein! Ja, gewiß, sie erkannte durch die Scheibe auch die Verkäuferin.
Sollte sie so weit gelaufen sein? Mit dem Auto fuhr man doch von hier aus schon eine gute Viertelstunde in die Stadt.
Andere Gedanken kamen ihr. Es konnte gut sein, daß sie hier jemanden trat, der sie kannte, vielleicht sogar einen Lehrer oder eine Lehrerin, oder Klassenkameradinnen. Und was sollte sie dann sagen? Nein, nie und nimmer würde sie sich wieder zur Schule wagen, sich neugierigen Fragen aussetzen.
Was konnte sie sich nur ausdenken, um ihr Weglaufen zu erklären? Lügen durfte man doch nicht.
Trotzig schob sich ihre Unterlippe vor. Ich werde es ihnen sagen, ich werde Mami und Papi sagen, warum ich weggelaufen bin, ging es durch ihren kleinen Kopf, der zu schmerzen begann. Ich werde ihnen sagen, was sie mir antun, wenn sie sich trennen. Aber vielleicht machte das ihrem Papi gar nichts aus, wenn er ein anderes Kind hatte, eins von Leslie.
Schnell lief Denise jetzt weiter, aber ihre Füße schmerzten und sie hatte heftiges Seitenstechen. Das Atmen fiel ihr auch schon schwer. Feuchtkalt war die Abendluft, und zu allem Übel begann es auch noch zu regnen.
Wie von selbst lenkte sie ihre Schritte in die stille Villenstraße, in der ein Haus stand, das ihr wohlbekannt war. Jeder Schritt und jeder Atemzug bereitete ihr jetzt schon Schmerzen, und dann drückte sie mit letzter Kraft und fast unbewußt auf die Glocke.
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Gisela Attenberg hatte die Schwäche überwunden. Sie machte sich jetzt stark. Molly hatte beschwörend auf sie eingeredet und Erfolg gehabt.
Aber das Telefon schwieg. Wie oft kamen sonst Anrufe, aber es war, als wüßte es alle Welt, was hier geschehen war und keiner wagte einen Anruf von den Freunden, die sie besaßen.
»Ob sie es schon im Radio gesagt haben?« fragte Gisela leise.
»Ich weiß nicht«, erwiderte Molly. »Wollen wir es anstellen?«
»Nein«, sagte Gisela leise. »Warum kommt keine Nachricht von meinem Mann?«
Wenige Minuten später kam er selbst und mit ihm der Kommissar und Leslie.
Gisela war keines Wortes fähig. Stumm umarmte sich das Ehepaar, und wer wollte es ihnen verdenken, daß ihnen beiden Tränen über die Wangen rannen.
Molly mußte mit ihnen weinen. Bei ihr flossen die Tränen schnell, aber da Leslie nun einen Schwächeanfall erlitt, war sie gleich wieder ganz da.
»Wir brauchen die Hoffnung nicht aufzugeben, Liebling«, sagte Raimund Attenberg zu seiner Frau. »Kommissar Röck hat da eine Theorie entwickelt, die eine Erklärung für das Verschwinden des Kindes sein könnte.«
»Welche?« fragte Gisela.
»Ich kann nicht mehr«, flüsterte Leslie. »Verzeiht mir, aber mir ist so elend.«
»Ich werde Frau Holden in eine Klinik bringen«, sagte Kommissar Röck.
»Zu Dr. Leitner«, sagte Molly rasch. »Ja, er ist der richtige, und außerdem ist er mit Dr. Norden befreundet, ist auch nicht weit.«
»Verzeiht mir«, sagte Leslie nochmals.
»Was haben wir dir zu verzeihen?« fragte Gisela aufhorchend.
»Rai wird es dir erklären, Gisi. Wenn alles so ist, wie der Kommissar sagt…«
»Vermutet«, warf Raimund ein. »Ich werde es Gisi erklären. Denk jetzt an das Baby, Leslie.«
Kommissar Röck führte Leslie hinaus. Er legte fürsorglich den Arm um sie.
»Es tut mir sehr leid, daß ich Ihnen diese Strapazen zugemutet habe«, sagte er.
»Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Sie müssen Ihre Pflicht tun. Mein Gott, wenn Denni doch endlich gefunden würde. Ich würde mein Kind dafür opfern.«
»Das dürfen Sie nicht sagen«, murmelte er heiser.
»Aber sie lieben das Kind. Es ist zehn Jahre ihr ein und alles. Meins wird ohne Vater heranwachsen. Er hat nicht einmal gewußt, daß er Vater werden würde. Ach, ich bin völlig durcheinander.«
»Sie haben sich doch auf das Kind gefreut«, sagte Helmut Röck leise.
»Weil ich Freunde hatte, die zu mir hielten, die mir die Möglichkeit gaben, weiter zu existieren. Unter dem Gesichtspunkt müssen Sie verstehen, daß es mich bis ins Innerste trifft, wenn dadurch in Dennis Köpfchen solch ein Irrtum entstand.«
»Es ist nur eine Vermutung«, sagte Helmut Röck, und als sie ihn dann wieder mit Herr Kommissar anreden wollte, bat er sie, den Titel wegzulassen.
»Ich kenne jetzt die Zusammenhänge«, sagte er. »Ich bitte Sie, sich nicht in Schuldgefühle hineinzusteigern. Ich muß meine Pflicht erfüllen, aber Sie können mir glauben, daß das manchmal verdammt schwer ist. Wir sind doch auch Menschen.«
»Das haben Sie bewiesen«, sagte Leslie leise. Und dann waren sie auch schon bei der Frauenklinik angelangt.
»Man wird mich wieder heimschicken«, sagte Leslie. »Das Baby ist noch nicht dran.«
»Man wird Sie nicht heimschicken. Sie werden jetzt folgsam sein, Frau Holden.«
Man schickte sie nicht heim, denn inzwischen hatte Molly mit Dr. Norden und auch mit Dr. Leitner telefoniert. Und es war gut, daß Helmut Röck Leslie so schnell hergebracht hatte, denn sie war am Ende ihrer Kräfte.
*
Auch Denise war am Ende ihrer Kräfte gewesen.
Als Fee Norden auf das Läuten zur Tür ging, sah sie nichts.
Fee ging zum Gartentor, und da sah sie eine kleine, zusammengekrümmte Gestalt. Nur eine Sekunde zögerte sie, dann kniete sie neben dem Kind nieder.
»Denise«, sagte sie, aber die Kleine rührte sich nicht.
»Lenni, helfen Sie mir!« rief Fee laut, und Lenni kam schon aus dem Haus gestürzt, weil sie meinte, daß ihrer Frau Doktor etwas passiert sei.
»Können СКАЧАТЬ