Название: Dr. Norden Bestseller Staffel 3 – Arztroman
Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Dr. Norden Bestseller
isbn: 9783740914073
isbn:
»Wenn wir jetzt wieder mal krank werden, rufst du dann einen anderen Arzt an, Mami?«, fragte der Junge.
»Nein. Er hat alles getan, was in seiner Macht stand. Er hat mich nie im Stich gelassen.«
»Bist du denn auch krank, Mami?«, fragte Schorschi besorgt.
»Nur ein bisschen müde«, erwiderte sie.
»Dann schlaf jetzt mal. Ich frage nicht mehr. Wir haben ja noch Oma und Opa, und die Kleinen verstehen sowieso nicht, dass Papi nicht mehr wiederkommt. Schlaf ganz lange, Mami, aber wach wieder auf.«
»Mein Großer«, flüsterte Frau Kögler unter Tränen, die nun endlich erlösend kamen. »Mein lieber großer Junge.«
»Oma und Opa haben schon mit mir geredet, dass wir ganz fest zusammenhalten müssen. Wir werden es schon schaffen, Mami. Wir können zu ihnen ziehen, und dann sparen wir die Miete. Mach dir bloß nicht zu viel Sorgen. Ich bin auch kein kleiner Junge mehr. Ich setze mich auf die Hosen, damit ich mal so tüchtig werde wie unser Papi. Das würde ihn doch freuen?«
»Ganz bestimmt, mein Junge.«
Wie behutsam er die Decke über sie breitete, noch ein Kind und doch schon auf dem Wege, Verantwortung tragen zu wollen. Seine kleinen rauen Hände streichelten ihr Gesicht und wischten die Tränen weg. Ihre Kinder brauchten sie. Sie musste die Kraft aufbringen, für diese Kinder zu leben. Ihre Finger fuhren durch den wirren Haarschopf des Jungen, der dicht über ihren Augen war.
»Du hast mir sehr geholfen, Schorschi«, sagte sie weich und mütterlich. »Wir werden diese schlimmen Tage schon überstehen.«
»Ich rufe auch Dr. Norden an, wenn du ihn brauchst, Mami«, sagte der Junge.
»Jetzt will ich nur ein bisschen schlafen«, sagte sie.
»Dann rede ich jetzt mit den Kleinen, damit sie ruhig sind.«
»Sie sind doch ganz still, Schorschi.«
»Dann werden sie wohl bei Oma in der Küche sein. Nachher isst du aber was, gell?«
»Ja, mein Junge.«
»Zu ändern ist es doch nicht«, murmelte er.
Und für sie und die Kinder ging das Leben weiter.
*
Für Carry dagegen sollte das Leben erst richtig beginnen, doch an diesem Tag dachte sie nicht daran, dass erst eine Operation dazu nötig sein würde. Wäre sie nicht gar so dünn und durchsichtig gewesen, hätte man nicht glauben können, in welchem bedrohlichen Schatten sie aufgewachsen war.
Sie hatte auch mit gutem Appetit gegessen. Als sie wieder im Freien waren, steuerte Carry auf das Geschäft zu, in dessen Schaufenster sie das Kleid bewundert hatte. Es war nicht mehr da. Miriam atmete auf, Carry tauschte einen bedeutungsvollen Blick mit ihrem Vater und sagte dann: »Oh, wie schade, da war vorhin noch ein zauberhaftes Kleid, das genau zu Miriam gepasst hätte.«
»Na, schauen wir doch mal hinein. Sie werden wohl noch mehr Auswahl haben«, meinte Jonas, und Miriam konnte gar nicht mehr protestieren, denn rechts und links wurde sie an den Armen gehalten und direkt durch eine Tür hineingeschoben, die sich schon automatisch öffnete.
»Schau, Papi, da hängt das Kleid«, tat Carry erstaunt, und man konnte sagen, dass ihr das sehr gut gelang. »Vorhin lag es noch im Fenster.«
»Wir mussten es herausnehmen, weil es irrtümlich mit dem falschen Preis ausgezeichnet worden war«, erklärte die Geschäftsführerin mit einem unergründlichen Lächeln.
Sie war eine Dame um die Fünfzig, sehr dezent, sehr diskret und in ihrer Selbstsicherheit sehr überzeugend. Und Miriam blieb nun nichts übrig, als das Kleid anzuprobieren, das wirklich wie geschaffen für sie schien.
»Carry weiß wirklich genau, was Ihnen steht, Miriam«, stellte Jonas fest, und ehe Miriam es sich versah, war das Kleid auch schon gekauft.
Carry lenkte Miriam ab, während Jonas bezahlte. Sie hatte auch noch etwas für sich entdeckt, oder tat wenigstens so, aber natürlich war das Kostüm für sie viel zu groß.
»Es passiert schon manchmal, dass ein falscher Preis ausgezeichnet wird«, erklärte die liebenswürdige Geschäftsführerin noch. »Da braucht man nur zwei Zahlen verkehrtzustecken und schon ist es geschehen. Peinlich wird es, wenn man einen zu niedrigen Preis aufstellt und sich gleich eine Interessentin findet. Aber ich hoffe, dass Sie Freude an dem Kleid haben, gnädige Frau, und auch mit der Qualität zufrieden sind.«
»Für die Qualität ist es allerdings wirklich preiswert«, stellte Jonas fest, als sie das Geschäft verlassen hatten. »Aber wichtiger ist, dass es Ihnen so gut zu Gesicht steht, Miriam.«
»Und wie es passt«, freute sich Carry. »Du hast eine tolle Figur, Miriam.«
Gar zu sehr wollte sie aber doch nicht übertreiben, obgleich sie Miriam wunderschön in diesem Kleid fand, dessen Pastellfarben zwar gedämpft, aber doch nicht so tot waren, wie die Mode es in diesem Jahre forderte.
»Es gefällt Ihnen hoffentlich auch«, sagte Jonas, weil Miriam gar so still blieb.
»Es gefällt mir sehr gut, aber das mit der Preisverwechslung kommt mir schon merkwürdig vor.«
»Aber es passiert, wie Sie gehört haben«, sagte Jonas. »Was sollte es denn nach dem Preisschild kosten?«
»525 Mark«, erwiderte Miriam.
»255 Mark klingt natürlich anders«, sagte Jonas leichthin. »Da haben sie halt die Fünf und die Zwei verwechselt. Das kann wirklich peinlich sein, besonders wenn sich jemand den Unterschied überlegt. Also sind wir allesamt zufrieden. Dann kann es wieder heimwärts gehen, oder möchten die Damen lieber bummeln?«
»Carry sollte sich lieber ausruhen, wenn es am Abend doch später wird«, sagte Miriam.
»Dr. Norden und seine Frau kommen übrigens auch, wenn nichts dazwischenkommt, was wir nicht annehmen wollen«, sagte Jonas.
»Da wird Tante Hanne aber doch ins Schwimmen geraten«, sagte Carry.
»Keine Sorge. Ich habe schon noch einiges bestellt«, wurde sie von Jonas beruhigt. »Aber wir sollten doch besser zu Hause sein, wenn die Lieferung kommt, sonst weiß Tante Hanne nicht Bescheid und schickt sie womöglich zurück. Sie ist schnell dabei, wenn ihr etwas nicht geheuer ist.«
Miriam war auch etwas nicht geheuer, und wenn sie diesem Gefühl nachgegeben hätte, hätte sie das Kleid auch zurückschicken müssen, denn sie konnte ganz gut kombinieren. Warum war Carry so rasch verschwunden, und warum hatte man das Kleid so rasch aus dem Fenster entfernt, wenn man es möglicherweise auch zu dem weit höheren Preis an die Frau hätte bringen können?
Sie hatte zwar immer darauf geschaut, für ihre Garderobe nicht zu viel Geld auszugeben, aber sie war eine Frau und verstand auch ein bisschen was von Stoffen und Modellen. Und auch von den Preisen, die man dafür zahlen musste.
Es konnte nur ein Komplott zwischen Carry, ihrem Vater und der Geschäftsführerin gewesen sein, aber schließlich verriet dieses Komplott, СКАЧАТЬ