Название: Dr. Norden Bestseller Staffel 3 – Arztroman
Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Dr. Norden Bestseller
isbn: 9783740914073
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»Würden Sie bitte meine Eltern anrufen, Herr Doktor?«, fragte sie bebend. »Ich kann nicht mehr. Jetzt kann ich einfach nicht mehr.«
Das war begreiflich. Bis zuletzt hatte sie sich so tapfer gehalten. Jetzt versagten ihre Kräfte.
Er gab ihr jetzt ein starkes Beruhigungsmittel und blieb, bis ihre Mutter kam.
Währenddessen verständigte er das Beerdigungsinstitut. Auch das hatte er schon oft getan.
»Ich hätte es nicht durchgestanden, wenn Sie nicht gewesen wären, Herr Doktor«, flüsterte Frau Kögler. »Der Franz war doch so gern zu Hause. Ich hätte ihn nicht in einem Krankenhaus sterben lassen können.«
Sie war auch jetzt noch eine tapfere Frau. Einige Zeit würde noch vergehen, bis sie sich wieder zurechtfinden würde in einem veränderten Leben.
Die Nacht sank herab auf die große Stadt, in der es so viele Häuser, so viele Menschen, so viele Schicksale gab.
Viele mochten jetzt traurig sein und weinen und viele andere glücklich lachen, wie Holger und Wendy, wie Anja und Chris.
Und viele würde es geben, die so besinnlich beisammensaßen wie Jonas, Carry, Miriam und Tante Hanne, schwankend zwischen Kummer und Freude.
Carry hatte Miriam nachdenklich angeblickt, als sie sagte, dass der Arzt, den Dr. Norden und seine Frau empfohlen hatten, Semmelbrot heiße.
Miriam hatte gemeint, dass das Mädchen darüber lachen würde, wie es für einen Teenager verzeihlich wäre. Carry lachte nicht.
»Ja, dann werde ich mich mal mit Dr. Semmelbrot in Verbindung setzen«, sagte Jonas.
»Sie können auch gern vorher noch mit Dr. Norden sprechen, Jonas«, sagte Miriam.
Ein unergründlicher Ausdruck war in seinen Augen, als er sie jetzt anblickte. »Sie schätzen ihn sehr«, sagte er.
»Es gibt wenige Menschen, auf die man sich so verlassen kann«, erwiderte Miriam, und sie dachte daran, dass Daniel ihr tausend Mark in die Handtasche gesteckt hatte, ohne viele Worte darüber zu machen, ohne dass sie es als demütigend empfinden musste.
Es war ein Ansporn für sie. So schnell, wie nur möglich, wollte sie ihm dieses Geld zurückgeben, das ihr jetzt half, nicht ganz auf Jonas Henneke angewiesen zu sein.
Carry ging wieder brav früh zu Bett. Sie war es so gewohnt und sie brauchte auch die Ruhe. Tante Hanne hatte sich noch für eine halbe Stunde an ihr Bett gesetzt, aber schon vorher erklärt, dass sie auch recht müde und durch das Wetter geschafft sei.
Jonas und Miriam waren wieder allein. »Ich habe mir alles durch den Kopf gehen lassen, Miriam«, sagte er. »Dürfte ich darauf hoffen, dass Sie bei Carry bleiben, bis sie das Schlimmste überstanden hat? Carry hat so viel Vertrauen zu Ihnen.«
»Und Sie, Jonas? Sie wissen nichts über mich.«
»Ich pflege mir mein eigenes Urteil zu bilden«, sagte er.
»Und wenn ich Ihnen sage, dass ich im Gefängnis war und man mir die Fähigkeit absprach, meinen Beruf auszuüben?«
»Sie kommen aus Beirut. Ist da nicht manchmal etwas anders als bei uns? Aber vielleicht schenken Sie mir Ihr Vertrauen und erzählen mir, in welchen Schwierigkeiten Sie waren.«
Ganz ruhig war seine Stimme und so tröstlich für Miriam.
»Diese Jahre waren schrecklich«, sagte sie tonlos.
»Auch ich habe schreckliche Jahre hinter mir, Miriam«, sagte Jonas. »Fast sechzehn schreckliche Jahre. So viele können es bei Ihnen nicht sein.«
»Aber Sie haben gekämpft, und ich war des Kämpfens müde. Carry war es, die mich in ihrer Hilflosigkeit mahnte, dass ein Mensch nicht aufgeben und nicht an sich selbst verzweifeln darf.«
»Sollte das nicht ein neuer Beginn sein, Miriam?«, fragte Jonas. »Ich weiß, dass Sie alles für Carry tun würden. Deshalb können Sie keine Fremde für mich sein. Carry ist viel stärker, als ich glaubte. Wir hatten heute ein langes Gespräch, das mich staunen ließ, wie viel Willen in diesem zarten Geschöpf steckt. Carrys Zuneigung zu Ihnen ist stark. Macht Sie das nicht ein bisschen glücklich?«
»Nicht ein bisschen. Sehr. Ich will, dass sie gesund wird.«
»Danke«, sagte er schlicht.
»Mein Leben hat also wieder einen Sinn«, sagte sie. »Es ist wie ein Wunder. Der Nebel ist mein Freund geworden.«
»Nicht nur der Nebel, Miriam«, sagte Jonas. »Und nun erzählen Sie mir Ihre Geschichte. Von mir wissen Sie schon viel mehr.«
Es wurde sehr spät, bis sie sich trennten. Miriam konnte es nicht begreifen, dass sie alles noch einmal hatte sagen können. Wie in Trance hatte sie es getan, sich an Nebensächlichkeiten erinnernd, auch an jenen Tag, als sie Rick mit dem Mädchen, das nicht viel älter als Carry war, in einer eindeutigen Situation überrascht hatte.
»Warum sind Sie dort unten geblieben, Miriam?«, fragte Jonas.
»Ich hatte einen Vertrag unterschrieben. Man kann nicht einfach vertragsbrüchig werden. Die Zeit war dann fast beendet, als es zu dieser schrecklichen Geschichte kam.«
»Kamen Sie wegen Dr. Norden zurück?«, fragte Jonas zögernd.
»Ich war in einem Stadium der Selbstzerstörung, Jonas. Ich hatte gute Erinnerungen an diese Studienzeit und an Daniel, auch an andere. Aber manchmal fragte ich mich, ob auch Daniel, dem Rick vom Typ her ähnlich war, sich auch zum Nachteil entwickelt hätte, dennoch hoffte ich das Gegenteil, was sich auch bewiesen hat. Ich zweifelte selbst an meinem Geisteszustand. Ja, ich fragte mich auch, warum ich nicht wenigstens versucht hatte, Ricks Wagen noch auszuweichen. Es ist unbegreiflich, was einem in solchen Sekunden alles durch den Kopf schwirrt.«
»Im Flugzeug waren es lange Minuten«, sagte Jonas nachdenklich.
»Eine Ewigkeit«, bestätigte sie. »Aber da dachte ich nur an Carry.«
»Was habe ich alles gedacht in diesen schrecklichen Minuten«, sagte er. »Und nun, im Nachhinein, betrachte ich es als gutes Omen, dass das Leben meines Kindes erhalten bleiben soll. Ich werde mich morgen mit Dr. Norden in Verbindung setzen. Übrigens werden wir morgen Gäste haben. Der Sohn eines Geschäftsfreundes aus Kiel möchte mir seine zukünftige Frau vorstellen. Er rief mich vorhin an. Sie haben doch nichts anderes vor? Ich will nicht über Ihre Zeit verfügen, aber es wäre nett, wenn Sie dabei sein würden. Wenn nicht mir, dann Carry zuliebe.«
»Ich habe keine entsprechende Kleidung«, sagte Miriam verlegen.
»So offiziell wird es auch wieder nicht. Aber wie wäre es, wenn Sie morgen mit Carry einen Einkaufsbummel machen würden? Sie ist mit Kleidung auch nicht besonders gut versorgt. Ich hoffe, dass Sie es nicht falsch verstehen, wenn ich Sie bitte, dabei auch an sich zu denken. Ich bin tief in Ihrer Schuld.«
»Nein, das sind Sie nicht, Jonas.«
»Ist СКАЧАТЬ