Die Sebalduskirche in Nürnberg. Friedrich Wilhelm Hoffmann
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Название: Die Sebalduskirche in Nürnberg

Автор: Friedrich Wilhelm Hoffmann

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 4064066113568

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СКАЧАТЬ Basen, von der bei romanischen Bauten üblichen attischen Art, sind nicht mehr starr und hoch, sondern biegsam und zeigen bereits die flache, gedrückte Gestalt, welche dem Druck elastisch nachgegeben hat und mit dem unteren Wulst über den Rand des Sockels hinausgedrängt worden ist. Manche Basen weisen Eckknollen auf.

      Unter den Konsolen (Abb. 13, 14) sind die am häufigsten vorkommenden die Hornkonsolen, in welche die für die Diagonalrippen bestimmten seitlichen Halbsäulenvorlagen oder Dienste unmittelbar über dem Gesims der Arkadenpfeiler endigen. Sie sind meist glatt behandelt, die Spitze nach außen gebogen. Einige tragen auch schlichtes Blattornament. Die Gurtdienste im Mittelschiff werden zuweilen von hockenden bärtigen Gestalten gestützt. Die übrigen Konsolen haben einfache Form, in einen schaftartigen Rundbogenfries gehüllt.

      Von den Türen kommen nur die jetzigen beiden West- oder Turmportale (Abb. 15, 16, 17, 18) in Betracht. Dieselben treten mit ihrem verschrägten Gewände und ihrem bogenförmigen Abschluß als Umrahmung vor die Fläche der Turmmauer vor. Gewände und Bogenleibung sind durch drei rechtwinkelige Einsprünge aufgelöst. In den Winkeln stehen zu beiden Seiten je drei Säulen, welche mehrfach profilierte Bögen tragen. Plastischer Schmuck ist nur an den Kapitälen vorhanden, und zwar sind dieselben an der einen Seite als Knospenkapitäle, auf der anderen Seite als Blattornamentkapitäle unterschieden. Die Bogenfelder ruhen auf Pfeilern auf, welche aber mit den flankierenden Säulen nur das bekrönende Gesims gemein haben. Durch die beiden Turmportale hat die Westseite nachträglich die Bedeutung einer Fassade gewonnnen.

      Bisheriges Ergebnis. Die im Vorausgehenden gegebene Beschreibung des Baues führt zu dem Ergebnis, daß die ältere Kirche St. Sebald im großen und ganzen ein der romanischen Stilart angehöriger Bau ist. Es haben allerdings die drei gotischen Grundelemente: der Spitzbogen, der Strebebogen und das einfache System bereits Eingang gefunden. Allein diese Anleihen haben nicht den Organismus des Gliederbaues völlig durchdrungen, sie sind nicht durchweg zu konstruktiver Notwendigkeit geworden. Hat man doch beim späteren Umbau der Seitenschiffe den Überfluß der Strebebögen erkannt und ihre Beseitigung herbeigeführt. Auch der Eindruck des Innern, wo erst das einfache System dem Beschauer sichtbar wird, ist trotz der reichen Hochwandgliederung und trotz der starken Höhenentwicklung nicht der eines gotischen Baues. Der Bau ist in seinem innersten Kern romanisch. Den romanischen Charakter bestätigen auch die Ornamente.

      Stilkritik. Die erste Periode der Nürnberger Bau- und Kunstgeschichte fällt in das 12. Jahrhundert. Die ehemalige Schottenkirche St. Egidien mit der Euchariuskapelle und die Doppelkapelle auf der Burg sind ihre Repräsentanten. Die Egidienkirche brannte 1696 ab. Nur Abbildungen aus der Zeit vor und unmittelbar nach der Brandkatastrophe haben uns ein Bild der romanischen, in gotischer Zeit mehrfach umgebauten und erweiterten Klosterkirche überliefert, allein sie genügen nicht, um genau Konstruktion oder gar Ornamentik erkennen zu lassen. Wir wissen nur, daß die Kirche eine dreischiffige Basilika mit östlichem Querschiff, westlichen Türmen und Vorhalle war; vielleicht eine Säulenbasilika, in welcher die Seitenschiffe gewölbt, das Mittelschiff dagegen flach gedeckt war. Mit ziemlicher Sicherheit aber wird man annehmen können, daß die Kirche des um 1140 von Kaiser Konrad III. gestifteten und mit Regensburger, teilweise auch mit Würzburger Schottenmönchen besetzten Klosters auch in der Bauweise als Schottenkirche gekennzeichnet und mit St. Jakob in Regensburg eng verwandt war. Deutlich ist der Einfluß der Schotten an der Doppelkapelle auf der Burg, der Margareten- und Kaiserkapelle (etwa 1170 bis etwa 1180). Weniger in der Gewölbekonstruktion, als besonders durch Gestalt und Ornamentik der Kapitäle und durch die Anlage des Oratoriums mit den kurzen, gedrungenen Säulen wird man sofort an die Regensburger Schottenkirche erinnert. Dagegen deutet die gegen Ende des 12. Jahrhunderts erbaute Euchariuskapelle mit ihren Rippengewölben und den hohen, reich profilierten Sockeln, Basen und Kämpfern auf Bamberg.

      Abb. 7. Ansicht vom südlichen Seitenschiff gegen Norden.

      Von wie hoher Bedeutung auch für die Kunstgeschichte Nürnbergs in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts die Beziehungen zu Regensburg gewesen sind, eine Nürnberger Bauschule scheint sich aus jener nicht allzu umfangreichen, im wesentlichen auf die beiden ersterwähnten Kirchen beschränkten Bautätigkeit nicht entwickelt zu haben. Es ist anzunehmen, daß die Bauleute für die Doppelkapelle auf der Burg und für die Egidienkirche von auswärts, das heißt von Regensburg, gekommen waren und nach Vollendung der Bauten wieder weitergezogen sind, also weder aus der Bevölkerung Nürnbergs hervorgegangen sind, noch sich in Nürnberg dauernd angesiedelt haben.

      Abb. 8. Kapitäl der Dienste im Mittelschiff.

      Mit der Wende zum 13. Jahrhundert war auf einige Jahrzehnte eine Stockung im Bauleben Nürnbergs eingetreten, bis sich mit der Niederlassung der Bettelorden, vor allem aber mit dem Bau von St. Sebald eine um so regere Tätigkeit entfaltete. So kam es, daß sich an die von den Schotten angewendete Bauweise keine Tradition knüpfte und man die technischen Vorteile und die dekorative Eigenart, welche jene mitgebracht, völlig vergaß. Und als das Bedürfnis nach einem größeren Gotteshaus wach wurde, war in Nürnberg ein gänzlicher Mangel an geschulten Baumeistern wie Steinmetzen, welche einen umfassenden Auftrag hätten übernehmen und durchführen können. Dazu handelte es sich jetzt nicht mehr um eine Kirche für einen geschlossenen Orden, sondern um die Kirche für eine Pfarrgemeinde. Stand bereits die zum Egidienkloster gehörige Euchariuskapelle unter dem Einfluß des Bamberger Domes, so war es ganz natürlich, daß die unterbrochenen Beziehungen zu dem erst 1237 vollendeten Dom wieder aufgenommen wurden, um so mehr als Bamberg die Diözesanhauptstadt von Nürnberg war.

      St. Sebald und der Dom zu Bamberg. Bei der Gründung der Diözese Bamberg durch Kaiser Heinrich II. im Jahre 1007 wurde der neue Sprengel gegen den von Eichstätt mit dem Laufe der Pegnitz abgegrenzt. Was also vom jetzigen Stadtgebiet Nürnbergs nördlich dieses Flusses lag, gehörte zu Bamberg, was dagegen auf der anderen Seite lag, zählte vorerst zu Eichstätt. Dieses Verhältnis scheint jedoch nicht lange bestanden zu haben, denn schon 1162 wird die Kapelle zum Heiligen Grab, an deren Stelle sich jetzt die Pfarrkirche St. Lorenz erhebt, als zu Fürth eingepfarrt erwähnt, und Fürth gehörte damals zur Diözese Bamberg. Im 13. Jahrhundert kommt also für Nürnberg als Diözesanhauptstadt nur Bamberg in Betracht.

      Im ersten Drittel dieses Jahrhunderts entwickelte sich in Bamberg im Anschluß an den Dombau ein reges Kunstleben. Der unter Kaiser Heinrich II. erbaute, 1081 abgebrannte, unter Bischof Otto dem Heiligen wieder aufgebaute und 1185 abermals durch eine Feuersbrunst zerstörte Dom wurde gleich nach dem Brande von neuem aufgebaut. Begonnen wurde mit der Ostpartie. Nach Vollendung derselben vor 1202 trat eine kurze Unterbrechung ein. Man ging nun energisch an die Vollendung des ganzen Baues. Auf die provisorische Einweihung von 1232 folgte am 6. Mai 1237 die letzte und endgültige.[7] Es ist ganz natürlich, daß bei dem Bau eines Gotteshauses von den Dimensionen des Bamberger Domes, der noch dazu in verhältnismäßig kurzer Zeit zur Ausführung gelangte und infolgedessen eine zahlreich besetzte Bauhütte erforderte, sich eine eigene Bauschule heranbildete, die im Bedarfsfalle imstande war, auch nach auswärts Parliere und Steinmetzen abzugeben. Was liegt da näher, als daß die Nürnberger Pfarrgemeinde, als man nach einem monumentalen, nur mit dem Aufgebot gediegener und geschulter Kräfte zu erbauenden Gotteshaus verlangte, zur Dombauschule der Diözesanhauptstadt in engste Beziehungen trat.