Die Sebalduskirche in Nürnberg. Friedrich Wilhelm Hoffmann
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Название: Die Sebalduskirche in Nürnberg

Автор: Friedrich Wilhelm Hoffmann

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 4064066113568

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СКАЧАТЬ das Niveau der übrigen Kapelle erhöhte Chor einschließlich Querschiff mit vier Wölbungsquadraten und das anstoßende Quadrat der unteren Kapelle. Die beiden westlichen Rechtecke mit den sechsteiligen Gewölben wurden erst im folgenden Jahrzehnt angefügt. Hier in dieser Kapelle haben Architekturglieder und Ornamente die reichste Verwendung gefunden, hier finden sich wieder Kleeblattblendbögen und Hornkonsolen, welche in der allgemeinen Form sowohl wie in der Detailbearbeitung stark an den Dom zu Bamberg und an St. Sebald in Nürnberg erinnern. Und wenn wir uns vergegenwärtigen, wie damals die Zisterzienser mit ihren Mönchen und Laienbrüdern sich häufig auch an anderen Kirchenbauten, welche im Auftrage von Pfarrgemeinden oder weltlichen Geistlichen errichtet wurden, rege beteiligten, so liegt die Vermutung sehr nahe, daß zwischen dem Bau der Klosterkirche in Ebrach und den zeitlich mit ihm übereinstimmenden Bauten in Bamberg und Nürnberg enge Beziehungen bestanden haben.

      Die Vermutung wird in erster Linie durch den Umstand bestätigt, daß sämtliche Steinmetzzeichen am alten Bau von St. Sebald nicht nur am Dom zu Bamberg, sondern auch mit noch etlichen Zeichen dieses Baues wieder an der Klosterkirche in Ebrach angetroffen werden. Es steht somit fest, daß eine Anzahl ein und derselben Steinmetzen an allen drei Kirchen tätig waren. War diese wandernde Kolonie an dem einen Bau fertig, so zog sie zum anderen Bau, um dort ihre Tätigkeit von neuem aufzunehmen.

      Der Anzahl der Zeichen nach zu schließen waren von den Steinmetzen, die am Bau der Klosterkirche Ebrach arbeiteten, mehr am Dom zu Bamberg tätig als an der Kirche St. Sebald. Trotzdem war den Ebrachern an der Nürnberger Pfarrkirche ein größeres Arbeitsfeld eingeräumt als dort. Was am Bamberger Dom direkt auf Ebracher Einfluß zurückgeht, ist der Westchor bis zum Dachgesims, beziehungsweise bis zu den Gewölbeanfängen im Innern und das Nordportal des Querhauses mit den Kleeblattblendbögen; ferner die Schranken des Westchores.[14] Der Dom war eben in seinen Hauptteilen: Ostchor mit Türmen, Langhaus und Querschiff, bereits vollendet oder wenigstens der Vollendung nahe, als man in Ebrach die Neubauten aufzuführen begann. Beim Weiterbau am Bamberger Dom mußte die einmal gegebene Disposition beibehalten werden, und so hatten sich die Ebracher den Anordnungen der Dombauleitung unterzuordnen. Anders bei St. Sebald. Hier konnte sich die Tätigkeit der Ebracher viel einflußreicher gestalten, weil man überhaupt erst zu bauen anfing, als die Ebracher kamen. Hier konnten also die von den Ebrachern in ihr Bauprogramm aufgenommenen Neuerungen volle Verwertung finden. Und so finden sich bei St. Sebald nicht nur dekorative Glieder, wie kleeblattförmige Blendnischen oder Hornkonsolen vor, welche auf eine nahe Verwandtschaft mit Ebrach hinweisen, sondern auch Konstruktion und System, d. h. fast alles, worin St. Sebald mit Bamberg nicht übereinstimmt, bilden ein Produkt der engen Beziehungen.

      Wir sehen nämlich in Ebrach, und zwar zunächst in der Klosterkirche selbst, vor allem das einfache System mit durchlaufendem Joch wieder, die rechteckigen Gewölbefelder im Mittelschiff und infolgedessen im Längsschnitt der Mittelschiffjoche eine bedeutende Höhenentwicklung (Bamberg 2 : 1, Ebrach 3 : 1); ferner eine im Gegensatz zu Bamberg große Entfernung der Gewölbkämpferlinie von den Arkadenbögen, Vorlagen in den Arkadenbögen, von Säulen getragen, nicht vollständige Herabführung der Mittelschiffdienste im Gegensatz zu den Seitenschiffdiensten und schließlich am Außenbau Strebepfeiler. Ebenfalls ist der Rundbogen in den Fenstern, der Spitzbogen in den Arkaden und im Gewölbe vertreten. In der Michelskapelle und zwar in deren jüngerem Teil kehren das sechsteilige Gewölbe, Verringerung der Mauerstärke des Lichtgadens und Aufsitzen des Schildbogens auf kleinen Säulen, außerdem nahverwandte Formen an den Halbsäulenkonsolen und an den Kapitälen wieder.

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      Abb. 15. Portal am südlichen Turm.

      Die soeben festgestellten Übereinstimmungen zwischen St. Sebald und der Ebracher Klosterkirche sind architektonische Elemente, welche dem Bamberger Dombau völlig fern liegen, und zum weitaus größten Teil konstruktiver Natur, in der Hauptsache: das Strebesystem und das System des einfachen Joches. Wir fragen uns nun: wie kamen bei Ebrach zu Anfang des 13. Jahrhunderts diese wesentlichen Elemente gotischen Stiles in die spätromanische Baukunst Ostfrankens?

      Bekanntlich war Frankreich das Kulturland des Mittelalters. Am meisten hatte Deutschland im 13. Jahrhundert den Einfluß Frankreichs im gesamten Bereich der Kultur zu verspüren und nicht zum mindesten in der Baukunst. Mit dem 13. Jahrhundert hatte die Gotik in ihrem Geburtslande Frankreich den Höhepunkt ihrer Entwicklung erreicht, und von dieser Zeit an datiert ihre Einführung nach Deutschland, und zwar in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts die Einführung der entwickelten Gotik, in der ersten Hälfte die Einführung einzelner Elemente dieses Stiles. Und die Einführung einzelner gotischer Elemente wurde von dem weit verbreiteten Orden der Zisterzienser besorgt.

      Gewiß fand in Ebrach auch nach Vollendung des 1126 gegründeten Klosters die Baukunst durch die Mönche und Laienbrüder weiterhin Pflege. Erweiterungen der Klosteranlage, welche durch den rasch anwachsenden Reichtum bedingt wurden, und Aufträge in der Umgegend werden genügend Arbeit zugeführt haben. Als jedoch das Kloster zu Beginn des 13. Jahrhunderts beschloß, einen bedeutenden Neubau dem Zeitcharakter entsprechend aufzuführen, da reichten die vorhandenen bau- und kunstverständigen Mitglieder des Ordens nicht aus, man bedurfte eines bedeutenden Zuwachses neuer Kräfte, insbesondere eines entsprechend geschulten Bauleiters. Es blieb daher nichts anderes übrig, als sich an das Mutterkloster zu wenden und sich von dort eine Anzahl von Konversen samt Baumeister, Parlieren und Steinmetzen kommen zu lassen. Nur auf diese Weise erklärt sich das plötzliche Auftauchen französischer Bauweise in Ostfranken, zumal in Ebrach.

      Zu Beginn des 13. Jahrhunderts waren für die Zisterzienser nicht mehr die fünf burgundischen Hauptkirchen die allein ausschlaggebenden Bauten. Dieselben waren im wesentlichen nunmehr Vorbilder in der Anlage. In allen übrigen Punkten kam jetzt die burgundische Schule überhaupt, also nicht nur die der Zisterzienser speziell, als Ausgangspunkt für neuere Bestrebungen in Betracht, und hier nahmen den ersten Platz die beiden im östlichen oder Niederburgund gelegenen Bauten, die gegen 1200 vollendete Kathedrale von Langres und die um 1220 erbaute mächtige Vorhalle von Cluny ein. Von da aus scheinen die beiden Hauptelemente der französischen Frühgotik, das einfache Wölbungssystem und die Verstrebung, bis nach Ostfranken und nach Nürnberg vorgedrungen zu sein. Auffällig ist nur, daß die dort einen Hauptteil der Hochwandgliederung bildende Triforiengalerie und der Strebebogen in Ebrach keinen Eingang fanden, um so mehr, als die Zisterzienser doch stets ein lebhaftes Streben nach Zweckmäßigkeit im Konstruktiven bekundeten. Nach dieser Richtung also kann Ebrach für St. Sebald nur eine vermittelnde Rolle gespielt haben und nicht selbst Vorbild gewesen sein.

      

      Abb. 16.Abb. 17.

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      Abb. 18. Romanisches Portal am südlichen Turme.

      Jedoch ist ein anderer Weg der Einführung nicht ausgeschlossen. Die Einwölbung des Bamberger Westchores ist ein Werk französischer Frühgotik aus den dreißiger Jahren des 13. Jahrhunderts und hat mit Ebracher Baukunst, als deren Werk oben der übrige Teil des Westchores bezeichnet wurde, nicht das geringste gemein. Im Gegenteil weisen verschiedene Spuren darauf hin, daß die Einwölbung von dem nämlichen Meister geleitet wurde, nach dessen Plänen auch die Westtürme ihre charakteristische Gestalt erhielten. Die beiden Westtürme wurden nach dem Muster der Türme der Kathedrale von Laon gebaut, und diese, das letzte bedeutendste Bauwerk der nordfranzösischen Frühgotik, dessen Vollendung in die Zeit vor 1226 fällt, scheint denselben Anteil an St. Sebald wie die Kathedrale von Langres und die Vorhalle von Cluny zu haben. Ein bestimmtes Ergebnis dürfte natürlich erst durch eine eingehende, die erwähnten Punkte besonders berücksichtigende örtliche Untersuchung jener Bauten zu erzielen sein. Vorerst jedoch hat die Vermutung viel für sich, es gingen die nahen verwandtschaftlichen СКАЧАТЬ