Gestalten der Wildnis. Sir Charles G. D. Roberts
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Название: Gestalten der Wildnis

Автор: Sir Charles G. D. Roberts

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 4064066114022

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СКАЧАТЬ finden würde, die bei dem ganzen Empfang bisher gefehlt hatte. Halb im Zweifel, aber nicht ohne Hoffnung, watschelte er quer durch den Raum auf Nolans Koje zu.

      »Hab ich dir nicht gesagt, daß ich's nicht war!« protestierte Nolan leidenschaftlich. »Heiliges Ofenrohr, kann keiner von euch Kerls was tun, daß er mich in Ruhe läßt?«

      »Das Gewehr rüber, Eph!« zischte Sam Oulton, der in seiner Koje krampfhaft herumgestöbert hatte. »Ich hab ein paar Patronen gefunden!«

      Der Boß wollte dazwischen treten und ebenso Evan Morgan, der von Bären mehr verstand als die übrigen Holzfäller zusammen. Aber Eph Babcock hatte das Gewehr schon ergriffen, und eifrige Hände reichten es hinüber in Oultons Koje. Doch auch der Bär hatte es gesehen, und unter einem Chorus von Rufen des Staunens sprang er sofort danach. Gerade als die Flinte in Oultons Koje ankam und Oulton die Hände ausstreckte, um sie zu greifen, kam auch der Bär. Er war schneller, streckte seine schwere, schwarze Pfote aus und packte die Flinte. Oulton verschwand wieder in seinem Bette wie der Kopf einer Schildkröte in ihrer Schale. Der Bär aber nahm das Gewehr mit einem Ausdruck von Triumph über die Schulter und salutierte, stramm wie ein Soldat.

      »Gott sei Dank, daß sie nicht geladen ist, Sammy,« piepste Shorty Johnson mit Fistelstimme aus dem Bett nächst der Tür. »Der Herr Oberst hätt' uns alle damit aus dem Lager 'rausgejagt.«

      Der Boß und Evan Morgan – und auch der kleine Pat Nolan, der allmählich gemerkt hatte, daß mit diesem Bären was Besonderes los war, erlaubten sich, zu lachen. Die anderen aber blickten völlig verblüfft auf die unbegreifliche Vorstellung, die der schreckliche Gast ihnen gab. Für sie war es nur Zeichen einer übernatürlichen, also natürlich teuflischen Intelligenz. Sie hätten sich nicht mehr gewundert, wenn der Bär jetzt zur Tür gegangen wäre, den Patronengürtel heruntergenommen und die Waffe geladen hätte, die er so geschickt über der Schulter trug. Aber als er nicht aufhörte zu salutieren, den Rücken zur Tür, fingen sie an, zu Verstand zu kommen. Auch Sam Oulton erschien wieder auf der Bildfläche. Ohne zu bemerken, daß der Boß und Evan Morgan grinsten, steckte er den Kopf vor und schrie:

      »Jetzt, Jimmy! Jetzt ist der Moment! Rasch, Mensch, setz' den Topp Bohnen draußen in den Schnee! Er geht hinterher. Dann können wir ihn draußen umbringen.«

      Aber Jimmy hatte keine Eile, in die Bresche zu springen, obwohl die Bohnen eigentlich sein Ressort waren.

      »Geh du und setz den Topf 'raus, Kleiner,« schlug er hinter dem Rücken des Boß vor, »du bist der nächste!«

      »Halt den Mund, Jimmy,« unterbrach Pat Nolan, »wozu ein so freundliches Biest umbringen? Schau, was er sich für Mühe gibt. Er macht Kunststücke!«

      »Der Teufel soll die Kunststücke holen!« schnarrte Sam, »der gibt frisches Fleisch für einen ganzen Monat!«

      Aus mehr als einer Koje kam Widerspruch gegen Oultons blutdürstige Aeußerung, so plötzlich schlug die Stimmung im Lager um. Evan Morgan widersprach sogar sehr deutlich.

      »Kannst du immer nur an deinen verdammten Bauch denken?« fragte er.

      Sam Oulton wurde wütend.

      »Was ihr Kerls braucht, ist 'ne Saugflasche,« schimpfte er. »Wenn das Lager ein verdammter Kindergarten geworden ist, dann werd ich das Biest allein umbringen!«

      Und er tauchte, aber noch mit einer gewissen Vorsicht, aus dem Versteck seiner Koje auf.

      Jetzt schien dem Boß, der die Situation allmählich verstanden hatte, sein Augenblick gekommen. Das Gewehr über der Schulter, stand der Bär noch immer da und salutierte. Aber es sah aus, als wartete er auf etwas.

      »Marsch!« sagte der Boß mit scharfer Stimme.

      Sofort marschierte der Bär vorwärts, mit strammen, aber vorsichtigen Schritten, quer durch den Raum und direkt durch die Gruppe, die der Boß, Evan Morgan, Eph Babcock und Jimmy Dillyhunt bildeten. Der Boß und Evan erwarteten ihn ruhig. Aber Eph und Jimmy drückten sich ängstlich auf die andere Seite des Tisches.

      »Halt!« kommandierte der Boß, ehe der Bär zu nahe gekommen war.

      Der Bär machte Halt und jeder stieß einen Seufzer aus.

      »Jetzt, Sammy,« begann der Boß im Ton eines Orakels. »Jetzt laß das Geschwätz von Umbringen. Hast du keine Augen im Kopf? Es ist ein zahmer Bär, das ist er! Und glückselig, daß er zu Freunden kommt. Der ist lang genug im Wald 'rum geirrt. Gib acht, was für ein famoser Kerl das ist. Achtung!«

      Auf das plötzliche, scharfe Kommandowort hin stand der Bär stramm. Aber er versuchte es zu rasch. Die Flinte fiel aus seiner breiten Pelzpfote und ratterte auf den Boden. Er zuckte nervös und klemmte die Augen zusammen, als erwartete er einen Hieb.

      Zweifellos hatte Tim Gallagher recht. Es war ein dressierter Bär, der gekommen war, um Gastfreundschaft in Anspruch zu nehmen. Entzückt wie Kinder, sprangen die Männer aus ihren Betten.

      »Famos ist der Oberst! Tu ihm nichts, weil er die Flinte hingeworfen hat, Tim!« schrie Johnson.

      »Vielleicht studier' ich einen Ringkampf mit ihm ein,« sagte Eph, »das wär' was für den heiligen Abend!«

      Oulton kroch verdrießlich in die Tiefe seiner Koje zurück und biß ein extra großes Stück Kautabak ab, um seine Zunge zu bändigen. Er sah ein, daß er zu sehr in der Minorität war.

      Mittlerweile war Jimmy, dem sein Mißtrauen leid tat, in seinen Kochraum zurückgekehrt. Jetzt trat er vor und trug in der Hand ein langes Stück herrlicher Speckrinde. Der Bär roch es und öffnete die Augen. Er merkte, daß er für den Unfall mit dem Gewehr nicht bestraft werden sollte. Erst starrte er den Leckerbissen an, danach Jimmys dunkles Gesicht, und dann streckte er hoffnungsvoll, aber noch ungewiß die Pfote aus. Als Jimmy seiner Bitte nicht nachkam, glaubte der Bär, er müßte etwas ganz Besonderes tun, um den Preis zu bekommen, etwas sehr Schwieriges und Ungewöhnliches. Mit Gewinsel ließ er sich nieder, legte die Nase zwischen seine Beine, dann hob er langsam sein breites Hinterteil und stand endlich schön und elegant auf dem Kopf. Ein paar Sekunden lang balancierte er so; dann kam er langsam und grunzend auf allen Vieren zurück, nahm die aufrechte Haltung wieder ein und wandte sich schmeichelnd an Jimmy.

      Das ganze Lager jubelte vor Entzücken.

      »Gib's ihm, Jimmy! Du kannst es selbst nicht besser! Er hat's weiß Gott verdient! Mach' ein friedliches Gesicht, Jimmy, er hat Angst! Guter alter Oberst!« kamen Beifallsrufe von jedem einzelnen, ausgenommen Sam Oulton.

      Jimmy gab die Speckrinde, und der Bär nahm sie vorsichtig in seine Krallenpfote.

      »Leicht wie ein Damenhändchen!« schrie Pat Nolan in seiner Begeisterung.

      Von diesem Augenblick an gestaltete sich der Abend zu einem Ehrenbankett. Gallaghers Lager bereitete dem Oberst – denn dieser Name, den Johnson gewählt hatte, blieb – einen Gala-Empfangsabend. Der Oberst war ein Bär von seltsamen und vielfachen Talenten und dabei von einem kindlichen Glauben an die Menschheit. Dies rührende Vertrauen in jedermanns Wohlwollen rührte die großherzigen und rasch bewegten Holzfäller, daß sie den Bären bald vergötterten, wie Kinder ein Baby. Es wurde ein schwerer Vorwurf gegen Eph Babcock, daß er im ersten Augenblick ungerechtfertigten Entsetzens nach seinem Gewehr gerannt war.

      »Eph,« sagte Pat Nolan, »hättest du nur ein Haar auf seinem Kopf gekrümmt, es täte mir leid, aber dann hätt' ich dir mit dieser Hand hier die Därme aus dem Bauch gerissen!«

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