Название: Dr. Daniel Staffel 3 – Arztroman
Автор: Marie Francoise
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Dr. Daniel Staffel
isbn: 9783740918033
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»Na ja, wenn du meinst.« Doch so ganz war das Thema für Harald noch nicht erledigt. »Weißt du, Melanie, ich habe gehört, daß drüben in Steinhausen so ein netter Gynäkologe praktizieren soll. Ein paar meiner Arbeitskolleginnen sind bei ihm und schwärmen immer wieder in den höchsten Tönen.« Er grinste. »Natürlich nur, wenn sie sich allein glauben. Allerdings kriege ich doch gelegentlich etwas davon mit.«
Melanie lachte. »Wie mir scheint, sogar sehr viel.«
Harald zuckte die Schultern. »Es geht.« Er wurde wieder ernst. »Dieser Dr. Daniel soll auch Belegbetten an der kleinen Klinik in Steinhausen haben. Bei ihm wärst du sicher in guten Händen.«
»Das mag schon sein, Harry. Trotzdem kann ich jetzt den Frauenarzt wirklich nicht mehr wechseln. Unser Kind kann praktisch jeden Tag zur Welt kommen.« Sie seufzte. »Na ja, und ganz so übel ist die Steiger auch nicht. Man darf eben nicht so zimperlich sein.«
*
Stefan Daniel hatte einen rabenschwarzen Tag hinter sich. Allerdings häuften sich solche Tage bei ihm in letzter Zeit. Er war unkonzentriert und bekam daher immer häufiger Schwierigkeiten mit seinem Chefarzt Dr. Wolfgang Metzler.
»Urlaub wäre jetzt recht«, knurrte er sich selbst an. »Ich bin schlicht und einfach urlaubsreif.«
Doch er wußte, daß das nicht so ganz den Tatsachen entsprach. Sicher, Wolfgang verlangte ihm eine Menge ab, obwohl er erst Assistenzarzt war. Trotzdem war es nicht die Arbeit, die ihm so zu schaffen machte. Das wirklich Problem lag in seiner Beziehung zu Rabea.
Mit einem tiefen Seufzer betrat er die Villa seines Vaters und ging langsam ins erste Stockwerk hinauf. Im Grunde hatte er jetzt gar keine Lust, mit irgend jemandem zu reden, doch in der Praxis war es ruhig. Das bedeutete, daß sein Vater schon in der Wohnung oben war, und dem Essensduft nach zu schließen, mußte auch Tante Irene zugegen sein.
Wieder seufzte Stefan. Ein langes Gespräch war heute ohnehin nicht mehr möglich, da er gleich wieder zur Klinik hinüber mußte. Und die paar Minuten, die er mit seinem Vater und seiner Tante verbringen würde, würde er auch noch aushalten.
Er betrat die Wohnung und hängte seine Jacke an die Garderobe. Dabei fiel sein Blick in den Spiegel an der Wand, und wenn er im Moment objektiv gewesen wäre, dann hätte er gesehen, daß er ein sehr gutaussehender junger Mann war. Groß und schlank, mit dichten, dunklen Locken und strahlend blauen Augen. Dazu das markante Gesicht, das eine unverkennbare Ähnlichkeit mit seinem Vater aufwies und bereits jetzt, mit seinen fünfundzwanzig Jahren, von sehr viel Herzenswärme zeugte. Doch trotz allem konnte Stefan heute an seinem Aussehen keinen rechten Gefallen finden, aber wahrscheinlich rührte das daher, daß er im Moment so unglücklich war.
Mit einem weiteren tiefen Seufzer wandte er sich vom Spiegel ab und betrat das Eßzimmer, dann ließ er sich niedergeschlagen auf einen Stuhl fallen. Nicht einmal der verführerische Duft von Rahm-Geschnetzeltem konnte ihn aufmuntern.
»Na, mein Junge, was ist denn los mit dir?« fragte Dr. Daniel besorgt. »Bist du krank?«
Stefan seufzte noch einmal abgrundtief, dann schüttelte er den Kopf.
»Wolfgang ist zur Zeit einfach unausstehlich«, beklagte er sich über seinen Chefarzt. »Heute hat er mich schon wieder zusammengestaucht, daß ich so klein war – mit Hut.« Und dabei zeigte er mit Daumen und Zeigefinger eine Höhe von etwa zwei Zentimetern an.
Dr. Daniel hatte Mühe, sich ein Schmunzeln zu verkneifen. »Was hast du denn nun wieder angestellt?«
»Gar nichts«, beteuerte Stefan. »Es ging um einen neuen Patienten, der seit heute früh auf der Chirurgie liegt. Wolfgang hat verschiedene Untersuchungen angeordnet, und als ich sie durchführen wollte, fiel mir auf, daß ein paar Sachen schon von seinem Hausarzt gemacht worden waren. Blutuntersuchungen, Rektoskopie und Ultraschall. Da dachte ich natürlich, daß es Unsinn sei, den Mann noch einmal damit zu quälen – vor allem mit der Rektoskopie. So angenehm ist die ja nun auch wieder nicht. Ich habe es also gewagt, unseren Herrn Chefarzt darauf hinzuweisen, daß diese Untersuchungen vielleicht gar nicht nötig wären. Meine Güte, der ist dann aufgegangen wie eine Dampfnudel.«
Jetzt konnte Dr. Daniel nicht mehr anders. Er mußte herzhaft lachen.
»Das kann ich mir vorstellen«, meinte er schließlich, dann wurde er wieder ernst. »Weißt du, Stefan, diese Gründlichkeit hat er unter anderem von Professor Thiersch gelernt. Und du kannst ganz beruhigt sein: Als dein alter Vater noch Assistenzarzt war, verhielten sich die Chefärzte genauso. Ich habe damals einen ähnlichen Fall erlebt wie du heute.
Und ich habe es ebenfalls gewagt, meinen Chefarzt darauf
hinzuweisen. Das war Professor
Thiersch, und vielleicht kannst du dir seine Reaktion vorstellen.«
»Nach allem, was du so über ihn erzählt hast, denke ich, daß ein wahres Donnerwetter über dir niedergegangen ist.«
Dr. Daniel nickte. »Und das ist noch ziemlich harmlos ausgedrückt. Professor Thiersch hat mich vor allen anwesenden Ärzten so zur Schnecke gemacht, daß ich am liebsten meinen Beruf hingeschmissen hätte. Allerdings war das, was er sagte, auch einleuchtend. Ein Arzt, der eine wirklich gute Klinik haben will, darf sich nie auf Untersuchungsergebnisse verlassen, die von außerhalb kommen. Professor Thiersch tut das heute noch nicht, und mehr als einmal hat sich das bewährt. Ich bin selbst praktizierender Arzt und will keinem Kollegen zu nahe treten, aber gerade in Arztpraxen passieren oft schon bei Routineuntersuchungen dermaßen haarsträubende Fehler, daß es ganz bestimmt nicht verkehrt ist, wenn in einer Klinik alle benötigten Untersuchungen noch einmal durchgeführt werden – mag das für den Patienten auch manchmal recht unangenehm sein.«
Stefan seufzte. »In diesem Ton hätte Wolfgang mir das doch auch sagen können.«
Dr. Daniel lächelte. »Professor Thiersch hat mir das auch nicht in diesem Ton beigebracht. Und vielleicht habe ich es mir gerade deshalb so gut gemerkt.«
»Möglich«, räumte Stefan ein, dann stand er auf.
»Willst du denn nichts essen?« fragte Dr. Daniel erstaunt.
»Keine Zeit«, entgegnete sein Sohn. »Der liebe Wolfgang hat mich heute obendrein noch mit Nachtdienst beglückt.« Er dämpfte die Stimme. »Manchmal könnte ich ihm wirklich den Hals umdrehen.«
Dr. Daniel schmunzelte. »Ich glaube, mit diesem Gedanken spielt jeder Assistenzarzt gelegentlich. Aber wenn du mal ganz ehrlich zu dir selbst bist, dann wirst du sicher zugeben müssen, daß Wolfgang vielleicht doch nicht so ganz unrecht hatte.«
Stefan nickte. »Du hast natürlich wieder mal recht, Papa, und es ist auch gar nicht so sehr das, was er gesagt hat, sondern wie er es gesagt hat. Weißt du, Gerrit schimpft auch mit mir, wenn ich einen Fehler mache. Er ist sogar fast so streng dabei wie Wolfgang, aber… ich weiß nicht, wie ich es erklären soll.«
»Ich verstehe schon, was du meinst«, erklärte Dr. Daniel. »Wolfgang besitzt eine Ausstrahlung, die auf einen jungen Assistenzarzt mehr als nur respekteinflößend СКАЧАТЬ