Der sechste Sinn. Palle Adam Vilhelm Rosenkrantz
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Название: Der sechste Sinn

Автор: Palle Adam Vilhelm Rosenkrantz

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ warf den Kopf zurück und sagte spitz: »Nein, danke.«

      »Ich glaube, ich tue es,« sagte der Ingenieur darauf. »Ich bin nicht wie Sie, Fräulein Monny, die am liebsten lange Spaziergänge allein macht.«

      »Geniert Sie das?« tönte es wie eine Aufforderung zum Kampf.

      »Nur insofern, als ich Wert darauf legen würde, dabei zu sein,« erwiderte der Ingenieur und fügte hinzu: »sehr großen Wert.«

      Monny sah ihn groß an: »danke, dann bleibe ich lieber zu Hause.«

      Jetzt kam der erste scharfe Schuß: »Man sollte meinen, Sie gingen zum Stelldichein.«

      Monny richtete sich empor, schritt durchs Zimmer, stemmte die Hände in die Seiten und blieb mitten vor ihrem Feinde stehen: »Kümmern Sie sich um Ihre eigenen Angelegenheiten, unverschämter Mensch!«

      »Aber Monny!« erscholl es im Chor von Mutter und Schwester. Doch Monny ging stolz und hochaufgerichtet wie Carmen im ersten Akt durchs Zimmer und verschwand durch die Eßzimmertür.

      Willumsen sah ihr lange nach, und sagte dann zu Tine gewandt: »Sie kann mich gewiß nicht recht leiden.«

      Tine lachte. »Das scheint so.«

      »Ist sie in einen anderen verliebt?« fragte Willumsen prüfend.

      »Nicht daß ich wüßte,« antwortete Tine. »Glaubst Du wohl, Mutter?«

      »Nein, da garantiere ich dafür,« sagte Frau Busgaard und legte das Strickzeug beiseite. »Machen Sie sich nichts daraus, Herr Ingenieur. Monny ist ein Kind. Sie ist ein wenig eigen. Sie meint es gut.«

      Willumsen lächelte. »Mit mir meint sie es jedenfalls ehrlich. Und Ihr Mann ist vielleicht auch zu freundlich gegen mich.«

      Frau Busgaard nickte. – »Wir nehmen das zweite Frühstück heute etwas zeitiger. Der Wagen ist nach der Stadt, meinen Neffen abzuholen. Ich habe ihm telegraphiert, er kommt mit dem Morgenzug.«

      Tine fuhr mit einem Ruck in die Höhe.

      »Thomas kommt?«

      »Es sollte eine Überraschung sein,« sagte Frau Busgaard freundlich. »Freust Du Dich darüber, Tine?«

      Tines ganze Person sprach – nur ihr Mund schwieg.

      Frau Busgaard erklärte: »Sie müssen wissen, Herr Ingenieur, daß ich kein rechtes Zutrauen zu unserem neuen Kreisrichter habe. Er wird die Diebesgeschichte kaum allein aufklären können, und mein Neffe ist ein wahres Wunder in dieser Richtung. Darum habe ich ihn gebeten, zu kommen. Ich habe meinem Mann nichts davon gesagt. Er kann Thomas Art nicht recht leiden. Aber wenn mein Neffe erst hier ist, wird er sich, meine ich, schon darein finden. Das Wichtigste ist ja, daß wir den Dieb finden. Meinen Sie nicht auch?«

      Willumsen verneigte sich »Selbstverständlich. Nichts ist so häßlich wie der Argwohn, der sich unwillkürlich auf die Leute im Hause richtet. Aber ich glaube doch, Sie tun dem Kreisrichter unrecht. Heiden ist ein stiller Mann, eine Künstlernatur, aber er ist kein dummer Mann, und sein Amt versieht er gut.«

      »Man sagt, es sei in den wenigen Monaten, die er hier ist, mehr gestohlen worden, als in der ganzen Amtszeit des vorigen Kreisrichters,« sagte Tine mit Nachdruck.

      Willumsen lachte. – »Sie sind nicht unparteiisch, Fräulein Tine.«

      Tine wurde rot. – »Ich verbitte mir . . .«

      Und auch sie verließ mit ziemlich festen Schritten das Zimmer. Frau Busgaard drehte ihre Haubenbänder umeinander.

      »Sie haben doch keinen rechten Stein im Brett bei den Mädchen, Herr Ingenieur,« sagte sie gutmütig. »Na, Tine und Thomas ziehen an einem Strang, und ich habe ihn lieb. Er ist der einzige Sohn meines einzigen Bruders, und Sie werden ihn auch schätzen lernen. Er hat eine scharfe Zunge, aber das Herz sitzt auf dem rechten Fleck. Und das tut der Kopf übrigens auch. Sie sollen sehen, wir werden Vergnügen an Thomas haben.«

      »Ich freue mich auf ihn,« sagte der Ingenieur höflich. Das tat er eigentlich nicht; er hatte das Gefühl, als sollte er sich zu den Alten halten, bei den Jungen waren seine Chancen vorläufig nur gering.

      Jetzt stürzte Tyr herein, beinahe ehe er die Tür geöffnet hatte.

      »Mutter, Mutter, das war ein Spaß. Sowie die Ferkel kamen, fraß die Sau sie auf – wie bei der Katze, die du mir vorige Weihnachten in Kopenhagen gekauft hattest. Die kleinen Tiere gingen einfach durch das große durch.«

      Und Tyr glänzte vor Freude und schwitzte vor Vergnügen über den praktischen Beitrag zur Fortpflanzungslehre, dem er draußen im Schweinestall beigewohnt hatte.

      Nach ihm kam Busgaard. Er schwitzte auch und trocknete sich den Schweiß mit seinem großen rotgeblümten Taschentuch von der Stirn.

      Und dann fluchte er: »Dieser Satans Viehknecht, dieser Tölpel, der Kerl ist ein kompletter Esel! Ich werfe ihn hinaus, ohne Lohn, augenblicklich.«

      »Das tust Du nicht,« sagte Frau Busgaard beruhigend.

      »Du meinst, dann rennt er gleich zum Kreisrichter und bekommt Recht, wie?«

      Und Busgaard schwitzte stärker und trocknete sich die Stirn eifriger.

      Er fauchte ein paar Minuten und fiel dann über den abwesenden Kreisrichter Heiden in sehr unparlamentarischen Wendungen her, die mit der durch die Situation gegebenen Bemerkung endeten: »Und wenn der Knallidiot mir wenigstens meine Gelder wieder schaffen könnte! – Aber das kann er natürlich auch nicht –.«

      Tante Mus benutzte kluger Gewohnheit gemäß die Gelegenheit; das war ihre Force, und darauf beruhte ein gut Teil ihrer stillen aber unzweifelhaften Macht.

      »Bus,« warf sie leicht hin, »darum habe ich auch nach Thomas telegraphiert! Niels holt ihn mit dem Wagen von der Bahn.«

      In alten Tagen betrachtete man Explosionen als etwas Unangenehmes und Abnormes; in unseren Tagen, wo nicht allein Gasmotoren, sondern alle Motoren, Petroleum- und Benzinmotoren durch eine ununterbrochene Reihe von Explosionen getrieben werden, die also eine Bedingung für den Betrieb von Automobilen und Luftschiffen sind, hat man sich an diese Erscheinungen gewöhnt. Ein moderner Leser wird sich also auch an Gutsbesitzer Busgaard gewöhnen können, dessen ganzes Leben eine fortgesetzte Reihe kräftiger Explosionen ist.

      Bei dem Namen Thomas explodierte er gewaltig.

      »Den Teufel hast Du –.«

      »Pst, Bus, pst,« erwiderte Frau Busgaard beschwichtigend. – »Ja, das habe ich. Ich mag nicht, daß die Leute hier auf dem Hofe herumgehn und sich gegenseitig verdächtigen. Und von Thomas weiß ich, was Du auch von ihm sagen magst, auf Diebe versteht er sich. Und deshalb meine ich, wir sollen ihn zu dem brauchen, wozu er gut ist. Das ist meine Ansicht, und ich bin sicher, ich habe recht!«

      Busgaard brummte – aber sie hatte recht. Das haben Frauen nicht immer. Aber wehe dem Ehemann, dessen Frau es so eingerichtet hat, daß sie meistens recht hat. Die Männer sind nun einmal geneigt einzuräumen, daß ihr Widerpart recht hat, und darum unterliegen sie. Frauen räumen das niemals ein. Und darum ist auch kein Auskommen mit ihnen. Wenn sie nicht sind wie Frau Busgaard, dann gnade Gott! Und sie sind nicht alle wie Frau Busgaard. Freuen wir uns, daß sie so ist. –

      Thomas wurde СКАЧАТЬ